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"Ein dummer kleiner Kommunist" - II

40 Jahre nach den Schüssen auf John F. Kennedy
hier: Teil 1
Teil 2 in telepolis

Der tödliche Schuss kam von vorne - Bild 335 des  Zapruder-Films

 

 

Es gab eine Verschwörung  - und die CIA war darin verwickelt.

 

Das rote Telefon, eine drohende atomare Eskalation, hatte die Kommission unter Verfassungsrichter Warren nach der Tat unter Druck gesetzt, ihre Ermittlung auf verwirrte Einzeltäter zu fixieren und deren Umfeld und Verbindungen auszublenden. „Er bekam nicht einmal die Befriedigung wegen der Bürgerrechte ermordet zu werden – es mußte ein dummer kleiner Kommunist sein“, sagte Jackie Kennedy, als sie erfuhr, dass man einen „linken“ Verdächtigen festgenommen hatte. Doch ob Oswald wirklich dieser dumme kleine Kommunist war, dagegen lassen sich, (auch jenseits des Eids der CIA-Mata Hari Marita Lorenz, den einige anzweifeln) mittlerweile erhebliche Einwände anbringen. Die zerrütteten Familienverhältnisse, sein soziopathisches Verhalten, die Gewalttätigkeit gegenüber seiner Frau – das Psychogramm des Täters Oswald ist von vielen Autoren, darunter Norman Mailer, ausführlich nachgezeichnet worden. „Ich bin der Sündenbock hier!“ hatte er auf der Pressekonferenz nach seiner Verhaftung gesagt – nicht gerade das Statement eines fanatisierten  Polit-Mörders. Für wen aber gab Oswald den Sündenbock ab ? Erst aus den seit Mitte der 90er Jahre ins Nationalarchiv überführten Akten, insgesamt 2 Millionen Seiten, tröpfelt nach und nach heraus, dass Lee Oswald für die CIA kein unbeschriebenes Blatt war: „Wir können endlich mit einiger Autoriät sagen“ so John Newman, der die Akten immer noch auswertet, in Oswald & the CIA, 1995,  „dass die CIA schon Wochen vor dem Präsidentenmord ein Netz der Täuschung über Oswald spann, eine Tatsache, die direkt zu dem Ergebnis in Dallas geführt haben könnte.  Ist es denkbar, dass die CIA… sich in einen undenkbaren Alptraum aus ihrer eigenen Produktion versetzt fühlte ?“

 

Es ist denkbar. 1955 trat Lee Oswald der Civil Air Patrol (CAP) in New Orleans bei, einer paramilitärischen Pfadfindertruppe, bei der man neben dem soldatischen  Drill auch schießen und fliegen lernen konnte. Leiter dieser Gruppe war niemand anderes als der Pilot David Ferrie, der unter merkwürdigen Umständen kurz vor seiner Aussage im Garrison-Verfahren ums Leben gekommen war.  Ferrie war einer jener Mentoren von Oswald die ihre direkte Zugehörigkeit zur CIA stets bestritten, deren gesamte Biographie aber unzweifelhaft auf geheimdienstliche Tätigkeit schließen läßt. Im Falle von Ferrie bestand diese Mitte der 50er Jahre,  seinen persönlichen Neigungen sehr entsprechend – wegen seiner Homosexualität hatte er gerade einen zivilen Pilotenjob bei „Southern Airlines“ verloren – im Rekrutieren junger, abenteuerlustiger Luftkadetten. Außerdem  drillte er im Zuge der Schweinebucht-Operation  Exil-Kubaner für die Invasion in von der CIA eingerichteten Lagern. Schon direkt nach dem Kennedy-Mord als Oswalds CAP-Vergangenheit bekannt wurde, war Ferrie vom FBI  verhört worden und hatte bestritten, ihn persönlich zu kennen. Auch im Vorfeld seiner Vorladung durch Garrison  behauptete er,  ihn nicht näher gekannt zu haben. Tatsächlich aber war Lee Oswald einer von Ferries „Elite-Boys“, wie Daniel Hopsicker in Interviews mit zahlreichen Ex-Mitgliedern der New Orleans CAP herausfand – in seinem Buch („Barry and the Boys“, 2001)  über einen weiteren Zögling von David Ferrie, der später ebenfalls  Geschichte machen sollte: Barry Seal, der Chefpilot eines gigantischen  CIA-Drogen-und Waffenschmuggels, der als „Iran-Contra-Affäre“ bekannt werden sollte. Auch Barry Seal, der schon als jugendlicher CAP-Flieger Waffen nach Kuba flog, in den 60ern Heroin aus Laos und Vietnam einflog und zu seinen Spitzenzeiten Ende der 70er wöchentlich 1,5 Tonnen Kokain, war offiziell nie Angestellter der CIA oder eines anderen Diensts – obwohl er (wie David Ferrie, wie Frank Sturgis) zeitlebens  für sie arbeitete.

