Die Putin-Nichtversteher

Julian Augstein schreibt über die “Putin-Nichtversteher” im  “Freitag”

“Fast schon trotzig bekennen sich die Autoren Mathias Bröckers und Paul Schreyer, die jüngst das Buch Wir sind die Guten veröffentlicht haben, ausdrücklich zur Fraktion der Putin-Versteher, um der propagandistischen Diskreditierung dieses Begriffs entgegenzuwirken. Was hat es nun jedoch damit auf sich, Putin verstehen zu wollen? Bröckers und Schreyer verweisen auf den US-Sicherheitspolitiker Zbigniew Brzeziński, der bereits 1997 in seinem Buch Die einzige Weltmacht. Amerikas Strategie der Vorherrschaft die Metapher vom „eurasischen Schachbrett“ geprägt hat. Die Ukraine wurde darin zum Schlüsselstaat erklärt. Ohne dieses Land könne Russland kein Eurasisches Reich sein. Seitdem mag sich einiges verändert haben. So hat sich das Bruttoinlandsprodukt Russlands mehr als verdoppelt. Ende September bohrte der staatliche Konzern Rosneft ein gigantisches Ölreservoir in der Karasee im arktischen Ozean an, was auf weitere Ölvorkommen in der arktischen Region schließen lässt, sodass diese zu einem der wichtigsten Rohölfördergebiete der Welt werden könnte. Der Status Russlands als Energiemacht scheint sich damit weiterhin zu festigen. Und als Abnehmer stehen nicht nur die EU, sondern auch Indien oder China vor der Tür. Die Volksrepublik könnte ab 2017 mit einer eigenen Pipeline von Russland aus versorgt werden.” (Weiter gehts hier.)

Für alle Nichtversteher hier noch das Putin-Porträt einer Versteherin. Die Off-Stimme des Videos ist zwar etwas gewöhnungsbedürftig, was gezeigt und gesagt wird aber durchaus aufschlussreich. Genehmigt euch bei Gelegenheit mal eine Stunde zum Anschauen – zumal dieses Blog jetzt für zwei Wochen in Urlaub geht und es in dieser Zeit hier nichts Neues zu Lesen gibt.

39 Comments

  1. Jasinna’s “Tusschen”-Stimme schreckt schon etwas ab aber ihre Zusammenstellung und Kommentierung der zahlreichen Video-Dokumente ist bemerkenswert!

  2. Jasinna, die Erklär-Bärin…
    Sie hat noch mehr drauf (Jasinna on Youtube und Vimeo)!
    Wie auch immer. Putin ist das Beste, was Russland passieren konnte, auch wenn er ein eingefleischter PRORUSSE ist.
    🙂

  3. @Berndchen: Die letzte Bemerkung ist eigentlich der Schlüssel zu vielem, wenn nicht zu allem: Putin wurde vom russischen Volk gewählt und hat russische Interessen zu vertreten. Punkt. Es ist NICHT Putins Aufgabe, sich bei Merkel oder Obama oder wem auch immer im Westen einzuschmeicheln. Und Leute, hört Euch die Valdai-Rede an, gibt es im Original und auch in der deutschen Übersetzung auf YouTube…

  4. @Blaubeere am 06.11.2014 um 09:09 Uhr:

    Richtig. Aber selbst wenn Putin in Russland eine Mehrheit der Menschen hinter sich hat, droht ihm akute Gefahr. Denn, und das müssen wir uns glaube ich eingestehen: Der Regimechange in der Ukraine ist erfolgreich über die Bühne gegangen. Die Ukraine ist sozusagen ein Krisenherd, bei dem die NATO beliebig die Flamme hoch- und runterdrehen und wo die Flamme leicht Richtung Moskau überschlagen kann.
    Wie aber weiter? Putins großen Traum von der Achse Lissabon-Wladiwostok können wir ja wohl vergessen.
    Russland wird sich mit dem Nächstgefährdeten -China- und allen dazu bereiten Anti-Natoniern verbünden (und abschotten?) müssen.
    Auf das zur Vernunft Kommen des US-WeltschandDARMen (“Ich bin gut im Killen von Menschen”) hofft er ja nun wohl auch nicht mehr.

  5. Russische Kriegsschiffe direkt vor Lettlands Seegrenze!
    Und russische Kampfbomber landen in Europa (Moskau!) nachdem sie aus internationalem Luftraum direkt bei Europa verscheucht werden konnten,
    und soeben fallen 30 russische LKW über die Grenze in die Ukraine ein…!!
    Bei mir vorm Haus, das genau in der Flugschneise der BGS – Kanzler – Hubschrauberstaffel steht, parkt seit heute früh ein schwarzer BMW mit russischem Kennzeichen!
    Will denn keiner was unternehmen???

  6. wie kriegt man es hin Putin und die Russen zu verstehen, aber Busch/Obama und die Amis nicht?

    bzw. die Deutschen schon nicht?

    so weit ich Sie verstanden habe, wollen Sie Autoritäten hinterfrage… oder schreiben Sie es auf englisch, weil Sie ausschiesslich Englisch sprechende questionen?

    glauben Sie wirklich, Busch steckt hinter 9/11 aber Putin nicht hinter dem Chaos in der Ukraine?

    und Sie haben ihre Thesen sogar zu einem Buch ausgearbeitet, ohne dass ihnen die Widersprüche ins Gesicht springen?

  7. bei rt deutsch steht bei jedem artikel: “kommentare sind ausgeschaltet”.
    muahaha, wohl die vorgabe aus der moskauer zentrale.

  8. putin? der tut nix, der will bloß spielen!

    EILMELDUNG:
    Die Flüge russischer Langstreckenbomber sollen künftig bis an den Golf von Mexiko und damit bis an die Grenzen der Vereinigten Staaten reichen, teilte Verteidigungsminister Sergej Schoigu in Moskau mit. Er begründete die Ausweitung der Militärflüge mit der „derzeitigen Situation.” Die Nato hat bereits eine erhebliche Zunahme russischer Militärflüge über dem Schwarzen Meer, der Ostsee und dem Atlantik registriert.

