Rohstoffkrieg und Frieden

HiG-CDDass Kriege nicht zur Durchsetzung von “Demokratie” geführt werden, sondern stets Machtinteressen und Rohstoffe im Mittelpunkt stehen, erleben wir aktuell gerade im Nahen Osten ebenso wie in der Ukraine. Auch wenn Fähnchen mit “Freiheit”, “Humanität”, “Vaterland” und anderen knackigen  Parolen geschwungen werden, die Geschichte des Kriegs zeigt, dass es immer um Machterweiterung und Beute ging. Darauf  stieß ich auch, als ich in den 80er Jahren begann, die Geschichte des Hanfs zu erforschen – und herausfand, dass er vor 200 Jahren für das britische Weltreich  genauso wichtig war wie heute das Erdöl für das US-Imperium: ohne Segel und Seile aus Hanf keine globale Seeherrschaft! Weil aber die Anbauflächen auf der verregneten Insel nicht ausreichten, war  dieser Rohstoff Britanniens wichtigster Importartikel und er kam vor allem aus Russland. Weshalb Napoleon im Tilsiter Friedensvertrag mit Russland  1807 den Zaren zu einem Exportstop  verpflichtete, um den Erzfeind England an seiner empfindlichsten Stelle zu treffen. Der Zar aber konnte auf seinen einträglichsten Exportartikel so wenig verzichten wie heute die Saudis auf den Ölexport, er engagierte deshalb amerikanische Frachtschiffe für den Export,  die aber weiterhin  – wie Napoleons Spione schnell herausbekamen – England belieferten. Nachdem Russland auf zwei Abmahnungen aus Paris nicht reagierte zogen die Franzosen gen Moskau – und bekamen am Ende genauso auf die Mütze wie nach ihnen dann der deutsche Kaiser und der “Führer”. Als “memento mori” dieses ersten Rohstoffkriegs gegen Russland schmiedete  ich mit Gerhard Seyfried  die folgenden Verse, die erstmals 1996 im längsten Hanfgedicht der Welt “Hanf im Glück” erschienen ( und demnächst auch als Hörbuch).

HANFKRIEG und Frieden

Es ist dem Hanf nicht anzusehn,

daß Kriege einst um ihn geschehn.

Weil er gar so wichtig war,

bekriegt Napoleon den Zar!

Denn nur der hänfnen Segel Kraft

sicherte die Seeherrschaft.

Als Rohstoff war er unentbehrlich

und deswegen so gefährlich

in der Hand der Angelsachsen.

Die ließen ihn zuhause wachsen,

doch die paar Fasern auf der Insel

reichten grad für Englands Pinsel,

nicht aber für die Macht auf  See

und den Import von Englands Tee.

King George grübelt auf dem Diwan:

Uns bleibt nur Handel mit dem Iwan!

Dann gibt es keine Nachschubsorgen,

dort gibt es tausende von Morgen

von Hanf in bester Qualität,

den der Zar verkaufen tät.

Schnell ward man einig miteinander

und im Geschäft mit Alexander.

Das ärgerte den Bonaparte

und er sagte sich: Na warte!

Ich werde mit dem Zaren sprechen

und den Nachschub unterbrechen,

das wird Englands Flotte schwächen,

ja, ihr gar das Rückgrat brechen!

Ich werd in Moskau insistieren,

nicht weiter Hanf zu exportieren.

Das wird weiter gar nicht schwer:

Ein Tilsiter Vertrag muß her!

Per Kurier und über Nacht

ward ein Treffen ausgemacht

und man beschloß bei Käs und Wein:

Kein Gramm Hanf nach London rein!

Das war dem Zaren nicht ganz recht,

denn er verdiente ja nicht schlecht.

Nachdenklich kratzt er sein Testikel:

Hanf ist mein Hauptexportartikel!

Englands Geld will ich nicht missen,

bloß Napoleon darfs nicht wissen!

Dem Plan war nicht viel Glück beschieden,

den Rest kennt ihr aus „Krieg und Frieden“

daß Bonapart nach Moskau zog,

weil Alexander ihn betrog.