 

Es gab eine Verschwörung zur Ermordung Kennedys, die CIA war darin verwickelt und versuchte, dies zu vertuschen.

 

 

Dass Staatsanwalt Garrison sich 1967  zwar erfolglos in den Fall verbissen hatte, mit seinem plötzlich verstorbenen Hauptzeugen David Ferrie aber genau in der richtigen Richtung lag - hier sein abschließendes Statement -  wird spätestens 10 Jahre später klar, als vor dem Sonderauschuß des Parlaments (HSCA) ein Super-8-Film  aus dem Archiv der Universität Georgestown auftaucht. Aufgenommen im Frühsommer 1963 zeigt dieser Film ein von der CIA eingerichtetes militärisches Übungslager für Exil-Kubaner in Lacombe am  Lake Pontchartrain nördlich von New Orleans, dessen Existenz bis dahin notorisch bestritten worden war. Die fünf Personen, die auf dem Film zu sehen sind, wurden von dem HSCA-Untersuchungsrichter Bob Tannenbaum identifiziert: es handelt sich um den Piloten David  Ferrie, um  David Atlee Phillips, den Chef des CIA-Büros Mexico, das nach der Oswald Verhaftung die KGB-Kuba-Gerüchte streute, um Antonio Veciana von der CIA-gestützten Anti-Catsro-Truppe „Alpha 66“, um den Ex-FBI-Mann, Waffenschieber und Ausrüster der Anti-Kuba-Front Guy Bannister, aus dessen Büro Oswald seine „Fair Play For Cuba“- Flugblätter verschickt hatte – und um Lee Harvey Oswald selbst,     beim Schießtraining mit CIA-Agenten und kubanischen Anti-Kommunisten in die Kamera grinsend –  bevor er kurz darauf als „Kommunist“ und  Kennedymörder Weltruhm erlangen sollte. Bob Tannenbaum glaubte kaum seinen Augen zu trauen, als er den Film zum ersten Mal sah – und fertigte ein Transkript und ein Protokoll des Films. Als jedoch vom Kongreß blockiert wurde, den CIA-Mann David Atlee Philipps dazu ins Kreuzverhör zu nehmen – und wenig später der Film aus dem Archiv des Parlaments verschwand, bis heute spurlos – trat Tannenbaum von seinem Amt als HSCA Deputy Counsel zurück.

 

Das Ergebnis des  „House Select Commitee of Assasinations“ von 1978, dass Kennedy einer Verschwörung zum Opfer gefallen sei, deren Hintermänner nicht ermittelt werden könnten, war eine Schutzbehauptung. Sie sollte verbergen, dass Staatsanwalt Garrison sehr richtig gelegen hatte, als er die Mörder Kennedys in Kreisen rechtsgerichteter, CIA-unterstützter Anti-Castro-Terroristen suchte. Das bezeichnenderweise verschwundene (aber zweifelsfrei dokumentierte) Homevideo über das Lager in Lacombe zeigt die Verschwörer, einschließlich des Fake-Kommunisten Oswald,  wie in einer Nußschale. Hätte dieser Film 1967 schon Garrison vorgelegen, oder nach seinem kurzen Auftauchen vor dem HSCA-Auschuß öffentlich gezeigt werden können – die Legende des verwirrten „kommunistischen“ Einzeltäters Oswald hätte sich ein für alle Mal  in Luft aufgelöst.

 

Die Invasion in der Schweinbucht war schon vor  Kennedys Vorgänger Eisenhower von der CIA geplant und vorbereitet worden, doch der neue Präsident zögerte, als man ihm den Plan vorlegte – die Gefahr, dass dies  als offizielle US-Invasion ausgelegt werden und zur Eskalation mit den Sowjets führen könnte, schien ihm zu groß.  Unter Druck gesetzt und mit dem Hinweis beschwichtigt, dass ausschließlich Exil-Kubaner und keine US-Truppen beteiligt seien, stimmte Kennedy schließlich zu.  Die CIA-Planer unter  Allan Dulles gingen in völliger Verkennung der Lage davon aus, dass sich mit der Invasion die kubanischen Streitkräfte und die Bevölkerung  gegen Fidel Castro erheben würden  - und  Kennedy so zu  einer massiven militärischen  Intervention gebracht werden könnte.  Doch die  2500 Mann, die am 17. April 1961 den Angriff in der Schweinebucht starteten, wurden innerhalb vier Tagen von vielfach überlegenen und wütenden Castro-Getreuen niedergemacht bzw. gefangengenommen.  Als dieses Debakel schon kurz nach dem Start der Invasion absehbar wurde, forderten CIA-Chef Dulles und militärische Hardliner vom Präsidenten Luftunterstützung durch die Air Force, die Kennedy aber verweigerte. Damit war für alle Beteiligten klar:  JFK, und niemand anderes hatte „la casa“, die kubanische Sache,  versaut. Zusätzlich  war sein Bruder Bobby als neuer Justizminister  wie der Teufel hinter denen her, die die ganze Aktion  großzügig finanziert hatten: dem Mob der Kasino-und Bordellbesitzer, die an ihre von Castro verstaalichten Fleischtöpfe in Havanna  zurückwollten.

 

Die Verschwörungstheorie, dass die „Mafia“ Kennedy ermordet habe, lenkte gezielt  von der eigentlichen Verschwörung ab.

 

Dass die „Mafia“, der Mob, das organisierte Verbrechen hinter dem Kennedy-Mord steckt ist bis heute eine der populärsten  Theorien, was aber weniger mit ihrer  beweiskräftigen Fundierung  als damit zu tun haben dürfte, dass die vielen  Bücher und Dokumentationen , die sie „beweisen“, eine gewisse Förderung erfuhren -  durch CIA und FBI.  Dass Vater Joseph Kennedy, der sein  Vermögen in der Prohibitionszeit in enger Kooperation mit der Mafia gemacht hatte, auf diese alten Verbindungen zurückgriff, um seinem Sohn in entscheidenden Stimmebezirken die  (denkbar knappe) Präsidentenwahl zu kaufen; dass John F. Kennedy und und sein Bruder Robert als Justizminister sich dann nicht an die Abmachungen  hielten und weiter gegen den Mobster Jimmy Hoffa und seine „Teamster“-Gewerkschaft ermittelten, ebenso wie gegen die Bosse Santos Trafficante (Florida),  Carlos Marcello (New Orleans) und Sam Giancana (Chicago); und dass nun auch noch die von ihnen finanzierte Schweinebucht durch Kennedy zu Desaster wurde  - dieser Verrat soll die Mafiachefs so erzürnt haben, dass sie drei französische Profikiller für den Job in Dallas anheuerten und sofort nach der Tat wieder außer Landes schafften. Soweit, in aller Kürze, die „Mob did it!“- Theorie, die bei aller Güte freilich einen entscheidenden Haken hat : selbst wenn man dem organisiereten Verbrechen viel zutraut, es ist nicht in der Lage, ein halbes Dutzend Untersuchungskommisionen über Jahrzehnte zu manipulieren – und Beweisstücke aus den Staatsarchiven verschwinden zu lassen. Wie den oben erwähnten Film, der nicht nur die CIA-Verbindung Oswalds und seiner Mitverschwörer aufzeigt, sondern auch ihre Mob-Connections.

 

Das Trainingscamp für die Anti-Castro-Guerilla, in dem Lee Oswald  mit seinem Mentor David Ferrie Schießen übte und  dessen Existenz CIA und FBI  im Garrison Prozess noch vehement abgestritten hatten, lag auf dem  Grundstück von  Mike McLaney – einem Casinobetreiber in Havana und „Leutnant“ des Mob-Moguls Meyer-Lansky, der auf demselben Anwesen ein Jagdhaus hatte.  Sein Bruder Bill McLaney betrieb den „Carousel“-Club in Las Vegas und einer ihrer engsten Mitarbeiter, Lewis McWillie, war der beste Freund des Mannes, der den „Carousel“-Club in Dallas betriebt: Jack Ruby.  Dessen gute Verbindungen nicht nur zum Dallas Police Department, das er regelmäßig mit Informationen und Sandwiches versorgte – Polizisten hatten in Rubys Strip-Club freien Eintritt – sondern auch zur Mafia, wurden von der Warren-Kommision noch heruntergespielt: man brauchte verwirrte, ( im Falle von Ruby „emotionale“, „patriotische“) Einzeltäter. Tatsächlich hatte Ruby, wie der HSCA- Auschuß später fand, schon Ende der 40er  in  seiner Heimatstadt Chicago für den  Mob Drogen geschmuggelt und erledigte auch später in Dallas diverse illegale Geschäfte – darunter seit 1959 Waffenschmuggel  für die Anti-Castro-Guerillas. Wie Oswald in seiner ersten und letzten Pressekonferenz beteuerte auch sein Mörder Ruby  mehrfach „nur der Sündenbock“ zu sein – und  verlangte von der Polizei und später von der Warren-Kommision nach Washington gebracht zu werden  wo er eine volle Aussage machen würde: in Dallas sei er seines Lebens nicht sicher. Doch so genau wollte man es gar nicht wissen. Rubys Gesuche wurden verweigert – er starb im Gefängnis 1967 an Krebs.

  

Der Fall ist nicht abgeschlossen und es sind keineswegs nur „grassy knoll“- Spinner, Konspirologen oder Extremisten, die das Verbrechen des Jahrhunderts interessiert. Immer noch bergen freigegebene Akten aus den Archiven neue Details, sorgen neue Dokumente und für erregte Debatten, wie etwa die Belege über die Manipulationen der pathologischen Befunde Kennedys -  oder über die tatsächliche CIA-Verbindung  von Garrisons Hauptangeklagten Clay Shaw. Noch 2001 sahen sich staatstragende Magazine wie „The Nation“ oder „“Foreign Affairs“ genötig,  diese neuerlichen Kredite an die „Paranoiker“ Garrison und Oliver Stone in aufgeregten Artikeln zurückzuweisen – mit der „Enthüllung“, Garrison sei 1963 einer über die  italienische Wochenzeitung Paese Sera lancierte KGB-Desiformation anheim gefallen. In dem italienischen Artikel ging es aber gar nicht um die Kennedy-Ermordung, sondern um eine internationale Firma, die Geldwäsche betreibt, in den in den Putsch gegen Frankreichs General de Gaulle verwickelt war und des Landes verwiesen wurde. Diese „Centro Mondiale Comerciale [CMC]“  und ihre Muttergesellschaft „Permindex“ wurden in dem Artikel verdächtigt, Tarnfirmen für CIA- Aktivitäten zu sein und Clay Shaw aus New Orleans als einer ihrer Direktoren benannt.  „Alles in den Paese Sera –Artikeln ist Lüge!“   so „Nation“- Autor Max Holland, dessen Artikel die CIA gleich auch auf ihrer eigenen Website publizierte. Als sich das Blatt weigerte, eine Erwiderung Oliver Stones zu drucken, schaltete er sie als Anzeige: „Zwei wichtige Fakten aus der Paese Sera Geschichte bleiben wahr: 1.) CMC wurde 1962 gezwungen Italien zu verlassen (nach Johannesburg, Südafrika), unter einer Wolke des Verdachts über seine CIA-Verbindungen 2.) Clay Shaw war Mitglied des CMC Direktoriums.“

Die CIA behauptet bis heute, ihr „ehemaliger“ Mitarbeiter Clay Shaw sei 1956 ausgeschieden.

 

Es gab eine Verschwörung zur Ermordung Kennedys, die CIA war darin verwickelt und versucht bis heute, dies zu vertuschen.

