Trumpokalypse

Im “Frühkommentar” von heute morgen hatte ich schon geschrieben, dass  die Demokraten die Niederlage allein sich selbst zuzuschreiben haben, weil sie mit Bernie Sanders ihren populären Kadidaten ausmanvörierten und die Wall-Street-Hexe Hillary durchboxten. Dass dabei betrogen und getrickst wurde und Bernie der Sieg bei den Primaries gestohlen wurde, war schon vor den Wikileaks-Veröffentlichung der DNC-emails klar, die es nochmals schwarz auf weiß bestätigten – doch es war kein Thema für die Großmedien. Und damit sind wir beim Thema, dem eigentlichen Verlierer des Tages, dessen dramatischer Niedergang schon lange zu beobachten ist und nunmehr einen kaum zu unterbietenden Tiefpunkt erreicht hat: dem “Qualitätsjournalismus”. Also jenen sich “seriös” und “liberal” nennenden Medien, deren Vertreter man seit heute früh um 6.00 beim betroffenen Stammeln und hektischem Zurückrudern beobachten kann. Und die meisten haben scheinbar noch immer den Schuß nicht gehört, sie leben weiter in den Echokammern ihrer medialen Parallelwelt, die sie für die Realität halten. Eben etwa hörte ich im Autoradio eine ARD-Korrespondentin, die den Trump-Triumph darauf zurückführte, dass die Amerikaner “eben immer noch keine Frau im höchsten Amt akzeptieren können, einen Schwarzen ja, wie man mit Obama gesehen hat, aber keine Frau.” In der Realität haben zwar 53% der weißen Frauen Trump und nur 43% Clinton gewählt, was im Phantasialand solcher Journalisten aber keine Rolle spielt. Die Dame faselte dann noch irgendetwas von “Populismus” und dass Trump  den latenten”Rassismus” der Amerikaner mobilisiert hätte – tatsächlich aber hat er die Swing-States erobert, deren “Rassisten” die letzten beiden Male Obama gewählt hatten.

Das ist nur eine Momentaufnahme, aber eine typische: natürlich hat Trump mit seiner großmäuligen, xenophoben Attitüde sowohl Rassisten als auch dumpfe Macker bedient, aber das ist nicht der reale Grund für seinen Wahlsieg mit  Mehrheiten bei Frauen und den Siegen in Florida, Ohio, Michigan, Pennsylvania, Iowa und Wisconsin. Wahlentscheidend sind diese Super-Macker, Pussy-Grabscher  und Hardcore-Rassisten nur in der Parallelwelt, die unsere Qualitätsschurnalisten konstruieren und auch am Tag danach noch immer nicht verlassen können. Träumt ruhig weiter, Kollegen, konstruiert weiter die Welten, die das War Party/Neocon-Neoliberalcon/Wall Street/Think Tank/Corporate Media Establishment anrührt, aber glaubt nicht, dass euch noch jemand abnimmt, dass es sich dabei um die Wirklichkeit handelt. Etwa der Umfragen, die ihr täglich herbeitzitiert habt, um den souveränen Sieg Clintons zur selbsterfüllenden Prophezeiung zu machen. Warum hat die “Meinungsforschung” versagt ? Weil die Medien jeden Wahlkampffurz von Trump zum krassen Großskandal aufgeblasen haben, während Korruption und Kriegstreiberei Clintons harmlos unterm Teppich blieben – mit dem Ergebnis, dass sich viele Befragte in face to face Interviews nicht trauten, sich zu diesem Trump-Freak zu bekennen. Die solide Internet Umfrage der University of Southern California’s (USC) hingegen hatte Trump schon seit Monaten vorn, blieb aber ebenfalls unter dem Teppich der Mainstreammedien. Tja, und dann wacht man eben am Morgen auf und kann nur von “Schock”, “Tragödie”, “Trumpokalypse” stammeln…

Update: Kleine Presseschau des gesammelten Gestammels der transatlantischen Leitartikler hier

7 Comments

  1. Schön, daß der Titel offenbar nicht ernst gemeint ist.

    Bernie Sanders ist eine ganz normale Parteipolitiker-Nulpe. Daß hat er klar zu erkennen gegeben, indem er statt auf die Barrikaden zu gehen, seine Anhänger aufgefordert hat, Killary zu wählen (eine völlige Absurdität).

    Ein schönes Beispiel dafür, was solche Leute für ein Verhältnis zur eigenen Partei haben, ist Christian Ströbele, der bei der Bundestagsabstimmung über den Bundeswehreinsatz in Jugoslawien sagte, er sei dagegen und werde auch dagegen stimmen, wenn die Pro-Stimmen für eine Entscheidung für den Einsatz reichten. Sollten sie aber nicht reichen, werde er für den Einsatz stimmen.

    Wenn Bernie im Amt gewesen wäre, und seine alten Partei-Kameraden alle auf einen Angriff auf Syrien gedrängt hätten, hätte er wahrscheinlich irgendwann gesagt, “na gut, da schlachten wir die Kameltreiber halt ab.” (Also so in etwa…)

    Nein, es ist schon sehr gut gelaufen, insofern, als daß Bernie seine Anhänger vor der Wahl enttäuscht hat, und nicht nach einer für ihn erfolgreichen.

    Beim Donald kann man wenigstens noch hoffen. Vielleicht nicht mehr lange, aber man muß die Feste halt feiern wie sie fallen.