Es war der Hanf fürs Zarenreich,

was heut das Öl für manchen Scheich

Das lernt man in der Schule nicht,

drum erscheint’s hier als Gedicht,

daß künftig keiner ungeniert

bloß wegen Rohstoff Kriege führt.

So wird um Hanf uns viel verschwiegen

von Hintergründen und Intrigen

es wird gelogen und betrogen,

die Wahrheit wird zurechtgebogen

bis hin sogar zum Hanfverbot,

das heut selbst dem mit Strafe droht,

der in Dorfe oder Stadt

auch nur ein einz’ges Pflänzchen  hat!

(aus: Gerhard Seyfried, Mathias Bröckers: “Hanf im Glück – Das Hohe Lied Vom Hehren Hanf”, Zweitausendeins, Frankfurt 1996, 4. Auflage 2014 Nachtschattenverlag, Solothurn)

Nichts als die Wahrheit

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Wo wir’s doch gerade mit der Diskurshygiene in der Konsensfabrik hatten, kommt die Nachricht aus dem New Scientist, dass Google das Ranking seiner Suche nicht mehr nach Links und Popularität, sondern nach “Fakten” ausrichten will:

“The software works by tapping into the Knowledge Vault, the vast store of facts that Google has pulled off the internet. Facts the web unanimously agrees on are considered a reasonable proxy for truth. Web pages that contain contradictory information are bumped down the rankings.”

Das “Ministerium für Wahrheit” ist also in der Mache und wir dürfen gespannt sein, was der Suchmonopolist mit seinen Freunden von der CIA  da bastelt. Es wäre ja schon interessant, die wahren  “Fakten” über T-TIP, oder über 9/11 oder über die jüngste “Invasion” Russlands ganz schnell zu finden. Haben die Algorithmen-Wizzards bei Google tatsächlich eine “Fact Check”-Methode entwickelt, die zwischen Behauptung und Tatsachen unterscheiden und  Wahrheits-Wahrscheinlichkeiten berechnen kann ? Natürlich nicht…denn am Ende käme, wie bei Douglas Adams, sowieso nur “42” raus…

“Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners” – Heinz von Foersters Bonmot hatte ich 2002 meinem ersten Buch über die Verschwörungen und Verschwörungstheorien des 11.9. als Antidot vorangestellt, um deutlich zu machen, dass es sich beim Folgenden bei aller Akribie der Recherche nicht um die “Wahrheit” über diese Verbrechen handelt, sondern um eine Interpretation der als “Wahrheit” dargebotenen Fakten. Viele und entscheidende dieser Fakten waren  bei meinem “Fact-Check” durchgefallen – so wie zum Beispiel Hani Hanjour beim Test seiner Flugfähigkeiten, als er sich drei Wochen vor 9/11 eine kleine Cesna ausleihen wollte und nicht einmal eine Acht über dem Flughafen hinbekam, dann aber eine Boeing mit 800 km/h ins Pentagon gezirkelt haben soll. Die Wahrheits-Wahrscheinlichkeit, dass es sich bei ihm um den Piloten gehandelt hat ging deshalb gegen Null – zumindest bei der Berechnung durch meinen persönlichen Algorithmus. Doch die 9/11-Untersuchungskommission rechnete anders  und benannte Hanjour als Piloten – basierend auf einer Aussage des 182-mal watergeboardeten Khalid Scheich Mohamed .  So steht es als “Fakt” mittlerweile in jedem Lexikon und gilt als historische Realität. Auch für die “Wissensgruft” von Google. Aktuell listet eine Suche nach Hanjour gleich unter dem Wikipedia-Eintrag einen Beitrag des 9/11-archiv.net über die zweifelhaften Flugfähigkeiten des vermeintlichen “Terrorpiloten”. So soll es sein – und bleiben. Nicht nur was die umstrittenen “Fakten” zu 9/11 betrifft, sondern grundsätzlich und überhaupt…

