Hallo “Jamaica”: Bitte Bio-Hanf statt Designer-Junk!

Die Berliner Polizei warnte am Wochenende einmal mehr vor sogenannten “legal highs” – Käutermischungen, denen  hochgiftige Chemikalien beigemischt sind und die derzeit unter dem Namen”Bonzai”  für 5 Euro in Berlin verstärkt angeboten würden. Bei den Beimischungen handelt es sich um synthetische Cannabinoid-Abwandlungen, die Ohnmacht, Krämpfe, Herzprobleme und schwere Übelkeit hervorrufen können und schon zu Todesfällen führten. Ähnlich wie bei der schon vor einigen Jahren bekannt gewordenen Designer-Droge “Spice” docken diese synthetischen Stoffe an den Cannabinoid-Rezeptor im Gehirn an und produzieren eine ähnliche Wirkung wie Cannabis – allerdings mit den oben genannten schweren Nebenwirkungen, die bei natürlichem Cannabis nicht vorkommen. Zudem ist die Dosierung und Wirkung dieser Substanzen, die in Mischungen mit allen möglichen Kräutern angeboten werden, nicht kalkulierbar, was dazu führt, dass schon ein einziger Zug aus einem solchen “K.O.-Joint” zur Ohnmacht führen kann.
Wer zieht sich so etwas rein ? Abgesehen von irgendwelchen “Druffis”, denen es völlig egal ist, mit was sie sich gerade die Birne wegknallen, freiwillig wohl niemand. Wenn es sich dennoch so weit verbreitet, dass Polizei und Rettungsstellen Alarm schlagen, haben wir ein Problem,  und die vielen Antworten auf die Facebook und Twitter-Postings der Polizei zeigen, dass die Lösung durchaus bekannt ist – bei den Leuten und der Bevölkerung, nicht aber bei den Verantwortlichen der Politik. Wer die Gefahren von unkalkulierbaren, synthetischen Designer-Drogen abwehren will, darf ungefährlichere natürliche Drogen wie Hanf nicht Illegalisieren. Es sei denn, er ist immer noch dem Wahn verfallen, mit Strafrecht und Polizei eine “drogenfreie Gesellschaft” durchzusetzen. Dass diese Leitlinie des “war on drugs” mehr Opfer produziert als rettet und jede vernünftige Drogenpolitik sich um Schadensminderung zu kümmern hat, statt um die illusorische Beseitigung sämtlicher Drogen – diese Einsicht beginnt sich immer noch zu langsam durchzusetzen.
Neuerdings klingt aber in den Kommentaren zu den Sondierungen der “Jamaica”-Koalition an, dass ein mögliches Ergebniss der Verhandlungen die Entkriminalisierung von Cannabis sein könnte. Weil man den Grünen und der FDP, die an anderen Stellen große Kompromisse machen, irgendetwas Vorzeigbares für ihre Klientel überlassen muss, könnte man ihren Liberalisierungs-Forderungen in Sachen Hanf nachgeben. Ein Verkauf über Apotheken, wie ihn sich FDP-Chef Lindner vorstellt, scheint dabei aber keine wirklich gute Lösung. Seit Anfang 2017 können ja Patienten schon auf Rezept medizinische Hanfblüten aus der Apotheke beziehen, allerdings zu Preisen, die deutlich über denen in anderen Ländern liegen – und auch deutlich über denen des Schwarzmarkts. Nur sehr betuchte Partygäste werden also zwecks Stimmungsaufheiterung die Nachtapotheke besuchen und sich für 25 Euro ein Gramm Gras kaufen – für Freizeitkonsumenten scheint das Apotheken-Modell  also noch keine wirkliche Lösung, um Gefahren durch Designer-Junk wie “Bonsai” abzuwenden.
Wenn bei den nun anstehenden Koalitionsverhandlungen als Nebeneffekt tatsächlich die längst überfällige  Entkriminalisierung der Hanfpflanze herausspringen sollte, müßte deshalb zu allererst und jenseits aller sonstigen Regulierungen der private Anbau  für den Eigenbedarf gestattet werden. In den US-Bundesstaaten, die Cannabis legalisiert haben und auch schon in einigen europäischen Ländern hat man damit gute Erfahrungen gemacht und es wird höchste Zeit, dass auch in Deutschland die Polizei nicht mehr für Grünzeug ausrücken muß, sondern gegen echte Kriminelle vorgeht. Mit 135.000 Strafverfahren allein gegen Cannabis-Konsumenten stellte Deutschland im Jahr 2015 einen unrühmlichen Rekord auf – diesen Irrsinn zu stoppen, Millionen an Steuergeldern sparen, die Justiz erheblich zu entlasten und die Zerstörung von Schullaufbahnen, Ausbildungen, Lebensentwürfen zu beenden… damit könnte eine “Jamaica”- Koalition, von der niemand wirklich Neues erwartet, ihrem Namen dann doch ein wenig Ehre machen. Peace!

