Von Maulhuren und Aufklärern

30.11.15 22:26-Bildschirmkopie

Der Blog “Propagandaschau”, den ich sehr gerne lese, auch wenn er mir manchmal etwas zu rustikal poltert, was angesichts der für sich selbst sprechenden Fundstücke der Desinformation gar nicht nötig wäre, ruft zur Online-Wahl der “Maulhuren” und “Aufklärer” des Jahres 2015 auf. Das ich selbst unter letzteren nominiert bin ( UPDATE:… und 12. im Brummwettbewerb wurde! 🙂 ) ist erleichternd, denn als Journalist  und Fußsoldat der “Lügenpresse” weiß man ja heutzutage nie… und ich selbst bin mir ehrlich gesagt gar nicht sicher, ob nicht auch die Kategorie “Maulhure” passend wäre. Denn als freier Autor muss man nun mal Geld für gute Worte verlangen, was nichts anderes ist als seine Dienste auf dem Markt feilzubieten.

Das liegende und das lügende Gewerbe  liegen strukturell nicht weit auseinander, weshalb ich mir von amerikanischen “Aufklärern” schon öfter das Wortspiel  “Pre$$titutes” geborgt haben. Klingt ein wenig eleganter als “Maulhure”, sagt aber letztlich dasselbe. Prostitutierte und Pre$$tituierte haben gemeinsam, dass man ihnen mit gesetzlichen Verboten nicht beikommt, weshalb sie in den westlichen Ländern meist legal operieren können  und als Mitglieder der Presse sogar unter besonderem gesetzlichen Schutz stehen. Dass freilich die garantierte “Pressefreiheit” immer auch  “Lügenpressefreiheit” bedeutet,  wird bei Vorwürfen mit diesem pauschalisierenden Unwort genauso oft vergessen wie die Tatsache: viele Journalisten sind jung und brauchen das Geld. Und das verdient sich nun mal leichter, wenn man eilfertig den Alphatieren und ihrer Agenda folgt, statt selbst zu denken und zu widersprechen.

Es ist fast unmöglich, die Fackel der Wahrheit durchs Gedränge zu tragen, ohne jemandem den Bart zu sengen,” wußte schon Georg Christoph Lichtenberg und also marschiert man statt mit dieser Fackel lieber mit einer Funzel Bullshit – wie die meisten anderen auch in diesem traurigen Gewerbe. Miete, Kinder, Ratenzahlungen… auch der Journalist muß ja von irgendwas leben. Hätte ich zum Beispiel nach dem 11.9.2001 als einzigen “Freier”  nur meinen langjährigen Stammkunden, das ARD-Radio, gehabt, hätte ich über 9/11 keine Zeile schreiben können, weil dort Kritik am offziellen Narrativ schlicht nicht erwünscht war. Ähnlich sah es bei den großen Zeitungen und Magazinen aus und ohne den Vorschuß einen Buchverlags hätte ich mir die Arbeit an der Online-Serie bei Telepolis,  aus der dann das erste Buch zu 9/11 entstand, schlicht nicht leisten können.

Dass die guten Verkäufe dieses Buchs ermöglichten, weiter an diesem unerwünschten Thema zu bleiben, war ein Glücksfall, der dabei half, die Verbannung in die Kloake “Verschwörungstheoretiker” zu überstehen und unabhängig zu bleiben bei der Auswahl meiner Themen und Recherchen. Dass ich diese Arbeit selbst für “aufklärerisch” halte, ändert aber nichts an meiner Eigenschaft als Pre$$titute: ohne Leserinnen und Leser, die meine Bücher kaufen,  kann ich den Job nicht machen. Ich bin nur frei und unabhängig, weil sie mich machen lassen.  Eigentlich waren die öffentlich-rechtlichen Medien ja einmal gedacht, vielen Journalisten so frei und unabhängig zu machen, dass sie Bärte den Würdenträger und Mächtigen mit der Fackel der Wahrheit gefahrlos und zum Wohle der Demokratie versengen können, doch Parteien, Politik und Proporz haben seit langem dafür gesorgt, dass dies nur in Ausnahmefällen passiert. Die Regel ist das, was Watchblogs wie die Propagandaschau oder die Ständige Publikumskonferenz nahezu täglich präsentieren – mit dem, was mal mit “Journalismus” gemeint war, hat es nicht mehr viel tun.

4 Comments

  1. … lieber M.B., bitte Ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen und sich vor allem nicht auf eine Stufe mit den Presstitutes.
    Ansonsten: Dass sich fast jeder verkaufen muss, um zu leben, ist doch in unserer hochgradig arbeitsteiligen Gesellschaft der Normalfall ….
    Entscheidend ist aber in dem so diffizilen Gewerbe der Medien, wem diese gehören und wer das Sagen hat. Und wenn das nur noch zehn Familien in D sind und im ÖR auch die Atlantiker … dann is’ halt Essig mit Publikative und 4. Gewalt und so…

  2. Gratulation zur Plazierung!

    Platz 12 ist für einen Schlüsselaufklärer, dessen Ansatz von jeher ein aussergewöhnlich subtiler (und die Massenanzahl seines Publikums von daher vermutlich zu allen Zeiten vergleichsweise eingeschränkt) ist, doch ganz ausgezeichnet.

