Royal Babylon

 

13.05.15 23:20-Bildschirmkopie

Der “Guardian” hat nach einem langwierigen Rechtstreit die Veröffentlichung der Briefe erzwungen, die Prinz Charles an britische Minister geschrieben hat. Dabei macht sich der gern als bio-dynamischer Naturschützer auftretende Thronfolger – der freilich schon mal 20 Wildschweine an einem Tag erlegt und Schießen als »eine intelligente Freizeitaktivität« für Kinder beschreibt – nicht nur Lobbyismus für seine Öko-Steckenpferde,  sondern auch in Sachen Aufrüstung der Armee für den Irakkrieg. Und damit für das eigene Aktien-Portfolio.

“In Großbritannien ist »Rüstungsindustrie« ein royaler Markenname….” , schreibt Heathcote Williams in seinem investigative poem “Royal Babylon – The Crimes of The British Monrachy”, das unter dem Titel “Die Windsors – Eine schrecklich nette Familie” im kommenden Monat im Westend Verlag erscheint. Rechtzeitig zum Staatsbesuch der größten Grundbesitzerin der Erde, die in ihren karibischen Hoheitsgebieten noch immer Todesurteile vollstrecken läßt: Queen Elizabeth. Wer dieses faktengesättigte (und mit Quellenangaben belegte) Poem gelesen und genossen hat,  kann den royalen Zirkus nicht mehr als Show-Phänomen und seine Akteure als harmlose Popsstars durchgehen lassen. Wer sich also für “royal baby” interessiert und sich  weiter von   pomp and circumstance beduseln lassen will –   wie ihn der hiesige Medienzirkus zum Staatsbesuch mit Sicherheit zelebrieren wird –  sollte “Royal Babylon” meiden. Wer aber lieber Ignoranz und Selbstbetrug vermeidet findet in diesem Prosagedicht  die unerhörten Fakten  dazu – und  warum die Sex Pistols mit ihrer Punk-Hymne “God Save The Queen – The Fascist Regime”  nicht verkehrt lagen. Weil parasitäre Insitituionen wie die Monarchie tatsächlich “no future” haben….

Hier vorab aus aktuellem Anlass einige Zeilen über den Öko-Prinzen:

 

»Prinz Charles«, so lautete eine Zeitungsnotiz, »wurde gestern Abend beschuldigt,
Seine Pachtbauern in den Selbstmord zu treiben
Mit einer Forderung in Höhe von 2,3 Millionen Pfund, während auf den Höfen
Des Herzogtums Cornwall die Maul-und-Klauenseuche wütet.«

Sein Wirtschaftsimperium aus 240 landwirtschaftlichen Betrieben
Verschafft ihm ein Einkommen von über vier Millionen Pfund im Jahr,
Wobei die Pacht der Bauern an Mariä Verkündigung am 25. März
Und an Michaeli, dem 29. September, zu entrichten ist.

In jüngster Zeit ist dieses spezielle Einkommen um elf Prozent in die Höhe geschossen,
Was aus den Pächtern des Prinzen fast Leibeigene macht,
Indes das Management des Herzogtums Wuchermieten für Gemeindehäuser verlangt,
Die es abreißen lässt, wenn die Ortsansässigen sie nicht bezahlen können.

Aber niemand ist so taub wie jene, die nicht hören wollen
(Obwohl ja mancher mit recht großen Hörmuscheln geboren wird):
Bauern verloren ihre Viehbestände,
Für das Herzogtum Cornwall nahm, im Rahmen seiner biologisch-dynamisch
Kultivierten Gier dagegen alles »seinen üblichen Gang«.

Angesichts von zwei Selbstmorden pro Woche unter den Bauern
Trat der Prinz in dieser Krisenzeit öffentlich mit Sorgenfalten auf,
Allein die Pächter mochten dem Krokodilsgeflenne nicht recht trauen.
»Das Herzogtum fühlt mit, solange du deine Pacht bezahlst.«

Aus List und niedriger Gesinnung haben die Verwalter des Herzogtums
Allesamt Verträge, deren Vergütung von ihrer Leistung abhängig ist:
So haben die Pachteintreiber von Prinz Charles einen finanziellen Anreiz
Dafür zu sorgen, dass der Mietzins beizeiten auf sein Konto fließt.

Mit anderen Worten, das royale Raffen hat System, und sollten Pächter
Mal nicht in der Lage sein, ihren royalen Gutsherrn zu bezahlen,
Damit dieser sich eigens von Dienern die Zahnpasta aus der Tube drücken lassen kann,
Droht ihnen und ihren Familien eine grausame Zwangsräumung:

Abgeschoben in einen Wohnwagen oder ein zugiges Zelt hinter einer Hecke,
Auf Geheiß dieses verschwenderischen Thronerben
Mit seinen drei Chauffeuren, 25 Butlern, Ankleidedienern und Köchen,
Und seinem Reisetoilettensitz aus weißem Leder.”

 

Auszug aus:  Heathcote Williams: “Die Windsors – Eine schrecklich nette Familie” zweisprachige Ausgabe: Englisch/Deutsch,  Westend-Verlag. Erscheint am 8. Juni  2015. Vorbestellungen hier oder hier.

3 Comments

  1. Vielen Dank für diesen, wenn auch kleinen, Hinweis in die Geschäfts- & Moralwelt eines Blaublüters… und deren gäbe es sehr, sehr viele, siehe: WWF Merkwürdigkeiten…

    Ich persönlich frage mich schon lange, wann werden sich die sog. einfachen Leute da draußen einmal gewahr, daß das lediglich nur EIN parasitäres Mitglied einer inzestuösen Kaste ist, die auf einem beschaulichen Nordsee-Eiland haust.

    Aber „Mr. Big Ear“ tritt unzweifelhaft in die Fußstapfen seines Altforderen, wie der hier archivierte Dreiteiler „Der WWF hat Geburtstag“ beweist!

    mfg

  2. danke für den tip, sehr interessant – wer aber hat den grausigen deutschen titel verbrochen? das original passt(e) doch wunderbar in unsere nach royal babies verrückte zeit.

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