Erschienen im Hanf!-Sonderheft "Gesund mit Hanf!", 9/2001

Hanfverbote machen krank
Nicht nur die Blüten und das Harz, auch die Samen und Fasern des Hanfs sind medizinisch wertvoll

 

Hanf ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Menschheit. Sie liefert Kleidung und Nahrung, Papier und Energie, Baustoffe und Medizin.Aufgrund technischer Entwicklungen wurde Hanf Mitte des 19. Jahrhunderts zurückgedrängt - Baumwolle für Textilien und Holz zur Papierherstellung liefen Hanf den Rang als bedeutendstem pflanzlichen Industrierohstoff ab. Erst in den 20er Jahren dieses Jahrhunderts wurde die Hanfnutzung durch entsprechende Maschinerie an das Industriezeitalter angeschlossen - doch zu diesem Zeitpunkt setzt in USA eine Kampagne ein, die Hanf als "gefährlichste Droge der Menschheit" in Verruf bringt - ausgehend von den USA, die 1937 den Hanfanbau verbieten, wird in den folgenden Jahrzehnten die seit 12.000 Jahren genutzte Kulturpflanze in der gesamten westlichen Welt zur "flora non grata". Das Hanfverbot erfolgte nicht trotz, sondern wegen seiner hervorragenden Eigenschaften als nachwachsender Rohstoff. Untersuchungen des US-Landwirtschaftsministeriums hatten erbracht, dass Hanf auf der selben Fläche viermal soviel Zellulose für Papier liefert wie Holz, dreimal soviel Fasern wie Baumwolle - und dass beim Anbau und bei der Weiterverarbeitung kaum Chemikalien benötigt werden.

Erst in den 90er Jahren wurden diese Fakten wieder entdeckt und seitdem hat in Europa der Wiederaufbau einer verarbeitenden Industrie für Hanf begonnen, der seit 1996 auch wieder in Deutschland angebaut wird. Seitdem zeichnet sich sich eine große Renaissance der Hanfpflanze ab. Aus gutem Grund ist Cannabis sativa als "Bio-Rostoff der Zukunft" bezeichnet worden, denn sie bietet Produkte mit einzigartigen Eigenschaften und ist ideal für den ökologischen Landbau:

 

Neben diesen für eine nachhaltige Landwirtschaft und die Gesundheit des Planeten mehr als vorteilhaften Eigenschaften warten auch die vielfältigen Produkte aus Hanf mit gesundheitsfördernden, heilsamen Eigenschaften auf, die lange Zeit vergessen waren. Jenseits der Hanf-Blüten und ihrem Hauptwirkstoff THC sind auch die Samen und Fasern der Pflanze unter medizinischen Gesichtspunkten höchst interessant. Die Samen gelten wegen ihres hohen und ausgewogenen Gehalts an essentiellen Fettsäuren als eines der wertvollsten Lebensmittel überhaupt, vor allem wegen ihres Gehalts von 2-4% Gamma-Linolen-Säure (GLA). Die 3-fach ungesättigte Fettsäure ist ein unverzichtbarer Baustein für die Hormonproduktion im menschlichen Körper und kommt, außer in Hanf-Samen und Hanf-Öl, nur noch in einem anderen Lebensmittel vor: der Muttermilch. Die bei hormonellen Problemen (Menstruationsbeschwerden, Hautkrankheiten) ärztlich verschriebenen GLA-Gaben in Form von teuren Nachtkerzen- oder Borettsch-Öl-Kapseln können durch Hanfsamen und Hanföl auf dem Speiseplan dem Körper sehr viel preiswerter zugeführt werden. Daneben hat sich Hanföl auch in der Kindermedizin bewährt: Seit das HanfHaus 1996 in Deutschland das erste kaltgepresste Hanf-Speiseöl aus heimischem Anbau auf den Markt brachte, erzielten Mütter bei Kindern mit Neurodermitis und anderen Hautproblemen durch die innerliche und äußerliche Anwendung von Hanföl erstaunliche Heilerfolge. Sie bestätigten damit letztlich nur die uralten Verwendungen bei zahlreichen Völkern der Welt - schon die Römer verwandten Hanf-Öl-Salben als Mittel gegen Herpes, Schuppenflechte und andere Hautleiden. Und sie wußten auch um die antibakterielle Wirkung, wenn zusätzlich zum Öl der Samen auch Blüten und Harzbestandteile für die Salben verwendet wurden.

 

