Die Weisheit der Pilze

Es ist ja immer wieder schön, wenn die Wissenschaft uraltes Wissen wiederentdeckt – wie jetzt eine Studie an der John Hopkins Universität über die Weisheit magischer Pilze und ihre Kraft, die Selbstwahrnehmung und Persönlichkeit des Menschen positiv zu verändern. Für Hippies aus den 60ern und 70ern wahrlich keine neue Erkenntnis, genausowenig wie für Anthropologen und Ethnobotaniker,  die schon lange wissen, dass die bewußtseinserweiternden Wirkungen psychedelischer Pflanzen den Gehirnen des Homo Sapiens einst das  entscheidende Update verpaßten, um über den Tellerrand des Primatentums hinauszukommen. Zu diesem Thema liegt hier gerade – erst halb gelesen, sehr spannend – “Darwin’s Pharmacy – Sex, Plants And The Evolution Of The Noosphere” von Richard M.Doyle, und auf dem Coffeetable der prächtig bebilderte Band von meinem alten Freund Christian Rätsch “Pilze und Menschen: Gebrauch, Wirkung und Bedeutung der Pilze in der Kultur” .  Sowie das das neue Buch von Carl A.P.Ruck (mit Mark Hoffman und Jose Celdran) “Mushrooms, Myth & Mithras – The Drug Cult That Civilized Europe”   über den römischen Mithras-Kult, in dessen Mittelpunkt ein “magisches Mahl” des Fliegenpilzes stand.

Es ist also in der Tat nichts Neues, was die John Hopkins-Mediziner da entdecken, denn es ist nichts anderes als die Wirkung des uralten, vorchristlichen Sakraments, dessen Neuigkeitswert sich heute allein der jahrtausendealten Tabuisierung durch die Kirchen und dem modernen Krieg gegen Drogen verdankt. Bevor sie deswegen aus Harvard verbannt wurden hatten Tim Leary, Richard Alpert und Ralph Metzner schon Mitte der 60er Jahre entdeckt, dass eine Kurz-Therapie mit dem Pilzwirkstoff Psilocybin die Resozialisierungsquote von Gefängnisinsassen  erhöhte – die Knackis gewannen neue Einsichten über sich und wurden zu “besseren” Menschen. Knapp 50 Jahre später nun scheint  Dr. Roland Griffith solche Forschungsergebnisse zu bestätigen, wenn er versichert, “dass eine einmalige, starke Dosis Psilocybin die Persönlichkeit eines Erwachsenen dauerhaft verändern kann, hin zu mehr Offenheit.”

Wie schaffen die Pilze das ? Aus persönlicher Erfahrung würde ich sagen: sie sind einfach intelligenter als wir. Sie können uns unbekannte, unerhörte, unerwartete Einsichten und Ausblicke in das Innere und Äußere der Natur vermitteln. Eine erfolgreiche Lehrstunde (und werden Set und Setting wie von Leary et.al beschrieben beachtet, steht einem Erfolg wenig im Wege), eine einzige solche Sitzung mit den “kleinen Heiligen”, wie die Pilze von den südamerikanischen Indianern genannnt werden, kann viele Vorlesungen und Lektüren  von großen Koryphäen aufwiegen. Die Pilze erzählen und zeigen uns keine andere, sondern die ganze Welt. Terrence McKenna hat in seinem Buch  “Wahre Hallzuinationen”   einmal so wunderbar zu Protokoll gegeben, was ihm Stropharia Cubensis erzählte, dass wir es den geneigten LeserInnen als “Wort zum Sonntag” hier nicht vorenthalten wollen:

“Ich bin alt, älter als das Denken in Deiner Gattung, und das ist selbst schon fünfzig mal älter als Deine Geschichte. Obwohl ich seit urdenklichen Zeiten auf der Erde weile komme ich von den Sternen. Meine Heimat ist kein Planet, denn viele Welten, verstreut in der leuchtenden Galaxis, haben Lebensbedingungen, die meinen Sporen eine Chance geben. Der Pilz, den du siehst, ist der Teil meines Körpers, der der sexuellen Erregung und dem Licht geweiht ist. Mein wahrer Körper aber ist ein feines Geflecht aus Fasern, die in der Erde wachsen. Solche Geflechte können etliche Morgen Land bedecken und mehr Querverbindungen haben als ein menschliches Gehirn. (…)Durch die Äonen von Zeit und Raum treiben viele sporenbildende Lebensformen, die ihr Leben manchmal eingestellt haben, manchmal für Jahrmillionen, solange, bis sie auf eine geeignete Umwelt stoßen. Nur wenige dieser zu neuem Leben erwachten Arten sind mit Geist begabt, nur ich und meine erst jüngst entstandenen Verwandten haben die Fähigkeit zur Hyperkommunikation und die Gedächtniskapazität erreicht, die uns zu führenden Mitgliedern in der Gemeinschaft galaktischer Intelligenz macht.(…)Mein Myzel-Geflecht hat weder Organe noch Hände, um die Welt zu bewegen; aber höhere Tiere mit manipulativen Fähigkeiten können Partner meines Sternenwissens werden und können, wenn sie in gutem Glauben handeln, zusammen mit ihrem demütigen Pilzlehrer zu den Millionen Welten zurückkehren, deren Erben alle Bürger unseres Sternenschwarmes sind.”

11 Comments

  1. Lieber Herr Bröckers
    Ich lese Ihren Blog fast täglich mit Gewinn und habe auch Ihr neues 9/11-Buch gekauft und weiterverschenkt, weil Sie auf diesem Gebiet einfach eine Klasse für sich sind. Und nun kommen Sie wieder mit Ihren Pilzen…
    “Alles was unseren Geist befreit, ohne uns die Herrschaft über uns selbst zu geben, ist verderblich.” (Goethe)
    Ich kenne genug alte Kiffer, um zu sehen, dass dies die grössten Spiessbürger geworden sind, nur schwätzen sie z.T. noch von Idealen, nicht so wie die Alkoholiker. Traurig, was da an Erneuerungskräften kaputtgemacht wird. Und mit den Patienten in der Psychiatrie in meiner Nachbarschaft, die z.T. durch LSD und die genannten Pilze soweit gekommen sind, kann ich nur Mitleid haben.
    Natürlich will man sich als Kreativer nicht durch die Fans auf ein Thema reduzieren lassen, dass kann ich schon verstehen – sonst bleibt wirklich nur die Flucht in die Drogenwelt.
    Dennoch – wenn das hier die angekündigte Neuausrichtung Ihrer Arbeitsfelder einläuten soll, dann sind Sie Leser wie mich bald los. (Andere werden uns ja vielleicht ersetzen !?)
    Bewusstseinserweiterung – ja, bitte, so viel wie möglich ! Aber nicht auf chemischem Wege.

  2. Ich kann mich dem Herrn van der Waerden nur anschliessen, Herr Bröckers.
    Was am Widerspruch in sich der “wahren Halluzinationen” wunderbar sein soll, müssen Sie mir erklären.
    Es geht hier ganz einfach um Wahrheit versus Vorgaukelung von Wahrheit (Halluzination). Vorgetäuschte oder falsch empfundene Wahrheit ist schlicht Unwahrheit – basta.
    Auch ich muss an “Acid Freaks” denken, welche in der Psychiatrie gelandet sind. Ich habe in meinem Leben noch nie einen durch psychoaktive Substanzen geläuterten Menschen getroffen. Aber viele Opfer, welche diesbezüglich unter einer total verschrobenen Selbstwahrnehmung leiden.

    Ich danke Ihnen für die sachlich-rationale Recherchearbeit, was die schreckliche Black-Op am 11. September 01 betrifft. Ich habe ihr Writersblog jeweils empfohlen, wenn sich jemand wirklich fürs Thema zu interessieren begann.

    In diesem Sinne sag ich mal Tschüss – bis wir uns hoffentlich wieder mal auf dem Gebiet der nüchternen Bewusstseinserweiterung austauschen können.

