Drama dahoam

Das Champions-League-Finale war ja mal wieder ein schöner Beweis dafür, dass Gott rund und Fußball interessant ist. Nicht einmal der Bessere hat bei diesem Spiel eine Garantie, auch zu gewinnen. Das verspricht für die kommende Europameisterschaft einige Überraschungen – abgesehen davon, dass im deutschen Team “Chefchen” Schweini keine Elfer mehr schießen darf und die Holländer dem unfähigen Arjen Robben die Ausführung von Ecken und vor allem Elfmetern streng untersagen. Auch wenn ich wahrlich kein Bayern-Fan bin waren meine Sympathien am Samstag bei den Münchnern, sie haben das Spiel gemacht, hatten die größeren Chancen und hätten den Sieg verdient. Gescheitert sind sie nicht an einem übermächtigen Gegner, sondern an der eigenen Unfähigkeit – und so etwas macht ja den Angeberclub  aus der Säbernerstraße gleich wieder sympathisch. Und Schweini kann, wenn die Tränen getrocknet sind, irgendwann auf jeden Fall noch Boss des “großen FC Bayern” werden.

Das eigentliche Fußball-Drama daheim aber wurde heute vom DFB-Sportgericht verkündet: die Haupstadt kickt wieder mindestens ein Jahr lang zweitklassig, Hertha BSC ist mit seiner Forderung eines Wiederholungspiel nach der Fan-Randale bei der Relegation in Düsseldorf  gescheitert. Zwar ist noch eine Berufung möglich, aber dass diese Instanz anders entscheidet, scheint unwahrscheinlich. Auch wenn mir die Berliner grundsätzlich im Recht scheinen: für den ordnungsgemässen Ablauf eines Spiels ist der Gastgeber verantwortlich und eine Platzstürmung fünf Minuten vor Schluss stellt eindeutig irreguläre Bedingungen her. Dass auch Berliner Fans Böller zündeten und mit auf den Platz stürmten und der Schiri von Hertha-Spielern geschlagen und beleidigt wurde ist dabei völlig zweitranging. Es geht um faire Spielbedingungen, die der Düsseldorfer Ordnungsdienst nicht über die gesamte Spielzeit gewähren konnte. Dass Spiele in den letzten Minuten gedreht werden können ist nicht nur Bayern-Fans aus dem klassischen Drama gegen ManU wohl bekannt. Doch die Bedingungen dafür sind schlicht nicht mehr gegeben, wenn der Elfmeterpunkt schon als Souvenier ausgegraben und um die Eckfahnen Trauben grölender Zuschauer stehen. Dass die Fans, wie das Sportgericht begründete, “nicht in feindseliger Haltung” gestürmt hätten, ist bei Licht betrachtet kein Argument  bzw. nicht besser als  “der will doch nur spielen”  angesichts  eines nicht-angeleinten Kampfhunds. Wenn das Urteil bestätigt wird und Schule macht könnten dann Fans ein knappes Spiel künftig jederzeit beenden, wenn sie Absperrungen und Ordner überwinden und “in freundlicher Absicht” den Platz stürmen ?  So  können die DFB-Juroren das eigentlich nicht gemeint haben….

3 Comments

  1. Lieber Mathias,

    es tut mir natürlich für Sie leid, dass Ihre Mannschaft, btw. die beschissenste der Liga (imho typisch für Berlin), abgestiegen ist. Trotzdem ist Ihre Argumentation wie immer faul wie ein Orientale am Morgen. Es wäre nämlich noch viel schlimmer, wenn Durch Erstürmung des Platzes ein Wiederholungsspiel oder eine Entscheidung am Grünen Tisch forciert werden könnte. Spielergebnis und Sicherheitsfragen sind nämlich zwei grundverschiedene Ding.

    Grüße aus Berlin,
    M.N.

  2. Tja Mini Nuke, Spielergebnis und Sicherheitsfragen sind in der Tat zwei grundverschiedene Dinge, aber deine Argumentation ist trotzdem faul wie ein Mini Nuke am Nachmittag. Man könnte es ja genauso gut andersrum sehen – wenn die eigene Mannschaft kurz vor Schluss mit 1:0 führt, wird künftig der Platz gestürmt und der Gegner daran gehindert, die Aufholjagd zu starten. Den Anfang hätten die Bayern-Fans am vergangenen Samstag machen können, dann hätte Drogba womöglich nie das Ausgleichstor erzielt und die Bayern den Pokal in Empfang genommen (aber dazu gleich mehr).

    Die entscheidende Frage beim Einspruch von Hertha BSC ist nämlich nicht, wie es um die Sicherheit stand, sondern ob das Spielergebnis durch die Vorfälle möglicherweise beeinflusst wurde. Es geht also um das Sportliche, um das Ergebnis (und die in diesem Fall enormen Konsequenzen). Und da spielt, wie Mathias eben völlig richtig bemerkt, keine Rolle, welche Absicht die Fans hatten, als sie das Spielfeld zu einem Zeitpunkt stürmten, als das Spiel noch auf des Messers Schneide stand. Mich würde nicht wundern, wenn die nächste Instanz anders entschiede. Wobei ich da völlig neutral bin und weder für die Fortuna noch für die Hertha besondere Sympathien hege.

    Und für die Bayern erst recht nicht. Ich hatte das Vergnügen, das CL-Finale mit englischem Kommentar zu verfolgen. Das klang dann doch ziemlich anders. Man gab durchaus zu, dass die Bayern mehr vom Spiel und mehr Torchancen hatten. Man redete auch davon, dass das Spiel von Chelsea nicht schön anzuschauen sei. Aber man lobte die aufopferungsvolle Abwehrarbeit der Londoner und holte die – aufgepasst – typisch englischen Tugenden hervor. Da war dann vom “English fighting spirit” die Rede oder davon, dass “Chelsea never die”. Und so kann man das Spiel eben auch sehen – wir Deutsche haben da ja langjährige Erfahrung, kamen unsere Nationalkicker doch oft genug z.B. ins WM-Finale, ohne besser oder auch nur gleich gut zu sein wie die Gegner, aber mit Kampf und einem unbändigen
    Siegeswillen. Und wie oft haben die Bayern schon Meisterschaften entschieden, weil die “effektiver” waren als die Gegner? Diesmal eben nicht – kein Grund zur Legendenbildung. Hätte eine deutsche Mannschaft die CL so gewonnen, wie es Chelsea tat, die Sportjournaille (auch nicht besser als die politische) hätte sicher anders berichtet als in den letzten Tagen.

    Und was ich beim englischen Kommentar vermisste: Der Hinweis darauf, wieviel dieser Abramowitsch ins Chelsea-Team investiert hat, und ob man dann nicht mehr spielerische Qualität erwarten könnte usw. Mal ganz abgesehen davon, wie er zu seinen ganzen Milliarden überhaupt gekommen ist. Geht das ohne Leichen im Keller?

  3. Sportlich betrachtet ist es durchaus berechtigt, wenn Hertha nächstes Jahr in der 2. Liga kickt – das Team war die gesamte Rückrun de einfach grottenschlecht.
    Rechtlich sehe ich aber die Berliner im Vorteil: das waren einfach keine fairen Bedingungen über 90 Minuten – und diese muß der Gastgeber herstellen. Punkt.
    Tut er das nicht, ist er verantwortlich und das Spiel muß wiederholt werden (oder gar für den Gastgeber verlorenen gegegben) – ganz egal wer auf den Platz gelaufen oder wer wen beleidigt hat.Insofern müßte es eigentlich eine Wiederhlonung an neutralem Ort geben, zB in Köln 🙂

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