Goldene Nasen

Zum Standardrepertoire des Abwehrzaubers gegen Kritiker der offiziellen 9/11-Geschichte gehört seit je der Vorwurf der Geldmacherei. Ein schwaches Argument in einer auf Geld und Abzocke basierenden Gesellschaft, wo die wichtigsten Meldungen aus dem Börsencasino noch vor der Tageschau gesendet werden und Bankster, die Geld aus dem Nichts schaffen, als Ehrenmänner gelten, aber dennoch naserümpfend immer wieder vorgebracht: die goldenen Nasen, die sich angebliche “Verschwörungstheoretiker” (die Goldene Propaganda-Palme für den Mißbrauch dieses Begriffs geht zum 10. Jahrestag an das Nano-Spezial von 3-sat)  angeblich mit ihren Publikationen verdienen. So wie Bröckers & Walther, die diese Woche auf Platz 17 der Spiegel-Liste rangieren und damit schon wieder einen Bestseller geschrieben haben. Wohl wahr – aber was ist ein “Bestseller” und was kommt dabei für den Autor eigentlich heraus. Der Kollege Sven Böttcher hat es dankenswerter Weise grad mal vorgerechnet:

Die kleine „Vermittlungsgebühr“, die Autoren an Ihre Verlage und Zwischenhändler entrichten, beträgt 95% des Verkaufspreises. Beim Taschenbuch. Beim Hardcover sind´s nur 90%. Sprich: von den 9,99 €, die der Buchhändler vom Leser kassiert, kommen beim Autor an: 50 Cent. Ein beliebter Autor, der ein einsames Arbeitsjahr mit dem Anfertigen eines schönen langen Textes für 5.000 Leser verbringt, kommt so auf eine Jahreseinnahme von nicht ganz 50.000 Euro, sondern: 2.500 €.

Die goldene Nase des Bestsellerautors sieht auch nicht so viel glänzender aus, denn wer 20.000 Hardcover-Kopien seines beliebten Textes zum Preis von 16,99 € unters Volk bringt, erhält dafür nicht etwa 340.000 €, sondern etwa 34.000 €. Immerhin: der Bestsellerautor könnte sich davon eine gediegene 2-Zimmer-Mietwohnung leisten. Zum Beispiel in Braunschweig. Sofern er keine Kinder hat.

Sein von immerhin 5.000 Menschen gern gelesener Kollege hingegen wird mit seinem Honorar von 2.500 € im Jahr nicht ganz so weit kommen. Sondern muss bei seiner Mutter wohnen bleiben.

Sven schließt daraus (wie viele Verleger) zu Recht, dass Bücher eigentlich viel zu billig sind – und dass auch ein saftige Preiserhöhung allein es für die Autoren nicht richten kann, wenn sich an der Verteilung des Kuchens künftig nicht ebenfalls etwas ändert:  an dem Verhältnis von  90/10 zu Ungunsten der Autoren, die doch die eigentlichen Schöpfer, Urheber, Content-Lieferanten sind. Solange bleiben Goldene Nasen für Dichter, Denker und andere Autoren  absolute Mangelware und die allermeisten dürfen schon froh sein, wenn sie auf 7,50 Euro Mindestlohn für ihre Arbeit kommen…

 

7 Comments

  1. Hört, Hört…! Der Meister der Vereinfachung, Verdrehung und Verpolemisierung der Realität fühlt sich durch die Vereinfachung, Verdrehung und Verpolemisierung der Realität belästigt. Chuzpe, Mathias!

    Aber man könnte es auch umgekehrt formulieren: Damit der Zehnte für den Lebensunterhalt reicht, ist man als Autor dazu gezwungen, Unmengen an Schund unter das Volk zu bringen.
    Dazu gibt es ein wunderbares, fiktionales Essay von Stanislaw Lem, in dem dafür plädiert wird, dass jeder Urheber des gedruckten Wortes für jede seine Veröffentlichungen bestraft werde, was zur Folge hätte, dass nur noch wahre Asketen im Geiste überhaupt noch schreiben würden.

    Viele Grüße aus Stockholm,
    M.N.

