Hanf & die Quantenphysik 

Ein relativ bekiffter Beitrag zum Einstein-Jahr

 

Einstein wußte, wenn man kifft

werden Raum und Zeit umschifft.

Grad wird krumm und früh wird spät

das ist Relativität.

 

Daß Nobel-Lorbeer ihn umrankte,

er eigentlich dem Hanf verdankte.

Als einz´ge Pflanze weit und breit

verlangsamt Hanf nämlich die Zeit!

 

Stundenlang wird ein Minütchen,

raucht man nur ein kleines Tütchen.

Ist man vom Hanfe richtig breit

wirkts gar wie eine Ewigkeit.

 

So war sie denn kein Wunderstück,

die "Raumzeit" der Atomphysik,

denn Einstein steckte dem Max Planck:

Hanf macht die Sekunden lang!

 

Er brachte ihm ein Quantum mit

vom allerbesten Tempelshit.

Dies brachte Heisenberg auf Trab,

der wollte gleich ein Quentchen ab.

 

Kaum war es aufgelöst in Rauch

entdeckt er: Hanf macht unscharf auch!

 

Atome, die elyptisch eiern,

sich plötzlich nebulös verschleiern!

 

Und da, wo vorher Nebel war,

ist augenblicklich alles klar.

Noch dazu wird dieses Wanken,

allein beeinflußt durch Gedanken!

 

"Unmöglich!" rief da Einstein aus,

dann könnt ja eine kleine Maus

allein nur durch ihr Angedenken

den großen Mond am Himmel lenken!

 

"Wenn niemand hinguckt ist er fort!"

gab Heisenberg das Widerwort,

“und erst wenn´s jemand überprüft,

er dadurch aus dem Nichts ihn hievt!”

 

Da schrie ihm Einstein ins Gesicht:

"Du bist verrückt, Gott würfelt nicht!"

Darauf der Werner Heisenberg:

"Albert, du Gedankenzwerg!

 

Hast Du´s noch immer nicht gerafft,

daß der Alte heimlich pafft?

Für unsre Logik ist das Gift:

Gott würfelt nicht, Oh nein, er kifft!”

 

 


 

Natürlich hat sich die Entdeckung der Quantenmechanik nicht so abgespielt, wie es in diesem dramatischen Scherzgedicht über „Hanf & die Quantenphysik“   (aus: .Seyfried /Bröckers: Hanf im Glück Solothurn 2000) beschrieben wird. Aber die Fakten stimmen – und sie sind so abgedreht, daß die Idee, ihren Entdeckern einen Joint anzudichten, durchaus nahe liegt. “Das Atom ist kein Ding!” - 1927 hatte Werner Heisenberg entdeckt, dass die Bahn eines Elementarteilchens erst dadurch entsteht, dass man nach ihr Ausschau hält. Sucht der Beobachter statt dessen nach einer Frequenz, verhält sich das “Teilchen” plötzlich als “Welle”, als eine im Raum ausgebreiteten Schwingung oder Frequenz, die über keinen definierbaren Ort, geschweige denn eine exakte “Bahn” verfügt. Dieser fundamentale Unterschied aber - und das war der Hammer - liegt nicht im Quantenstoff selbst begründet, sondern in dem, was der Beobachter zu sehen beliebt. Im unbeobachteten Zustand existieren sowohl Teilchen als auch Wellen,  in einer Art “Wahrscheinlichkeitswolke”, einem virtuellen Set von Möglichkeiten, aus dem sich erst dann eine Wirklichkeit kristallisiert, wenn ein Beobachter Maß nimmt. Dieser erkenntnistheoretische Schock - “Wer von der Quantentheorie nicht entsetzt ist, hat sie nicht verstanden” (Niels Bohr) - wird auch noch nach 60 Jahren in leutseliger Form als “Meßproblem” an den Mann gebracht: die subatomaren Ereignisse seien eben so subtil, daß unsere groben Instrumente sie zwangsläufig beeinflußten, in der makrokosmischen Welt hingegen sei alles nach wie vor in bester Ordnung. Tatsächlich kann von einer Welt “da draußen” nicht mehr die Rede sein:  auch Lastwagen oder Wolkenkratzer  zeigen im Prinzip Quanteneigenschaften, nur machen  ihre kurzen Wellenlängen es unmöglich, diesen Effekt zu beobachten. Über das, was “da draußen” wirklich ist, kann die Physik keine eindeutige Antwort geben, selbst wenn es sich um gewöhnliche, klotz-materialistische Objekte wie Wolkenkratzer handelt: unbeobachtet können sie nicht als Objekt, sondern nur als Welle von Möglichkeiten beschrieben werden, ein vibrierendes Potential “zwischen Idee und Faktum” (Heisenberg), das erst im Augenblick der Beobachtung aus seinem halb  - realen Dämmerzustand in eine konkrete Form springt. “Der Mond ist nicht da, wenn niemand hinsieht” ist nicht der Titel eines Kindermärchens, sondern sorgt als Diskussionsthema für  Zündstoff auf physikalischen Fachtagungen.

