Back in the USSR

Broeckers_JFK_web-1Im Jahr 2000 war ich das letzte Mal in den USA. Nachdem ich mich seit dem September 2001 in zahlreichen Artikeln und Büchern kritisch über die offizielle Legende der 9/11-Anschläge geäußert hatte, mußte ich in den folgenden Jahren leider auch zwei Einladungen zu Konferenzen ausschlagen, weil ich nicht riskieren wollte, bei der Einreise am Flughafen festgesetzt und zurückgeschickt zu werden. Als Westberliner, der jahrelang dem rigiden Einreise,- und Transit-Regiment der DDR ausgesetzt war – nicht nur, als einer meiner Mitfahrer auf die Standardfrage: “Haben sie Funkgeräte, Schußwaffen oder Munition dabei” – einmal antwortete: “Wieso? Braucht man das hier?” – reagiere ich allergisch auf  Grenzschikanen, die über die Identitätsfeststellung hinausgehen. Dass dem Autor Ilja Trojanow , der sich kritisch zur NSA-Ausspähung und dem Nichtstun der Bundesregierung geäußert hatte, diese Woche die Einreise in die USA verweigert wurde,  zeugt einmal mehr vom Niedergang des einstigen Land of the Free in einen stalinistischen Polizeistaat: (Roll-)Back in the USSR. Wobei es ja selbst in der alten Sowjetunion zumindest ein öffentliches Gesundheitssystem gab, dessen Einführung die Republikaner und “Tea-Party”-Fanatiker in den Staaten jetzt bekämpfen, weil sie es für eine Ausgeburt des Kommunismus halten. Was wiederum zeigt, mit welch grotesker Propaganda die Gehirne einer Bevölkerung kontaminiert sein müssen, wenn sie Krankenkassen und Sozialversicherung für eine Erfindung von Lenin und Stalin hält.

In meinem Buch über John F.Kennedy belege ich die These, dass dies der letzte US-Präsident war, der eine Reform der bestehenden innen,- und außenpolitschen Verhältnisse der Vereinigten Staaten anstrebte – und der ermordet wurde, weil er sich ernsthaft daran gemacht hatte, eine solche Reform zu realisieren: außen durch eine Beendigung des Wettrüstens und des Kalten Kriegs und innen durch Stärkung der Bürgerrechte und der sozialen Gerechtigkeit. JFK wollte etwas ändern an der Einschätzung der USA, wie sie der eminente britische Historiker Arnold Toynbee 1961 konstatiert hatte:

»Amerika ist heute der Führer einer weltweiten antirevolutionären Bewegung zur Verteidigung seiner Besitzinteressen. Es steht für das, für was einst Rom stand. Rom unterstützte in allen fremden Gesellschaften, die unter seinen Bann fielen, die Reichen gegen die Armen; und da die Armen überall sehr viel zahlreicher waren als die Reichen, sorgte Roms Politik für Ungleichheit, Ungerechtigkeit und für das geringste Glück der Allermeisten.«

Als Kennedy seinen jungen Assistenten Dick Goodwin zum Chefberater für Lateinamerika machte, sagte er ihm:

»Wir können nicht jeden großmäuligen Diktator umarmen, der uns erzählt, er sei antikommunistisch, und der seiner eigenen Bevölkerung im Nacken sitzt. Und die Regierung der Vereinigten Staaten ist auch nicht der Repräsentant von Privatunternehmen. Wissen Sie, dass in Chile die amerikanischen Kupferunternehmen 80 Prozent des Außenhandels kontrollieren? Dafür stehen wir nicht. Und es gibt keinen Grund, warum sie dafür stehen müssen. Alles, was die Bevölkerung dort will, ist eine Chance für ein anständiges Leben – und wir haben sie denken lassen, dass wir auf der Seite von denen stehen, die sie unterdrücken. Dort unten ist eine Revolution im Gange, und ich will auf der richtigen Seite stehen. Verdammt, wir stehen auf der richtigen Seite. Aber wir müssen sie wissen lassen, dass die Dinge sich verändert haben.«

Mit den Schüssen in Dallas wurde sichergestellt, dass sich nichts in dieser Richtung veränderte – und seitdem geht es abwärts mit den USA, auch wenn sich ihr Imperium mit vielen Dutzend Kriegen immer weiter aufgebläht hat. Doch weil es, wie Toynbee sagt, nur  “für das geringste Glück der Allermeisten” sorgt, ist es wie Rom zum Niedergang verurteilt.