Zum 10. Geburtstag von Google schrieb ich 2008 in der taz:

“Auch wenn mittlerweile ganze Branchen versuchen, sich mit Suchmaschinenoptimierung in der Google-Anzeige nach oben zu manipulieren, lebt und gedeiht Google deshalb, weil es aus der nahezu unendlichen Vielfalt des World Wide Web auf mein Suchwort hin immer noch eine Vielfalt herausfiltert – und keinen Einheitsbrei aus Mainstream und Kommerz. Dass schon die schiere Größe und Marktmacht von Google dafür sorgen wird, dass dieser Brei mehr und mehr wird, dass sich die Firma in China und anderswo auf Zensur-Kompromisse mit Regierungen einlässt, dass niemand wirklich weiß, wie viel NSA, CIA und andere Dienste auf den Google-Servern abzapfen oder manipulieren?Auch kritische Google-Watcher, die solche Thesen vertreten, benutzen natürlich Google, denn kein Konkurrent, auch solche, die mit viel Geld und Getöse gestartet sind, konnte Google bisher das Wasser reichen. Das kann man beklagen oder aber schlicht feststellen, dass sich Gutes eben durchsetzt. Bis es von Besserem abgelöst wird. Und bis dahin werden wir googeln.”

Wenn diese Vielfalt nun durch CIA-geprüfte “Fakten” ersetzt wird, ist es wohl Zeit, es endgültig sein zu lassen…

Putin ist schuld!

Dass Ken Jebsen aktuell  zu den meist gemobbten Journalisten im Lande gehört ist eigentlich kein Wunder – er ist einer der wenigen, die noch wirklich ihren Job machen. Der große Rest  klingt ja mittlerweile – nicht nur wenn’s um Ukraine/Russland geht – eher wie Regierungssprecher, Nato-Beauftragte oder McKinsey-Berater, was der verfassungsgemäß vorgesehenen Rolle der freien Presse als “vierter Säule” und Wachhund der Demokratie  nicht mehr entspricht. Aber weil es mit der Demokratie auch nicht mehr so weit her ist, kriegen sie dann für ihre heiße Luft den Medienpreis des Bundestags. Sei’s drum, wir sind ja für Lügenpressefreiheit. Und so lange es noch ein freies Internet gibt können wir uns anderweitig Informationen und Meinungen einholen.  Wie zum Beispiel den folgenden (unter dem O-Ton mit Quellen belegten) Kommentar von Ken FM, der klar macht, dass Putin an allem schuld ist.

 

 

