Real Game of Thrones: Die Schockstrategie und die Epidemie des Anti-Donald-Syndroms (ADS)

Das Einreiseverbot, mit dem König Donald Reisende aus sieben Ländern für 90 Tage von seinem exzeptionalistischen Imperium fernhalten will, stößt immer noch auf scharfe Proteste. Nicht nur in den  Städten des Königreichs auch im Ausland kam es zu großen Anti-Donald-Demonstrationen. Dieser Bann, den der neue König ausgesprochen hat, sorgt merkwürdigerweise für sehr viel größere Betroffenheit als die Bomben, die seine Vorgänger seit Jahren genau über diesen Ländern abwarfen. König Obama hatte es im letzten Dienstjahr bekanntlich auf auf 26.172 Abwürfe gebracht und damit zu einem persönlichen Rekord, doch gegen diese Bomben wurde fast nirgendwo demonstriert. Ähnlich ist die Lage  auch bei der so heftig kritisierten Migrationspolitik Donalds, bei der es sich, wie Chronisten des Königreichs jetzt herausgefunden haben, um ein Plagiat handelt. Donald hatte sich bei einer 20 Jahre alten Rede von Bill  “Free Willy”Clinton bedient, gegen die aber damals weder “Pussyhats” noch sonstwer protestierten.

Der neue König setzt also fort, was seine Vorgänger im Namen von “Nation”, “Freiheit” und “Werten” des exzeptionalistischen Königreichs vor ihm getan haben. Zuletzt ließ er im mit Einreiseverbot belegten Königreich Yemen ein 8-jähriges Mädchen erledigen, dessen älterer Bruder zuvor einer Obama-Drohne zum Opfer gefallen war, doch unter Donald stoßen diese Operationen nun weltweit auf  solches Entsetzen, dass sogar einzelne 8-jährige Mordopfer Aufmerksamkeit erhalten.  Dass der von W. ausgerufene  und von Obama fortgesetzte “War on Terror” schon  1,5 Millionen Leichen produziert hat – darunter auch viele Kinder  – war und ist dagegen kein Thema. Denn jetzt ist das “Monster” Donald los.  Das ehemalige Nachrichtenmagazin zeigt ihn als blutigen Kopf-Abschneider. Warum  wirkt bei ihm monströs und schrecklich, was zuvor als normal und akzeptabel galt ? Nur an der Eichenhörnchenfrisur des neuen Königs kann das eigentlich nicht liegen…

Ein Grund mag sein, dass sich Donald mit der gesamten Gilde der Herolde und Lautsprecher angelegt hat. “You are Fake News !” hatte er einem Herold von CNN zugerufen, weil diese Organisation üble Gerüchte über angebliche Orgien Donalds in der Haupstadt des Ultrabösen publiziert hatten. Sodann hatte er sämtliche Mitarbeiter seiner Regierung angewiesen, dieser Bühne keine Interviews mehr zu gewähren. Auch wenn er damit in klassischer Tradition steht  – König Obama ignorierte zum Beispiel “Fox” und auch der berühmte King Kohl, der Ziehvater von Königin Angela, den man “Birne” nannte und der mit “Bimbes” gefüttert werden musste, sprach nie mit dem “Spiegel” –  so wird Donalds Boykott nun als “unerhört”  angesehen.

Zur Beantwortung der Frage, warum unter Donald jetzt furchtbar schlimm ist was vorher als normal galt,  müssen wir einmal mehr in die Tiefen des Staats herabsteigen, zu den unsichtbaren Meistern der Intelligence, die als Schattenspieler und Strippenzieher seit Jahrzehnten die Fäden im Königreich in der Hand haben und für die mit Donalds Wahlsieg einer der größten anzunehmenden Unfälle eingetreten ist. Ein Thronfolger, der nicht aus ihrem Think-Tank-Land stammt, ein “Cowboy” der in die wohlgehütete Domäne der “Yankee”-Herrschaft eingebrochen ist und der sich tatsächlich daran zu machen scheint, einen “Sumpf” trockenzulegen. Nicht den oberflächlichen der Oligarchen und Plutokraten, zu denen er ja selbst gehört und an dem sich auch unter Donald wenig ändern wird und allenfalls das Personal wechselt, sondern den unterirdischen Sumpf des Tiefensstaats,  von dessen Existenz die meisten Leute im Königreich eigentlich gar nichts wußten.

