Randalerituale

Was der schwarze Block,  also polizeiliche Knüppelgarden auf der einen und autonome Politpyromanen auf der anderen Seite, zum G20-Treffen in Hamburg veranstalteten, konnte mich als langjährigen Bewohner von Berlin-Kreuzberg, einem Ur-Biotop ritueller Randale, nicht sonderlich erschüttern. Einige kaputte Scheiben und verbrannte Autos, 200 festgenommene angebliche Randalierer ebenso viele angeblich verletzte Polizisten, zahlreiche von der Polizei verletzte friedliche Demonstranten, quotenträchtige bürgerkriegsähnliche TV-Bilder… das kommt halt dabei heraus, wenn man 38 Quadratkilometer zum Sperrgebiet erklärt und 20.000 Robocops einsetzt um ein paar hundert Steineschmeißer einzufangen.

Da muss dann sogar eine dämliche FAZ-Reporterin, die so ein Ritual wohl zum ersten Mal erlebt und anfangs noch auf beiden Seiten der Front “schöne Männer” ausmacht, tatsächlich heulend flüchten,  ins Hotel, “zurück in die Realität”. Unterdessen spazierte die taz-Reporterin Silke Burmester mit ihrem Rucksack völlig unkontrolliert bis direkt an den roten Teppich, auf dem die G 20 Honorationen einmarschierten: “Die Sicherheit an den Messehallen ist genau so hoch, dass man Trump das Toupet vom Kopf ziehen könnte. Doch ein Problem? Gibt es hier nicht!

Soviel zum “Sicherheitskonzept” der G 20-Show, das eher auf Krawall-Rituale als auf Schutz der Regierungschefs ausgelegt war. Dass sich der Protest sehr vieler Menschen gegen die Politik dieser Regierungen bei solchen Treffen artikuliert und einige Wütende dabei auch Krawall machen, war erwartbar und das als “Hamburger Härte” gepriesene Vorgehen der Polizei das Gegenteil von Verhältnismäßigkeit und Strategie der Deeskalation. Was dann ebenso erwartbar dazu führt, dass das Hamburger Schanzenviertel dann dem Maidan in Kiew gleicht – mit dem Unterschied, dass die dortigen Marodeure von den Medien als “Freiheitskämpfer” gefeiert wurden, während die hiesigen als “Mordbrenner” (Bürgemeister Scholz) jetzt mit “der vollen Härte des Gesetzes” gejagt werden sollen…

Und wozu der ganze sinnlose Zirkus ? Immerhin haben sich Trump und Putin zum ersten Mal getroffen und statt 30 Minuten fast zweieinhalb Stunden miteinander geredet. Dafür hätte es aber die G20-Show nicht gebraucht, die wachsweiche Resolution “für Freihandel”, die Merkel stolz verlas, braucht ebenfalls niemand,  und die Millionen, die das gescheiterte Sicherheitskonzept kostet, hätte man in Hamburg wahrlich nachhaltiger investieren können als in ein dreitägiges Randale-Spektakel. Dass sich die Präsidenten Russlands und der Vereinigten Staaten aber trotz aller Dissonanzen wie es heißt “konstruktiv” unterhalten und einen Waffenstillstand für Syrien vereinbart haben, der im besten Falle zu einem Ende dieses Kriegs führen könnte – das wäre dann dann sogar ein überflüssiges Randaleritual in Hamburg wert.

6 Comments

  1. Lieber Mathias Du hast immer noch nicht die Tatsachen vom 9/11 geandert das sollte zu denken geben , der Wahrheit kann man ganz in Ruhe ins Gesicht sehen denn Rueckgaengig laesst es sich nicht mehr machen und Angst vor der eigenen Haustuere der Schaden verursacht zu haben ist auch nicht weiter tragisch solange man den Verlauf der Geschichte dadurch nicht verändert .

  2. Am dümmsten ist das Herumeiern der bundesdeutschen Politprominenz, die angeblich prima vorbereitet aber gleichzeitig völlig überrascht war.

    Man könnte als investigativer Mainstreamjournalist ja auch mal fragen, ob die Politbonzen ganz bewusst die Machtprobe von Hamburg gesucht haben, um

    a) zu zeigen, wer der Boss im Hause ist,
    b) der zunehmend militarisierten Polizei Gelegenheit zum Üben von urban warfare im Einsatz zu geben, weil man künftig schwere soziale Unruhen erwartet,
    c) um durch ein “anschauliches Ereignis” wie in Hamburg öffentlich-medialen Rückenwind für stärkeren Verfolgungsdruck auf “Linksextreme” und andere Systemkritiker ableiten zu können

    Warum werden aber regelmäßig die einfachen Leute mit ihrem Hab und Gut zur Zielscheibe solcher Aktionen und nicht die politisch Verantwortlichen? Früher hieß es mal: “Friede den Hütten, Krieg den Palästen!” Ist es jetzt umgekehrt?