 

Über der Eingangstür zum Landhaus des Quantenphysikers Niels Bohr war ein Hufeisen an die Wand genagelt. Einen Besucher regte dies zu der Frage an, ob der Professor im Ernst daran glaube, daß ein Hufeisen über der Haustür Glück bringe. “Nein”, war die Antwort Bohrs, “ich halte bestimmt nichts von diesem Aberglauben. Aber wissen sie”, fügte er hinzu, “man sagt, es bringt auch dann Glück, wenn man gar nicht daran glaubt.” 

 

Seit den Entdeckungen von Planck, Einstein, Heisenberg und Bohr, die in den 20er Jahren dieses Jahrhunderts die Quantentheorie begründeten, ist die Physik in einer ähnlichen Lage wie dieses Hufeisen. Sie “funktioniert”. Neben ihrer erstaunlichen Fähigkeit, subtile Angelegenheiten des Lichts und der Atomstruktur vorherzusagen, hat die Quantentheorie einen  ganzen Berg philosophischer Probleme aufgeworfen, oder besser gesagt: ins Rutschen gebracht. Denn die Physiker haben darüber ihre Grundlage verloren, den Halt in der Wirklichkeit. Sie wurden aus einem Jahrtausende alten, dualistischen Denkmuster gerissen, der Annahme einer außerhalb des Menschen existierenden `objektiven Realität`.   Die realitäts - nostalgischen Beschwörungen Einsteins - “Wirklichkeit ist das wirkliche Geschäft der Physik” - halfen nichts, die Quantentheorie war keine kurzfristige, bizarre Verirrung, sie wurde wieder und wieder bestätigt. Daß dies den Physikern  das Geschäft mit der `wirklichen` Wirklichkeit grundlegend verdorben hat, ist   - so der Physiker Nick Herbert  - “eines der bestgehüteten Geheimnisse der Wissenschaft” (Nick Herbert: “Quantenrealität”, München 1990)

Einstein selbst wollte die Konsequenzen aus dem von ihm selbst mit entdeckten Quantendilemma nie ziehen – er hoffte bis an sein Lebensende auf eine “ordentliche” Lösung. Zusammen mit seinen Kollegen Nathan Rosen und Boris Podolsky entwickelte er 1937 ein Experiment, bei dem sich zwei Teilchen in unterschiedliche Richtungen voneinander entfernen und ihr jeweiliger Zustand gemessen wird – und damit die mysteriöse “Wahrscheinlichkeitswolke” der Quantenwelt widerlegen sollte. Doch dies gelang nicht, im Gegenteil wurde in den 60er Jahren durch John Bell mathematisch bewiesen, daß Einstein unrecht hatte. Die beiden Teilchen bleiben in unmittelbarer Verbindung, auch wenn sie Lichtjahre voneinander entfernt sind – wechselt bei dem einen Teilchen der Spin, wechselt er bei dem anderen auch. Nichts besonderes, sollte man meinen: aber  dieser Wechsel, d.h. die Signalübertragung, die ihn auslöst, findet in Überlichtgeschwindigkeit statt. Und dies ist das einzige, was in Einsteins relativen Universum absolut ausgeschlossen ist. In den 80er Jahren wurde durch Alan Aspect der bisher nur mathematisch geführte  Beweis auch experimentell belegt: Das einsteinsche Tempolimit des Lichts wurde in mehreren Versuchen überboten. Damit ist  klar, daß auch Einsteins Theorie, die wie keine andere dieses Jahrhundert geprägt hat, in Zukunft zu den großen Halbwahrheiten der Vergangenheit zählt. Mit Chuck Berry könnte man es auch so ausdrücken: “Roll over Einstein and tell Podolsky the news...”