Donald vs. Deep State

Tatsächlich aber existiert im exzeptionalistischen Königreich neben der Regierung noch eine Art Staat im Staat, der einst unter dem Namen C.O.G.  (“Continuity Of Government”) für Notfallzwecke eingerichtet worden war, damit im Falle von Krieg oder Krisen die Geschäfte weitergeführt werden können. Diese im Kriegsministerium des Königreichs auch “Doomsday Project” genannten Strukturen und Befehlsketten waren unter Ronald I. im Geheimen weiter ausgebaut worden, der damit zwei seiner Top-Offiziere betraut hatte. Dies waren Donald Rumsfeld und  der junge Dick Cheney, die später als Kriegsminister sowie als “Darth Vader” unter (bzw. wegen dessen Tölpelhaftigkeit de facto über) König W. amtierten. Unter ihrer Aufsicht geschah  dann 9/11 und wurde in Folge der “War on terror” ausgerufen.

Anders als die üblichen Drei-Buchstaben-Agenturen des Tiefenstaats verfügt  die COG-Struktur über ein Kommunikationsnetzwerk, das parallel und separat von allen Regierungs-und Militärkanälen läuft; und das zum Beispiel benutzt wurde, als unter Ronald und Bush senior Waffen,-und Rauschgift-Geschäfte direkt aus dem Weißen Haus abgewickelt wurden, was später als “Iran-Contra-Affäre” bekannt geworden ist. Wie einer der Erforscher dieser Schattenstruktren, Professor Scott, herausfand, spielten diese Kanäle auch schon bei dem Mord an König Jack, den alle JFK nannten, eine Rolle, ebenso wie bei den Reaktionen auf die “Teppichmesser des Schreckens” nach 9/11. Um wirkliche Macht im exzeptionalistischen Königreich auszuüben, reicht es nicht, nur auf den öffentlichen Thron zu gelangen, denn ohne Kontrolle über die Befehlsketten der unsichtbaren  C.O.G.-Strukturen,  die auch Verfassung und Gesetz außer Kraft setzen,  ist selbst ein König im Ernstfall relativ machtlos. Auch Donalds Zwitschergerät, mit dem er Hofschreiber und Lautsprecher überbrückt und direkt mit seinen Untertanen kommuniziert, würde nichts nützen, wenn alle Ätherwellen gestört sind und nur noch der C.O.G.-Kanal sendefähig ist, um über den “Ausnahmezustand” zu informieren. Deshalb lautet nach dem Kampf Donald vs. Hillary und der Eroberung des Throns die Konstellation  nunmehr Donald vs. Deep State und nur auf diesem Hintergrund sind Donalds Aktionen seit der Amtsübernahme zu verstehen.

Denn was hat die Flut von “Executive Orders” zu bedeuten, mit denen der neue König täglich überrascht, was bringt ihn dazu, mit Blitz-Dekreten wie dem Einreiseverbot nicht nur einige Länder, sondern seine eigenen Landsleute und die ganze Welt auf die Palme zu bringen, warum schockiert er mit Aussagen, dass Folter für ihn akzeptabel sei ? Auch wenn König Donald vielleicht nicht der Schlauste ist, ist er gewiss nicht doof und weiß  genau,  dass er sich mit diesen Aktionen keine Freunde macht und seine Gegner schockiert. Warum macht er es dennoch, warum gibt er sich nicht versöhnlicher, „präsidialer“, warum pfeift er auf eine “gute Presse” und die Demonstrationen gegen ihn?

Die Schockstrategie und die Epidemie des Anti-Donald-Syndroms (ADS)

Was Donald da im Rahmen seiner Schockstrategie Tag für Tag ablässt, sind Testballons, bei denen es weniger um die vorhersagbare Reaktion der Öffentlichkeit geht, als um ein Check-Up der internen Loyalität geht, um ein Ausmerzen von schwachen Gliedern – wie der sofort gefeuerten Justiziministerin – in der Befehlskette. Nur so kann einer, der den Thron gegen den gesamten Apparat erobert hat, seine Macht konsoldieren. Aus diesem Grund hat er auch den Meistern der Intelligence ihren Stammplatz im “Nationalen Sicherheitsrat” gestrichen  – sie werden nur noch “bei Bedarf” hinzugebeten – und an ihre Stelle seinen Chefberater Steve Bannon, den man auch “Breitbart” nannte, gesetzt.