Dass Hanf für die Hautpflege nicht nur ein Marketing-Gag ist, wie es vielen Hanfprodukten oft vorgeworfen worden ist, hat mittlerweile der Markt selbst widerlegt: einer der führenden internationalen Kosmetik-Konzerne - The Body Shop - ist mit einer Hanfserie weltweit äußerst erfolgreich. Und ähnliches könnte bald nun auch im Textilbereich geschehen, wo sich einer der großen Jeans-Hersteller, wie aus der Branche zu hören ist, sich gerade in Asien mit größeren Stoff-Kontingenten eingedeckt hat. Kein Wunder, eigentlich, denn die erste Jeans, die der aus Franken nach San Francisco ausgewanderte Schneider Levi Strauss Mitte des 19. Jahrhunderts zusammen-nietete war aus 100% Hanf - kein anderer Stoff als die reißfesteste natürliche Weichfaser überhaupt hätte die Torturen ausgehalten, die die Goldwäscher ihm zumuteten. Heute ist die robuste Arbeitshose von einst als Modeobjekt keinen besonderen Belastungen mehr ausgesetzt - und Kunstfasern aus Polyester sind für "heavy duty"-Zwecke billiger und ebenso haltbar wie Hanf - sie machen nur ein ganz entscheidendes Problem, die jeder Besitzer von Kunstfaser-Pullovern kennt: sie lassen uns (spätestens beim Ausziehen) alle Haare zu Berge stehen. Sie sind mit dem Spannungsklima der Haut in keiner Weise kompatibel - und das bringt den guten alten Hanf wieder ins Spiel. Denn zu seiner Haltbarkeit tritt hier eine hervorragende Hautfreundlichkeit. Die alten volksmedizinischen Empfehlungen, nachdenen Menschen mit empfindlicher Haut, Rheuma oder Gliederbeschwerden Wäsche aus Hanf tragen sollten, wird von der heutigen Forschung bestätigt. Die mikroelektrische Spannung von Bastfasern wie Hanf oder Flachs entspricht genau dem Spannungsklima der Haut. Deshalb sind Hanffasern das genauer Gegenteil jener Kunstfasern, die uns alle Haare zu Berge stehen lassen - sie wirken entspannend. Eine perfekte zweite Haute. Für die hervorragende Trageeigenschaften sorgt vor allem die phantastische Feuchtigkeitsregulierung der Hanffaser: sie kann bis zu 30 % Feuchtigkeit aufnehmen, ohne selbst chemisch zu reagieren oder auf der Haut zu kleben. Deshalb bleibt Hanfkleidung an heißen Tagen sehr lange frisch - ohne jede Geruchsbildung. Über Nacht gelüftet ist ein T-Shirt oder Hemd aus Hanf , in dem man stark geschwitzt hat, am nächsten Morgen wieder erstaunlich frisch - und kann statt in die Waschmaschine zu wandern wieder angezogen werden.

 

Neben diese hautfreundlichen Trageeigenschaften kann Bekleidung aus Hanf mit einem weiteren Vorteil aufwarten, dem in einem Zeitalter, in dem Allergien zur Volkskrankheit Nummer Eins geworden sind, wachsende Bedeutung zukommt: sowohl im Anbau, als auch bei der Weiterverarbeitung ist Hanf weder auf landwirtschaftliche Spritzmittel noch auf die Unzahl von Textilgiften angewiesen, von der handelsübliche Bekleidung kontaminiert ist. Während die Verbraucher vor allem von den während der Stoffveredelung und dem Färben aufgebrachten Giften betroffen sind - und zunehmend allergisch reagieren - stellt für die Umwelt der Gifteinsatz beim Anbau und der Fasergewinnung ein gigantisches Problem dar. Baumwolle ist heute die meist genutzte Naturfaser, 50% des Welt-Textilverbrauchs gehen auf ihr Konto. Gleichzeitig werden im Baumwollanbau riesige Mengen Pestizide eingesetzt, in den führenden Anbauländern ( USA, China, Indien, Türkei) wandern bis zu 50 % der verbrauchten Pestizide in die Baumwolle. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation kommt es unter Baumwollarbeitern jährlich zu 1,5 Millionen Vergiftungsfällen von denen 28.000 tödlich enden. "Baumwolle bedeutet Sklavenarbeit, Monokultur, chemische Keule, brutales Agrobusiness, überall auf der Welt", resümieren die Autoren des Fachbuchs "Reiz-Wäsche" ( Hans Werner Mackwitz, Wolfgang Hingst: "Reiz-Wäsche - Mode,Gifte, Öko-Look" Campus-Verlag, 1996) das Thema Cotton. Für die "billigen" Baumwollartikel im Textilhandel wird ein gigantisch hoher Preis bezahlt - würden die Schäden, die die Verseuchung durch Pestizide im Baumwollanbau entstehen, in den Ladenrpeis der Produkte eingerechnet, müßten sie ein vielfaches kosten. Rechnet man dann noch die Kosten hinzu, die Schadstoffe und Textilgifte in konventioneller Baumwollkleidung bei Allergikern und hautempfindlichen Personen anrichtet, wäre sie vermutlich unerschwinglich. Augenfällig wird diese Katastrophe etwa in der Gegend des Aralsees in Usbekistan, wo seit den 50er Jahren eines der größten Anbaugebiete der Welt entstand. Heute ist der Aral-See entwässert und verseucht, Krebsrate und Kindersterblichkeit in der Region sind extrem erhöht, die Lebenserwartung beträgt 38-40 Jahre. Bevor die Region durch die Giftorgien der Baumwollindustrie zerstört wurde baute man dort jahrhundertelang eine Faserpflanze an, deren Aufzucht und Verarbneitung keinerlei Chemiekalien benötigte: natürlich Hanf. Es wird in der Tat höchste Zeit, dass Niedergang, Unterdrückung und Verbote der Hanfnutzung revidiert werden: Hanfverbote machen krank!

Mathias Bröckers