 

Spätestens Fritjof Capras  New-Age-Bibel “Das Tao der Physik” machte deutlich, daß das Weltbild, das sich mit der Entdeckung der Quantenwelt abzeichnete, den spirituellen Erkenntnissen der asiatischen Philosophie entspricht. Die  Wissenschaft des Abendlands, die der Materie mit modernsten Instrumenten und höchster Rationalität zu Leibe gerückt war, hatte dasselbe entdeckt, was die Meister des Ostens in der Meditation kontemplativ gefunden hatten. Und sie hatte dasselbe Problem : Über das Paradox von Teilchen und Welle zu sprechen war genauso unmöglich wie vom eigentlichen Tao.

 

Zwar stimmen heute nahezu alle Naturforscher überein, daß der Kern aller Dinge im Akt der Beobachtung liegt, aber sie weigern sich,  die Konsequenzen daraus zu ziehen,  sich nämlich dem  zuzuwenden, was da beobachtet: dem Bewußtsein; sich selbst. “Bewußtsein ist ein Singular, dessen Plural wir nicht kennen” (Erwin Schrödinger ) - man kann es nicht in verschiedenen Exemplaren draußen erforschen, sondern nur innen, auf der Wildbahn der eigenen Psyche.  Es geht nicht um die Erforschung des Paranormalen, es geht um das Abenteuer der Selbstentdeckung; nicht um eine neue Wissenschaft, sondern   um neue Wissenschaftler, Experimentatoren, die Teil des Versuchs werden.

 

Dass es hinter dieser unheimlichen Welt der Quanten letztlich doch nach den Gesetzen der klassischen Physik zugehen würde und die Naturgesetze nur scheinbar außer Kraft gesetzt sind - diese Hoffnung Einsteins ist durch Bells Theorem und Aspects Bestätigung widerlegt worden. Seitdem ist klar, dass einiges, wenn nicht das meiste, was gemeinhin Metaphysik genannt wird, zur harten Naturwissenschaft werden muß - oder aber die Wissenschaftler geben unumwunden zu, daß es ihnen einfach nicht möglich ist, die Natur zu erklären. Mit Bells Theorem ist Fiction scheinbar endgültig mit Science verschmolzen: Physiker haben die bizarrsten Spekulationen in den Bereich des Faktischen gerückt, die Überlegung, dass es “Informationen ohne Transportsystem”, nicht -materielle Kommunikation sein könnte, die alles Geschehen regiert, gehört noch zu den einleuchtendsten Schlußfolgerungen.  Telepathie, Telekinese, UFOs, Zeitreisen und weitere Paranormalitäten hätten auf diesem Hintergrund einer völligen Neubewertung bedurft - und so nimmt es nicht Wunder, daß Bells Berechnungen bis heute eher im Verborgenen blüht. Zumal es dem strengen Mathematiker selbst sehr viel lieber gewesen wäre, wenn seine Arbeit zu dem Ergebnis geführt hätten, das Einstein sich seinerzeit wünschte: die Quantenmechanik ad absurdum zu führen. Doch er hat sie bestätigt und ihren Merkwürdigkeiten noch eins darauf gesetzt. Es gibt Interaktion in Überlichtgeschwindigkeit - fertig machen zum Beamen!

 

Mathias Bröckers

 


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