  3. @Oliver, Beat: Wendet euch da aml nicht zu schnell ab: Die” offizielle (war on drugs-) Version” über Pilze (Drogen) ist genauso falsch wie das offizielle 9/11-Märchen! Inkl. der dazugehörigen Horrorpropaganda.

    Was die Pilz-“Intelligenz” im allgemeinen betrifft, hier ein Vortrag des Mycologen Paul Stamets:

    http://www.ted.com/talks/paul_stamets_on_6_ways_mushrooms_can_save_the_world.html

    … und was die “magischen” Qualitäten angeht, hier ein Interview mit Richard Doyle: “Psychedelics Make Us Human”:

    http://motherboard.tv/2011/6/20/psychedelics-make-us-human-an-interview-with-the-mind-bending-techno-ecologic-scholar-richard-doyle

  4. 1.Menschwerdung des Affen durch Pilze? Witzig.
    2.Vielleicht sollten die Leute ihr Bewusstsein erweitern durch Studium der Werke von olle Marx und Engels…

  5. Lieber Matthias!

    Ich freue mich sehr, dass du dich auch wieder Themenbereichen abseits von 9/11 zuwenden willst. Dein vorletztes Buch “Die Drogenlüge” war eine hervorragende Arbeit in einem wichtigen Bereich.

    Kritik an der Kritik (bezieht sich auf Oliver und Bea(t)):
    Erstmal finde ich es schwierig, Pilze oder sonstige Pflanzen/Substanzen abzuurteilen, ohne selbst Erfahrungen mit diesen gemacht zu haben.
    Das soll im Umkehrschluss zwar nicht heißen “Nehmt erst Drogen, bevor ihr sie kritisiert”, aber man kann doch nicht von (im Vergleich zu den vermutlich billiarden Menschen, die im Laufe der Geschichte verschiedene “Drogen” genommen haben) wenigen, subjektiven Beispielen auf ein “Drogen machen Erneuerungskräfte kaputt&machen wahnsinnig” (oder ähnlich pauschale Aussagen) schließen. Ist in meinen Augen jedenfalls kurzsichtig.
    Aus diesen Gründen jegliche weitere Auseinandersetzung mit diesem Themenbereich abzulehnen – gerade wenn sie von einem Autor wie Matthias ausgeht – halte ich für noch wesentlich kurzsichtiger.
    Eine halbe Stunde Beschäftigung mit Büchern wie “Die Drogenlüge” oder dem Klassiker “Die Wiederentdeckung der Nutzpflanze Hanf” (an dem Matthias auch beteiligt war), könnte da schnell Abhilfe schaffen!

    Das System, das sich “War on Drugs” nennt, hat für mindestens so viele durch Regierungen verbreitete Lügen und Menschenrechtsverletzung, zu weit mehr Toten, zerstörten Leben, Familien und korrupten, handlungsunfähigen Staaten geführt als der “War on Terror”. Allein die Tatsache, dass in Mexiko durch den “War on Drugs” mittlerweile mehr Menschen zu Tode kommen (und das meist recht grausam – siehe z.B. hier: http://www.hanfjournal.de/hajo-website/artikel/2011/136_september/s36_0811_drug_war_september_2011.php) als im Irak&in Afghanistan ZUSAMMEN, sollte als Beleg für diese Argumentation reichen.
    Es ist auch kein Zufall, dass dieser Themenbereich in der “Öffentlichkeit” abseits von Panikmeldungen und Abstinenzforderung wenigstens ebenso Tabu ist wie es das Thema 9/11 abseits von Mullahs und Teppichmessern ist.

    Deswegen freue ich mich auf Mehr zu diesem Themenbereich und bleibe dir als Leser selbstverständlich erhalten!