  9. Grüner Kriegshetzer Lukas Beckmannm auf der Seite der Böll-Stiftung, man lese und staune:

  10. mathias, alles so kompliziert. wer hat nun recht, du oder bnd, oder putin oder obama oder joschka f.
    warum ißt der so viel
    lasest du den vielleicht wichtigsten text zu mh17
    von robert parry/consortiumnews.com?
    die leserbriefe sind dann vielleicht sogar noch wichtiger….
    jfk: cia oder nicht?
    awm, mal wieder bessere laune heute

  11. Hey Leutz, falls ihr wie ich im Rheinland wohnt, hier zwei möglicherweise interessante Veranstaltungstipps…

    Mo., 1.12., 19 Uhr
    Podiumsgespräch
    Rechtsextremismus in der postsowjetischen Ukraine: Bestimmungsfaktoren, Propagandamythen, Gefahrenpotentiale

    Lew Kopelew Forum
    Neumarkt 18a
    50667 Köln
    http://www.kopelew-forum.de

    Dr. Andreas Umland im Gespräch mit

    Iurii Sheiko, MA in political science, Doktorand, ukrainische Redaktion der Deutschen Welle, forscht an der Schiller Universität Jena, der Universität Uppsala und in Kiev.

    Felix Riefer, Masterstudent der Politikwissenschaften an der Universität zu Köln und Sciences Po/ Paris School of International Affairs; Mitglied im LKF-Beirat und CCCEE (Cologne Centre for Central and Eastern Europe) der Uni Köln.

    Dr. Andreas Umland, Ph.D., ist einer der profiliertesten Kenner Russlands und der Ukraine; er ist Habilitand am Lehrstuhl für Mittel- und Osteuropäische Geschichte an der Katholischen Universität Eichstädt-Ingolstadt und Mitherausgeber des “Forum für osteuropäische Ideen- und Zeitgeschichte”. Seit September 2010 lehrt er am Institut für Politikwissenschaft für Deutschland- und Europastudien der renommierten Nationalen Universität Kiew-Mohyla-Akademie und ist darüber hinaus auch Senior Research Fellow am Institute for Euro-Atlantic Cooperation, Kyiv.

    Andreas Umland studierte russische Sprache und Geschichte sowie Politikwissenschaft in Leipzig, Oxford und Stanford, promovierte in Geschichte an der FU Berlin und erwarb 2007 den Ph. D. in Politics der University of Cambridge (Trinity College) mit einer Arbeit zur “postsowjetischen russischen unzivilen Gesellschaft”.

    In Kooperation mit dem Cologne Centre for Central and Eastern Europe

    UKB: 5,- € / 2,5 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und ALG-II-Empfänger

    Mo., 8.12., 19.00 Uhr
    Podiumsgespräch
    Zivilgesellschaft und Innenpolitik in Russland
    im Kontext des russisch-ukrainischen Konflikts

    Lew Kopelew Forum
    Neumarkt 18a
    50667 Köln
    http://www.kopelew-forum.de

    Podiumsteilnehmer:

    Aleksej Koslov, Ph.D., Privatdozent, lehrte 1998 – 2008 Philosophie und Politikwissenschaften an der Moskauer Universität. Seit Mitte der 1990er Jahre beschäftigt er sich mit der Problematik der Menschenrechte und des Umweltschutzes. Er ist Chefredakteur des Portals http://www.article20.org. Zu seinem Hauptfachgebiet gehören u.a. die Themen Versammlungsrecht und Vereinigungsfreiheit. Anfang 2013 war er gezwungen, Russland wegen der Bedrohungen durch Neonazis und einer möglichen Festnahme im Rahmen des sog. „Bolotnaja-Falls“ zu verlassen.

    Aleksandr Morosow, Moskau, z.Z. Stipendiat in Bochum, Jg. 1959, Politologe, Journalist, seit 2010 Leiter des Zentrums für Medienforschung, seit 2011 Chefredakteur der Zeitschrift „Russkij Zhurnal“; in den Jahren 2008 – 2013 fester Mitarbeiter von Slon.ru, Colta.ru, Forbes, OpenSpace.ru, publizierte auch in Gaseta.ru, Wedomosti.ru, in der Zeitschrift „Kontinent“ u.v.a.; Teilnehmer der allrussischen Konferenzen der Samisdat-Redakteure; Mitbegründer des Moskauer Immanuel-Kant-Bloggerclubs;

    Moderation: Vera Ammer, Mitglied im Vorstand von Memorial International, Mitglied im LKF-Beirat;

    Übersetzung: Nadja Simon

    UKB: 5,- € / 2,5 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und ALG-II-Empfänger

  12. Heute abend bei Jauch wird es Hubert Seipel gegen Heinrich August Winkler sehr schwer haben. Bin schon gespannt. Mathias hat sich in Sachen 9/11 ja viel mit Radaraufzeichnungen beschäftigt. Mich würde daher seine Einschätzung zu folgender Meldung interessieren…

    A picture claiming to show MH17 shortly before contact was lost:
    http://news.nationalpost.com/2014/11/15/russian-satellite-image-of-mh17-being-shot-down-by-fighter-jet-dismissed-as-crude-fake/

    Russian ‘satellite image’ of MH17 being shot down by fighter jet dismissed as ‘crude fake’

    Tom Parfitt, The Telegraph | November 15, 2014 | Last Updated: Nov 15 12:10 AM ET

    MOSCOW — Russian state television produced a “satellite image” that allegedly showed Malaysia Airlines Flight MH17 being shot down by a fighter jet Friday, in what appeared to be a crude fake deliberately released on the eve of the G20 economic summit.

    Channel One presented the image, said to have been taken moments before the passenger jet crashed in eastern Ukraine, as a smoking gun that confirmed how MH17 had been downed, killing all 298 people on board on July 17.

    “It’s well know that at the [G20] summit in Brisbane, the Australian prime minister [Tony] Abbott has threatened to confront our president about the Malaysian Boeing,” said the presenter, Mikhail Leontyev, who is one of Vladimir Putin’s chief propaganda mouthpieces. “Let’s try to make his task a little easier.”

    A Russian engineer investigating the crash told the program he had received the “sensational picture” on Nov 12. The channel showed an email in English from a “George Bilt”, supposedly a graduate of the Massachusetts Institute of Technology and aviation expert, who claimed that the Boeing was shot down by cannon fire and missiles from a plane.

    Moscow has suggested in the past that a Ukrainian Su25 fighter jet was tracking the passenger liner. Russian and international bloggers quickly pointed to what they said were a mass of discrepancies with the supposed satellite image, including the fact the markings on the side of the Boeing were in the wrong place for a Malaysia Airlines jet, the clouds in the picture were identical to those in a Google Earth image from 2012, and the image was not consistent with the flight path of the jet.

    Ukraine’s government and Western countries accuse Moscow of sending troops and tanks into the Donbas region to support thousands of rebels who are fighting to enlarge two self-declared people’s republics. Ukraine’s military reported yesterday that “movement and concentration of Russian troops and militants’ groups is being continuously observed” in the conflict zone.