13 Comments

  1. Herr Broeckers, Sie sprechen mir mal wieder aus der Seele. Auch ich bin als ehemalige West-Berliner Studentin von den permanenten Schikanen an der deutsch-deutschen Grenze geprägt und reagiere sehr empfindlich auf Befragungen an Grenzen, an denen es von symbolischer Gewalt nur so strotzt. Wohl auch deshalb fühle ich mich an der kanadisch-amerikanischen Grenze, die ich zuletzt im Interesse meines Sohnes für den Besuch eines Baseballspieles überqueren musste, jedes Mal wie eine Kriminelle behandelt. Ich muss mich dann immer tagelang davon erholen und Kraft schöpfen, um wieder einen Versuch zu wagen. Wie sich dieses schöne Land immer mehr zu einem “deep state” entwickelt hat, schildern Sie ja kristallklar und spannend in Ihrem JFK-Buch, das nun endlich bei mir angekommen ist. Glückwunsch zu diesem wichtigen Buch.

  2. Der kleine, aber feine Unterschied zwischen den Reise- und Transitregelungen zwischen der DDR, der BRD und Westberlins einerseits und andererseits der gegenwärtigen Reiseregelungen der USA besteht darin, dass erstere auf multilateralen, zwischenstaatlichen Abkommen sowie auf dem Vierseitigen Abkommen der Alliierten Siegermächte des Zweiten Weltkrieges, der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa sowie dem internationalen Völkerrecht basierte und die der USA offenbar willkürlich aus ihrem Alleinherrschaftsanspruch in der Welt sowie der Mutter aller Lügen am 11. September entspringen.
    Grenzen sind nicht angenehm, das ist klar, aber wenn Sie den DDR-Grenzposten auf die ihm laut Transitabkommen vorgeschriebene Frage nach Waffen, Sprengstoff und Funk auf eine derart blöde und provokante Art anmachten, mussten Sie sich nicht über eine entsprechende Reaktion wundern, finde ich.
    Wussten Sie übrigens, dass Schikane und Willkür laut Transitabkommen nicht zulässig waren und dass Ihnen als Westberliner/Bundesbürger das Recht zustand, sich bei den zuständigen staatlichen Organen der BRD und Westberlins zu beschweren? Wenn ja, haben Sie’s getan?
    Wären Sie im übrigen bis 1990 von WB nach der BRD lieber weiter geflogen?
    Warum haben Sie sich eigentlich nicht bei Ihrer Regierung bzw. beim Senat von Westberlin für die volle völkerrechtliche Anerkennung der DDR eingesetzt, was vieles noch weiter vereinfacht hätte?
    Waren Sie übrigens schon mal in der UdSSR oder sind Sie in der Beurteilung dieses Landes so firm, dass Sie in vollem Brustton der Überzeugung von einem “stalinistischen Polizeistaat” sprechen?
    Ich fürchte, Sie sind selbst dem stinkenden Propagandaschwall Ihrer eigenen Medien erlegen. Eine Art gespaltene Persönlichkeit sozusagen. Brillantes, scharf durchdachtes Auseinanderklauben der Staatsverbrechen der USA einerseits, wovor ich großen Respekt habe, Antikommunismus andererseits, was Ihrer Glaubwürdigkeit wiederum Abbruch tut.
    Schade.

  3. Aus dienstlichen Gründen reise ich mindestens einmal im Jahr in die USA, und jedesmal emfinde ich die Grenzkontrollen und das Gebaren der Beamten bei der Einreise als sehr unangenehm. Am liebsten würde ich denen manchmal dann entgegenschleudern “It was not my choice to visit your country!”, wenn man wieder seine Fingerabdrücke abgeben und sich knipsen lassen muß.
    Na ja, und in der damaligen Sowjetunion war ich auch sechs mal, und später in Rußland noch mal, die haben bei der Einreise nicht so ein Drama gemacht, solange man sich rechtzeitig das Visum besorgt hatte.
    Ich meine, außerhalb des Schengen-Raumes gibt es nun mal Grenzkontrollen. Und zwischen DDR und BRD war nicht nur eine Staatsgrenze, sondern die Grenze zwischen dem Warschauer Vertrag und der NATO.
    Warum der von mir (solange er nicht versucht, in Naturwissenschaft zu machen) so geschätzte Herr Bröckers nun also meint, die Entwicklung in den USA mit der UdSSR gleichsetzen zu müssen, erschließt sich auch mir nicht.

  4. ich glaube, die Verhältnisse sind jetzt umgekehrt. Die USA sind heute schlimmer, wie die Sowiets seinerzeit. Die Zeiten sind anders und vieles geht nicht, was früher noch gang und gäbe war. So gibt es in den USA keine sybirischen Gulags. Guantanamo ist aber nicht weit davon entfernt. In den USA gibt es richtige Gefängnisindustrie und jeder, der dem Polizisten nicht schnell genug in den Arsch kriecht, wird verhaftet. In den USA sitzen die meisten Bürger im Knast weltweit und das mit Abstand. Wenn dort jemand auf dem Highway von einem Migranten angefahren wird und die Polizei verständigt, dann reicht es, daß der Migrant sagt, er hat ihm den Finger gezeigt und dann werden beide erstmal verhaftet. Und einmal drin, hat man eine Akte fürs Leben. Civil forfeiture ist ein Gesetz, daß den “Beamten” erlaubt einem in Verdacht stehenden Menschen alles wegzunehmen, was er bei sich hat und das muß er sich dann zurückklagen. Auch können Schwerverbrecher oft schneller auf “parole” klagen und freikommen als z.B. Menschen, die ihre Steuer nicht bezahlt haben oder wegen Trunkenheit einsitzen. Obamacare erlaubt es dem Staat das abbezahlte Häuschen einzusacken, wenn der Zwangsversicherte seinen Gebühren nicht nachkommt. Und täglich wird von Fällen berichtet, wo die Polizisten statt ihre Arbeit zu machen, einfach um sich schiessen. Wilder westen scheint zurück.

  5. Ich halte die Kritik an den USA an dieser Stelle für belanglos und unangemessen.

    Wir Deutsche haben doch gerade ausdrücklich genau die Politiker wiedergewählt, die genau diese Praxis der USA mit ihren sog. “Verbündeten” umzuspringen, gutheißen. Deutsche Politiker, die jegliche Diskussion über die NSA-Spionage gegen alles und jeden für beendet erklären (und statt dessen lieber immer neue Stasigedenkstätten einweihen), deutsche Politiker, die sinnlose Kriegsbeteiligung in fernen Ländern mit einer als Bündnissolidarität getarnten Tributpflicht begründen (und gleichzeitig in ihren Geschichtsbüchern den Militarismus der DDR anprangern), deutsche Politiker, die jetzt sogar eine Freihandelszone mit dem Land, das Wirtschaftsspionage gegen europäische Unternehmen betreibt, beschließen und damit die endgültige Selbstaufgabe herbeiführen wollen. Genau diese Politik hat durch die deutschen Wähler jetzt beinahe die absolute Mehrheit bekommen und deren rote und grüne “Opposition” kann gar nicht schnell genug mit ihr ins Bett…

    Warum also sollten die USA sich um die Bürgerrechte von Einreisenden eines Drittstaats kümmern, wenn noch nicht mal die gewählten Interessenvertreter und die Mehrheit der Bürger dieses Staates selbst es tun?

    Nein, Deutschland ist nicht Brasilien, Russland, Bolivien oder Venezuela, sondern ein alberner kleiner Pudelstaat. Und wenn den Bürgern dieses Pudelstaates diese Tatsache irgendwann nicht mehr gefallen sollte, müssten sie zunächst mal mit ihrer eigenen Regierung Klartext sprechen, aber sie sollten sie keinesfalls wiederwählen.

  6. @Stefan (nicht Miller)
    welche wählbaren Politiker sind gegen die von Ihnen genannten Punkte? Mir sind keine bekannt. Na gut, die Grünen tun jetzt so als ob sie gegen den Krieg wären, aber warten wir’s ab, ob sie’s immer noch tun, wenn sie mal wieder am Ruder stehen. Das letzte mal haben sie den Angriff auf Serbien voll unterstützt. Es ist nämlich so, daß jeder der am Ruder steht, egal von welcher Partei er kommt, dann stets das selbe macht. Deswegen haben Wahlen keine Bedeutung außer Bekenntnis zum System.