Als Willy Brandt und Egon Bahr 1989 nach Moskau eingeladen wurden, um für ihre Ost-Politik die Ehrendoktorwürde der Lomonossow-Universität entgegen zu nehmen, stellte Brandt dem damaligen Präsidenten der im Zerfall befindlichen UdSSR, Michail Gorbatschow, die Frage, was dieser sich für die Zukunft vom Westen wünschen würde. Gorbatschow, ohne den es die Wiedervereinigung Deutschlands nicht gegen hätte, antworte kurz und auf den Punkt:
VERSTÄNDNIS.
25 Jahre später ist Verständnis für Russland im Westen in etwa so verbreitet wie Güte beim IWF. Es gibt kein Verständnis. Was es gibt ist Undankbarkeit bis unters Dach, und dabei spielt es keine Rolle, wer in Moskau aktuell die Geschäfte führt.
Wäre statt Putin Gorbatschow heute noch oder wieder im Amt, würden die von amerikanischen Think-Tanks unterwanderten „Deutschen“ Mainstream-Medien exakt die selbe Hetzkampagne gegen Moskau fahren.
Um was geht es? Um Bodenschätze. Genau wie im gesamten Nahen Osten. Bodenschätze bedeuten Macht. Wer sie nutzt oder kontrolliert, kann sich Imperium nennen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg teilten sich die USA und die UdSSR die Welt. Man mochte sich nicht. Doch im Gegensatz zur UdSSR hat das System USA überlebt. Mit dem Zusammenbruch der UdSSR kam den USA aber etwas Elementares abhanden. Ein Feindbild. Mit dem 11. September 2001 wurde der Versuch gestartetet, die Russen durch die Islamisten zu ersetzten, nur hat die Sache einen Geopolitischen Haken. Der Islam ist im größten Teil der ehemaligen UdSSR kein Thema und taugt damit nicht als Feind, den man dort finden und bekämpfen müsse.
Ein Vorwand, der im gesamten Nahen Osten nur verschleiern soll, dass es um den Rohstoff Nr. 1 geht. Öl. Was dort jeden Tag passiert, sind schlicht Erdölbeutezüge, wie Dr. Daniele Ganser bestätigt.
Wie kommen die USA nun an die deutlich größeren Bodenschätze auf dem ehemaligen Gelände der UDSSR. Durch Handel? Möglich. Durch Krieg? Warum nicht. Der Turbo-Kapitalismus nach dem Modell der USA gönnt Dritten nicht einmal die Fettaugen auf der Suppe. Er ist ab Werk von krankhafter Gier befallen. Er rafft bis der Arzt kommt und stirbt lieber an Herzverfettung, als dass er die, die er beherrscht oder zu überfallen gedenkt, in Würde leben lässt.
Die USA haben aus ihren Bürgern Sektenmitglieder gemacht. Tag und Nacht wird diesen eingehämmert, GOTT hat uns auserwählt, auf dass wir ausziehen, um der Restmenschheit die Zivilisation zu bringen. Wenn wir dafür töten müssen ist das nur gerecht, denn die, die sich uns entgegenstellen, sind primitiv und nicht geeignet, die Zukunft dieses Planeten mit zu gestalten.
Russen, Moslems, Alt-Europäer, Chinesen, Afrikaner… egal. Alles Halbwilde, die man wegblasen kann. Krieg ausgeführt durch die USA wird als Notwendiges Übel angesehen. Die Kreuzzüge, erdacht im Pentagon, sind eine Form von patriotischem Gottesdienst. Links die Bibel, rechts das Sturmgewehr, und über allem weht die Flagge der USA.

Diskurshygiene in der Konsensfabrik

“Die Politik predigt Alternativlosigkeit, und die Medien skandalisieren jede Tabuverletzung. Es ist kein Wunder, dass immer mehr Bürger vom “System” frustriert sind”, notierte unlängst “Die Zeit” und führte zur Erklärung aus: “Offenbar ist im Zuge der Entideologisierung, Entfeindung und Versachlichung der deutschen Politik das Spektrum tolerierter Positionen immer enger geworden. Das betrifft nicht allein die Politik. Denn sosehr die Öffentlichkeit inzwischen allergisch reagiert, wenn “alternativlose” Politik durchgesetzt wird, so sehr hat sich zwischen Politik und Medien eine stille Übereinkunft über legitime politische Vorstellungen gebildet. Und während die Medien seit Jahren die “Langeweile” der Politik bejammern, haben sie zugleich leidenschaftlich die Rolle des Grenzwächters übernommen. Politische Linientreue wird verhöhnt, Grenzverletzung jedoch gnadenlos skandalisiert. Die Medien, die den bleiernen Konsens kritisieren, sanktionieren zugleich seine Missachtung.”

So ist es – und wenn es selbstkrtitisch gemeint ist müßte sich an der “Zeit” so einiges ändern,   wobei es unter fortgesetzter Anwesenheit der transatlantischen Gatekeeper eine “Ausweitung der Kampfzone”, wie sie die Autoren fordern,  wohl nicht  geben wird. Weder bei der “Zeit” noch sonst irgendwo in   den “Leitmedien” genannten Konsensfabriken, deren Produkte bei den Verbrauchern derzeit auf wachsende Skepsis stossen. Und dies umso mehr, wie eine schwarz-rot-grüne Diskurzwalze alles plattmacht und skandalsiert, was sich dieseits und jenseits der Konsensautobahn bewegt. Da werden Großdemonstrationen von Bürgern mit Frustrationshintergrund (“Pegida”) dann komplett als Naziaufmärsche denunziert, Montagsdemos mit alternativ-friedensbewegtem Hintergrund als Zirkus von Verschwörungsspinnern und Reichsbürgern heruntergeschrieben und der allgemeine Unmut über die einseitige Ukraine/Russland-Berichterstattung als perfides Werk von Kreml-Agenten und Putin-Trollen dargestellt. Dies alles im Namen der Aufklärung und der Vernunft, jedoch, so hieß es in der NZZ hierzu:  “Die Aufklärer, die hier auftreten, reden im Gestus strenger Kolonialoffiziere, die ihren noch immer nicht diskurshygienisch stubenreinen Eingeborenen die Leviten lesen, aber auf keinen Fall zuhören wollen.” Und weiter:

“In einer kuriosen Volte geriert sich als faktisch konservatives Establishment, was sich vom Selbstverständnis her eher linksliberal und grün-alternativ fühlt. Der Medienanalytiker Lutz Hachmeister spricht von einem «bürgerlichen Zentrismus», der den deutschen Medienkonsens seit geraumer Zeit präge. Legitime Publizistik darf nach der Überzeugung dieses Juste Milieu nur in den Grenzen seiner Wahrnehmungs- und Urteilsmuster stattfinden. Dabei sind die Konturen der einzelnen Medien ebenso abgeschliffen wie im überwältigenden sozialdemokratisch-ökologischen Konsens der deutschen Politik, an den sich Medien gern anlehnen. Explosive Konfliktthemen werden gern ausgeschlossen, wenn ihre öffentliche Erörterung als «nicht hilfreich» gilt. Polarisierungen werden lieber künstlich erzeugt und in Debatten mit bekannter Dramaturgie übergeführt.”

mediahostilityDiese Grenzen der Wahrnehmungs- und Urteilsmuster sind eng gesteckt, Dissens kläßt der schwarz-rot-grün-liberale Zentrismus nur in homöpathischer Dosierung zu. Über den westlichen Kuschelkurs mit der Marionettenregierung in Kiew und ihren Nazi-Bataillonen darf man zwar die Nase rümpfen, ernsthafte Kritik und gar die Forderung von Konsequenzen aber sind Tabu: das würde “einen Keil ins westliche Bündniss” treiben und sowas geht gar nicht. Weshalb der Putsch in Kiew eben auch keiner sein darf.  Über Sinn und Unsinn der NATO zu diskutieren ist “nicht hilfreich”; ebensowenig wie die von deutschen Standorten koordinierten Drohnenmorde Obamas anzuklagen, weil sie gegen Verfassung und Völkerrecht verstossen;  wer  Aufklärung der 9/11-Verbrechen, der Initialzündung des “Gobal War On Terror”, fordert, ist als Opfer “kruder Verschwörungstheorien”  diskurshygienisch disqualifiziert, wer die internationale Finanzelite und das Federal Reserve-System kritisiert wird in eine Schublade mit Antisemiten und Holocaustleugnern gesteckt. Empörung ist angesagt, wenn das Assad-Regime die eigene Bevölkerung bombardiert, wenn Nethanjahu oder Poroschenko es tun: Bitte weitergehn, hier ist nichts zu sehen!

Von der CSU bis zu den Grünen, von der Seidel,-bis zur Böll-Stiftung zieht sich der konsensuale Einheitsbrei,  die Medien von FAZ bis taz, von Bild bis Spiegel, von ARD bis Super-RTL rühren ihn täglich neu an und dass die meisten Journalisten dann klingen wie Regierungssprecher wundert bei dieser supergroßen Konsenskoalititon dann auch nicht mehr.  Erstaunlich ist aber dann doch, dass sich die deutschen Medien bei ihrer Polarisierung in Sachen Russland offenbar noch päpstlicher als der Papst in Washington geben. Dies ist das Ergebnis einer Studie über die Russland-Berichterstattung in den globalen Medien, die anhand des Verhältnisses von neutralen zu negativen Beiträgen einen “Feindlichkeits-Index” erstallt hat: noch vor den USA ist hier Deutschland Weltmeister. Da die Studie von einem russischen Thinktank erstellt wurde ist ja klar, dass es sich um Kreml-Propaganda handeln muß. Einseitigkeit und vorurteilstriefende Berichterstattung lassen sich unsere Medienmacher ungern nachsagen – “Lügenpresse” sind immer die anderen. Und doch lesen sich die hiesigen Artikel über den bis dato völlig ungeklärten Mord an dem Oligarchen und Oppositionspolitiker Boris Nemzov, als sei Putins Pass im Fluchtauto gefunden worden….

