Der Gesang der Spottdrossel

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Der Hype um die Invasion der Fake News läßt sich nur in historischer Perspektive  richtig verstehen.  Falsche Nachrichten und Desinformation gehören üblicherweise zum Arsenal  von  Geheimdiensten, die sich darum bemühen diese in den Medien zu lancieren und als “echte” Nachrichten erscheinen zu lassen. Dies wird vor allem in Kriegszeiten relevant, wenn es sowohl gilt, den “Feind” zu verwirren als auch die eigene Bevölkerung gegen den “Feind” zu mobilisieren – da landen dann Aluminiumröhren als angebliche Massenvernichtungswaffen Iraks auf der Titelseite der “seriösen” New York Times, ein erfundener “Hufeisenplan” in der FAZ oder das angebliche Giftgas Assads in der “Tagesschau”. Säßen in der Leitung dieser Medien nur echte Journalisten, die Verlautbarungen ihrer Regierungen grundsätzlich mißtrauen und sie nicht ohne Recherchen zur “News” machen, hätten die Kriege gegen Irak, Jugoslawien und Syrien so nicht stattfinden können. Erst die “Fakes”machten das möglich und dass sie als echt verkauft werden konnten, ermöglichten die falschen Journalisten in den Chefteagen der großen Medien.

Weil man nicht nur im heißen, sondern auch im kalten Krieg die Medien kontrollieren muss, wenn man als global intervenierende Macht ein “freiheitliches” Image bewahren wollte, betraute CIA-Chef Allan Dulles zwei seiner Spitzenleute – Frank Wisner und Cord Meyer – Anfang der 50er Jahre mit der “Operation Mockingbird” , deren Ziel war,   im In- und Ausland ein diskretes Netz aus einflussreichen Journalisten und Meinungsführern zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung aufzubauen. In einem Untersuchungsauschuss (Church-Kommitee) über illegale Aktivitäten der CIA kam 1977 ans Licht, das dieses strategische Mediennetzwerk aus über 400 Journalisten bestand. Frank Wisner hatte unter Kollegen damit geprahlt, dass ihm Leute in allen wichtigen Redaktionen “gehörten”; der für das Ausland zuständige Cord Meyer achtete bei seinen Aktionen und Akquisitionen besonders darauf, auch die “compatible left” in das CIA-Netzwerk einzubinden. Also nicht nur Bürgerlich-Konservative und Kommunistenfresser, sondern auch Liberale und Linke, sofern diese die imperialen Kriege  und “regime changes” der USA allenfalls oberflächlich kritisierten, also “kompatibel” waren.

Das Church-Kommittee kam damals zu dem Schluss, dass der Einfluß der CIA auf die Medien zwei schwere Bedenken aufwirft:  “Erstens, die Gefahr der heimlichen Einflussnahme auf die Medien um die amerikanische Öffentlichkeit durch Propaganda in die Irre zu führen. Zweitens, der Schaden an der Glaubwürdigkeit der Medien und deren Unabhängigkeit als freie Presse, durch die geheimen Verbindungen zu Journalisten und Medienhäuser.“ Das war vor 40 Jahren und auch wenn die CIA nach diesen Enthüllungen den offiziellen “Einkauf” von Journalisten per Erlass untersagte, brachen die Kontakte natürlich nicht ab. Die “Mighty Wurlitzer”, wie Frank Wisner sein Medienorchester (nach dem berühmten Orgel,-und Jukebox-Hersteller) einst genannt hatte, das der CIA  stets eine “freundliche Presse” sicherte, orgelte fröhlich weiter.

mockingbirdDer Mockingbird, die Spottdrossel, heißt Mimus polyglottos, weil sie mit ihrem Gesang die Rufe anderer Tiere und Geräusche nachahmt – und nichts anderes tat die CIA mit ihrer gleichnamigen Operation zur Manipulation der Medien: die Nachahmung echter, objektiver Berichterstattung durch Einschleusung echt und objektiv wirkender Fälschungen. Hier ist die eigentliche Geburtsstunde der modernen Fake News  zu datieren,  mit dem Gesang der Spottdrossel – und nicht erst 50 Jahre später wegen des Internets und social media – beginnt das “postfaktische” Zeitalter:  die zum wahrheitsgetreuen Report von Fakten verpflichtete “freie Presse” wird von Spindoktoren unterwandert und gibt deren Fiktionen als Fakten aus.