Er nimmt  als persönlicher Einflüsterer des Königs nun dieselbe intime Rolle ein wie einst “Bloody Henry” Kissinger bei “Tricky Dick” Nixon oder Dick Cheney bei W. und hat sich denn auch schon als Donalds “Darth Vader” bezeichnet. Natürlich scherzhaft, aber er meint es ernst – und wird ab sofort dabei sitzen, wenn jeden Dienstag auf der “Kill List” die durch Drohnen zu erledigenden Opfer angekreuzt werden. Diese praktische und zeitsparende Einrichtung hatte König Obama 2016 seinen neuen Rekord an politischen Morden  ermöglicht und wird auch von Donald  beibehalten; ob er der Jagdleidenschaft dann ebenso frönt wie sein Vorgänger bleibt noch abzuwarten.

Gemessen an den Leichenbergen, zu denen Bloody Henry und Cheney ihre Majestäten einst ermunterten ist Donalds Einflüsterer “Breitbart” Bannon zwar noch völlig unbelastet, wird   aber bereits als gefährlich und böse porträtiert. Wie sehr er das wirklich ist, muss sich noch herausstellen, sehr schlau ist er auf jeden Fall. Die überfallartige Schockstrategie mit der die Donald-Regierung gestartet ist, war sicher seine Idee, ebenso wie die erwartbaren hysterischen Reaktionen, die sie auslösten. Nicht zufällig hat der “Breitbart” den Honigdachs zum Wappentier erklärt, der sich auch von Bienenstichen oder Schlangenbissen nicht abhalten läßt:  “he don’t give a shit” – und so dürfen wir ihn uns in Donalds ovalem Büro,  zu dem er als einziger jederzeit Zutritt hat, sehr entspannt vorstellen, wenn er die Nachrichten zur Kenntnis nimmt. Und befriedigt  feststellen kann, dass die Wahlverlierer, seine Gegner aus den liberalen und linken und libertären Lagern in geradezu apokalyptischer Hysterie  ausrasten und dabei alles über Bord werfen, was ihnen an “Werten” wie  Demokratie, Toleranz und political correctness doch angeblich heilig ist. Und selbst die vornehmsten Herolde und Lautssprecher des Königreichs, die den rüden “Breitbard”-Brigaden  stets Hass, Hetze und “Fake News” vorgeworfen hatten, produzieren nun in Sachen Donald nichts mehr anderes als genau das.  ADS – das Anti-Donald-Syndrom – hatte sich epidemisch ausgebreitet und den von aktuen Fieberschüben heimgesuchten Herolden und Lautsprecher war selbst die nach oben geschlossene Hitler-Skala nicht mehr grauenhaft genug wenn es um die Boshaftigkeit des neuen Königs ging. Der Honigdachs war’s zufrieden and didn’t give a shit…

Nur wenige im exzeptionalistischen Königreich waren weder vom Donaldismus noch von ADS befallen. Sie hielten das Anti-Donald Geschrei für genauso selbstgefällig wie den König selbst und völlig ungeeignet, sich ernsthaft über eine Zukunft nach Donald Gedanken zu machen.

Auch bei Telepolis erschienen

11 Comments

  1. Da will Trump mal durchgreifen und die Richter lassen ihn nicht…

    von Russland lernen, heißt siegen lernen: Einfach mal die Richter gleichschalten. Wenn das nicht geht, weil es einfach zu viele gibt, muss man den Erdi-Move machen: Alle als Volksverräter wegsperren und dann die Verfassung ändern.

    Türk-Russ-Amis Hurra!