    In den Augen des Durchschnittsbürgers hat sich der linke Protest mit der sinnlosen Gewalt jedenfalls keine Sympathien erworben: der Ruf nach dem starken Staat und die Akzeptanz präventiver Schnüffelei wird stärker werden. Dem Protestanliegen haben die Chaoten jedenfalls einen Bärendienst erwiesen.

    Oder steckt mehr als nur Dummheit dahinter? Wenn in der gewaltbereiten linken Szene nur halb so viele staatliche Spitzel wie nachweislich in rechtsextremen Kreisen unterwegs sind, dann könnte man nämlich auf ganz andere Gedanken kommen…

    Aber auch dazu herrscht in der famosen, investigativen Lückenpresse Schweigen im Blätterwald.

  3. Schön auch am Tag des Trump-Putin-Gesprächs die Zusammenfassung vom ARD Brennpunkt: Der Tag hat politisch nichts gebracht. Nun ja, man kennt das Drehbuch schon langsam…

  4. Ich tippe mal, dass es beides gibt: einen völlig verdummten Teil der “Linken”, der jeden Bezug zu den Interessen normaler Nachbarn und Bürger verloren hat, besonders aber zu denjenigen, die einen 1-Frau-Pflegedienst mit (jetzt verbranntem) Kleinwagen oder einen Gemüseladen am Rande der Existenz betreiben. Widerlich. Und dann gibt es ganz sicher auch die V-Leute, die in solche bereits kaputten Szenen eingeschleust werden, um die Chose zum Überkochen zu bringen. Und zur ganzen Wahrheit gehört auch, dass es beides nicht nur links, sondern auch rechts gibt.
    Nochmals eine andere Baustelle ist es, wie sich die senile SPD mal wieder von der CDU und Merkel vorführen lässt:
    http://cicero.de/innenpolitik/spd-nach-krawallen-in-hamburg-Der-rechtschaffene-Pruegelknabe
    Warum liest man solche glasklaren Analysen nur in einer eher konservativen Zeitung? Ist die Linke inzwischen wirklich zu dumm dafür, solche einfachen Dinge und Tricks zu verstehen?

  5. @Andreas Müller
    “Ist die Linke inzwischen wirklich zu dumm dafür, solche einfachen Dinge und Tricks zu verstehen?”

    Antwort : Nicht zu dumm, aber ideologisch unwillig

    Der linksliberale Citoyen…eigentlich etwas gefühlt Begrüßenswertes…wiewohl ein ideengeschichtlicher Wolpertinger…ist anno 2017 zum Zerrbild depraviert

    Guter Beitrag vom “Feindsender” Achse des Guten
    Wieselwelten. Eine kurze Geschichte der Linksliberalen
    http://www.achgut.com/artikel/wieselwelten._eine_kurze_geschichte_der_linksliberalen

  6. Also ich finde es immer erstaunlich wie linksextreme Gewalt verharmlost wird. Einge Autos “abgefackelt”. Hallo, dass sind teure Gegenstände für die ein Normalbürgern 1 Jahr und länger hart arbeiten muss. Was haben diese Bürger mit den G20-Leuten zu tun? Sowas geht gar nicht! Wer sowas macht ist ein Verbrecher und nichts anderes! Man stelle sich mal vor Rechte hätten sowas getan.
    Aber auch ich denke dass das gewollt ist um den Kuschelkurs der Politik mit dem Linksextremismus zu beenden.
    Wir haben nahezu Totalüberwachung , aber 20.000 Polizisten können nicht verhinderd, dass sich 1500 vermummte Antifanten teils mehrere Stunden in bestimmten Strassen austoben? Die Polizei hatte alle technischen Möglichkeiten und das Personal da schnell einzugreifen. Ich denke das ganze war gewollt!
    Dass Gewalt kein Monopol der “Rechten” ist zeigt dass es Angriffe auf Journalisten von “We are change” gab, sogar eine Drohung die man als Morddrohung verstehen kann war da drin:

    https://www.youtube.com/watch?v=Q0FEyFWLKj0

    Da werden ständig Programme gegen “rechts” und “rechte Gewalt” aufgelegt. Das Netzwerkdurchsetzungsgesetzt ist ja auch nur gegen hate-speech von rechts.
    Dass Linksextreme Antifas ( die ja sonst immer gerne Tolaranz predigen ) ein Hass-Problem haben und wie eine Rote SA libertäre Jourmalistisen als “Nazis” zu Fahndung ausschreibt und diese dann verprügeln lässt ist wohl kein Problem.

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