    Earlier last week, Moscow denied that a single Russian serviceman had entered Ukraine across their border, despite Nato reports of incursions involving columns of tanks and other hardware. That denial has looked increasing frayed. Last weekend, the Organisation for Security and Cooperation in Europe (OSCE) reported long columns of military vehicles, some towing howitzers, travelling through rebel-held territory. On Thursday it said it had seen a van apparently carrying dead Russian combatants out of Ukraine into Russia, as well as more than 600 people in military uniform passing through one checkpoint in a week, “mostly into Ukraine”.

    Moscow responded yesterday by accusing the OSCE of only reporting on rebel troop movements while ignoring a build-up of Ukrainian forces in the region. “We get the impression that [the OSCE’S] efforts are directed at helping and supporting only one side in the conflict, the official authorities in Kiev,” the Russian foreign ministry said in a statement.

    Meanwhile, Ukraine has said that is redeploying troops in the area and bracing itself for a Russian-backed rebel offensive that could target the key city of Mariupol on the coast of the Sea of Azov.

    The Daily Telegraph

  13. PlockiXL am 16.11.2014 um 04:24 Uhr

    die Einschätzung zu dieser Meldung steht in der Meldung selbst.
    Abgesehen davon, dass es sich um das gefühlt lustigste Photoshopping handelt, das für verblödete User seit Bin Ladens Leichenfake gemacht wurde, ist das Perfide an diesem Plot die Just-In-Time-Platzierung um 5 Minuten vor G20.
    Und dann kommt’s: Weltweit erkennen Millionen User den Fake, nur ausgerechnet die abgefuckten Bolschewisten nicht…
    :-DDD
    (Obwohl, andererseits…wer so bescheuert ist, ist garantiert auch zu doof, BUKs zu starten, was ja wiederum ein Indiz wäre, dass die Russen, also die bösen Russen, ääh ja die Prorussen eben nicht usw…)

  14. Danke für den Bericht. Man fühlt sich machtlos gegenüber den Medien. Es wäre notwendig zu berichten, dass sich das Leben in Luhansk dank russischen Abwehr normalisiert. Viele Flüchtlinge kehren zurück. Allerdings ohne russische Soldaten werden sie vom Ukrainischem Militär als Verräter erschossen.

  15. Berndchen am 16.11.2014 um 12:04 Uhr:
    Die Radaraufnahme und den Bericht dazu, dem ich vertraue, ist dieser:

    alles-schallundrauch.blogspot.de/2014/11/beweis-fur-abschuss-von-mh17-durch.html

  16. HAW hatte heute bei “Günther Jauch” m.E. völlig Recht, als er über die Politik Putins sagte: “Das Einsammeln russischer Erde ist völkischer Nationalismus.” Mann kann der NATO vieles vorwerfen, aber das Motiv des völkischen Nationalismus war nie das Motiv für militärisches Eingreifen in der Vergangenheit. Interessant an Seipels Interview war vor allem das erneute vehemente Bestehen Putins auf dem Selbstbestimmungsrecht der Völker. Das klang zum Jahrtausendwechsel, als es um das Selbstbestimmungsrecht der Kosovaren ging, noch ganz anders. Der erste Tschetschenienkrieg war gerade zuende gegangen und der gemäßigte Präsident der nordkaukasischen Republik, Maschadow, biss in Moskau auf Granit, als es um die Frage ging, ob dem Tschetschenen ein Referendum über die Unabhängigkeit gestattet werden kann. Jetzt scheint das alles Makulatur zu sein.

  17. Kennt ihr Marie Luise Beck?

    Da ich etwas schreibfaul bin kopierie ich einfach mal das was ich bei Elsässer geschrieben habe hier rein:


    Marie Luise Beck im Bundestag, über das Rechtsradikale Magazin Compact über Ken Jebsen und die Montagsdemos:
    https://www.youtube.com/watch?list=UU5H_U6z_YhWaEUFG9fqR-qw&v=-vNz5f76Ekg

    Habe mal gegooglet, hat eigene Webseite die Dame:

    http://marieluisebeck.de/

    Und einen facebook-account, wo Sie sich unter anderem tierisch darüber aufregt dass unsere einsitigen Pro-Putin Massenmeden nicht die den erneuten russischen Einmarsch am 11.11. als Eilmeldung brachten, was Focus-Online aber tatsächlich gemacht hat.

    https://www.facebook.com/marieluise.beck?rf=110469978980410

    Jeder der einen FB-account hat sollte es der offenbar unter dem Einfluss von Mind-Control stehenden alten Schachtel mal richtig conrtra geben. Aber die qualifiziert solche Kritik ja schon im Vorraus als Troll-Postings ab.

    Halten wir fest, da hat diese Frau schon einen Facebook-Account wo Sie regelmäßig von ganz vielen Nutzer Gegenbeweise mit mit zum Teil guten Quellenangaben lesen kann und macht trotzdem unbeirrt weiter, als wäre Sie in einer Sekte dessen Guru per Mind-Control die totale Ignoranz dieser Kritiker befiehlt und den totalen Glauben an die Nato-Propaganda! ”

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  18. @ Mr Mindcontrol am 17.11.2014 um 16:07 Uhr

    Eindeutig dem Vampir-Casting der “Einzigen Weltmacht” (des Marquis de Sade) entsprungen.

  19. Die Neue Zürcher Zeitung erklärt Seipel, wie Journalismus geht…

    Sieben kritische Fragen an den Kremlchef: Und Tschetschenien, Herr Putin? – Europa Nachrichten – NZZ.ch

    Christian Weisflog 17.11.2014, 11:58 Uhr

    Die ARD strahlte am Sonntag ein Interview mit Wladimir Putin aus, das kaum kritische Fragen enthielt. Kein Wunder: Der Journalist, der es führte, ist dem Kremlchef wohl gesonnen. Auf diese sieben wunden Punkte hätte er seinen Finger legen müssen.

    In seiner Talk-Sendung hatte Günther Jauch zwar versucht, das unkritische Interview mit guten Gästen wieder aufzufangen. Die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, die WDR-Chefredaktorin und ehemalige Moskaukorrespondentin Sonia Seymour Mikich sowie der Historiker Heinrich August Winkler relativierten Putins gröbste Verzerrungen gekonnt. Dennoch durfte der Kremlchef zuvor in einem halbstündigen Interview seine Sicht der Dinge darlegen, ohne schmerzhafte Fragen befürchten zu müssen.