Dass ausgerechnet das Ur-Biotop der Spottdrossel-Operation, das CIA-Hausblatt “Washington Post” ( siehe dazu: Deborah Davis: Katharine the Great : Katharine Graham and Her Washington Post Empire, 1991) jetzt eine Kampagen gegen “Fake News” anführt und eine schwarze Liste von 200 Webseiten propagiert, um vor falschen Nachrichten zu warnen, entbehrt nicht einer gewissen Komik. Auch wenn die hiesigen Pfeifen der großen Wurlitzer-Orgel – die auf der Atlantikbrücke versammelten Journalisten – in ihren Anstalten und Organen vor Fake News warnen sollte jedem klar sein, dass da Böcke als Gärtner auftreten.  Und zwar solche, die eben dank des Internets und social media mittlerweile immer öfter als Fälscher erwischt werden, weil das Publikum auf alternative Informationen zurückgreifen kann. Deshalb aber nun die Anbieter solcher Informationen – die politisch von ganz rechts bis ganz links und was die Qualität des Journalismus betrifft von sehr solide bis völllig daneben reichen – pauschal an den Pranger zu stellen, riecht dann doch schon arg nach McCarthy-Ära und Bücherverbrennung. Zum Wahrheitsministerium zur Kontrolle von Fake News ist es dann nicht mehr weit…

8 Comments

  1. wie gesagt, es ist Schadensbegrenzung. Die Katze ist weitgehend aus dem Sack und jetzt läuft’s nach dem Motto, ja, die anderen sind fake aber wir geben uns noch Mühe.
    http://www.youtube.com/watch?v=jTWY14eyMFg
    Bullshit! Alles ist fake. Alle news waren, sind und werden gefaked und das schon seit es die News gibt. Es war nie die Absicht, die Menschen über die Welt zu informieren, sondern immer die, ihr Weltbild zu gestalten. Wir sind damit aufgewachsen, kennen nichts anderes und daher ist es auch so schwierig, das zu akzeptieren. Ob Bild, Focus, FAZ oder die ARD (nur um ein paar hiesige Anstalten zu nennen). Sie alle stecken da drin und das vom Anfang an. Nur deswegen gibt es sie, diese Massen-Medien. Um die Massen zu manipulieren. Ihr glaubt vielleicht noch, es gäbe einen Qualitätsunterschied zwischen einer “Nachricht” in der Bild und der in einer “Qualitätszeitung”, aber das ist ein Irrtum Diese Nachrichten kommen alle aus der selben Quelle und meistens steht das auch da drin, wenn man es nur lesen will. Und sie unterscheiden sich auch nicht inhaltlich voneinander. Oder glaubt Ihr vielleicht manche Nachrichten wären seriöser als andere? Auch das ist ein Irrtum. Das geht bis zur Schule, die sich an staatliche Vorgaben halten muß. Auch dort findet das selbe statt. Volksverarsche und das findet heute weltweit statt. Es ist eine Weltreligion: der Glaube an die News. Da hilft nur abschalten und ignorieren. Wer wissen will, wie es woanders ist, der wird schon selber hin müssen, aber muß man das denn wirklich wissen? Überall ist heute das gleiche. Überall gibt es McDonald und Cola und Lidl und Aldi. Da muß man gar nicht selber hin, um das zu erfahren. Dann ist es ja auch noch das Facebook. Ersatz für Freundeskreis und echtes Leben. Auch da hilft nur abschalten und ignorieren. Es gibt Mitmenschen in direkter Nähe und das Leben findet hier und jetzt statt und nicht in einer virtuellen Welt, die uns die Medien vortäuschen. So genug filosophiert, ab die die Arbeit. Malochen, malochen…

  2. Nein diese geradezu frappante Ähnlichkeit in Körperform und sogar Physiognomie der (doch schon ganz im Rahmen jenes Spottdrosselprogramms) anlässlich des Zusammenbruchs des Ostblocks immer härter und unweigerlicher auf den deutschen Ast gepappten DDR-Leitfigur der EU mit dem abgebildeten Vögelchen…

  3. Was, Fake News im Mainstream? So etwas gibt’s es definitionsgemäß nicht. Fake News sind immer nur sporadische Äußerungen einzelner in sozialen Netzwerken, Blogs, Foren etc. Also alles was Verschwörungstheoretiker, Populisten, Spinner usw. für wahr halten oder einfach spontan von sich geben.

    Wenn der Mainstream zielgerichtet, systematisch und mit großem organisatorischen Aufwand Informationen verlautbart, die – gemessen an der Realität – Abweichungen oder Inkonsistenzen aufweisen, sprechen wir nicht ordinär von fake news. In solchen Fällen handelt es sich nämlich um Strategische Kommunikation. Und das ist natürlich etwas völlig anderes – seriöses Lügen sozusagen…

    http://imi-online.de/download/NATO-Broschuere2016-CS-Inf.pdf

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