The Bern vs. The Donald

Bernie Sanders und Donald Trump werden noch vor dem Wahlgang in Kalifornien am 7. Juni debattieren – nachdem Hillary Clinton ihrem Mitbewerber um die Kandidatur eine öffentliche Debatte im bevölkerungsreichsten Bundesstaat ausgeschlagen hatte. Im Fußball nennt man das “mauern” – Clinton hofft ihren Vorsprung über die Zeit zu retten und will Sanders, der deutlich gewinnen müßte um mit ihr noch gleich zu ziehen, möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Beim Publikum hat Bernie die weitaus größere Fan-Basis,  Anfang der Woche  füllte er in Irvine ein Stadion mit 20.000, in dem sich bei einer Clinton-Rede höchstens ein paar Hundert  verlaufen würden. Obwohl die bestbezahlte Rednerin der USA  – seit 2001 hat sie zusammen mit ihrem Gatten 153 Millionen Dollar Vortragshonorare kassiert – wird Clinton für ihre Auftritte vorallem von Wallstreet-Bankstern und der Rüstungsindustrie, nicht aber von Wahlvolk geliebt.

Und auch nicht vom FBI, das jetzt eine Ermittlung in Clintons Email-Skandal führen will. Dass die Außenministerin des Landes Staatsgeschäfte jahrelang über ihr unverschlüsseltes privates Mailkonto abwickelt, darüber auch “Top Secret”-Informationen versendet und als das auffliegt und sie zur Herausgabe der “amtlichen” Emails gezwungen wird, die Hälfte davon löscht, weil es sich angeblich um Privates handelt, ist nicht nur einmalig in der Geschichte – einfache Staatsbedienstete (wie etwa Chelsea Manning) landen für solche Vergehen auch langjährig im Zuchthaus. So sieht sogar Clintons Hausblatt “Washington Post” nach dem Untersuchungsbericht des Generalinspekteurs jetzt große Probleme auf Hillary zurollen. Eine Präsidentschafts-Kandidatin, gegen die eine akute FBI-Ermittlung läuft, gabs schließlich noch nie.

Paul Thompson, der nach 9/11 eine unverzichtbare Timeline  ins Leben rief, hat jetzt auch eine  Timeline des “Clinton Email Scandals” aufgestellt – der unter anderem zu entnehmen ist, wie alles anfing: Präsident Obama hatte von der NSA ein abhörsicheres Blackberry bekommen, Außenministerin Hillary wollte auch eins, bekam es aber nicht und spielte dann Prima Donna: “Dann benutze ich eben mein eigenes.” Sämtliche Einsprüche von Sicherheitsbeamten bügelte sie ab und so kam der Stein ins Rollen. Sollte er sie jetzt einholen und die fast sichere Kandidatur verhageln wäre es einmal mehr ein kleiner Treppenwitz der Weltgeschichte: Zicke scheitert an Zickenhaftigkeit.

Unterdessen hat  Springteufel Trump Großes angekündigt: er will  nach seiner Wahl die Partei in eine “worker’s party” verwandeln.   Steht The Donald  also außer für  Xenophobie und Sexismus künftig auch für eine Art  National Republikanische Arbeiterpartei ? Er kündigt jedenfalls an, die “Social Security” zu retten und liegt damit durchaus auf der Linie von Sanders – aber auch nur damit. The Bern vs. The Donald wird also die eigentlich spannende Debatte, während Clinton nur für ein “Weiter so” mit Kriegen und Finanzkrisen steht, die keiner mehr will – außer den Plutokraten, die sie am Ende doch noch ins Amt hieven – stehen die beiden “Volkstribune” für eine Richtungsentscheidung. Mit dem sozialdemokratischen Aktivisten Sanders zu einem “New Deal” a la Roosevelt oder mit dem nationalistischen “Arbeiterführer” Trump zu einem mussolini-artigen Korporatismus.

UPDATE 28.5.: Trump hat die Debatte abgesagt. Er würde gern mit Sanders diskutieren, aber nur, so sagte er am Donnerstag, wenn der übertragende TV-Sender 10-15  Millionen an die Wohlfahrt spendet. Am Freitag zog er auch diese Bedingung zurück, wenn überhaupt wolle er mit der “betrügerischen Clinton” (crooked Hillary) debattieren. Auch Trump hat guten Grund gegen Bernie zu mauern – bei den bundesweiten Umfragen liegt er deutlich hinter Sanders.