    Echt propagandistisch gesehen *direkt* wie Platz 1 und 2 zusammen…
    🙂

  3. Lieber Herr Bröckers,
    Glückwunsch zur Plazierung bei der Wahl zum Aufklärer des Jahres! Anlässlich des Jahreswechsels möchte ich Ihnen meine Bewunderung ausdrücken und herzlich danken. Ihre Seiten sind (neben einigen anderen) ein Lichtblick in der Ödnis der Medienlandschaft. Ich wünsche Ihnen zum Neuen Jahr weiterhin Kraft und Durchhaltevermögen.
    Ihre Constanza K.

  4. Bei der Gelegenheit hätte man sich auch mal daran erinnern können, dass direkt nach den Anschlägen vom 11.09.2001 Milzbranderreger aus einem Hochsicherrheitslabor des US-Militärs an demokratische Abgeordnete, die potentielle Gegner eines US-Polizeistaats waren, sowie Journalisten versendet wurden.

    Ein Journalist, der ein kompromittierendes Foto von einer Bush-Tochter die besoffen auf dem Boden einer Disco lag machte, wurde auf diesem Wege umgebracht.

    Da geht es längt nicht mehr nur um den Konkurrenzkampf wie in unserer zivilisierten Welt üblich, oder um Vorteilesnahme und Geld, sondern da wird massivst unter Druck gesetzt und offenbar auch nicht vor Mord zurück geschreckt.

    Als “Verschwörungstheoretiker” der ersten Stunde, der sich gerade intensiv mit der Geschichte der USA auseinandergesetzt hatte und öffentlich etliche kritische Kommentare zu der offiziell verordneten Verschwörungstheorie schrieb und Zeifel äußerte, habe ich auch persönlich einen “guten” Eindruck davon bekommen, wie sehr man Gegenwind bekommt.

    Als meine Beiträge – im damals immerhin höchstfrequentierten deutschsprachigen Forum im Internet – zensiert, geblockt, verschoben und und überhaupt auf jede erdenkliche Art und Weise getrickst wurde, um mir meine unbequeme Meinung zu vermiesen, wurde mir schlagartig klar, wie schlimm es bei der Presse sein muss, wenn ein einfacher Mensch wie ich der nur enige tausend Leser erreichte, schon dermaßen Knüppel zwischen die Beine geworfen bekommt.

    Das war für mich, der bis dahin so naiv war zu denken wir hätten laut Grundgesetz ein Recht auf freie Meinungsäußerung, eine regelrechte Schocktherapie.

    Mittlerweile ist mir klar, wie recht ein George Carlin hatte, als er sagte wir hätten gar keine Rechte, sondern nur temporäre Privilegien – und wenn diese temporären Privilegien hinderlich sind, wenn ein Staat, oder eine Staatengemeinschaft, mal eben die demokratische Maske fallen lässt, dann sind die Rechte schneller den Bach runter, als man bis 3 zählen kann.

    Es wird bis heute von der gesamten Presselandschaft der “freien Welt” ein Khalid Scheich Mohammed, der 183 mal dem Waterboarding/Wassserfolter unterzogen wurde, als “Drahtzieher” der Anschläge vom 11.09.2001 anerkannt.

    Wir stehen der Zeit der Inquisition oder der Hexenverfolgung in kaum etwas nach, denn wenn aus irgendwelchen geheimen Gründen verdächtige Leute so lange gefoltert werden können, bis sie sich im Sinne der Anklage schuldig bekennen und das dann auch noch von abertausenden Journalisten weltweit, offiziell als klares Geständnis gewertet wird, dann haben wir ein viel größeres Problem, als junge Leute die das Geld brauchen.

    Man kann es kaum glauben, wie man im 21. Jahrhundert mal eben mit Methoden aus dem dunkelsten Mittelalter konfrontiert wird – und was für mich noch erschreckender ist als die Taten, ist wie sich die gesamte Presse- und Politiklandschaft dabei zu Komplizen machen, als wäre es die selbstverständlichste Sache der Welt.

    Die weltweit größte Vereinigung von Psychologen in den USA, hat eine zweistelligen Millionensumme für das Ausarbeiten von Foltermethoden von dem US-Regime erhalten – die “westliche Wertegemeinschaft” mit seiner “supermächtigen Führungsnation” ist sowas von am Arsch das man es kaum fassen kann.

    Hier wird wegen eines geheimen Verdachts mal eben jemand per Drohne mit allen um ihn herum in die Luft gejagt, dort schickt man mal terroristische Islamisten schwerbewaffnet und per Droge aufgeputscht in ein Land wo einem die Regierung nicht passt, oder man man macht mal nebenbei ein Krankenhaus platt, aber offiziell kämpft man gegen den Terror – nichts ist zu absurd, dass es uns die embedded Journalists nicht als selbsterverständliche Sache aufs Brot schmieren können.

    Dann werden auch noch Waffen eingesetzt, die ganze Landstriche für Äonen versuchen und die Generationen auf grausamste Art treffen werden – und diese Typen die aufgrund von Lügen ganze Länder platt machen, verlassen sich auf die “unsichtbare Hand des Marktes”, wenn es darum geht die Bevölkerungen systematisch zu verblöden und über die Realität hinweg zu täuschen ?

    Nein, da war und ist viel mehr System dahinter und man kann davon ausgehen das der Druck unter den embedded Journalists enorm höher ist, als man nach dem lesen dieses Artikels den Eindruck bekommt.

    Liebe Grüße @lle

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