  2. Mein Eindruck ist, dass Trump sich erst daran gewöhnen muss, die US-Regierung nicht wie ein Familienunternehmen führen zu können. Das kann unmöglich lange so weiter gehen, denn er beschädigt das Amt, wenn er sich ständig lächerlich macht, dauernd seine Position ändert und seine Direktiven regelmäßig von irgendeinem Richter kassiert werden.

    Dann nimmt bald die ganze Welt den US-Präsidenten nicht mehr ernst und jeder Respekt geht verloren – und zwar nicht nur vor der Person, sondern vor der Institution und der Präzedenzfall wäre nicht mehr aus der Welt zu schaffen.

    Sollte das eintreten, ist es vorbei mit der “globalen Führungsrolle” der USA, die ja vor allem auf Einschüchterung auf der einen und Folgsamkeit auf der andern Seite beruht. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass “gewisse Kreise“ es soweit kommen lassen.

    Was die Kill-Liste, aber auch ungehinderte Schnüffelei usw. betrifft: Hatten nicht Bürgerrechtler und Whistleblower immer genau davor gewarnt, dass die von der angeblich “liberal-demokratischen” Elite geschaffenen Unrechtsinstrumente irgendwann als “schlüsselfertige Diktatur” in die Hand eines Autokraten fallen könnten? Soll doch bitte jetzt niemand jammern, es habe vorher niemand ahnen können…

  3. Tja, so schaut es wohl aus!
    Die Heuchelei allerorten ist wohl grenzenlos (im wahrsten Sinne des Wortes).
    In der “Vorzeigedemokratie” bzw. in dem neoliberalen Musterländle scheinen die Rund-um-die-Uhr-Volksverblödungsmedien ganze Arbeit geleistet zu haben. Man ist verwirrt, konsterniert, fassungslos und geht auf die Strasse gegen eine Politik, die immer schon Mainstream war. Sind die jetzt plötzlich alle “aufgewacht”? Nein, die schlafen noch immer, nur mit einem neuen Traum vom unendlich bösen Trump versorgt. LG

  4. Zitat aus dem Artikel oben “Was Donald da im Rahmen seiner Schockstrategie Tag für Tag ablässt, sind Testballons, bei denen es weniger um die vorhersagbare Reaktion der Öffentlichkeit geht, als um ein Check-Up der internen Loyalität geht, um ein Ausmerzen von schwachen Gliedern – wie der sofort gefeuerten Justiziministerin – in der Befehlskette. Nur so kann einer, der den Thron gegen den gesamten Apparat erobert hat, seine Macht konsoldieren.”

    Wenden wir diese Erkenntnis einmal auf Trumps Außenpolitik an: Trump hetzt was das Zeuge hält gegen China. Und gegen den Iran veranstaltet er derzeitig sogar ein regelrechtes ‘Säbelrasseln’. Dies jeweils mit völlig unsinnigen Argumenten Das ist schon gruselig!
    Paul Craig Robert, der große Hoffnungen auf Trump setzte – wie wohl wir alle: nicht wegen Trump selbst, sondern wegen der von diesem erhofften Abkehr von Obamas/Hillarys Kriegs-, Länderzerstörungs- und Massenmordpolitik – schreibt Trump deswegen bereits ab: “He has declared Russia to be the number one threat to the US. He has threatened intervention in China’s territorial affairs. I was wrong ( http://www.paulcraigroberts.org/2017/02/06/trump-administration-already-paul-craig-roberts/ ).

    Vielleicht hat Roberts recht. Ich habe jedoch die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben. Denn das was Herr Bröckers zu Trumps Taktik in der Innenpolitik ausführt, kann sehr wohl auch auf seine Außenpolitik zutreffen. Das setzt natürlich voraus, daß Trump seinen aggressiven Ausfällen gegen China, Rußland und besonders den Iran kein Taten folgen läßt. In diesem Fall würde auch mein Hoffnung auf Trump atomisiert.
    Derzeit (noch) halte ich es jedoch für einen taktischen Trick von Trump, China, und – nun! – auch Rußland(!!) und besonders den Iran zu verteufeln und zu bitterbösen Erzfeinden der USA auszurufen. Denn als sich Trump noch für ein gutes und sinniges Verhältnis zu Rußland aussprach, wurde er gleich – nur weil er bei der Anti-Rußland-Hetze nicht mitziehen wollte – nicht etwa nur als ‘Weichei’, sondern gleich als Handpüppchen – ja, sogar als eine Kreation – Putins geschmäht.
    Trump erlitt dieselbe Behandlung, die in der McCarthy-Ära US-Bürger erlitten, wenn sie sich – ohne auch nur im entferntesten selbst Kommunisten zu sein – gegen die absurde und absolut undemokratische Kommunistenhatz wandten.

