Travelin’ Light: J.J. Cale R.I.P

jjcaleEin ganz Großer ist von uns gegangen: am Freitag abend starb der Sänger, Songwriter und Gitarrist J.J.Cale in San Diego 74-jährig an einem Herzinfarkt. Ein ganz Großer war er, weil er sich nie dazu gemacht hat, weil er ruhig, bescheiden, zurückgezogen, lässig geblieben ist – “laid back” wie sein Musik –  obwohl ihn die Meister seines Fachs für den Größten hielten. Für Neil Young war er neben Jimi Hendrix der beste E-Gitarrist “den ich je gehört habe” und Eric Clapton antwortete auf die Frage welche lebende Person er am meisten bewundere “J.J.Cale”.  Und diese Bewunderung rührte nicht nur daher, dass Clapton ihm große Hits wie “After Midnight” oder “Cocaine” verdankte und Neil Young die unnachahmliche Art schätzte, in der Cale auf seiner Gitarre Blues, Country und Rock lässig und groovy verschmolz – es lag einfach daran, dass er ein wunderbar sympathischer Typ war. In der von Jörg Bundschuh 2005 gedrehten Dokumentation “To Tulsa & Back – Auf Tour mit J.J. Cale”, die hoffentlich bald auf möglichst vielen Sendern wiederholt wird (am 6.8. läuft sie im 3. Bayerischen Fernsehen, wer die GEMA-Sperre auf youtube umgeht bekommt sie hier) ist das zu sehen.  Ich weiß nicht mehr ob J.J dort oder in einem anderen Interview erzählt , dass er wahrscheinlich als “Schuhverkäufer” geendet wäre, hätte Eric Clapton  sein Stück “After Midnight” nicht zu einem Welthit gemacht: er hatte damals (1970) weder eine Wohnung noch einen Plattenvertrag und sei im Wohnmobil unterwegs gewesen, als er zufällig die Plattenfirma anrief, die 1966  “After Midnight” herausgebracht hatte und erfuhr, dass dort eine Menge Geld angekommen wäre – und sie wissen wollte, wohin es zu  überweisen sei. Weil er aber kein Bankkonto hatte, hätte er es bar abgeholt, im Wohnmobil verstaut und  sei mit dem Entschluss weitergefahren, doch noch ein paar weitere Stücke zu schreiben. Und davon haben nicht nur begeisterte Hörer, die wie ich fast alle seiner Scheiben im Schrank haben, profitiert, sondern auch viele Musiker, die seine großartigen  Stücke coverten, wie Call Me The Breeze ( krachend von Lynyrd Skynyrd) ,  Same Old Blues (kongenial von Captain Beefheart) oder Cajun Moon (jazzy von Randy Crawford) und viele andere. Cale war insofern auch ein “musicians musician” (und inspirierte u.a. den Sound der “Dire Straits”)  blieb aber mit seiner  flüsternden Stimme und den ebenso einfachen wie komplex arrangierten Kompositionen ( wie etwa bei Magnolia  oder Sensitive Kind) ein stets unerreichbares Original. Etwas aus seinem umfangreichen Gesamtwerk herauszuheben fällt schwer – für Banausen klang er eh langweilig und immer gleich und Afficionados konnten in jedem seiner Stücke Feinheiten hören die eben nur the one and only JJ so hinbekam. Auch noch auf seinen letzten Platten “Tulsa and back” und “Road To Escondido” (mit Eric Clapton und Billy Preston). Am meisten gehört habe ich wahrscheinlich sein 1976 erschienenes “Troubadour”-Album  und darauf den kleinen Song mit den wunderbar flirrenden  Gitarren über das Reisen mit leichtem Gepäck und der Zeile… “We can go into paradise…” . Nichts weniger wünsche ich J.J.Cale auf seiner letzten Reise: Travelin’ light.

Hier der Opener seiner ersten LP “Naturally” (1972),  dessen monumentaler Groove die Musik dieses Großmeisters vielleicht am Besten definiert: Call Me The Breeze!

4 Comments

  1. Danke für diesen schönen Nachruf und die Links zu dieser tollen Musik, die mich fast mein ganzes Leben begleitet hat. JJ Cale war wirklich ein ganz Großer – und von vielen Unterschätzter. Möge er in Frieden ruhen – seine Songs werden noch lange weiter leben…

  2. Cales eigene Interpretationen von “After Midnight” oder “Cocaine” sind übrigens viel besser als die von Clapton. Behaupte ich einfach mal und habe keinerlei Zweifel an der Richtigkeit meiner Aussage 😉

  3. Hallo Matthias,ein sehr schöner Nachruf.Ich hoffe du hast auch seine letzte Scheibe von 2009 namens Roll on, da sind auch ein paar richtige Songperlen drauf.

  4. Pingback: Mathias Broeckers

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