  6. Von ” Kontrollierter Sprengung ” gleich den Bogen spannen zum “Kontrollierten Drogenkonsum” ?

    Wer sich für Sex mit Insekten, Reality-Chanting oder die Maschinen-Elfen interessiert:
    DMT: The Spirit Molecule / google

    Infos…keine Werbung…zu diversen Weisheiten hinter dem Vorhängeschloß gibt es seit Jahren unter:
    http://www.erowid.org
    http://de.wikipedia.org/wiki/Erowid

    Dass ein Myzel-Geflecht “Spitzkegeliger Kahlköpfe” aus Politics & Crime mit sporenbildenden Lebensformen in der Tat “etliche Morgen Land bedeckt”, auch und gerade in INDULA, sollte weiterhin Prio-Thema auf dem Blog bleiben.

    Die dazu notwendige Offenheit kriegen wir auch ohne “starke Dosis Psilocybin” hin.

    “Die Pilze erzählen und zeigen uns keine andere, sondern die ganze Welt” ( Bröki )

    ……….Und welche führenden Unholde aus der Horde galaktischer Intelligenzien haben nun 9/11 wirklich abgezogen…Mr. Fliegenpilz-Geist ? ..Tell me 🙂

  7. Lieber Hendrik
    Stell Dir vor, ich habe sogar eigene Erfahrung mit Drogen gemacht – genug jedenfalls, um zu wissen, wovon ich rede.
    Im Übrigen soll natürlich jeder tun und schreiben, was er für richtig hält oder jedenfalls nicht lassen kann, auch wenn es mir um jeden Leid tut, der seine wertvolle Lebenszeit im Rausch – im besten Fall – vergeudet .
    Ist halt meine Meinung und Erfahrung – bin ja auch nur ein Kommentator. Ich kenne all die Diskussionen um den Wert von Hanf und von Pilzen, das ist leider alles kalter Kaffee (den trink ich allerdings gerne !). Und und jetzt habe ich genug von dem Thema, wenn nichts mehr wirklich neues kommt.
    Adieu !

  8. Oh je. So sind die Affen also durch den Genuß von berauschenden Pilzen zu Menschen geworden?? Ich glaube, ich muß bald den Blog von Herrn Bröckers von meiner Favoritenliste streichen. Oder zumindest meine Nerven schonen, indem ich nur noch Blogeinträge lese, die nichts mit Wissenschaft zu tun haben. Denn mit letzterer scheint Herr B. auf Kriegsfuß zu stehen.

  9. Danke für den schönen Artikel. Ich selbst habe aus einigen unserer heimischen Pilze wunderbare Schwingungsessenzen hergestellt und diese wirken zauberhaft.

  10. Diese -überdies nontoxischen- Zauberilze haben genausoviel Eigenintelligenz wie ein Champignon.
    Ihr Wirkstoff beeinflusst nur die Synapsen im Gehirn der User dahingehend, dass eine Bewusstseinserweiterung eintritt, Psi-Kräfte massiv gesteigert und unbewusst vorhandene einzelne Puzzelteile von Wissen zu immanent folgerichtigen Schlüssen zusammengefügt werden. Ganz automatisch, wobei die Kombination einer recht geringen Dosis Psilocybin mit THC als Katalysator die besten Erfolge bringt, insbesondere, weil sich der Rausch kontrollieren und verkürzen lässt – mit der Wirkung des THC verfliegt der Rausch, auch ein Horrortrip, kann aber im positiven Fall durch Gras verlängert werden.
    Jedenfalls ein mutiger und wichtiger Post, bedauerlicherweise verkraften einfache Gemüter den Psilocybinrausch nach meiner Erfahrung kaum und lehnen dieses Sakrament danach leidenschaftlich ab. Andere sind hoffnungslos indoktriniert und würden nie so was “Böses” tun, wie illegale Heilpflanzen nehmen, lieber trinken sie gepflegt und bieder ihren neurotoxischen Wein/Schnaps/etc.. Schon krass, wieviele selbst Deiner Leser von so schlichtem Geist/noch weitgehend verschaft zu sein scheinen. Oder vom Mossad.

  11. Danke für den Artikel. Psilocybinhaltige Pilze können dem Menschen definitiv helfen seine Gesundheit (psychisch, geistig) zu verbessern.

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