7 Comments

  1. Es wird vermutlich keine Debatte geben, weil Trump die Bedingung stellte, dass ein Sender 10 Mio. Dollar “für kranke Frauen” spendet. Alberne NummerIMO. Mathias, du schreibst

    > Beim Publikum hat Bernie die
    > weitaus größere Fan-Basis

    Das halte ich für Quatsch. Meine Quelle ist die total seriöse “Politifact”-Seite.

    http://www.politifact.com/truth-o-meter/statements/2016/apr/05/hillary-clinton/does-clinton-really-have-25-million-more-votes-san/

    Dort heißt es:

    Based on the Fair Vote totals, the primary tallies stand at 8,746,692 for Clinton compared to 6,049,960 for Sanders. This gives Clinton nearly 2.7 million votes more than her rival. But when we factor in the caucuses with full vote counts, Clinton’s margin drops to a bit over 2.5 million. (Those states are Utah, Nebraska, Minnesota, Kansas, Idaho, Hawaii, Colorado and Alaska.) Clinton said she has received 2.5 million more votes than Sanders. That claim can’t be completely verified because we don’t have the raw vote totals from the caucus states of Iowa, Nevada, Washington and Maine. However, given the numbers we do have, it is likely that Clinton’s lead is at least in the neighborhood of 2.4 million votes. That’s not much of a difference. Our ruling: We rate this claim Mostly True.

  2. > Bernie Sanders und Donald
    > Trump werden noch vor dem
    > Wahlgang in Kalifornien am
    > 7. Juni debattieren

    Nein, werden sie nicht. Trump hat gerade einen definitiven Rückzieher gemacht…

    Presumptive Republican nominee Donald Trump issued a statement Friday shutting down the possibility of a debate with Sen. Bernie Sanders (I-VT), an idea that had been suggested earlier in the week. Quote:

    “Based on the fact that the Democratic nominating process is totally rigged and Crooked Hillary Clinton and Deborah Wasserman Schultz will not allow Bernie Sanders to win, and now that I am the presumptive Republican nominee, it seems inappropriate that I would debate the second place finisher. Likewise, the networks want to make a killing on these events and are not proving to be too generous to charitable causes, in this case, women’s health issues. Therefore, as much as I want to debate Bernie Sanders — and it would be an easy payday — I will wait to debate the first place finisher in the Democratic Party, probably Crooked Hillary Clinton, or whoever it may be.”

    http://www.breitbart.com/2016-presidential-race/2016/05/27/donald-trump-seems-inappropriate-debate-bernie-sanders-second-place-finisher/

  3. Artikel-Zitat:
    “Clinton hofft ihren Vorsprung über die Zeit zu retten und will Sanders, der deutlich gewinnen müßte um mit ihr noch gleich zu ziehen, möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten.”

    Da in den USA alles Mögliche als Meinungsumfrage gilt und nicht nur die halbwegs seriöse Telefon-Umfrage; sind die Ergebnisse stark interessen- geleitet (in der regel pro Clinton).
    Dass in den Staaten, die Sanders gewann, häufig Hillary bei den Umfragen
    mit 5-15% vorn lag, scheint eigentlich keinen zu stören.
    Am verlässlichsten sind noch Telefon-Umfragen von unabhängigen örtlichen Zeitungen; wie zum Beispiel “Sacramento Bee”:

    “Democratic presidential candidates Hillary Clinton and Bernie Sanders are in a virtual tie two weeks ahead of the primary election in California, with Sanders eliminating the modest advantage she held two months ago, according to a new statewide poll released late Wednesday.”

    http://www.sacbee.com/news/politics-government/capitol-alert/article79943707.html

    Allerdings versuchen auch hier die Partei-Oberen alles, um unabhängige Wahler, die hier abstimmen dürfen, abzuschrecken:

    “A contested Democratic presidential primary is confusing and frustrating some voters who, because they are registered without a party preference, must take some extra steps to cast presidential ballots.”
    .
    http://www.sacbee.com/news/politics-government/capitol-alert/article79927202.htm

  4. Falls die Amis überhaupt wählen geht,fällt ihre Entscheidung in der Regel erst in der Wahlkabine:

    Reagan ?…A good actor…I vote for him.
    Clinton ?…A good Saxophon-Player..I vote for him
    Hilary ?…A tough Bitch..I vote for her.
    Trump ?…Nice Casinos…I vote for him.

    Gut, dass dem US-Wähler die Voting-Machines, wenn’s denn enger wird, den Ausgang schon mal vor-kanalisieren.

    http://gizmodo.com/200693/how-to-steal-an-election-with-a-diebold-machine

    “We don’t count…
    because you don’t count”
    Sincerly Yours
    Diebold 🙂

  5. Bernie calls Trump a coward: “Hey, Donald, come on up, let’s have a debate about the future of America”

  6. Mann,mann… da “streiten” ein par Schauspieler, wer den Oscar, sprich die Präsidentschaft bekommen soll. Sie streiten natürlich auch nicht echt, sondern liefern eine simple Show ab, wie bei einem assessment center etwa, wo die Teilnehmer bestimmte Positionen annehmen und sie argumentativ verteidigen müssen, und derjenige gewinnt, der am überzeugendsten seine Rolle spielt. Wer hätte vor einem Jahr noch gedacht, daß Hillary jetzt überhaupt noch im Spiel sein wird? Aber sie wird wohl sogar gewinnen. Aller Vernunft zum Trotz, denn es ist nur ein Spiel. Wieso überhaupt werden solche Vorwahlen inszeniert? Damit der Wähler zur Probe mal seine Stimme abgeben kann und es sich dann noch anders überlegen kann? Dann sollte es aber auch Nachwahlen geben, denn alle guten _Dinge sind drei.

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