  2. Ich überblicke nicht, was wirklich für Produktion, Werbung, Risiko für nicht verkaufte Bücher etc. drauf geht. Aber das Thema gab es vor einiger Zeit schon einmal – als die Verleger in Panik verkündeten, Googlebooks mache die Buchindustrie kaputt, die armen Autoren könnten dann nicht mehr von ihrer Arbeit leben. Dass das verlogen sei, wurde auch damals schon erwähnt, denn hauptsächlich verdienen wohl die Verleger daran. Was nicht bedeutet, dass es den Autoren gegenüber nicht auch unfair wäre. Wie die Piraten das lösen wollen, wäre auch noch ne Frage …

  3. Zum Schreiben eines Buches gehört eine Menge Idealismus, der Verdienst ist eher lächerlich – das weiss ich aus eigener Erfahrung durch ein Buchprojekt das letztendlich im Eigenverlag via ‘print on demand’ in den USA erschienen ist. Was ein deutscher Fachbuchverlag angeboten hatte war dermassen entwürdigend und intransparent, dass dankend abgelehnt wurde. Man kann sich entscheiden zwischen vielleicht höherer Auflage und keinem persönlichen finanzielles Risiko durch eine Verlagspublikation oder man nimmt auch noch das Marketing in die eigene Hand und tanzt monetär auf des Messers Schneide. Jeder der meint das die von Mathias wiedergegebenen Zahlen nicht stimmen hat einfach keinen blassen Schimmer.

  4. FÜNFUNDNEUNZIG PROZENT! meine fucking fresse! ein grund mehr, diese “leistungsschutzrechte” der verleger rundheraus abzulehnen, so eine verlogene scheissbande (bei sowas werd ich einfach schwerst polemisch…)…

    un-fuck-ing-believable!

  5. Ich nehme an, dass MiniNuke jetzt seine gesammelten Beiträge im Bröckers-Blog veröffentlichen – mehr Schund als MiniNuke-Beiträge geht ja kaum – und sich damit eine goldene Nase verdienen wird. Und überhaupt wäre das doch eine tolle Idee für alle Hartz 4-Empfänger, sofern diese willens sind, überhaupt zu arbeiten, aber MiniNuke hat für die anderen bestimmt auch eine Lösung, weil Schreiben ja (seiner Meinung nach) eh keine Arbeit ist. Deutschland wird aufgrund dieser grandiosen Idee wieder zum Land der Dichter und Denker, und als Nebeneffekt werden alle reich (da hätte eigentlich der Gysi draufkommen müssen). Hach, das Leben ist so einfach!

    Und Bröckers hat die Bücher natürlich nicht geschrieben, weil er a) etwas zu erzählen hatte, b) es ihm ein Anliegen war, c) es ihm auch ein Bedürfnis war, aus dem der Antrieb zu großen Teilen kam und d) er eben schreiben KANN, sondern nur, weil er vorher schon wusste, dass es ihm eine goldene Nase einbringen würde. Klar doch, was denn sonst? Ich fürchte, das mit den Dichtern und Denkern, vor allem mit den Denkern, wird wohl doch nichts, wenn sogar Pseudo-Intellektuelle in den Medien derart abtrus denken. Bei MiniNuke bin ich gnädiger, der will ja nur stänkern. Und würde natürlich niemals gar nie nicht jemanden kritisieren, der z.B. für einen Spiegel- oder SZ-Artikel oder eine “Terrorexperten”-Aussage im ZDF ein Honorar kassiert, so lange der Artikel oder die Aussage dem entspricht, was MiniNuke gerne hören will. Da hilft auch kein Stanislaw Lem weiter, vor allem dann nicht, wenn man den nicht richtig verstanden hat.

  6. Ich hab neulich das Bröckers-Buch verlegt. Ich weiß bloß nicht mehr wohin…
    Ich will auch 95% !!!

  7. da bin ich ja enttäuscht, ich wollte schon fast mal fragen ob ihr jetzt über ne Million auf den Konto habt bei über 100.000 Büchern und was ihr damit macht, auch Infokrieg? (Film mit Nuoviso machen, Initiativen…) aber von 17€ gehen ja doch keine 10€ an euch 🙁
    Ich erlaube mir mal grob zu rechnen:
    20.000*17*10%=34.000
    +100.000*17*5%=85.000
    Summe: 119.000€
    Das ist grad mal 1/10 von dem, was ich geschätzt hatte. Dass die sich nicht schämen 🙁

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