Dass der Glaube an allmächtige russische Hacker, die den gesamten Lauf der Weltgeschichte bestimmen, jetzt als Religion anerkannt ist wurde höchste Zeit und erleichtert die Interpretation der Zeitläufte erheblich. Wie sonst wäre etwa zu erklären, dass sich Saudi-Arabien und die anderen Kopf-Ab-Emirate der arabischen Halbinsel nunmehr geschlossen gegen das ebenso winzige wie ultrareiche Katar stellen, weil dieses den “Terrorismus fördert”. Das klingt äußerst rätselhaft, wo doch allgemein bekannt ist, dass es in erster Linie die wahabitischen Wickelmützen Saudi-Arabiens sind, aus deren ideologischem Schoß der militante Jihad kriecht und die für den Aufbau und die Finanzierung des “IS”-Kalifats verantwortlich waren und sind. Auch Katar hat die islamistischen “Rebellen” in Syrien unterstützt, soll aber gleichzeitig auch viele Lösegeld-Millionen an von Iran gestützte Hisbollah-Milizien gezahlt haben, nachdem diese einige katarische Prinzen bei einem Jagdausflug in Irak gekidnappt hatten. Bricht man deshalb diplomatische Beziehungen ab ? Natürlich nicht. Die Gründe für den Zwist der Golfstaaten sind komplex – und natürlich geht es im Hintergrund um Gas und Öl. Dann aber soll eine Falschmeldung im Staatssender Katars lanciert worden sein, die sehr freundlich mit dem saudischen Todfeind Iran umging – und der Ofen war aus: Grenzen dicht, Ultimatum, zack zack. Was war passiert ? Wer hat diesen massiven Nachbarschaftsstreit mit einer Fake News ausgelöst ? Es waren – laut FBI – russische Hacker.
Holy shit! Und welch ein Glück, dass der Russohackismus jetzt als Religionsgemeinschaft anerkannt ist, da brauchts keine Beweise, kein Wissen mehr, sondern allein Glaube und Überzeugung machen schon selig. So auch den Ex-FBI-Chef Comey, der sich bei der Anhörung vor dem Senat “persönlich überzeugt” gab, dass allmächtige Russenhacker die US-Wahlcomputer gehackt hatten, aber Beweise dafür weder vorlegte noch nannte. Auch dass Trump, der ihn gefeuert hatte, “die Justiz behindert” hätte – woraus die irregeleiteten Demokraten ihm gern den Amtsenthebungs-Strick drehen würden – konnte Comey nicht darlegen oder beweisen, genausowenig wie irgendeine andere “russische Beeinflussung” der Wahlen oder des Kandidaten.
Insgesamt erbrachte die zum großen Russiagate-Enthüllungs-Showdown gehypte Anhörung nichts Neues – dazu hier die ausführliche Analyse von Max Blumenthal und der Ex-FBI-Agentin und 9/11-Whistleblowerin Collen Rowley – und bestätigte einmal mehr, dass es sich bei dieser ganzen Story um eine gigantische Nebelkerze handelt. Auch das geleakte NSA-Papier, für das The Intercept eine junge, unbedarfte Whistleblowerin ans FBI-Messer und in den Knast lieferte, brachte keine konkreten, überprüfbaren Beweise für russische Wahlbeeinflussung, sondern Behauptungen, Überzeugungen, Glaubensbekenntnisse.
Nun ist Amerika dafür berüchtigt, selbst den größten Nonsense durch endlose Wiederholung auf allen Kanälen als amtliche Wahrheit zu betonieren, weshalb zum Beispiel in Sachen JFK das Märchen einer “magischen Kugel” und in Sachen 9/11 die “Teppichmesser des Schreckens” noch immer als offizielles Faktum gelten. Da ist es nicht auszuschliessen, dass es den Spindoktoren in Brainwashington D.C. jetzt auch gelingt, den Russohackismus als neue Staatsreligion zu etablieren. Wie in der Dämonologie des Mittelalters wird dann auch hier die Regel gelten: wer nicht an den Teufel glaubt, ist selbst von ihm besessen.
Hallo Matthias,
der Link, den Sie zu Max Blumenthal angeben, führt zu einem anderen Artikel. Auch nicht schlecht, aber vermutlich nicht das, was Sie wollten.
Danke für Ihre Arbeit! Sabine
Danke. Ist korrigiert: http://www.newsclick.in/comey-hearing-little-new-more-doubt-about-russiagate