Alles außer 9/11

wtcDie Zeitschrift ÖkologiePolitik hat mich zum Thema Medienmainstream und Verschwörungstheorien befragt.

Herr Bröckers, woher kommt Ihr großes Interesse an Verschwörungstheorien?

Mathias Bröckers: Eigentlich interessieren mich Verschwörungstheorien nicht. Zumindest nicht in dem Sinne, dass ich selber wild spekuliere und welche aufstelle. Was mich interessiert, das sind von staatlicher Seite verbreitete Verschwörungstheorien – deren Ungereimtheiten und die Methoden ihrer Verbreitung. Und was mich motiviert, das ist die unglaubliche Bereitschaft der Massenmedien, die offiziellen Verschwörungstheorien ohne kritisches Nachdenken zu übernehmen und wiederzugeben.

So wie nach den Attentaten des 11. September 2001?

Ja, genau. Mein Buch widmet sich nur der offiziellen Darstellung der Geschehnisse und zeigt in 38 Kapiteln jeweils eine Ungereimtheit. Und jede würde in einem normalen rechtsstaatlichen Prozess zu einer Wiederaufnahme des Verfahrens führen. Wer sich nur für wenige Stunden nüchtern und vorurteilslos mit den Lücken, Widersprüchen und Unklarheiten im 9/11-Abschlußbericht beschäftigt, der erkennt, dass die Geschichte, die uns erzählt wurde, nicht wahr sein kann. Doch kann es meiner Meinung nach nicht darum gehen, der offiziellen Verschwörungstheorie neue inoffizielle Verschwörungstheorien entgegenzusetzen. Die „9/11-Truther“ tun das teilweise – und verstricken und zerstreiten sich dabei. Ohne die Macht und die Mittel eines unabhängigen Gerichts kann die Wahrheit nicht ans Licht kommen.

Was sind von 38 Ungereimtheiten die seltsamsten?

 Neunzehn Hijacker mit Teppichmessern schaffen es, vier Flugzeuge zu entführen, die Luftabwehr stundenlang am Boden zu halten und drei Wolkenkratzer zu pulverisieren, obwohl sie nur zwei getroffen haben.  Und der dritte Turm, das WTC 7, stürzt quasi im freien Fall zusammen – das ist schon sehr merkwürdig. Noch merkwürdiger ist, dass die BBC den Einsturz des WTC 7 schon 20 Minuten vorher meldete und dass die Berechnungen, die den offiziellen Gutachten zum Einsturz der Türme zu Grunde liegen, nicht veröffentlicht werden weil dies gegen die „nationale Sicherheit“ verstoßen würde.

Sie begannen schon am Tag nach den Anschlägen mit einer Artikelserie, die sich kritisch mit den offiziellen Darstellungen befasste. Warum?

Ich wunderte mich, warum schon nach 45 Minuten erstmals der Name „Osama Bin Laden“ und dann immer wieder, irgendein anderer Verdacht wurde nie genannt und nach ein paar Stunden stand der „Täter“ quasi schon fest. Da schien mir etwas faul zu sein, zumal Bin Laden dann in einem Interview zwei Tage später jede Tatbeteiligung explizit abstritt. Kaum glaublich schien mir auch  das wichtigste Beweistsück für den „islamistischen“ Hintergrund der Tat, der Koffer von Mohamed Atta, der zufällig als einziger des gesamten Passagiergepäcks in Boston geblieben war und Beweistücke wie sein Testament, einen Koran und eine Anleitung für das Fliegen von Boeings enthielt. Das schien klar auf eine gelegte Spur zu deuten, denn warum nimmt jemand bei einem Selbstmordattentat sein Testament im Koffer mit ?