    Denn geführt hatte das Gespräch Hubert Seipel, der ohne ein einziges Mal nachzuhaken von einem grossen Thema zum anderen sprang. Der Journalist durfte Putin 2011 während Monaten begleiten, um den Dokumentarfilm «Ich Putin» zu drehen. Im Zuge der Ukraine-Krise hat er öffentlich für mehr Verständnis für den Kremlchef geworben . Es erstaunt deshalb nicht, dass Seipel das nun publizierte Interview mit Putin zahnlos führte und wichtige Punkte gar nicht erst ansprach. Diese Fragen hätte er aber unbedingt stellen müssen:

    Warum durfte Tschetschenien nicht unabhängig werden?

    Putin rechtfertigt die Annexion der Krim mit dem in der Uno-Charta verbrieften Recht auf Selbstbestimmung der Völker. Als Putin aber 1999 russischer Ministerpräsident wurde, startete er den zweiten Tschetschenien-Krieg. Die russische Armee zerstörte die tschetschenische Hauptstadt Grosny vollständig. Wie der erste, fordert auch der zweite Tschetschenienkrieg schätzungsweise 80’000 Todesopfer . Der vom tschetschenischen Volk 1997 unter OSZE-Aufsicht gewählte Präsident Aslan Maschadow wurde von Spezialeinheiten des russischen Geheimdienstes 2005 ermordet. Warum also soll für Tschetschenien etwas anderes gelten als für die Krim oder die Ostukraine?

    Würden Sie mit solchen Separatisten sprechen?

    Mit der tschetschenischen Führung, die vom Volk gewählt worden war, hatte Putin stets jede Gespräche abgelehnt. Mit «Terroristen» verhandelt man nicht, lautete sein Argument. Nun aber fordert Putin seit Monaten, dass Kiew mit den Separatisten in der Ostukraine verhandelt. Und dies, obwohl die Separatisten über keinerlei demokratische Legitimität verfügen. Die regionalen Parlamente in der Ostukraine haben es stets abgelehnt, den Separatisten ihren Segen zu erteilen. Würden Sie, Herr Putin, mit solchen Separatisten sprechen?

    Ist Kosovo wirklich die Krim?

    Putins Äusserungen über Kosovo als Präzedenzfall für die Krim bedarf unbedingt einer Nachfrage. Im Unterschied zu Kosovo hat es auf der Krim und auch in der Ostukraine keinen langen und blutigen ethnischen Konflikt gegeben. Putin selbst hatte in einem ARD-Interview 2008 nach dem Krieg in Georgien erklärt: «Die Krim ist kein umstrittenes Territorium, dort hat es keinen ethnischen Konflikt gegeben.» Diesen offenkundigen Widerspruch mit der heutigen Argumentation hätte Putin erklären müssen.

    Warum hält sich Russland nicht an das Abkommen von Budapest?

    Nach dem Ende des Kalten Krieges hat Russland 1994 gemeinsam mit den USA und Grossbritannien das Budapester Abkommen unterzeichnet. Darin erklärte sich die Ukraine bereit, auf ihr Atomwaffenarsenal zu verzichten. Russland verpflichtete sich im Gegenzug, die territoriale Integrität der Ukraine zu garantieren. Warum hält sich Russland nicht mehr an dieses Abkommen?

    Warum drängt Russland nicht auf eine Umsetzung des Minsker Waffenstillstandes?

    Russland, die Ukraine und die Separatisten hatten im September in Minsk ein Protokoll über einen Waffenstillstand unterschrieben. Darin steht geschrieben, dass in «einigen Bezirken» der Regionen Donezk und Luhansk vorgezogene Lokalwahlen unter ukrainischem Gesetz stattfinden sollten. Die ungenaue Formulierung im Protokoll lässt viel Spielraum für Interpretationen. Aber aus dem Gesamtzusammenhang ist der Kompromiss von Minsk so zu verstehen: Kiew gewährt den Separatisten in den von ihnen kontrollierten Gebieten einen Sonderstatus und weitgehenden Autonomierechten unter der Bedingung, dass dort Lokalwahlen nach ukrainischen Regeln durchgeführt werden. Die Separatisten aber wollen nun nichts mehr von diesen Abmachungen in Minsk wissen. Sie haben am 2. November eigene Wahlen durchgeführt, die von Moskau gutgeheissen wurden. Warum drängt Putin die Separatisten nicht, das Minsker Protokoll umzusetzen?

    Wo sind die ukrainischen Faschisten?

    Putin äussert im Interview mit Hubert Seipel, die Befürchtung, dass die Ukraine in den Neonazismus abdriften könnte und dass es in der Ostukraine zu ethnischen Säuberungen kommen könnte. Er behauptet, dass die ukrainischen Freiwilligen-Bataillonen an ihren Uniformen Hakenkreuze tragen würden. Auch an dieser Stelle hakt Seipel nicht nach. Die Behauptung der russischen Propaganda, dass in der Ukraine eine «faschistische Junta» an die Macht gekommen sei, haben sich bisher als haltlos herausgestellt. Sowohl bei den Präsidentschaftswahlen im Frühjahr als auch bei dem Parlamentswahlen im Sommer haben rechtsradikale Parteien nur wenige Stimmen gewinnen können. In den Städten, in denen die ukrainische Armee die Separatisten vertreiben konnte, ist es zu keinerlei Säuberungen gekommen. Im Gegenteil: Die Menschen sind froh, dass wieder Friede und Ordnung herrscht.

    MH17: Wo sind die Beweise?

    Das russische Verteidigungsministerium hatte nach dem Absturz des malaysischen Passagierflugzeugs MH17 über der Ostukraine behauptet, dass sich ein ukrainischer Kampfjet des Typs Su-25 der Boeing bis auf wenige Kilometer genähert hatte. Bis heute hat Moskau den niederländischen Ermittlern aber keine Satellitenbilder oder Radardaten geliefert, die das beweisen würden. Trotzdem hält die russische Propaganda an dieser Version fest: Am vergangenen Freitag behauptete das russische Staatsfernsehen, dass MH17 von einer ukrainischen MiG-29 abgeschossen worden sei. Die dazu gezeigten «Satellitenbilder» erwiesen sich aber schnell als Fälschungen .

    http://www.nzz.ch/international/europa/und-tschetschenien-herr-putin-1.18426538

  20. Die NZZ schrieb gestern auch folgendes:
    “Vier Monate nach dem Absturz von MH17 – Keine Beweise, aber klare Indizien.

    Klare Beweise gibt es nicht, aber viele Indizien und neue Nachforschungen belasten die Separatisten.”
    (Christian Weisflog 17.11.2014) http://weisflog.info/
    Hat wohl viel durchgemacht der Arme. Und dabei das Differenzieren verlernt.

