Journalismus ? War da mal was…?

Glenn Greenwald, der mit Edward Snowden die wichtigsten Nachrichten der letzten Jahre publiziert hat – neben Bradley Manning und Julian Assange, die dafür im Gefängnis sitzen bzw. damit bedroht sind – wird seinen Job beim “Guardian” aufgeben, und in eine neues, noch nicht näher bekanntes publizistisches Online-Projekt einsteigen, das der millionenschweren ebay-Gründer Pierre Omidyar finanzieren will. Das klingt gut, auch wenn es nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein könnte, denn auch mit vielen Millionen wird gegen den milliardenschweren Mainstream des Bullshit-Infotainments nur schwer anzukommen sein. Wie arg das, was sich mal unabhängiger Journalismus nannte, auf den Hund gekommen ist, hat Greenwald gerade am Beispiel einer Kolumne eines Redakteurs des britischen “Independent” beschrieben, der meint, dass er Ed Snowdens Informationen über die NSA nicht veröffentlicht hätte, weil die Sicherheitsbehörden meinten, dies sei nicht im öffentlichen Interesse.  Ein perfekteres Armutszeugnis kann man sich als “Journalist” eigentlich nicht ausstellen – und es auch noch ungeniert in die Zeitung zu schreiben zeigt, wie hemmungslos  die “unabhängige”, “freie” Presse zur reinen Pre$$titution – zu Stenographen der Staatsmacht, zu Lohnschreibern und Lautsprechern von Konzerninteressen, zum lügenden Gewerbe –  mutiert ist. So verständlich das einerseits ist – der Redakteur muß schließlich seine Miete oder die Raten für’s Häuschen bezahlen, die Ausblidung der Kinder, den Urlaub, das Auto usw. usf.  – so traurig und bitter ist es gleichzeitig. Denn was dafür auf der Strecke bleibt –   die Suche nach Wahrheit, der Einsatz für Gerechtigkeit, die Kontrolle der Macht – das war und ist ( zumindest auf dem Papier ) der Kern dessen, was sich Journalismus nennt. Und der ist nur dann ein Zuckerschlecken, wenn man ihn nicht ernst nimmt. Tut man das, landet man, wie die oben Genannten,  im Gefängnis oder im Exil oder führt, im besten Falle, eine Existenz als Außenseiter und Freak, denn die Meute der Pre$$titutes hat es nun mal nicht gern, wenn ihnen jemand den Spiegel vorhält und die heißen Eisen anpackt, deren Bearbeitung eigentlich ihnen obläge, wären sie noch echte Journalisten. Das solche in dem neuen Projekt von Omidyar und Greenwald zum Zuge kommen kann man nur wünschen und hoffen…

P.S.: Über eines der heißen Eisen, das Politiker und Journalisten in der Regel erst dann anfassen, wenn sie mit ihrer Karriere abgeschlossen und nichts mehr zu verlieren haben  – die brutale Kontraproduktivität und Permanenz des “war on drugs” – werde ich am Wochenende auf dem “cultiva”-Kongress in Wien sprechen, unter dem Titel meines letzten Buchs zum Thema: Die Drogenlüge – warum Drogenverbote den Terrorismus fördern und der Gesundheit schaden.

4 Comments

  1. ob man einem Milliardär trauen kann sich wahrhaftig für investigativen Journalismus einzusetzen? schön wäre es. Aber eine gewisse Portion Skepsis bleibt mir dann doch, angesichts der Spielchen die Milliardäre üblicherweise so treiben. Das Omidyar iranische Wurzeln hat macht Ihn möglicherweise im Milliardärs-Establishment zum Außenseiter. FÜr mich ist er aber ein eher Unbekannter den ich nicht einschätzen kann.

  2. Es heißt zwar, Optimismus ist stets nur Mangel an Information, aber ich denke, zu pessimistisch sollte man auch nicht sein. Obgleich die gewaltigen Verblödungs- und Infantilisierungskampagnen des Mainstreams in der Tat eine große Reichweite entfalten (und das Bildungssystem noch das Seine dazu beiträgt), sind die Leute nicht ganz so blöd, wie die Beherrscher es gern hätten.

    Denn genau wie die Propaganda im Krieg mit Waffen die Erfolge der eigenen Truppen übertreibt und Rückschläge verharmlost, wird im heute so bedeutenden Informationskrieg – der auch gegen uns geführt wird – bewusst der Eindruck erzeugt, die Erfolge bei der Indoktrination der Massen wären so umfassend, dass jeder die Mainstreammärchen kritiklos glaubt und wer es nicht tut, wäre ein hoffnungsloser Fall. Skeptische Geister sollen dadurch entmutigt werden.

    Davon sollte man sich nicht beirren lassen, denn die Fakten zeigen etwas anderes, z.B.: 40 % der Wahlberechtigten verweigern ihre Stimme der etablierten Politelite, obwohl sie 24/7 von deren Propaganda zugemüllt werden; immer mehr Leute verzichten freiwillig auf Konsumwahn, obwohl die Industrie für viel Geld Politiker und Werbeblöcke kauft; viele Leser-Kommentatoren auch in konservativen oder transatlantischen Medien wie Welt und Spiegel lästern und glauben die Durchhalteparolen vom friedlichen, demokratischen Charakter der “freien Welt” unter US-Führung nicht mehr, weil das Ausmaß an Aggressivität und Schnüffelei sowie die Zerfallstendenzen nicht mehr übersehbar und auch von realitätsverweigernden Systemschmierfinken nicht mehr wegzulügen sind.

    Um es doch noch pessimistisch zu interpretieren: Die von der Herrschaftselite verantwortete finale Schussfahrt in den Orkus hat ein solches Tempo aufgenommen, dass die begleitende Verblödungspropaganda nicht mehr glaubhaft Schritt halten kann.

    Was haben wir früher gelacht, als Ede Schnitzlers Schwarzer Kanal vom “Imperialismus als faulendem und sterbendem Kapitalismus” sprach – heute lache ich nicht mehr und verstehe erst jetzt, was damit gemeint war…

  3. Was ich nicht ganz verstehe: Paypal ist doch einer der Geldtransferdienste, die Spendengelder fuer Wikileaks nicht mehr weitergeleitet haben, und Paypal gehoert Ebay. Passt das damit zusammen, dass Ebay-Gruender Pierre Omidyar nun ein neues News-Portal finanziert, bei dem Glenn Greenwald sich berufen fuehlt zu arbeiten? Vielleicht kann mir das mal jemand erklaeren.

Leave a Reply to pedrobergerac Cancel reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *