100 Jahre JFK (1): Recycling der “Castro war’s!”-Legende

Der 100. Geburtstag von John F. Kennedy am 29. Mai 2017 naht und man durfte  gespannt sein, welche Geschichte die “Leitmedien” über die ungeklärte Ermordung des 35. US-Präsidenten dieses Mal erzählen werden. Die Berichterstattung zum  50. Jahrestag der Schüsse von Dallas hatten  AP, die New York Times und Washington Post 2013 mit einem langen Feature  über die “Verschwörungstheorie-Industrie” eingeleitet. Und ganz im Sinne der CIA-Anweisung von 1967 schon in der Überschrift (»Five decades after JFK’s assassination, the lucrative conspiracy theory industry hums along«) den Kampfgebriff  »Verschwörungstheorie« mit dem niederem Motiv der Geldmacherei zusammengebracht – um dann mit ganzen zwei Beispielen für die angeblich brummende Industrie aufzuwarten: Mark Lanes Bestseller “Rush to Judgment” von 1965 und Oliver Stones Film “JFK” von 1992. Diese Jahrzehnte alten Werke sind zwar nach wie vor empfehlenswert, aber man tut ihnen zu viel Ehre an, wenn man den Unglauben der Bevölkerung auf sie zurückführt. Nur 25 % der Amerikaner halten Oswald für den Einzeltäter, obwohl dies seit fünf Jahrzehnten von allen Kanzeln und Kanälen als heilige Schrift und historische Wahrheit gepredigt wird – und trotz der vom Mainstream hochgejubelten und tatsächlich lukrativen Mega-Bestseller wie “Killing Kennedy”, das Buch des ultrarechten Moderators Bill O’Reilly, von dem in den ersten fünf Monaten des Jahres 2013 ein Million Exemplare verkauft worden sind.

An dieser Diskrepanz zwischen dem mit massenmedialer Autorität verbreiteten Dogma und einer nach wie vor  skeptischen Bevölkerung hätte echter Journalismus anzusetzen, doch hatten die Berichte zum 50. Jahrestag des Attentats da nichts zu bieten – außer die rational und skeptisch denkende Mehrheit der Bevölkerung zu Idioten zu erklären und den irrationalen Glauben an den verrückten Einzeltäter zur allein seligmachenden Wahrheit. Dazu wurde einmal mehr die Theorie der “magischen Kugel” recycelt, die JFKs Schädel durchdrungen und den vor ihm sitzenden Gouverneur fünf Wunden beigebracht haben soll.

Auch zum  100. Geburtstag scheint jetzt das Recycling einer alten  Legende anzustehen: der schon Stunden nach dem Anschlag verbreiteten (und von der CIA lancierten) Verschwörungstheorie, dass Fidel Castro hinter dem Anschlag steckt und Oswald ein von Kuba gesteuerter Kommunist sei. Mit Aussagen kubanischer Agenten hatte schon 2012 ein Ex-CIA-Mann ein Buch verfasst, das jedoch unmittelbar die Frage aufwarf, warum sich diese vermeintlichen Zeugen erst 50 Jahre später meldeten, was auch für die jetzt vom Time-Magazin und dem History Channel präsentierte Enthüllungsstory gelten muß, für die der Ex-CIA-Mann Robert Baer als “Experte” engagiert wurde. Seit George Clooney in dem Hollywood-Film “Syriana” eine ihm nachempfundene Rolle spielte, gilt Baer als “kritischer” und “cooler” Ex-CIAler, doch die Frage wird auch er in der 6-teiligen Serie des History Channel nicht beantworten, denn die “Castro war’s!” – Story macht nur dann Sinn, wenn man Oswalds Verbindungen zum FBI und zur CIA vollkommen ausblendet. Mehr dazu in einem Interview zur Neuauflage von “JFK-Staatsstreich in Amerika”.

Bis zum Geburtstag John F. Kennedys am 29. Mai werden hier in loser Folge weitere Beiträge über den Mord und seine Nicht-Aufklärung erscheinen.

1 Comment

  1. Bitte hier Joachim Joesten nicht vergessen der schon 1964 die gesammte Warren Show entlarvte.
    Und er war nicht der einzige

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