    Und unsere Angela schafft jetzt den Spagat nicht, zwischen ihrem Amtseid und ihren transatlantischen Verpflichtungen.
    “Fortschreitenden Desillusionierung”:
    http://www.n24.de/n24/Nachrichten/Politik/d/5719816/merkel-rechnet-mit-putin-ab.html

  21. Mr Mindcontrol am 17.11.2014 um 16:07 Uhr:
    “Kennt ihr Marie Luise Beck?”

    Wirkt irgendwie “brainwashingtonwashed”.
    Die GRÜNEN kann man inzwischen, bis auf wenige Ausnahmen “in die Tonne treten”.
    urks~

  22. Internet = Some is Bogus…Some is True

    Uralt-Dilemma:

    But what is true…will be rated by most People in a Bogus-Framework they falsely consider to be true 🙂

    If you want to go to Spiegel/ FAZ / Welt / ZEIT etc.. to read anti-Putin news…
    real and fake …misleading titles and true and false content …that’s the place.

    If you want to go to RT to read anti-US/West news…real and fake…misleading titles and true and false content …that’s the place.

    Längst enttarnt :

    http://www.stopfake.org = selber Fake-Shit

    Schüler von :
    http://en.j-school.kiev.ua/about/
    Partner von “The US Department of State”
    supported this 3-year project”
    Partner von George Soros NGO
    http://www.opensocietyfoundations.org

    Steht Alles GANZ DICK UND FETT auf deren Web-Seite
    http://en.j-school.kiev.ua/about/partners/

  23. warum ist broeckers bislang nicht auf die erhellenden recherchen des briten eliot higgins eingegangen?

    MH17-Absturz: Die Spur des Raketenwerfers | DIE ZEIT Nº 47/2014

    http://www.zeit.de/2014/47/malaysia-airlines-mh17-absturz-ukraine-neue-beweise

    Neue Beweise entlarven die Lügen über den Absturz der Malaysia-Airlines-Maschine in der Ostukraine. Eine Rekonstruktion von Bastian Berbner

    Die Fotos, die Wasilij Ende Juni ins Internet stellt, erinnern an einen Schulausflug. Nur zeigen sie keine Schüler, sondern Soldaten. Junge Kerle mit rasierten Köpfen und stolzem Blick. Auf ihren Uniformen die Abzeichen der russischen Armee. Wasilij, der nach Mitte zwanzig aussieht, posiert vor einem Konvoi, mit dem sie im russischen Kursk aufgebrochen und Richtung Süden unterwegs sind, Richtung ukrainische Grenze. Mehr als 30 Militärfahrzeuge haben sie dabei. Ein großes Abenteuer, dokumentiert auf Wasilijs Profil im sozialen Netzwerk VKontakte, dem russischen Facebook.

    Der Soldatentrupp der 53. Flugabwehr-Brigade ist besonders stolz auf seine Buk-Raketenwerfer. Sie tragen je vier Raketen, jede 5,70 Meter lang, ausgerüstet mit 70 Kilogramm Sprengstoff. Mit dreifacher Schallgeschwindigkeit nähern sich die Raketen ihrem Ziel, kurz vor dem Aufprall explodieren sie in Tausende kleine, scharfe Schrapnelle. Nur drei Wochen später werden diese Buk im Fokus des Ukraine-Krieges stehen. Geheimdienste und Präsidenten werden darüber sprechen, was sie mit dem Absturz eines Flugzeugs der Malaysia Airlines zu tun haben. Mit Flug MH17, der am 17. Juli jäh endete und 298 Menschen in den Tod riss.

    Zu Sowjetzeiten wurden die Buk über den Roten Platz paradiert. Sie sind neun Meter lang, laut und sehen gefährlich aus. Das führt auch jetzt, auf dem Weg in Richtung Ukraine, dazu, dass Anwohner, Passanten und Autofahrer ihre Handys zücken und die Fahrzeuge fotografieren oder filmen. Vieles davon landet im Internet. Mindestens 31 Filme und Fotos zwischen Ende Juni und Ende Juli. Mit ihrer Hilfe lässt sich die Route des Konvois rekonstruieren.

    Ein Rechercheteam der Enthüllungswebsite Bellingcat hat nachgewiesen, dass einer der Raketenwerfer von Wasilijs Einheit in ukrainisches Kriegsgebiet gelangte. (Siehe: http://www.bellingcat.com/wp-content/uploads/2014/11/bellingcat_-_bericht.pdf ) Es ist der Raketenwerfer mit der verblassten Nummer auf der linken Seite. Die erste Ziffer ist eine “3”. Die letzte eine “2”. Die mittlere ist nicht mehr zu erkennen. Buk 3×2 hat alles an Bord, um ein Flugzeug abzuschießen.

    Hinter Bellingcat steht vor allem der Brite Eliot Higgins. Er hat sich im Syrien-Konflikt einen Namen gemacht, indem er geheime Waffenlieferungen aufgedeckt und den Chemiewaffenangriff von Ghuta rekonstruiert hat. Higgins’ Methode: Er sammelt alle Hinweise zu einem Ereignis, die er in Sozialen Medien findet, YouTube-Videos, Tweets, Facebook-Fotos. Er vergleicht sie mit Satellitenbildern und Fotodatenbanken, analysiert jedes Detail, indem er in die Bilder hineinzoomt: Laternenmasten, Farbe und Form der Häuser im Bildhintergrund, die Anordnung der Bäume am Straßenrand, sogar die Schatten, die sie werfen. All das hilft ihm genau zu bestimmen, wo und wann ein Bild entstanden ist. Wie ein Detektiv puzzelt er aus vielen kleinen Hinweisen ein großes Bild zusammen.

    Im Fall von MH17 bringt dieses Bild Klarheit in eine Debatte, die von Schuldzuschreibungen und Spekulationen bestimmt ist. Amerikanische Geheimdienstler behaupteten nach dem Absturz von MH17 schnell, die Separatisten hätten das Flugzeug abgeschossen. Der selbst ernannte Premierminister der Volksrepublik Donezk widersprach. Die Ukraine beschuldigte Russland, Russland die Ukraine.

    In den Tagen nach dem Unglück bekräftigten westliche Geheimdienste, auch der deutsche Bundesnachrichtendienst, die Erklärung der Amerikaner. Aber Beweise wie Satellitenbilder oder Radardaten wurden nicht veröffentlicht. Auch nicht die Untersuchungsergebnisse der Schrapnellteile, die die niederländischen Ermittler geborgen haben. Der offizielle Bericht soll frühestens im Sommer 2015 vorliegen.