 

 

Es scheint, dass Jacqueline Kennedys Wunsch nach einem würdigen Anlaß für den Mord an ihrem Mann in Erfüllung gegangen ist:  es war kein „silly little communist“, es war, alles in allem, Kennedys Kampf für die „Bürgerrechte“, der die Koalition seiner Mörder zusammenschweißte und zum Attentat führte. Gegen die Intensionen seines FBI-Chefs Hoover ließ er Rassisten wie den KuKluxKlan  verfolgen und setzte das Ende der Rassentrennung an den Schulen im Süden mit der Nationalgarde durch, gegen die Interessen von Wall Street und „Big Oil“ sprach er sich für Sozialpolitik und „New Deal“ aus, über Empfehlungen  von Generälen und Beratern setzte er sich zunehmend hinweg -   und in Sachen Kuba suchte er jenseits der Invasions-Hardliner in CIA und Militär den Verhandlungsweg mit Castro. Als die Nachrichten darüber durchsickerten und gleichzeitig das FBI im Auftrag seines Bruder im Juli 1963 das Lager in Lacombe durchsuchte, ein großes Waffen- und Sprengstofflager beschlagnahmte und 8 anwesende Exil-Kubaner festnahm, war das Maß voll. Dass die Festgenommenen kurz darauf ohne irgendwelche Anklagen wieder freigelassen werden gilt einigen Beobachtern als der entscheidende Wendepunkt – Kennedy schien die Macht im Staate zu entgleiten, er war zum Abschuß freigegeben. Und eben jene Koalition aus CIA-Haudegen wie Sturgis, Ferrie und Phillips, deren mühsam aufgebautes illegales Waffendepot gerade beschlagnahmt worden war,  macht sich jetzt daran, den finalen Plot zu arrangieren, mit verschiedenen Schützen – möglicherweise von der Mafia beigesteuert –  und ihrem Zögling, dem „Kommunisten“ Oswald, dem man rechtzeitig einen „aussichtsreichen“ Arbeitsplatz verpaßt, als potentiellem  Sündenbock. Falls etwas schiefgeht, was dann auch prompt und reichlich geschah, als Oswald, bereits eine Stunde nach der Tat gestellt, einen Polizisten erschießt - und  schon im Polizeipräsidium zu plaudern beginnt. Jack Ruby, Sam Giancana’s „Mann in Dallas“ und  Kumpel aller Polizisten gelangt mühelos ins bewachte Untergeschoß, als Oswald gerade abgeführt wird und erschießt ihn vor laufender TV-Kamera.

 

Lee Oswald und sein Mörder Jack Ruby waren als Sündenböcke auserkoren und Teile DERSELBEN Verschwörung.

 


Jack Ruby erschießt Oswald vor laufender TV-Kamera

 

Solange nicht die letzten Dokumente ins Licht der Öffentlichkeit gelangen  – und die Sperre für die heikelsten beträgt noch weitere 35 Jahre – ist der Fall nicht geschlossen, die Debatte nicht beendet. Die Lager in Sachen JFK-Mord  – „Einzeltäter“-Gläubige hier, „Verschwörungs“-Gläubige da – stehen fest, wobei das Einzeltäterlager mit   etwa 25 % der US-Bevölkerung zahlenmäßig zwar weit unterlegen ist  (66 % glauben an eine Verschwörung), http://www.pollingreport.com/news.htm

 

 aber dafür nahezu den gesamten Mainstream von Medien und Meinungsführern auf seiner Seite hat. Deshalb konnte sich die Einzeltäter-Theorie als offizielle historische Version in den Lexika und Enzyklopädien etablieren, während die Verschwörung dem Bereich der Legende, dem Mythos, dem Volksglauben zugeschrieben wird. Obwohl  sich die akademischen Historiker bis heute des Themas Kennedy-Mord weitgehend enthalten haben: aufgrund der  einerseits zwar riesigen, andererseits  aber nach wie vor nicht nur lückenhaften, sondern auch fragwürdigen (weil behördlich gefilterten) Menge an Beweismaterial und Dokumenten  wäre es, zumindest nach streng wissenschaftlichen Kriterien, schlicht verfrüht, Schlüsse zu ziehen. Einerseits. Andererseits kann kein Professor  mit großer Förderung für den Nachweis rechnen, dass im Namen des Staats Verbrechen begangen und Präsidenten ermordet werden. Und so konnte es kommen, dass nach vier Jahrzehnten trotz aller offensichtlichen Widersprüche und Ungereimtheiten die Einzeltäter-Theorie als historische „Wahrheit“ gilt und die der Realität sehr viel näher kommenden Verschwörungstheorien als „Mythos“. Geschichte wird immer von den Siegern geschrieben und so haben es auch die Sieger des Staatsstreichs vom 22. November 1963 getan.

 

Das Wuchern von Verschwörungstheorien über den Kennedy-Mord dient nach wie vor der Tarnung der eigentlichen Verschwörung.

 

Nur zweimal sah ich als kleiner Junge meine Mutter morgens am Frühstückstisch weinen: als mein Großvater gestorben war und nach dem Mord an Kennedy. Ich kam in die Küche, die Zeitung mit der Schlagzeile lag vor ihr und ich fragte, warum sie weint: „Ach“, sagte sie und nahm mich in den  Arm, „die Welt ist so schlimm.“ Der Sunnyboy aus Massachusetts, der „Berliner“ aus Amerika, hatte nicht nur in seinem Land in kürzester Zeit die Hirne und Herzen der Menschen erobert – und weder seine notorischen  Hurengeschichten, noch der mafiose Vater, der schon eine Dynastie von 30 Jahren voraussah, wenn alle seine Söhne zweimal kandierten, noch außenpolitische Debakel wie die Schweinebucht und Vietnam konnten daran etwas ändern. Der Mythos Kennedy als Synonym für ein demokratischeres, freieres Amerika hat bis heute Bestand, auch wenn Entmythologisierer wie Seymour Hersh – in seinem Buch „The dark side of camelot, 1998 - ihr Bestes getan haben. Wie die Harvard-Historiker May und Zelikow anhand freigegebener Tonbandaufzeichnungen über die Beratungen im Weissen Haus angesichts der in Kuba stationierten Sowjet-Raketen  analysierten,  war  Kennedy „oft der einzige Mann im Raum der nicht zum Krieg entschlossen war

(Ernest R. May & Philip D. Zelikow. The Kennedy Tapes, 1997). Ihr Kollege Howard Jones stellt zu den Beratungen über das Engagement in Vietnam fest, „dass das einzige hochrangige  Mitglied der Kennedy-Administration, das sich stets  gegen eine Entsendung von US-Truppen aussprach, der Präsident selbst war.“

(Howard Jones:  Death of a Generation – How the Assassinations of Diem and JFK Prolonged the Vietnam War, 2003)

Kennedys Biograph von der Boston University,  David Lallek  (An Unfinished Life – John F. Kennedy 1917 – 1963, 2003) fügt dazu ein Original-Zitat an, das den Kern der Materie trifft:  „Der erste Rat, den ich meinem Nachfolger gebe, ist, auf die Generäle zu achten und das Gefühl zu vermeiden, dass nur weil sie Militärs sind  ihr verdammter Rat etwas wert ist.“

 

Kennedy war in den  1055 Tagen seiner Präsidentschaft zu einer Herausforderung geworden - für die Machtelite, für den militärisch-industriellen Komplex, für die Geheimdienste. Der Strahlemann, dem niemand viel zugetraut hatte, machte sich zunehmend selbstständig. Er hatte, unterstützt von seinem Bruder,  intern mehrfach gedroht, die CIA „in tausend Stücke zu zerschlagen“ – eine zweite Amtszeit für John F.Kennedy, da sind sich viele Historiker mittlerweile einig, hätte einen entscheidenden Politikwechsel mit sich gebracht. Die Killer, die am 22. November 1963 in Dallas zuschlugen, wußten das zu verhindern  – und ihren Auftraggebern ist es bis auf den heutigen Tag gelungen, die Tat  zu verschleiern. Der „dumme kleine Kommunist“ mag uns  auch künftig besser schlafen lassen, ansonsten aber gilt: „Die Welt ist so schlimm“.

 

Mathias Bröckers

 

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