    Jetzt dreht Trump (womöglich – ich hoffe dies jedenfalls derzeit) den Spieß um: Den Obama-Leuten in den außenpolitischen Verwaltungen und Apparaten reibt Trump nun unter die Nase, daß sie doch die USA an die Erzfeinde China und den Iran verkauft haben. Ja, sie sind sogar richtige Verräter an den USA, indem sie lieb zu den ‘Feinden’ China und Iran waren. Ganz offensichtlich, weil sie von diesen ja wohl ‘gekauft’ sein (und auch die Arbeitplätze der braven US-Arbeiter nach China treulos verschachert haben). Erst er, Trump, träte nun gegen die Obama-‘Landesverräter’ an, indem er – endlich! – die Verteidigung der USA gegen die wirklichen Feinde aufnehmen. Und, ja, sogar gegenüber Rußland seien diese ‘Obama-Verräter’ doch immer noch – in verdächtiger Weise – viel zu weich gewesen.
    Diese Taktik ermöglicht es Trump, nun auch ‘Säuberungen’ in den Apparaten vorzunehmen, die die Außenpolitik mitbestimmen. Nun ist es das Pro-Obama-Personal in den Apparaten und im Kongreß(!) die sich, um es überspitzt zu formulieren, als hochverräterische ‘Kuscheltierchen-made-in-China in den Händen der Schlitzaugen’ diffamieren lassen müssen (Formulierung stammt von mir, aber Trump meint es wohl so).

    Wenn meine Hoffnung berechtigt ist, wird es nach der von Herrn Bröckers für die Innenpolitik beschriebenen Säuberung (“Check-Up der internen Loyalität … Ausmerzen von schwachen Gliedern“) nun auch dasselbe für die außenpolitischen Apparate geben. Erst anschließend kann es dann eine plötzliche Umkehr Trumps zu einer friedlichen und sinnigen Außenpolitik gegenüber Rußland, China und den Iran geben.

    Daß der Zionist Joffe von “DIE ZEIT” schon mal voll in die Anti-Iran-Hetze Trumps einsteigt ( http://www.zeit.de/2017/04/mittlerer-osten-iran-macht-syrien-krieg/komplettansicht ), könnte sich demnach als voreilig erweisen.

  5. Der erste Kommentar dieses Threads, von Trumputin, bekam einen thumb up und 6 thumbs down. Ich nahm eigentlich an, dass das Broeckers-Blog von Linken gelesen wird und nicht von Montagsspaziergängern. Tja, man lernt nie aus.

    Normalerweise lehne ich Kommentare von Jan Fleischhauer ab. Aber diesem stimme ich vollumfänglich zu…

    Darf man Donald Trump in der Pose eines Henkers der Freiheit zeigen? Viele Menschen, die am Wochenende das Titelbild des SPIEGEL sahen, fanden es richtig. Andere hat es empört. “Bei aller Freude am Polemisieren, aber so ein Cover geht gar nicht, vermutlich sehen Sie das ähnlich”, schrieb mir ein Kollege aus Berlin. Ehrlich gesagt, ich war unsicher, wie ich es sehen sollte. Trump ist wirr im Kopf, kindisch, autoritär, rachsüchtig, vielleicht ist er sogar ein bisschen verrückt. Aber bislang hat er niemanden seiner Kritiker einsperren oder hinrichten lassen. Es ist auch noch keine Zeitung geschlossen worden und kein Fernsehsender vom Netz gegangen, obwohl er die Medien dauernd als lügenhaft und parteiisch beschimpft.