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3 Comments

  1. Schön, dass es doch noch Menschen unseren Alters, also so im Alter Mathias Broeckers, gibt, die sich immerhin noch wünschen, wenn wohl auch nicht vorstellen können, die Politik täte einmal etwas, das nicht geeignet wäre Geld in die Kassen der üblichen Verdächtigen zu spülen. Natürlich wie üblich ungachtet der Nebenwirkungen (Leid, Krieg, Hunger). Peace!

  2. 500.000 abgetauchte unbegleitete Neubürger ohne Duldung… durch “Hanf-Legalisierung”… jetzt bitte nicht komplett einkommenslos stellen…
    lieber Blog-Chef !!!

    Das konterkariert doch den Integrationsgedanken…natürlich nur solange,wie eine Mehrheit überhaupt noch irgendein eigenständiges Arbeitseinkommen erzielt.

    Damit dieses Old-School-Unding bald aus der Welt ist…gerade dafür gibt es ja Muttis “Wolpertinger-Jamaica-Nudging-Nanny-Coalition ” in INDULA

    Das einzig Geile dabei :
    Die Schonzei für die Klamauk-Comedy geht zu Ende
    und die Jagdsaison für echte Kabarettisten & Satiriker
    setzt wieder voll Rohr ein.

    Deshalb:
    Roll another one, Baby….
    und zwar möglichst illegal 🙂

  3. Nach denen, die Cannabis aus medizinischen Gründen brauchen und denen, die für nichts und wieder nichts den Führerschein verloren haben, sind die Eigenanbauer tatsächlich die dritte benachteiligte/gefährdete Gruppe. Wer sich ein paar Pflänzchen im Garten zum Jahresbedarf anbaut, wird in der Regel eine “nicht geringe Menge” ernten. Das ist juristisch ein Verbrechen und wird grundsätzlich mit mindestens einem Jahr, auf Bewährung natürlich, bestraft, auch wenn kein Handel stattfand. Dass der Eigenanbauer niemand anderen “gefährdet”, sondern sogar hilft, die Schwarzmärkte trockenzulegen und im übrigen auch aus gesundheitlichen Gründen völlig rational handelt, weil er die Kontrolle über den Anbau hat, hilft ihm nichts. Dass die Menschen rationalerweise seit Jahrtausenden über den Winter Vorräte von pflanzlichen Produkten anlegen, damit sie das ganze Jahr etwas davon haben, hilft ihm auch nichts. Wer Vorräte oberhalb der nicht geringen Menge anlegt, zeigt in den Augen der Ordnungshüter kriminelle Energie und mangelnden Charakter, so dass nicht ausgeschlossen werden kann, dass er irgendwann mal vor Schulen rumlungert und das Selbsterzeugte an Jugendliche vertickt. Deshalb: ein Jahr auf Bewährung.

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