„Schlüsselfigur“ von Al Qaida in Hamburg in Auslieferungshaft

Mamoun Darkazanli ist ein alter Bekannter von CIA, FBI, BfV, BKA…

Mathias Bröckers

 Hamburg (AFP) 15.10.2004  - Auf Antrag der spanischen Behörden haben die Hamburger Justizbehörden einen vorläufigen Auslieferungshaftbefehl gegen ein mutmaßliches Führungsmitglied der Terrororganisation El Kaida erlassen. Der Deutsch-Syrer Mamoun D. soll nach Angaben aus Madrid seit 1997 in Deutschland, Spanien und Großbritannien "eine der Schlüsselfiguren" der El Kaida gewesen sein, wie eine Justizsprecherin am Freitag mitteilte. Der 46-Jährige stehe im Verdacht, der "ständige Ansprechpartner und Assistent" des Extremistenführers Osama bin Laden in Deutschland gewesen zu sein. http://de.news.yahoo.com/041015/286/492ab.html

 Bei dem geheimnisvollen „Führungsmitglied“ handelt es sich um Mamoun Darkazanli, über den wir in unserem Buch (Mathias Bröckers, Andreas Hauss: „Fakten,Fälschungen und die unterdrückten Beweise des 11.9.“,  Zweitausendeins, 2003) ausführlich berichtet haben – vor allem über die  ständigen Ansprechpartner“, die sich bei Darkazanli, Zammar und schließlich bei Atta & Co. die Klinke in die Hand gaben. Es handelte sich dabei aber weniger um Turbanträger und andere Wickelmützen, sondern  um westliche Schlapphüte. Auszüge (S. 203 ff.):

Das FBI wollte also Action sehen bei den Deutschen, und die begnügten sich ab 1997 zunächst mit reiner Beobachtung, bevor sie dann ab 1998 auch die Telefone von Darkazanli und Zammar überwachten, was schließlich ab dem 17. Februar 1999 zur Überwachung der Atta-Wohnung in der Marienstraße führte. Telefonüberwachung? Muss sowas nicht richterlich angeordnet werden? Setzt das nicht wiederum erhebliche Verdachtsmomente voraus? Eine Frage, auf die wir noch kommen werden – nicht jedoch die New York Times. Stattdessen finden sich hier heftige Vorwürfe an die Adresse des FBI: »Wir hatten immer den Verdacht, dass die Amerikaner Geheimdiensterkenntnisse zurückhielten, und jetzt haben wir den Beweis«, sagt Rolf Tophoven, ein deutscher Antiterror-Experte mit engen Verbindungen zu deutschen Diensten.

Das ist der eine Vorwurf in der New York Times. Der andere, bezogen auf Februar 1999, lautet: »Um diese Zeit nahmen die amerikanischen Ermittler die Sache selbst in die Hand. Ein mit dem Fall vertrauter Ermittler sagte, die deutsche Polizei entdeckte, dass amerikanische Agenten in Hamburg Leute über Darkazanli und Zammar vernommen hätten, ohne die deutschen Behörden zu informieren.«

Befreundete Geheimdienste entfalteten also ab 1999, etwa im Februar, eigene Aktivitäten in Hamburg. Obwohl die Telefone der Verdächtigen überwacht wurden, obwohl die Deutschen »dran« waren. Oder waren die Deutschen dran, weil sie merkten, dass US-Geheimdienste in Hamburg aktiv wurden? Da riecht ziemlich nach Katz-und-Maus-Spiel. Aber so recht erfahren wir nicht, wer da überhaupt mitgespielt hat. Zur Auswahl stehen CIA, FBI, Verfassungsschutz, BKA, BND. Mindestens. Dass und wie dem so ist, erfahren wir auch aus einer Presseerklärung  der Hamburger Innenbehörde vom 18. November 2002:

„(….)Operative Maßnahmen des LfV Ende 1999 / Anfang 2000 hatten vor allem zum Ziel, Herrn Darkazanli deutlich zu machen, dass er im Visier der Sicherheitsbehörden steht. Dies geschah vor dem Hintergrund allgemeiner Warnungen vor Anschlägen aus dem Al-Qaida-Netzwerk, die sich auch auf Hamburg beziehen. Zu weiteren operativen Einzelheiten werden aus Ermittlungsgründen keine Auskünfte gegeben. Generell ist allerdings darauf zu verweisen, dass die Tatsache von Ermittlungen im Zusammenhang mit Herrn Darkazanli bereits unmittelbar nach dem 11.9.2001 auch der Presse bekannt war und der Bezugsartikel aus der Chicago Tribune insoweit keine neue Einschätzung enthält.“

Wir lernen: Mehrere deutsche Sicherheitsbehörden waren da dran. Und zur Jahreswende 1999/2000 hat man Mamoun Darkazanli erschreckt und »Buh, wir beobachten dich!« gemacht. Also etwa ein Jahr sowohl nach Beginn der Telefonüberwachung als auch nach der gesetzwidrigen US-Geheimdienstoperation. Also zwei Jahre vor dem 11.9. Nun ist wirklich nicht mehr zu bestreiten, dass in der Hamburger Marienstraße die Schlapphüte aller Provenienz sich die Klinke in die Hand gaben oder aus der Hand rissen, Türen öffneten und zuschlugen. Klar, dass dann der »Bezugsartikel aus der Chicago Tribune insoweit keine neue Einschätzung enthält«. Insoweit. Was sagt er denn noch, dieser Artikel vom 17.11.2002?