    Das einzig Konkrete, was man Trump vorwerfen kann, ist, dass er für die Dauer von 90 Tagen eine Einreisesperre für sieben mehrheitlich muslimische Länder erlassen hat. Das ist schändlich, keine Frage, weil er Menschen allein aufgrund ihrer religiösen Überzeugung zur Gefahr erklärt. Aber muss man den amerikanischen Präsidenten deshalb mit dem abgeschlagenen Kopf der Freiheitsstatue in der Hand abbilden? Und was will man in drei Monaten zeigen, wenn seine Regierung richtig Fahrt aufgenommen hat? Das waren die Gedanken, die mir durch den Kopf gingen.

    Dann las ich den Tweet, den Trump am Samstagmorgen abgesetzt hatte, um seinem Ärger über den Bundesrichter James Robart Luft zu machen, der den Muslim-Bann aufgehoben hatte. “Die Meinung dieses sogenannten Richters, der die Vollstreckung des Rechts unserem Land aus der Hand nimmt, ist lächerlich und wird keinen Bestand haben”, hatte Trump um 8.12 Uhr, kurz nach dem Aufstehen, geschrieben. Wer das als Richterschelte versteht, verkennt, was hier zum Ausdruck gebracht wird. Man muss den Satz der Beleidigungen entkleiden, um seine eigentliche Botschaft zu begreifen. Das Volk spricht durch mich, seinen Präsidenten, heißt er im Kern: Wer sich dem Willen des Volkes und seinem Wunsch nach Gerechtigkeit in den Weg stellt, ist ein Verräter. Man kann es, wenn man will, auch gewählter ausdrücken: “Der Führer schützt das Recht vor dem schlimmsten Missbrauch, wenn er im Augenblick der Gefahr Kraft seines Führertums als oberster Gerichtsherr unmittelbar Recht schafft.” Dieser Satz stammt von Carl Schmitt, er hat ihn 1934 niedergeschrieben. Aber er hätte ihn, wäre er in einer anderen Zeit geboren, auch 1789 oder 1917 zu Papier bringen können. Die Justiz als Werkzeug des Volkswillens: Das war immer schon der Klang der Revolution.

    Die Moral in den Institutionen Wir müssen uns an den Gedanken gewöhnen, dass Trump nicht nur ein Rassist und Frauenfeind ist. Dass er das zu sein scheint, ist bedauerlich, aber damit ließe sich leben. Der amerikanische Präsident ist ein Feind der Demokratie und ihrer Institutionen – das unterscheidet ihn von allen seinen Vorgängern im Amt. Wer von sich glaubt, dass er den wahren Volkswillen verkörpert, kann die Gewaltenteilung nur für Mummenschanz halten. Oder schlimmer noch: für einen Betrug an der Mehrheit des Volkes, die er repräsentiert. Einspruchsfristen, Berufungsverfahren? Alles juristische Fallstricke, ersonnen von sogenannten Richtern, um der direkten Justiz und damit dem Volksgericht den Weg zu verlegen.

    Dass die Linke gegen Trump anrennt, ist nicht weiter verwunderlich. Aber ich beobachte mit Interesse, dass man sich auch rechts der Mitte in Stellung bringt. Der Konservative weiß besser als jeder andere, dass die Moral in den Institutionen liegt, nicht im Einzelnen. Deshalb liest man in Blättern wie dem “Weekly Standard”, der zu den eloquentesten Verteidigern der Bush-Administration zählte, nun die ätzendsten Trump-Verrisse. Auch die “Frankfurter Allgemeine Zeitung”, das einzig wirklich konservative Blatt in Deutschland, lässt keinen Zweifel, wo die Redaktion steht, wenn es um Trump geht. “Dann helfe uns Gott”, war ein Kommentar des Herausgebers Berthold Kohler zu den Erfolgsaussichten des Trumpismus überschrieben. Das Bürgertum hat schon einmal den Fehler gemacht, sich die Feinde der Freiheit schönzureden, von diesem Fehler hat es sich lange nicht erholt. Es sieht so aus, als ob man den Fehler nicht wiederholen möchte. Ich will damit nicht Trump und Hitler auf eine Stufe stellen. Vergleichen wir Trump mit Lenin oder, wenn man zu den Anfängen zurückgehen will, Robespierre. Es ist seit dem Sturm auf die Tuilerien immer die gleiche Sprache: Wer nicht für uns ist, ist gegen uns. Mitleid ist Hochverrat. Heute übergeben wir die Macht an euch, das Volk zurück. Letzteres ist aus der Antrittsrede des neuen US-Präsidenten.

