Der Bestseller des Unbehagens

Das ehemalige "Nachrichtenmagazin" Der Spiegel (42/02) schafft es, unter dem Titel "Die September-Lüge" auf drei Seiten über den "Bestseller des Unbehagens" zu berichten ohne den Titel und Verlag des Werks zu nennen und auf seine Inhalte in irgendeiner Weise einzugehen. Geschweige denn, eine der 100 FAQs im Buchanhang aufzuklären. Dafür gelingt dem Autor Ullrich Fichtner aber mühelos, die Beweislast zu Lasten der Angeklagten umzudrehen:

"Die "alternativen Aufklärer" - in Deutschland Bröckers, Bülow und Co., in Frankreich Meyssan und die Seinen, in Amerika die Rupperts und Chossudovskys -, im Fieber des Bestätigungswahns alter Weltbilder behindern sie die Wahrheitsfindung mehr, als dass sie sie beförderten. Sie vergeuden ihre Energie in den Maschen des World Wide Web, statt im konkreten Hier und Jetzt fehlende Fakten auszuforschen."

Merke: Die Wahrheitsfindung bei der Aufklärung der Verbrechen des 11.9. wird nicht von Bush & Co. und ihren medialen Betriebsnudeln behindert, die uns seit über einem Jahr die Welt-Verschwörungstheorie Bin Laden/Al Quaida als Wahrheit verkaufen - und wie Herr Fichtner konkret im Hier & Jetzt Bücher darüber veröffentlichen "Was wirklich geschah" - nein: die eigentlichen Verhinderer der Aufklärung sind ein Handvoll halbirrer Skeptiker, die sich in den Maschen des WWW verstrickt haben.
( Oder soll ich  den Hinweis auf vergeudete Energie als verkapptes Angebot deuten, die WTC-Conspiracy-Kolumnen künftig nicht mehr bei "telepolis", sondern im "Spiegel" zu veröffentlichen ? Zumindest solange, bis die verschnarchte Truppe, die dort den Platz zwischen den schrumpfenden Anzeigenseiten füllt, ihre investigativen Hausaufgaben zumindest ansatzweise wieder macht?
Dankenswerter Weise gibt mir der Westdeutsche Rundfunk kommende Woche Gelegenheit, diese Frage direkt an den Autor des Spiegel-Beitrags zu stellen: wir sind am  24.10.02 zum "WDR- Funkhausgespräch" nach Köln eingeladen, die Radio-Diskussion wird ab 20 Uhr 05 auf WDR 3 und WDR 5 live übertragen.)

Da beim "Spiegel" und vergleichbaren Medien seit dem 11.9. keinerlei  Recherchen  zu den Hintergründen und Hintermännern der Anschläge stattfinden und die amtliche Version - eine lupenreine,  nach wie vor unbewiesene Verschwörungstheorie -  ungeniert verbreitet wird, müssen Kritiker dieses offensichtlichen journalistischen Versagens unmöglich gemacht werden. Wo inhaltliche Argumente dafür fehlen tut es, nicht erst seit 9-11, am besten die Pathologisierung: "Fieber", "Bestätigungswahn", "Amerika-Komplex" und eine Prise Größenwahn - und fertig ist der Vollblut-Spinner:

"Bröckers, 48, er nennt sich einen "Konspirologen", hat einen Bestseller des Unbehagens verfasst. Er trinkt Milchkaffee im West-Berliner Café "Einstein", er ist aufgeräumter Stimmung, er raucht kurze Zigaretten ohne Filter. Er sagt, die Sonnenbrille auf die Stirn geschoben: "Es geht doch hier nicht darum, Herrn Bush irgendwie dumm anzupissen", und das sagt er, als müsste "Herr Bush" ihn, Bröckers, kennen. Oder fürchten."

Dass diese beiläufige Bemerkung als einziges Originalzitat aus einem knapp zweistündigen Gespräch in den Artikel Einlaß fand, ist wohl kein Zufall - als der Fotograf anrief und einen Termin für das SPIEGEL-Foto ausmachte, meinte er, die Redaktion hätte gern einen etwas "mystischen Hintergrund"  - kein Bericht, der der Wahrheitsfindung dient, war in Vorbereitung, sondern eine Story über durchgeknallte Konspirologen mit irrem Blick.  Da weder der Inhalt des Buchs, noch meine "aufgeräumte Stimmung" dafür wirklich etwas hergaben und auch das Foto sturznormal geriet, wurde in der Druckausgabe  die "Teufelsfratze" im WTC-Rauch daneben abgebildet  - und dann prophylaktisch die Tabu-Keule Nr. 1 geschwungen werden:

"Was für manchen Rechten die "Auschwitz-Lüge" ist, könnte für manchen Linken die "September-Lüge" werden. Eine verdrängte Wahrheit, um die Weltanschauung nicht verändern zu müssen. "

Wie Pflaumensaft auf die Verdauung wirkt   "Spiegel" auf die Weltanschaung.
Um die amtlich verkündete "Wahrheit" nicht verändern zu müssen, wird dann auch schon mal ein Buchtitel unterschlagen und als "Bestseller des Unbehagens" ins namenlose Abseits gestellt. Die Frage unterdessen, wer mehr "September-Lügen" auf der Latte hat - dieses Buch mit seinen komplexen Fragestellungen oder der "Spiegel" mit seinen  "Wahrheiten" - beantwortet  sich Woche für Woche von selbst. Nachrichten und Zusammenhänge, die in der WTC-Conspiracy-Serie vor mehr als einem halben Jahr ventiliert wurden tauchen Stück für Stück in den Mainstream-Medien auf - wie zuletzt im Dossier der "Zeit" die enge Observation von Mohammed Attas Flying Circus durch Agenten des isarelischen Mossad. Dass Atta und die Flugschüler auch  beim Ausbaldowern des Tatorts 14 Tage vor den Anschlägen am Bostoner Flughafen von Mossad-Leuten begleitet worden sein sollen, die danach eine konkrete Warnung an die US-Geheimdienste durchgaben, wurde hier schon im vergangenen Mai berichtet.

Es wird so vielleicht noch ein Weile dauern, bis die amtliche Version  vom "Überraschungsangriff", der Behördenschlamperei und der Alleintäterschaft von Bin Ladins Al-Quaida-Bande  als lupenreine Verschwörungstheorie dasteht  -   doch wenn es dann darum geht, den Mythos zu "entlarven" und die "wahren Hintergründe"  zu enthüllen, werden wir's erfahren: natürlich im "Spiegel", den sein Geschwätz von gestern dann nicht mehr interessiert.

MB, 15.10.02


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