Warum wurde die offizielle Darstellung praktisch von allen Massenmedien völlig kritiklos übernommen?

Das habe ich mich angesichts solcher offensichtlicher Ungereimtheiten, die ja jedem Journalisten hätten auffallen müssen, auch gefragt. Dass ihnen nicht nachgegangen wurde hat vermutlich damit zu tun, dass sie  sich in eine Art patriotischen Kriegsrausch versetzt sahen. Dan Rather etwa, der Nachrichtenchef von CBS, meinte damals: „George Bush ist der Präsident. Er trifft die Entscheidungen – und wie es sich für einen Amerikaner gehört: Wo immer er mich haben will, ich reihe mich ein, sag mir nur, wo.“ Eine solche Haltung hat mit unabhängigen Journalismus natürlich nichts mehr zu tun und Dan Rather, später dazu befragt, sagte: „Es beginnt mit einem patriotischen Gefühl in einem selbst.“ Irgendwann finde man sich dann in der Situation, in der man zu sich selbst sage: „Ich weiß zwar die richtige Frage, aber es ist vielleicht jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, diese Frage zu stellen.“ So ging es wohl den meisten Journalisten – auch dem Redakteur eines ARD-Radios, für dessen Sendung ich jahrelang geschrieben hatte und der zu mir sagte: „Du kannst jedes Thema machen, nur nicht 9/11“.  Er wusste, wenn er mich die  „richtigen Fragen“ senden läßt, steht 10 Minuten später die Sendeleitung auf der Matte und macht ihm Ärger und Stress…

Das gesamte Interview  (als pdf) hier.

Ein ungedeckter Realitätscheck

Als “Handreichung”  hat das Auswärtige Amt  kürzlich ein Papier herausgegeben –  “Realitätscheck: Russische Behauptungen – unsere Antworten” –  mit dem Parlamentariern und Beamten erleichtert werden soll, das in der Bevölkerung verbreitete Mißtrauen gegenüber der Berichterstattung und der Politik in Sachen Ukraine zu kontern. Hatte Minister Steinmeier im vergangenen November noch registriert, dass die Glaubwürdigkeitskrise der Presse möglicherweise damit zusammhängt,  dass in Sachen Russland/Ukraine “eine erstaunliche Homogenität in deutschen Redaktionen” herrscht, versucht  sein Amt mit diesem Papier nun offensichtlich, diesen schmetternden Gleichklang weiter zu befördern. Entsprechend dankbar wurde es in den Redaktionen aufgenommen, die die vermeintlich “russischen” Behauptungen denn auch  begeistert zu “Putins Mythen” (Spiegel Online), “Moskaus Propaganda” (Die Welt) oder  “Moskauer Mythen” (Süddeutsche Zeitung) zuspitzten. Und somit gleich klar machten, dass dem propagandistischen Mythen-Gezücht des Kreml hierzulande natürlich nur die reine, faktengesättigte Wahrheit gegenübersteht.

Kollege Paul Schreyer hat den  Realitätscheck des AA gecheckt und siehe da: der Scheck ist nicht gedeckt. Die entscheidenden Fragen, wie die nach der Legitimität des Machtwechsels in Kiew, werden nicht klar beantwortet, oder – wie die nach der Verantwortung für die Brandbeschleuniger der Krise – Maidanmorde und MH-17-Abschuss –  erst gar nicht thematisiert. Was aber ist das für eine “Realität”, wenn das Ereignis, das den gewaltsamen Machtwechsel und die Rebellion in der Ostukraine und auf der Krim auslöste, ausgeblendet wird;  welche  “Realität” wird hier auf ihren Wahrheitsgehalt gecheckt,  wenn der entscheidende Auslöser für die Wirtschaftsanktionen gegen Russland – der MH-17 Abschuss – gar nicht vorkommt ?  Richtig: mit der Wirklichkeit, mit dem was in der Ukraine geschah und geschieht, hat ein solcher “Realitätscheck” nichts zu tun. Es ist Propaganda. Aber ob sie  verfangen wird, ob  das “simila similibus” der Homöopathie funktioniert, ist fraglich. Denn das Mißtrauen der Bevölkerung ist nicht das Ergebnis russischer Gehirnwäsche, sondern der Penetranz, mit der Medien und Politik den Konflikt als Schwarz/Weiß/Film präsentieren. Die Leute wissen einfach, dass die Realität so nicht aussieht.

