Mediendämmerung

weapons-of-mass-destruction-700x4374“Fragmentarisch”, “tendenziös”, “mangelhaft” und “einseitig” – wer die Kritik des ARD-Programmbeirats an der Ukraine-Berichterstattung  zur Kenntnis nimmt und das zugrunde liegende Resümeé der Programmanalyse studiert, könnte auf die Idee kommen, dass die Beiratsmitglieder – Fernseh,-und Radioredakteure der Landesrundfunkanstalten – unser Buch gelesen hätten, denn ihre Kritik stimmt in zahlreichen Punkten mit unserer überein. Doch das oben verlinkte Papier stammt aus dem Juni 2014 als wir noch mitten in der Arbeit steckten und einiges vom dem, was jetzt im Buch steht, noch gar nicht geschrieben war. Die Koinzidenz der Kritik ist aber kein Zufall – dass unterschiedliche und voneinander unabhängige Beobachter aus unterschiedlichen Perspektiven zu übereinstimmenden Schlüssen kommen, spricht vielmehr dafür, dass die von ihnen beobachtete Realtiät tatsächlich die beschriebenen Eigenschaften aufweist – und tatsächlich mußte man in den vergangenen Monaten schon taub und blind sein, um die einseitige und tendenziöse Berichterstattung der ARD und auch der anderen sogenannten “Leitmedien” nicht zu erkennen.

Der ARD-Chefredakteur Baumann weist indessen die vernichtende Kritik seines eigenen Beirats “energisch” zurück und behauptet, sein Publikum “umfassend und so wahrheitsgetreu wie möglich zu informieren.”  Ein schlechter Witz, wenn man die lange Liste der ARD/ZDF-Verfehlungen seiht, die im Blog Propagandaschau notiert sind – “umfassend” und “wahrhheitsgetreu” geht anders… Dass die massive interne Schelte bei der ARD, die in dieser Form bisher noch nicht vorkommen ist, bei den anderen Medien kein großes Thema wurde, ist bezeichnend – sie halten sich bedeckt, weil sie sich sich die Kritik des ARD-Beirats 1:1 an den eigenen Hut stecken müssten. Und schalten stattdessen lieber die Online-Kommentare ab, wenn ihre eingebetteten Leitartikler und Korrespondenten ins Nato-Horn und zur Russen-Jagd blasen – “Leser-Blatt-Bindung” und Kundenfreundlichkeit geht anders… und Chefredakteure wie Herr Baumann, die fundierte Kritik derart energisch vom Tisch wischen, haben nichts verstanden. Genausowenig wie die Alpha-Journalisten Joffe, Kornelius, Bittner & Co., die vom ZDF-Kabarett “Die Anstalt” als PR-Agenten transatlantischer Lobbys enttarnt wurden und mit einstweiligen Verfügungen dagegen klagen. Diese Propagandisten sind freilich bei privatwirtschaftlich organisierten Verlagen angestellt, denen die Produktion von Propaganda grundsätzlich nicht verboten ist, beim Axel-Springer-Konzern ist die Verpflichtung auf die Nato sogar in den Arbeitsverträgen festgeschrieben. Bei den öffentlich-rechtlichen Medien aber ist es genau umgekehrt: sie sind zu objektiver, wahrheitsgemäßer Berichterstattung verpflichtet – und werden um eben diesen Service zu leisten mit Zwangsgebühren finanziert. Deshalb darf ein ARD-Chefredakteur nicht damit davon kommen, dass er die auf einer fundierten Analyse beruhende Kritik seines Programmbeirats einfach vom Tisch wischt. Wer den gesetzlich vorgeschrieben Informations,-und Bildungsauftrag der ARD mit einer Nato-Pressestelle verwechselt hat in einer leitenden Funktion öffentlich-rechtlicher Medien schlicht nichts zu suchen.

2 Comments

  1. Das Dauerfeuer der ARD wird eröffnet im moma und erstreckt sich bis in die late-news. Egal ob direkt in den jeweiligen Berichten oder offen bis unterschwellig in Kommentaren und selbst in trivialen Begleitsätzen, es wurde/wird getrommelt was die vorgeschaltete Propagandamaschinerie hergibt. Gerade die Ukraine-Krise hat dbzgl. alle “Verschwörungstheorien” entzaubert und diesen Sachverhalt unverkennbar offenbart, ohne wenn und aber, sich erstreckend auf alle ÖR-Sender!

    Die Situation der Privatmedien ist bis auf sehr wenige Ausnahmen noch katastrophaler. Und es tun sich gerade die besonders negativ hervor, die das Image der Seriosität und damit aller “Werte der Wertegenmeinschaft” zu polieren pflegen, straight ahead das perfide EhNaMag.

    Und soweit der Zuschauer nicht zum Ideal des sich pandemieartig ausbreitenden, debilen Medienkonsumenten verkommen ist, bleibt entweder ein Spagat aus Protest und Verzweiflung oder schlichte Ignoranz. Letzteres kristallisiert sich zunehmend als sinnvoller heraus, schließlich dürfte der Protest als absehbar irrelevant bereits eingepreist sein in die Propaganda. Und sich an diesem Zirkus aus Irren und Psychopathen, der offensichtlich vorliegenden Narrenfreiheit aufzureiben, ist nicht nur strategisch unklug sondern auch gesundheitlich riskant!

  2. Das ähnelt immer mehr der DDR in ihren letzten Jahren: Hohle Propagandaphrasen, Realitätsverweigerung, Schuldzuweisungen an finstere Bösewichter. Wo heute Putinversteher, die Fünfte Kolonne des Kreml, bei unerwarteten Wahlergebnissen “Frustrierte” als Quell allen Übels ausgemacht werden, hatte die Stasi den Sammelbegriff “feindlich-negative Elemente” erfunden.

    Wo damals das Regime versuchte, wenigstens den Anschein der Zustimmung des Volkes zu simulieren (und zusammenbrach, als dies nicht länger gelang), wird heute Nähe zum Volk praktischerweise gleich als “Populismus” verworfen und Widerstand mit Zwang beantwortet, wie bei der GEZ-Abzocke.

    Man ist ja schließlich nicht dem Volk verpflichtet, sondern gewissen Verbündeten oder Investoren usw., demnächst von diesen offiziell einklagbar per TTIP. Das ist Merkels “marktkonforme Demokratie” – angeblich “alternativlos” wie Erichs Sozialismus in seinem Lauf…

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