    Die Bellingcat-Recherchen machen jetzt erstmals eine weitgehende Rekonstruktion der Ereignisse möglich. Zwar können sie nicht genau nachweisen, wer MH17 abgeschossen hat, aber sie entlarven zwei Lügen: Die der prorussischen Separatisten, deren Anführer nach dem Abschuss von MH17 gesagt hatte, man verfüge nicht über die technischen Mittel für so ein Manöver. Und die der russischen Regierung, die behauptet hatte, dass sie den Separatisten keine Flugabwehrraketen zur Verfügung gestellt habe.

    Am 23. Juni verlässt Wasilijs Konvoi seine Basis im westrussischen Kursk. Die Soldaten fahren über Stary Oskol und Alexejewka nach Millerowo. Am 25. Juni kommen sie dort an. Von hier sind es 20 Kilometer bis in die Ukraine, bis ins Separatistengebiet, wo Krieg herrscht. Es gibt keine Hinweise, dass die Soldaten, Wasilij und die anderen, in diesen Krieg eingreifen. Aber der Raketenwerfer 3×2 wird die ukrainische Grenze überqueren.

    Ob Wasilijs Einheit den Raketenwerfer in die Ukraine gebracht hat oder die Separatisten ihn in Russland abgeholt haben, lässt sich nicht rekonstruieren. Die nächste Spur von ihm taucht erst am 17. Juli auf. Dem Tag, an dem MH17 vom Himmel geschossen wird.

    Ein Tieflader fährt raus aus Donezk, auf seiner Ladefläche steht Buk 3×2

    11 Uhr*: Ein Tieflader fährt auf der Makijiwka-Chaussee stadtauswärts, raus aus der Millionenstadt Donezk, vorbei an dem kleinen Kiosk an der Ecke und dem großen Nissan-Autohaus. Auf seiner Ladefläche steht Buk 3×2. Er ist jetzt nicht mehr Teil von Wasilijs Konvoi, sondern im Besitz der Separatisten. Den Tieflader hatten sie zuvor bei einer Baugeräte-Firma in Donezk gestohlen, wie der Besitzer der Firma Journalisten der französischen Zeitschrift Paris Match erzählte. Die Reporter sind es auch, die ein Bild von dem Transporter machen, als sie ihn an diesem Morgen überholen. Darauf sieht man die Nummer des Buk. Die “3”, die “2”, die verblasste Ziffer in der Mitte.

    Zur gleichen Zeit, 2.400 Kilometer weiter westlich, warten die Passagiere von Flug MH17 in der Abflughalle 3 des Amsterdamer Flughafens Schiphol am Check-in.

    12 Uhr: Cor Schilder, 33, und Freundin Neeltje Tol, 30, ein Floristenpaar aus dem niederländischen Städtchen Volendam, warten am Gate auf den Abflug. Sie sind früh dran. Schilder geht ans Fenster und macht ein Foto vom Flugzeug, in das sie gleich einsteigen werden, einer Boeing 777. Er postet es auf Facebook. Darunter schreibt er: “Falls es verschwinden sollte, so sieht es aus.” Eine Anspielung auf den Flug MH370, der vier Monate zuvor verschwunden war.

    Der Tieflader mit dem Buk hat zu diesem Zeitpunkt bereits das Dorf Suhres passiert, wo er gefilmt wird. Auch in Schachtarsk ist er vorbeigekommen, wie jemand auf Twitter schreibt. Er fährt weiter nach Osten.

    12.07 Uhr: Ein Twitter-User schreibt, dass er einen Raketenwerfer mit vier Raketen durch Tores habe fahren sehen. In der Gagarin-Straße wird das Fahrzeug fotografiert.

    Die Crew von MH17 ist da bereits an Bord. Kapitän Wan Amran Bin Wan Hussin, 50, hat durch den Flug nach Amsterdam den 11. Geburtstag seines Sohnes Yunus verpasst. Er hat ihm versprochen nachzufeiern, sobald er zurück in Malaysia ist. Auf Facebook kommentiert eine Freundin Cor Schilders Spruch mit vier Smileys und wünscht schöne Ferien.

    13.31 Uhr: MH17 startet. An Bord sind 283 Passagiere und 15 Crewmitglieder. Drei australische Kinder mit ihrem Großvater. Der niederländische Arzt Joep Lange, der auf der Aids-Konferenz in Melbourne erwartet wird. Eine Flugbegleiterin, die Schichten getauscht hatte.

    Die Separatisten haben den Buk in der Zwischenzeit von dem Tieflader gefahren. Im kleinen Dorf Snischne bewegt sich das 32-Tonnen-Fahrzeug jetzt auf Ketten die Karapetjan-Straße entlang, bevor es nach rechts abbiegt in Richtung Süden, raus aus Snischne, in unbewohntes Gebiet. Satellitenaufnahmen werden später dicke Spuren im Feld zeigen. Sie folgen keinem Muster, scheinbar willkürlich führen sie zunächst ganz gerade über das Feld, kreuzen einen Weg, führen durch Büsche, dann biegen sie nach Osten ab, zurück auf eine Straße. Möglich, dass von hier die Rakete abgeschossen wird.

    16.20 Uhr: MH17 fliegt in 10.000 Metern Höhe über die Ukraine, sieben Kilometer nördlich des geplanten Kurses. Die Crew umfliegt vorsorglich eine Schlechtwetterfront. Die Passagiere sollen es angenehm haben. Sie fliegen über Suhres hinweg, über Schachtarsk, über Tores. Sie ahnen nicht, dass unter ihnen ein Tieflader Stunden vorher denselben Weg zurückgelegt hat.

    Um 16.19.56 meldet sich MH17 beim Tower Dnipropetrowsk. Es geht um den weiteren Kurs. Die Antwort kommt vier Sekunden später, doch die Crew reagiert nicht. Der Punkt auf dem Radar, der die Position von MH17 angezeigt hat, verschwindet. Der Flugrekorder stoppt um 16.20.03. Ebenso der Stimmenrekorder im Cockpit.

    Auf Videos im Internet sieht man eine große, schwarze Rauchwolke über der Absturzstelle. Davor fallen Trümmer, Leichen, Gepäckstücke vom Himmel. Einige der Cockpit-Trümmer, die später gefunden werden, sind durchlöchert. “Als ob das Flugzeug in eine Schrapnellwolke geflogen sei, wie sie eine Buk-Rakete erzeugt”, sagt der Militärexperte Wolfgang Richter von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP).

    Irgendwann am Abend des 17. Juli, als die Nachricht von MH17 um die Welt geht, wird ein weiteres Video von Buk 3×2 aufgenommen. Der Raketenwerfer ist zurück auf dem Tieflader, der mit hoher Geschwindigkeit an einem Werbeschild vorbeifährt und hinter einem Baum verschwindet. Das Tarnnetz, das vorher die Raketen bedeckte, ist entfernt worden, der Blick auf die Abschussrampe ist frei. Nicht vier Raketen sind dort zu sehen, sondern drei. Eine Rakete fehlt, die zweite von rechts.

    Das russische Verteidigungsministerium hat die Bedeutung dieses Videos offenbar erkannt. Auf einer Pressekonferenz vier Tage später behauptet ein Sprecher, es sei in Krasnoarmejsk entstanden, einer Stadt, die sich unter der Kontrolle der ukrainischen Armee befindet. Als Beweis führt er das Werbeschild aus dem Video vor. Er zeigt ein Standbild davon, es ist unscharf. Darüber ist eine kleine Sprechblase montiert, in der angeblich der vergrößerte Text des Schildes steht. Die Adresse eines lokalen Autohändlers. Dnipropetrowsk-Straße 34.

    Das stimmt nicht, wie Bellingcat herausgefunden hat. Sie haben einen Unterstützer in der Ukraine an den Ort geschickt, an dem das Video aufgenommen wurde, um dort Fotos zu machen. Das Ergebnis: Auf dem Schild steht keine Adresse. Dort steht “landesweiter Autohändler”. Das Bild von der russischen Pressekonferenz ist eine Montage.

    Das Bild von der russischen Pressekonferenz ist eine Montage

    Das Video ist auch nicht in Krasnoarmejsk entstanden, wie die Russen behaupteten, sondern in Luhansk, an einer Straßenkreuzung im Westen der Stadt, etwa 75 Kilometer nördlich von Snischne. Kontrolliert wird sie nicht von der ukrainischen Armee, sondern von den prorussischen Separatisten.

    Der endgültige Beweis, dass die Separatisten MH17 mit dem russischen Buk abgeschossen haben, sind auch die Bellingcat-Recherchen nicht. Vielleicht wird es ihn nie geben. Aber sie ergeben eine dichte Indizienkette, in die sich die abgehörten Telefonate, die von der ukrainischen Regierung veröffentlicht und zunächst angezweifelt wurden, nahtlos einfügen. Ihre Authentizität lässt sich nicht überprüfen. Darin bestätigen angeblich Separatisten, dass sie eine zivile Maschine abgeschossen haben. Es klingt nach einem Versehen.

    Auch Wolfgang Richter von der SWP vermutet, dass die Separatisten das Flugzeug abgeschossen haben. Seiner Meinung nach kannten sie sich mit dem Buk-Raketenwerfer nicht gut genug aus. Womöglich hatten sie sogar den Automatikmodus aktiviert. In diesem Modus ortet das Radar automatisch heranfliegende Flugzeuge und schießt innerhalb von Sekunden eine Rakete ab, wenn der Vorgang nicht manuell abgebrochen wird. Dieser Modus war im Kalten Krieg eingebaut worden, weil man mit groß angelegten Luftangriffen des Feindes rechnen musste, mit Hunderten Maschinen gleichzeitig.

    Vielleicht haben sich Wasilij und seine Kameraden gewundert, warum auf dem Rückweg nach Kursk Raketenwerfer 3×2 in ihrem Konvoi fehlte. Aber für sie dürfte etwas anderes wichtiger gewesen sein. Sie sind befördert worden. Nach der erfolgreichen Übung sind sie nun Leutnants. Die Zertifikate haben gleich mehrere im Internet gepostet.

    *Alle Uhrzeiten beziehen sich auf ukrainische Zeit

  24. Lieber Herr Bröckers,

    auch wenn ich die Stimme von Jasinna nicht ertrage (siehe mein Kommentar oben) möchte ich Ihnen für Ihr Buch ausdrücklich danken!

  25. @katerkarlo:

    Interessante Story! Möchte durch die Nennung weiterer Namen zur Authentizität dessen beitragen:
    Wassilijs Kameraden hießen u.a. Nikolay (19), Wadim (18), Tunichtgutjewitsch und der “Kasper der Kompanie” Haumirdiehukkevollowski. Einen davon spielte ich. Raten Sie wen.
    Glücklicherweise habe ich die vielen sowjetischen Abzeichen und Effekten aufgehoben, die ich von den coolen russischen Soldaten der Garnison (Karl-Marx-Stadt, Leninstraße) in meiner Pionierzeit geschenkt bekommen habe. Einige unvermeidliche Militärklamotten und eine Hassmaske frisch dazugekauft (Berlin, Military-Shop, nahtlos, also nicht die Socken jetzt, sondern nahtlos zur Legende passend in der Petersburger Straße) und so entsprechend authentisch prorussisch aussehend, mit kommunistischem Obstsalat auf der Brust, mischte ich mich unter dieses Volk.
    Ich kann es nur bestätigen: die Russen sind weitaus böser und blutrünstiger als die Prorussen. Das wird leider immer verwechselt.
    Gut auch, dass dieser Herr von der SWP vieles davon bezeugen kann.
    Gott sei Dank gibt es die SWP seit 1962, diesen Ausdenk-Tank, der ja aufgrund einer privaten Initiative gegründet wurde. Von alleine kommt ja unser lahmarschiger Staat nicht auf so was.

  26. Liebe Eva Funk,
    ein Tip: um die Stimme Jasinnas besser ertragen zu können, sollten Sie an Udo Lindenberg trainieren.
    Das härtet ab.
    🙂

  27. Hallo verehrte Mitleser

    könnt oder wollt ihr euch nicht vorstellen, wie böse, böse, sehr sehr bööse der Russe,– also Putin wirklich ist?

    Aber jetzt müsst ihr das endlich einsehen!
    So böööse ist der Russe nämlich:

    Schwere Anschuldigungen aus der Ukraine. Die Sicherheitsbehörden in Kiew wollen einen Bombenanschlag auf den niederländischen Außenminister vereitelt haben. Hinter dem geplanten Attentat auf Koenders soll Russland stecken.
    Quelle:
    http://www.focus.de/politik/ausland/ukraine-will-anschlag-vereitelt-haben-hat-russland-mord-an-niederlaendischen-aussenminister-in-auftrag-gegeben_id_4286946.html

    (Mal ganz im Ernst, ich finde die Anti-Putin Propaganda wird immer blöder und verzweifelter!)

    Ach und auch die schwedische Propaganda musste zurückrudern:

    Das schwedische Militär muss ein unangenehmes Geständnis ablegen: Nach dem die Zeitung “Expressen” berichtet hatte, dass am Samstag eine russische Maschine in den schwedischen Luftraum eingedrungen sei, korrigierte das Militär dies nun. Das Flugzeug sei in Wahrheit französischer Herkunft gewesen, sagte ein Sprecher gegenüber der Zeitung “The Local”. Nun ermitteln die Behörden, warum die Maschine in den Luftraum eindrang. Auch die französische Botschaft in Stockholm beteiligt sich an der Aufklärung.
    Quelle:
    http://www.focus.de/politik/ausland/ukraine-krise-eu-plant-sanktionen-gegen-prorussische-separatisten_id_4279228.html

  28. Nach längerem Nachdenken und Blick zur Zimmerdecke (Ich müsste mal wieder malern, aber das tut hier nichts zur Sache), also eingehendem Grübeln, wollte und wollte mir einfach partout nicht einfallen, warum die Prorussen und ihre Originale, die Eigentlich-Russen, also die schlimmerereren, reinrassigen Russen, die auf den Plakaten immer den leicht schlitzäugigen Gesichtsausdruck haben, also welche Motive sie wohl hätten, MH17 abzuschießen und all die andren vielen spannenden Sachen zu tun, von denen Sie, @pyramid, die aktuellsten aufgezählt haben.
    Aber jetzt ist bei mir sozusagen die Kopeke gefallen:
    Sie sind einfach so. Man denke nur an Pitschuschkin und Tschikatilo.
    Die Russen kriegen halt ohne Blut an den Pfoten ganz einfach keinen hoch!
    Außerdem tragen sie ständig Metall im Mund – früher Messer – jetzt unauffälliger – Gold und Platin.
    ***
    Eine Bekannte von mir sagte vor kurzem: “Bei den Russen ist ein Menschenleben nicht viel wert.”
    Ich darauf: “Richtig. Das ist seit langem bekannt. Zumindest seit die deutsche Wehrmacht und vor allem Dirlewangers SS dort waren und dies eruiert haben.”

  29. selten so einen unsinn gelesen. augstein auf spon:

    Mit dem Wort Annexion sollte sorgsamer verfahren werden. Der Hamburger Rechtsphilosoph Reinhard Merkel sagt, auf der Krim habe es keine Annexion, sondern eine Sezession gegeben. Keine räuberische Landnahme sondern eine Abspaltung. Die eine wäre ein schwerer Bruch des Völkerrechts gewesen und mithin ein Kriegsgrund. Die andere verstieß nur gegen ukrainisches Recht. Das allein aber macht “den Annehmenden nicht zum Wegnehmer”, wie Merkel schreibt.

  30. @perlhuhn am 21.11.2014 um 01:42 Uhr

    Leiden Sie unter nächtlichem Alp?
    Was ist daran Unsinn?

  31. Hier auf dem Bröckersblog tummelt sich derzeit (wieder einmal) verstärkt der perverse *Freund* aus der Orwell’schen Zentrale für *Informationswiederbeschaffung*.
    – Was in sich doch eine durchaus wertvolle Information darstellt, die sich letztlich nicht mehr verfälschen/unterdrücken/überschreiben, ausradieren und/oder überbrüllen lässt.

  32. @Berndchen:
    > Was ist daran Unsinn?

    ganz einfach. nehmen wir das beispiel katalonien. stellen wir uns vor, das dort jüngst stattgefundene referendum wäre nur deshalb zustande gekommen, weil rund um barcelona französische soldaten vor kasernen sich postiert hätten, um spanische soldaten daran zu hindern, auszurücken. leute, wacht auf! die nummer auf der krim war an illegalität nicht zu überbieten! einen übergeordneten notstand gab es nicht, keinem russen war ein haar gekrümmt worden! mehr völkerrechtsbruch geht nicht! putin nanmte als begründung, es ginge darum, zitat, die “historische gerechtigkeit” wiederherzustellen. ich bitte euch! wenn es ihm um historische gerchtigkeit gegangen wäre, dann hätte er die halbinsel den krimtartaren überlassen müssen, die dort zuallererst siedelten! ich lass mich ja gerne verarschen, aber nicht unter meinem niveau.

  33. @perlhuhn am 22.11.2014 um 00:50 Uhr:

    Okay, ziehen Sie los und verklagen Sie die Russen. Beweise haben Sie ja genug.

  34. zu broeckers bei rt deutsch:

    unfassbar, dass mathias dort sagt, aus den anschuldigungen gegen putin könne man vielleicht einen “comic strip” machen, aber eine seriöse auseiandersetzung sei das nicht. herr broeckers, gerade sie als investigativkoryphäe sollten folgende untersuchungsergebnisse zumindest zur kenntnis nehmen:

    Die Sprengstoffanschläge auf Wohnhäuser in Russland waren eine Serie von Bombenanschlägen im Jahr 1999 in Russland, bei denen über 300 Menschen ums Leben kamen. (…) Nach Recherchen der beiden französischen Journalisten Jean-Charles Deniau und Charles Gazelle wurden die Explosionen vom FSB durchgeführt, um eine Rechtfertigung für die Fortsetzung des Tschetschenienkrieges zu haben, der wiederum Putin half, die Kommunisten bei den Präsidentschaftswahlen am 26. März 2000 zu schlagen.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Sprengstoffanschl%C3%A4ge_auf_Wohnh%C3%A4user_in_Russland

    über den vorgang gibt es eine sehenswerte dokumentation von andrej nekrasov. der film heißt “disbelief”. putin wurde auf den straßen moskaus im nachklapp der anschläge spöttisch “herr hexogen” genannt. hexogen war der sprengstoff, der zum einsatz kam. ist das alles vergessen? Ihre bücher zu 9/11 sind ausgezeichnet, sollten m.e. in schulen pflichtlektüre sein. die tatsache aber, dass sie die verbrechen “der anderen seite” offenbar in toto ignorieren, macht mich stutzig. ein weiteres beispiel:

    In June 2003, Litvinenko stated in an interview with the Australian television programme Dateline, that two of the Chechen militants involved in the Dubrovka theater siege in Moscow—whom he named “Abdul the Bloody” and “Abu Bakar”—were working for the FSB, and that the agency manipulated the terrorists into staging the attack. Litvinenko said: “[w]hen they tried to find [Abdul the Bloody and Abu Bakar] among the rotting corpses of dead terrorists, they weren’t there. The FSB got its agents out. So the FSB agents among Chechens organized the whole thing on FSB orders, and those agents were released”. “Abu Bakar” (presumably Terkibayev) was also described as an FSB agent and organizer of the theater siege by Anna Politkovskaya, Alexander Khinshtein and other journalists.
    http://en.wikipedia.org/wiki/Moscow_theater_hostage_crisis#Claims_of_FSB_Involvement

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