Marsch der Unwürde

Maidan, Odessa, MH-17 – ein Jahr, nachdem die Scharfschützen auf dem Maidan-Platz den gewaltsamen Machtwechsel  herbeiführten,  sowie dem folgenden Massaker  im Gewerkschaftshaus von Odessa und dem Abschuss der der malaysischen Boeing  MH-17,  lassen sich diese drei Massenmorde als die Brandbeschleuniger identifizieren, mit denen die Krise zum Krieg eskalierte. Keines dieser Verbrechen ist aufgeklärt, keiner der Täter oder Hintermänner wurde dafür zur Verantwortung gezogen, was nicht zuletzt zeigt, wie wenig es zum Jahrestag der “Revolution” zu feiern gibt. Regierungen, unter denen solche Massaker ungestraft durchgehen, werden normalerweise “Junta” genannt und sind in “Bananenrepubliken” angesiedelt. Dass ihnen nun ihn Kiew von diversen Politikvertretern  inkl. des unvermeidlichen Pastors Gauck die Aufwartung gemacht wird, um zum “demokratischen Aufbruch” zu gratulieren, entbehrt also nicht eines gewissen Beigeschmacks. Es sei denn, die Gratulanten faseln nicht nur von den Opfern “für Demokratie und Freiheit”, sondern fordern, dass die Täter zur Rechenschaft gezogen werden. Was aber wohl nicht geht, denn die Indizien, wer für die Schüsse auf dem Maidan  verantwortlich war, verweisen sehr deutlich auf den “Rechten Sektor”, dessen Exponenten die zuvor wochenlang friedlichen Maidanproteste im Februar 2014 militarisierten  – und jetzt an entscheidenden Stellen in Kiew mitmischen.  Beim “Marsch der Würde” im Gedenken an die Opfer marschieren mit dem deutschen Bundespräsidenten  insofern wahrscheinlich auch die Täter mit.  Denn dass es so war, dass nicht die “Berkut”-Einsatztruppen Janukowitschs wahllos in die Menge feuerten, sondern von den pro-westlichen Nazitruppen angeheuerte Killer – das wird nicht nur aus dem Interview deutlich, dass die BBC unlängst mit einem der Schützen führte,  sondern auch  aus dazu passenden  Darstellungen des damals amtierenden Innenministers, den der “Spiegel” in einem aufschlußreichen Interview dazu befragt hat.  Die genaue Rekonstruktion der Ereignisse, wie sie der ukrainisch-kanadische Wissenschaftler Ivan Katchanovski  begonnen hat, ist von um so größerer Wichtigkeit je mehr die bananenrepublikanische Justiz der Ukraine den Fall unter den Teppich zu kehren gedenkt. Denn dies war der Auslöser für den gewaltsamen Sturm auf das Regierungsgebäude, die Flucht Janukowitschs und die verfassungswidrige Installation  der Jazenuk-Regierung. Diese Reihenfolge – der dann der Aufstand in der Ostukraine und die Abspaltung der Krim folgten – gilt es festzuhalten, wenn über Ursachen und Verantwortlichkeiten für den Krieg geurteilt wird, der sich aus diesen Ereignissen entwickelt hat. Den Opfern der Maidan-Morde zu gedenken ohne die Mörder zur Rechenschaft zu ziehen hat mit Würde wenig zu tun, dafür aber umso mehr mit Zynismus.