Das Auto, das vom Acker wächst

SpOn hat heute eine Geschichte über “das Auto das vom Acker wächst” – Henry Fords Prototyp eines Hanfautos aus den 1930er Jahren, dem in unserem vor 20 Jahren erschienen Hanfbuch schon ein ganzes Kapitel gewidmet ist. Die Karosserie des Wagens war aus Hanfasern hergestellt, es fuhr mit Hanöl und Ford experimentierte auf seiner Versuchsfarm in Michigan mit dem Universalrohstoff Hanf auch noch weiter, als mit dem “Marijuana Tax Act” 1937 die Hanf-Prohibtion eingesetzt hatte und der Anbau dadurch zum erliegen kam. Hauptsponsor des Hanfverbots war seinerzeit der Chemiekonzern Dupont, der einerseits gerade neue Additive für Benzin hergestellt hatte (und kein Interesse an mit Pflanzenöl betriebenen Dieselmotoren hatte) und andererseits gerade die  aus Rohöl hergestellte Kunstfaser “Nylon” patentiert hatte, der die Naturfasern aus Hanf und Flachs im Wege standen. So wurde mit der Propaganda vom “Mörderkraut” Hanf die grüne Konkurrenz vom Acker beseitigt und der Nimbus des gefährlichen Rauschgifts, der der Cannabis-Pflanze damals angehängt wurde, wirkt bis heute.

Als das Buch 1993 erschienen war – die ersten Ausgaben war auf Hanfpapier gedruckt – bekam ich einen Anruf von der “Daimler Benz” – Entwicklungsabteilung in Suttgart, die nach Hanffasern zum Testen fragte. Damals führten wir mit einer Agrargenossenschaft aus Brandenburg gerade einen Prozess gegen die Bundesrepublik Deutschland, um den Anbau von Hanf wieder durchzusetzen, es gab noch keine Fasern aus heimischem Anbau, doch aus Ungarn hatten wir Rohfasern besorgt, die ich den Mercedes-Leuten schickte. Gratis – und mit der Bitte, uns im Gegenzug die Testergebnisse über Haltbarkeit, Zugfestigkeit usw. zukommen zu lassen. Weil das Buch sehr viel Aufsehen erregte und ich viele Interviews dazu gab, berichtete ich den Journalisten auch von diesen Tests bei Mercedes – und bekam dann die Rückmeldung, dass man das ihnen aus Stuttgart nicht bestätigt hätte. Als ich daraufhin bei Daimler nachfragte sagte man mir, dass ich doch bitte keine Journalisten mehr informieren sollte – Hanf sei ja eine illegale Droge und das wäre schlecht für’s  Image. Die Rufmord-Kampagne aus den 1930er Jahren sorgte also nicht nur dafür, dass Fords Hanfauto über einige Prototypen nicht hinauskam, sie verhinderte auch, dass 1993/94 mit  Forschung und Entwicklung in Sachen Hanf ernsthaft begonnen wurde. Und wahrscheinlich wird es noch weitere Jahrzehnte dauern, bis dieser demagogische Unsinn aus der Welt geschafft ist und der Anbau des nützlichsten Rohstoffs der Welt endlich wieder massenhaft und ohne Hemmnisse durch die Prohibition stattfinden kann. Es gibt viel zu tun, pflanzen wir’s an!

7 Comments

  1. du hättest noch schreiben sollen, daß Ford ein überzeugter Nazi war, und überhaupt die Pflanze Hanf sollte nicht mit der Droge THC verwechselt werden. Mohn ist auch eine nützliche und leckere Pflanze, aber aus der Milch kann man nunmal Opium und im weiteren Verarbeitungsprozess Heroin herstellen.

  2. Ein Weg von Tausend Metern
    beginnt immer mit dem ersten Schritt:
    Einem Abschleppseil aus Hanf.
    (Übrigens: Ist Werg Hanf?)

  3. “Das Werg (als Arbeitsstoff auch (die) Hede oder (der) Kauder genannt) ist eine niedere Faserqualität, die beim Hecheln von Bastfasern wie Leinen, Hanf oder Jute anfällt. Es besteht aus kurzen Faserstücken in Wirrlage und ist meistens durch Schmutz und Schäben verunreinigt. Es stellt ein Nebenprodukt der Langfaserproduktion dar.”

    @ Stefan Miller “Ford ein überzeugter Nazi” was spricht für diese möglicherweise systemische These?
    Wenn das Buch “Der internationale Jude” zum Vorwurf gemacht wird, gibt es da eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dieser Artikelsammlung?

  4. @gerd
    es nervt mich halt wenn jemand so gern über die rechten und nazis herzieht (s. Bröckers über Haider) wenn aber einer diese “nazis” sich für Drogen einsetzt, dann ist er auf einmal korrekt?
    Hanf ist eine sehr nützliche Pflanze und sollte nicht auf THC reduziert werden. Beiträge wie diese tun es aber, in dem die Droge im Hanf in den Vordergrund gerückt wird.

  5. Wie auch immer, Fakt ist, dass seit Diesels Tod der Antrieb der nach ihm benannten Motoren nahezu ausschließlich mit fossilem Öl erfolgt; auch den Weiterentwicklungen von Nachfolgern wie Ludwig Elsbett, die weiter auf das Bio-Öl setzten, ist bis heute kein echter Durchbruch gelungen. Das mag damit zusammenhängen, dass zu den wichtigsten Großaktionären der Automobilindustrie schon immer die Mineralölindustrie zählte, die verständlicherweise wenig Interesse an einem Pflanzenölmotor hat: Jede Bauerngenossenschaft, die Raps, Sonnenblumen oder Hanf anbaut, könnte dann einfach eine Tankstelle aufmachen. Einzige technische Voraussetzung wäre eine simple und billige Ölpresse, sowie an Pflanzenöl angepasste Motoren, wie sie Diesel ursprünglich vorschwebten, doch bis heute nur von Kleinfirmen wie Elsbett angeboten werden.

  6. Die Sache mit dem “THC”, besser gesagt mit den Cannabinoiden, von denen es außer THC noch viele andere gibt – auch im “drogenfreien” Nutzhanf (z.b. CBD) – ist viel wichtiger als allgemein angenommen wird und leider ist diesem Problem kognitiver Dissonanz aufgrund der Indokrination aller Idioten schwer mit einem Paradigmenwechsel beizukommen:

    http://cannabismedicalresearch.blogspot.com/

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