    Ich habe neulich an anderer Stelle über den deutschen Trump-Fan als Vertreter einer seltenen Spezies geschrieben. Es scheint mehr Trump-Fans zu geben, als ich dachte. Auf Facebook hatte ich am Wochenende viele Kommentare von Leuten, die den SPIEGEL als Hetzblatt beschimpfen und jeden, der dort arbeitet, als Lumpen. Ich vermute, dass viele der Leute, die jetzt vehement für Trump Partei ergreifen, genau das an ihm bewundern, was Menschen wie ich ablehnen. Für sie ist die ungehinderte Volksherrschaft keine Schreckensidee, sondern eine Verheißung. Wenn sie hören, dass die Justiz zum Werkzeug gemacht werden soll, empfinden sie dies als Bestätigung ihrer Wünsche, nicht als Bedrohung.

    Das Titelbild des SPIEGEL zeigt nicht, was ist, sondern was sein wird, wenn sich der Trumpismus Bahn bricht. Wer an Freiheit und Demokratie hängt, kann nur beten, dass die demokratischen Institutionen stärker sind als ihre Verächter.

    http://www.spiegel.de/politik/ausland/donald-trump-warum-man-als-konservativer-gegen-trump-sein-muss-kolumne-a-1133290.html

  6. @Jan Hilgers :

    Hier ist nicht links oder rechts. Hier ist vorne. Ganz vorne !

    Wir sind die, die es schon immer gewusst haben. Jetzt wirds den Leuten langsam klar.

  7. Endlich eine Gelegenheit, das berühmte (bereits in Deutsch-Englisch-/Englisch-Deutsch- Wörterbücher – unter dem Stichwort links – aufgenommene) Ernst-Jandl- Zitat einmal in Gänze zu posten:

    “lechts und rinks, gedichte, statements, peppermints”
    (Ernst Jandl)

  8. Vielen Dank Herr Bröckers für Ihren ständigen Einsatz, das Denken der Leute weiter anzustoßen.

    Zum Thema Trumps Außenpolitik kann ich den Blog http://www.analitik.de sehr empfehlen. Auch sonst eine sehr erhellende Seite, aber Vorsicht, nix für Schwarz-weiß-Denker, auch der Autor bringt erlernte Weltbilder durcheinander.

  9. Trump schneidet also der Freiheitsstatue den Kopf ab. Ebenjener Statue, die amerikanischen Freimaurern von französischen Freimaurern geschenkt wurde, um die ewig brennende Flamme der – ja was eigentlich – Aufklärung? der Freiheit? der elitären Tyrannei? gar des gehörnten Lichtbringers selbst? für alle Nationen sichtbar hochzuhalten. Von hier aus sollte sich die ‘NWO’ in der Welt manifestieren, eine Dreibuchstabenbezeichnung, die von den ebenfalls freimaurerischen Nachfahren der US-Gründungsväter
    etabliert und in den neoliberalen Jahren seit Reagan auf die Spitze getrieben wurde. Dieselben neoliberalen Freimaurer also, die zum Erreichen ihres weltenordnenden Zieles nach ihrer eigenen Theorie erstmal ein riesiges Chaos stiften mussten und hierfür nachweislich Unterstützergruppen züchteten, mit illustren Namen wie z.B. al Kaida, Isis, Al Nusra, Dyncorp etc., sprich, völlig skrupellosen Kopfabschneidern. So gesehen lässt sich dieses Titelbild auch als Heldenportrait verstehen: Trump zahlt es der NWO und ihren Jüngern mit ihren eigenen Mitteln heim! Gutes Gelingen kann man da nur wünschen. Ob sich die Freimaurer beim Spiegel dieser Metaebene bewußt waren ist zu bezweifeln. Es scheint schon länger so, als seien die ‘Meister der Intelligence’ alles andere als intelligent. Sie sind aber sehr sehr reich, das muß doch wohl reichen.

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