»CIA belauerte Al Qaida in Hamburg
Bei der Suche nach Informanten versuchte der Geheimdienst 1999, einen aus der Gruppe der 9/11-Hijacker in Deutschland anzuwerben ... Die Versuche der CIA, Mamoun Darkazanli anzuwerben, wurden Ende 1999 initiiert, zu einer Zeit, als drei der vier Hamburger Studenten, die später die entführten Flugzeuge steuerten, in einem Trainingscamp von Al Qaida in Afghanistan erstmals von dem Entführungs-Plot erfuhren.«

Interessant. Die »Hamburger« waren also sukzessive zu Osama geschickt worden – und Darkazanli sollte nun von der CIA angeworben werden. Von der CIA, nicht vom FBI! Es ging also gar nicht mehr, wie oben behauptet wurde, um »Befragungen«, die ja schon illegal waren, sondern um Rekrutierung von Agenten und volle Geheimdiensttätigkeit in Deutschland.

Und nun schauen wir uns die Abfolge der Ereignisse wieder an: Die »Deutschen« ließen Darkazanli also wissen, dass er beschattet wurde, nachdem die CIA mit dem Anwerbeversuch begonnen und dies ihren Kollegen wohl auch offen angekündigt hatte. Vielleicht war da der Hamburger CIA-Vertreter schlicht in die Büros des Hamburger Verfassungsschutzes spaziert, mahnte zunächst die Verhaftung Darkazanlis und dessen Überstellung in die USA an und forderte jetzt auf einmal die Anwerbung. Stellvertretend für die CIA dackelte dann ein Verfassungsschützer zu Herrn D., erhielt eine Abfuhr und daraufhin eine Lektion des CIA, wie das »richtig« gemacht wird. Die Deutschen versuchten es dann noch mal, mit ähnlichem Misserfolg. Und dann spuckten sie der CIA offenbar die Suppe. Warum? Wir wissen es nicht. Nicht einmal, ob das alles so war wie geschildert. Am 31. Oktober 2001 kam – laut Chicago Tribune – ein serbischer Einbrecher des Wegs und brachte einen Stoß Darkanzanli-Akten ins Hamburger Polizeihauptquartier. Habe er gerade gestohlen, sagte er. Wie es Einbrecher eben halt so machen, ihre Beute zur Polizei zu bringen. Junge serbische Einwanderer zumindest machen es so, was man auch in Chicago bemerkenswert fand.

 »Bisher sind keine Belege dafür aufgetaucht, dass amerikanischen Geheimdiensten vor dem 11.9.2001 etwas von den Plänen Al Qaidas, Zivilflugzeuge in Häuser zu stürzen, bekannt war, obwohl Ermittler des Kongresses in diesem Zusammenhang verschiedene verpasste Gelegenheiten beschrieben. Aber die Enthüllung, dass die CIA versuchte, Darkazanli als Agenten zu gewinnen, zu einer Zeit, als die ursprünglichen Entführungspläne ausgeheckt wurden, markiert die frühesten und tiefsten Fußabdrücke der US-Geheimdienste vor dem Fenster der Hijacker.«

Sind jedoch diese »Fußabdrücke« nur außerhalb der Hijackerwohnungen zu finden? Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung meldete am 2. Februar 2003, zumindest ein Informant (allerdings nur in der Al-Quds-Moschee in Hamburg, aber das schon vor Jahren) habe gewonnen werden können, und kam hinsichtlich der oft bemühten These von den »Schläfern« zu dem Schluss: »Vielmehr schlossen sich die drei Hamburger Todespiloten und ihre Helfershelfer unter den Augen diverser Nachrichtendienste zu einer Terrorgruppe zusammen und planten den wohl spektakulärsten Terroranschlag in der Geschichte – während sie beobachtet wurden.« Liefen alle Anwerbeversuche so wie bei Darkazanli? Gab es wirklich seit 1997 nur Misserfolge, Unwissen, Pleiten? Und wenn, waren sie Folge der Unfähigkeit (schon wieder diese Standarderklärungsformel ...) des deutschen Verfassungsschutzes – oder steckt dahinter etwas anderes? (…)

Wir haben dafür keine Beweise, aber der Verdacht, dass nicht nur Binalshibh, sondern auch Atta und andere »Hijacker« CIA-Agenten gewesen sind, drängt sich angesichts dieses Verlaufs der Ereignisse einmal mehr auf. So wie Anti-Terrorchef John O'Neill und das FBI dem Al-Qaida-Stützpunkt der Al-Hadas im Jemen auf die Spur gekommen waren und zurückgepfiffen wurden, weil die CIA dort schon lange dran war – so könnten FBI und BKA/Verfassungsschutz auch dem Stützpunkt Marienstraße näher gekommen sein, als es der dort aktiven und fröhlich rekrutierenden CIA recht war. 

(Aus: Bröckers/Hauß: „Fakten,Fälschungen und die unterdrückten Beweise des 11.9.“,  Zweitausendeins, 2003) Mit freundlicher Genehmigung von Zweitausendeins.

Mehr über Darkazanli und den Tanz der Schlapphüte bei Andreas Hauß:
http://www.medienanalyse-international.de/schlapphuete.html

 

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