  7. @Blaubeere: wenn Sie wirklich dienstlich regelmässig dorthin fahren, dann sind Sie in der Datenbank und werden durchgewunken. Außer Sie haben sich mal öffentlich als Anti-USA geoutet. Dann ist das auch in der datenbank aber Sie werden nicht durchgewunken, sondern abgeleitet. Das weiß man im Vorfeld. Russen stand diese globalisierte Technik damals nicht zur Verfügung. Ein vergleich USA mit heutigem russland fällt für die USA sehr negativ aus. Das Land lebt noch von der Substanz und der Verbreitung des Dollars. Die Richtung ist aber schon erkennbar: Menschen werden zwangsenteignet mit Obamacare und ähnlichen Entwicklungen, die Mittelklasse verschwindet, superreiche Elite wird kleiner. Zwangsimpfungen werden in den USA zur Reduktion der Lebenserwartung führen und in den nächsten 50 Jahren zur einer dramatischen Bevölkerungsreduktion führen. Europa wird folgen. Nur macht man das nicht auf einmal, weil es so zu auffällig wäre und unbequeme Widerstände zur Folge hätte.

  8. @Stefan Miller
    Rein formell sind von den 20 – 30 Parteien auf dem Wahlzettel alle “wählbar”. Einige von denen sind mit großer Wahrscheinlichkeit auch gegen Überwachungsstaat, Fremdbestimmung und Kriegseinsätze (die Linke z.B.) und würden – vielleicht – in Regierungsverantwortung entsprechend handeln. (Deshalb schließen die anderen eine Linkskoalition auch aus.)

    Theoretisch könnten Wahlen Regierungsspolitik substanziell ändern, allerdings nicht, solange immer nur die etablierten 4 oder 5 Parteien sich in den Rollen “Regierung” und “Opposition” abwechseln oder nur Gesichter ausgetauscht werden.

    Die eigentliche Frage ist, weshalb das, was theoretisch möglich ist, praktisch nicht geschieht.

    In einer Talkshow habe ich Egon Bahr (SPD) und Th. de Maiziere (CDU) gesehen. Beide appellierten an die Leute, unbedingt wählen zu gehen, aber auf keinen Fall andere als die etablierten Parteien zu wählen, denn das wäre eine Bedrohung der Demokratie wie in der Weimarer Republik (die Bahr noch erlebt hat).

    Das von ihnen damit aufgestellte Paradoxon haben beide nicht begriffen: Was soll das für eine Wahl sein, die nur darin besteht, das Bisherige abzunicken und jede tatsächliche Auswahl einer alternativen Politik (oder den Verzicht auf die Stimmabgabe) unter den Verdacht der Demokratiefeindlichkeit stellt?

    Wenn der herrschende Parteienklüngel tatsächlich “alternativlos” ist, sollte man das ehrlicherweise wie einst die “führende Rolle der SED” in die Verfassung schreiben. Und gleichzeitig aufhören, Russland wegen seiner “gelenkten Demokratie” zu kritisieren…

  9. @Stefan Miller: Hm, Ich reise seit 1994 regelmäßig in die Staaten, und seitdem es verlangt wird, seine Fingerabdrücke abzuliefern, muß ich es auch JEDES mal tun. Also, als “durchwinken” würde ich das nicht betrachten. Ob ich mal öffentlich die USA kritisiert habe? Keine Ahnung, aber bis jetzt durfte ich letzten Endes immer ‘rein in dieses Land, ohne “abgeleitet” zu werden. Ist doch schon mal was.

  10. Lippenbekentnisse vor der Wahl zählen nichts. Denn die Erfahrung lehrt, daß nach der Wahl stets anders gehandelt wird. Gelegentlich tauchen PErsönlichkeiten auf, die sich nicht kontrollieren lassen, weil sie entweder materiell unabhängig sind, wie Guttenberg, oder die wirklich etwas verändern wollen, wie seinerzeit Schill und diese werden dann mit sehr schmutzigen Mitteln fertig gemacht. Oder es tauchen neue Jux-Parteien auf, wie die Piraten und diese werden gleich zersetzt mit eingeschleusten Leuten, die dann entweder die Richtung bestimmen (wie damals bei den Grünen), oder die Partei in den Abgrund ziehen, wie bei den Piraten. Wahlen ändern nichts, sonst würden sie verboten werden, sagte mal jemand. Sie werden aber mit riesem Tamtam und für viel Geld durchgeführt, weil es eine einfache Methode ist, zu messen, wie viele Bürger sich dem System unterwerfen. Nur darum geht es. Wer sein Kreuzchen macht, der verkauft seine Freiheit an das System. Es gibt nur eine Möglichkeit wirklich etwas zu verändern und das ist, wenn alle Bürger ihre Stimme verweigern. Dann und nur dann könnten die Bürger hinterher darauf pochen, daß sie das Tun der Regierung nicht gut heissen. Danach müßte man aber komplett von Vorne beginnen, aber anders wird es sowieso nicht gehen.

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