    Schönster Artikel des Tages: http://theduran.com/assad-must-go-who-must-go-goodbye-cameron-obama-hillary-merkel-hollande-youre-next/

  2. Also der Herr Patrick Feuz, Chefredaktor der schweizer Zeitung «Der Bund» hat es heute doch wohl (wenn auch unfreiwillig in satirischer Form) voll und ganz auf den Punkt gebracht:
    [..] Trump, der Superisolationist – für die Welt ist das die grösste Gefahr. Sie ist real, weil die Idee eines Rückzugs der USA aus internationalen Konfliktzonen in Amerika populär ist. Auf diesem Feld ist der Präsident ziemlich frei in dem, was er tut. Löst Trump dieses Wahlversprechen ein, macht er die Welt unsicherer. Die Amerikaner dämmen heute Waffenhändler und Terroristen ein und halten mit Diplomatie, Drohnen und Truppen Konflikte klein. Sie sind Hauptpfeiler einer Weltordnung, die für Stabilität sorgt.
    Zynische Deals und schmutzige Kriege, so haben Anti-Amerikaner in Europa die US-Aussenpolitik lange gesehen. Es gab und gibt schreckliche Verirrungen – doch schrecklich ist jetzt vor allem die Vorstellung, dass Trump die angekündigte aussenpolitische Abstinenz wahr macht.[..]
    DANKE HERR FEUZ, YOU WILL MAKE JOURNALISM GREAT AGAIN!!!
    Quelle: http://www.derbund.ch/us-wahl/hoffentlich-ist-das-ein-weckruf/story/14783491

  3. Hallo Mathias,
    ich befürchte, dass die “Wahlkampfürze” von Donald ein Freifahrtschein sind für alle, die ihren Alltagsfrust an den Nicht-Weißen und Nichtkonformen abreagieren wollen, sozusagen mit Rückendeckung von ganz oben.
    Dieser Frust wird noch erheblich zunehmen, wenn sich herausstellt, dass Donald die per Protektionismus gewünschten Jobs nicht schaffen wird.
    Woher Du den Optimismus nimmst, dass Donald, weniger korrupt und unter dem Slogan “America first”, gemeint ist wohl USA first, weniger kriegstreiberisch sein wird als Hillary, ist mir ein tiefes Rätsel. Diese als Hexe zu bezeichnen finde ich bei aller berechtigten Kritik an ihr, keine gute Idee.
    Und der Sieg gegen das Establishment ist an sich keine positive Nachricht, entscheidend sind die damit verbundenen Ziele.

  4. Ja, in der Tat. Die politischen Kommentatoren und selbsternannten Experten der deutschen Großmedien faseln jetzt, dass nach Trumps Ankündigung, international das “militärische Engagement” der USA zu verringern, auf Deutschland höhere Ausgaben und mehr Verantwortung (also mehr Kriegführung) zukommen wird.

    Die haben gar nicht erst die Idee, dass es – im Gegenteil – bedeuten könnte, dass die USA schlicht keine Vasallendienste unterwürfiger deutscher Lakaien mehr benötigen und man folgerichtig die Herde komplett in den Stall holen kann. Die Phrase, D-Land würde am Hindukusch oder am A***
    der Welt verteidigt, hat sowieso niemand ernst genommen, nachweislich nicht mal führende Politiker und Generäle.

    Mich würde nur interessieren, ob die Qualitätsjournalisten ihr denkabstinentes Gelaber tatsächlich selber glauben oder ob man ihnen nach Trumps Erfolg schlicht nicht schnell genug die Zettel mit den Textbausteinen austauschen konnte.

  5. ich bin mir ziemlich sicher, Hillary sollte ursprünglich gewinnen. Aber dann wurde sie krank. Sie ist nicht fit genug alle diese öffentlichen Auftritte durchzustehen und dabei gut zu schauspielern. Daher mußte das geändert werden. Der Trump war vorher nur dazu da, die Hillary besser aussehen zu lassen, daher hatte alle diese absurden Vorschläge und Versprechnugen gemacht. Aber dann mußte er plötzlich President werden, was ihm auch gar nicht paßt. Er wirkte nicht wie ein glücklicher Sieger am Ende. Das ist schief gegangen. Ich glaube, die werden ihn wie Nixon zurücktreten oder wie Kennedy sterben lassen, vielleicht durch einen Schwarzen umbringen, dann gibt’s inszenierte Rassenunruhen, alle kaufen Vorräte und Waffen und überall gibt’s Millitär und alles ist wieder palletti weil alle schauen zum Staat hinauf und sind wieder dankbar und keiner meckert mehr. Vergeßt nicht, es ist alles nur eine Show und alles was ihr sieht ist inszeniert.

  6. Da hab ich auch noch einen:
    “Wie oft haben wir es gehört? Die im Internet, sagen gutbezahlte Soziologen, die mit ihren „Verschwörungstheorien“ hängen in „Realitätsblasen“ fest. Dort kriegen sie nur Informationen, die ihre Meinungen bestätigen usw. Jetzt zeigt sich: Die von den Mainstream-Medien verbreitete Weltsicht ist selbst so eine Realitätsblase. Wie beim Brexit platzte sie beim Abgleich mit dem Wählerwillen. Die Machteliten sind geschockt…” mehr
    https://jasminrevolution.wordpress.com/2016/11/09/realitatsblase-geplatzt-west-machteliten-geschockt-von-trump/

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