Iran-Contra – still alive

Wer mein Buch “Die Drogenlüge” gelesen hat wird nicht sonderlich überrascht sein, dass einmal mehr ein Fall von staatlich sanktioniertem Drogengroßhandel offenkundig wurde – wenn man der Aussage von Jesus Vicente Zambada Niebla folgt, der als Logistikchef des mexikanischen “Sinaloa”-Kartells vor einem US-Gericht angeklagt ist, tonnenweise Kokain in die USA gebracht zu haben. Die Anklage steht im Zusammenhang mit dem Absturz eines us-amerikansichen Jets in Yukatan, Mexiko, 2007, der knapp vier Tonnen Kokain geladen hatte. Unser investigativer Freund und Kollege Daniel Hopsicker ging den Besitzern und Vorbesitzern des mysteriösen  Gulfstream Jets mit der Zulassungsnummer N987SA umgehend nach – und landete mitten in dem CIA-Sumpf, in dem er seit zwei Jahrzehnten recherchiert: der Geschichte des Iran-Contra-Chefpiloten Barry Seal und dem Flughafen Venice Beach, Florida, auf dem die späteren 9/11-“Hijacker” ausgebildet wurden. Als Ein-Mann-Investigativ-Armee hat Daniel dazu mehr historisch bedeutsame Fakten ausgegraben als die Top 100 des Mainstream-Schurnalismus. Seine Arbeiten kann ich nur empfehlen, ebenso wie natürlich den Kauf  des Buchs  “Die Drogenlüge”, zu dem er ein erhellendes Kapitel beigesteuert hat. Es ist, wie der oben zitierte Gerichtsfall zeigt, nicht nur hoch aktuell, sondern zeigt die lange Linie geheimer US-Politik, die von der Schweinebucht und JFK über Iran-Contra und 9/11 bis ins heutige Afghanistan reicht, wo NATO und Bundeswehr die massenhafte Opium-und Heroinproduktion sicherstellen, um ihre Kombattanten und Warlords zu bezahlen:

Mit den richtigen Verbindungen, so hatte ich herausgefunden, war der Lufttransport von Drogen in die Vereinigten Staaten nicht aufregender als ein normaler Verbindungsflug von Dallas nach Houston. Aber es gab etwas, das mich sehr viel mehr interessierte an diesem Handel, nämlich die Frage, wo das Geld landete. Ich begann, die Geldströme zu verfolgen zurück zu Hauptakteuren, deren Namen selten in der Zeitung auftauchen. Und damit wurde die Sache für mich zu einem echten Abenteuer.

Ich begann mit dem Hinweis eines verbitterten Iran-Contra-Akteurs: „Als der Skandal aufflog“, sagte er, „waren 5000 Jungs draußen, und als die Operation beendet wurde, bekamen nicht alle ,ihren Koffer‘.“ Der „Koffer“ war normalerweise gefüllt mit Bargeld. Ich fand den Hinweis schnell bestätigt: Barry Seals Drogengeld wurde über eine in Louisiana registrierte Tarnfirma gewaschen, die  Trinity Energy hieß. Ich fand heraus, dass Trinity Energy von Barry Seals langjährigem Anwalt gegründet worden war, einem Mann, dessen Namen ich nicht mehr nennen darf als Teil einer Vereinbarung in einem der Prozesse nach Erscheinen von Barry und die Boys.

Als ich den Tentakeln von Trinity Energy folgte, stürzte ich bald in ein Kaninchenloch, das so tief war wie jenes, das Alice im Wunderland sah. Als ich wieder auftauchte, hatte ich den unwiderlegbaren Beweis, dass Barry Seals Drogenschmuggelorganisation Teil eines nebulösen kriminellen Unternehmens war, das „The Company“ genannt wurde und das schon lange im Verdacht stand, von der CIA geführt zu werden (für die der Euphemismus „The Company“ ebenfalls schon lange benutzt wurde); sowie, noch wichtiger, dass Barry Seal „enge Verbindungen“ zu den beiden großen Parteien der Vereinigten Staaten unterhielt.

Seals Firma Trinity Energy wurde, um nur ein Beispiel zu nennen, von seinem Anwalt in Baton Rouge 1995 (für 22 Millionen Dollar) an das Unternehmen ICF Kaiser verkauft, das von Jackson Stephens, dem Strippenzieher von Arkansas, kontrolliert wurde. Der Präsident von ICF war der ehemalige Kongressangeordnete Tony Coelho. Heute weiß ich, dass die Drogenschmuggelorganisation Barry Seals Verbindungen hat, die sich zeitlich einerseits weit zurück erstrecken – nämlich bis zu der Intrige von Geheimdiensten und Mafia, die zum Mord an Präsident John F. Kennedy führte. Andererseits weist sie zeitlich aber auch weit voraus, und zwar zu dem kleinen Venice Municipal Airport, der Probebühne der 9/11-Anschläge. Dieser Zusammenhang bedeutet, dass es in den Vereinigten Staaten eine Organisation oder eine Gruppe von Akteuren gibt, die für einige der entscheidenden Ereignisse verantwortlich sind, die wir in den letzten Jahrzehnten erlebt haben. Wenn das wie eine Verschwörungstheorie klingt: Es ist keine. Es ist eine Verschwörungstatsache.

Wenn ich im Folgenden nur einige Punkte anführe, um dies zu belegen, ist die Anzahl der Belege nur meinem begrenzten Raum und der Zeit geschuldet. Was den Iran-Contra-Skandal in Mena, Arkansas, mit der Flugschule in Venice Municipal Airport verbindet, an der die 9/11-Terroristen trainierten, ist die Tatsache, dass an beiden Plätzen Drogen geschmuggelt wurden: von derselben Organisation und denselben Leuten. Im selben Monat, als Mohammed Atta an der Flugschule antrat, wurde am 25. Juli 2000 ein Learjet des Besitzers der Flugschule, des verschwiegenen Finanziers Wally Hilliard, auf der Landebahn von Orlando (Florida) von DEA-Agenten mit Maschinenpistolen umstellt. Die DEA-Agenten fanden an Bord zwanzig Kilogramm Heroin.

Als die Whittington-Brüder, zwei berüchtigte Rennfahrer und Drogenschmuggler, in den Achtzigern wegen Drogenhandels und Steuervergehen verurteilt wurden, ging ihr wertvoller Learjet an den Mann, der auf dem Weg war, zum größten Drogenschmuggler Amerikas zu werden: Barry Seal. Aus den Akten des Bundesgerichts über den Heroinfund in Wally Hilliards Learjet – laut Orlando Sentinel war es der größte in der Geschichte Zentralfloriadas – geht nun hervor, dass Hilliards Learjet von denselben Whittington-Brüdern von der Firma World Jet in Fort Lauderdale kam, die zwanzig Jahre zuvor schon Barry Seal mit seinem Learjet versorgt hatten.

Wenn man dann zurückschaut und die Transkripte dessen liest, was am Tag nach dem 11. September 2001 gesagt wurde, entdeckt man, dass der Mann, der Mohammed Attas Flugschule leitete, Rudi Dekkers, am Tag danach Reportern berichtet, dass Mohammed Atta und sein Begleiter und Bodyguard Mahrwan Al-Shehhi nach seinem Wissen aus Afghanistan nach Venice gekommen waren. Sowohl damals als auch heute ist Afghanistans wichtigster und nahezu einziger Exportartikel Heroin. Stellen Sie sich vor, wie anders die Geschichte der Welt heute aussähe, wenn diese Nachrichten nach den 9/11-Anschlägen in den großen Medien aufgetaucht wären. Dass es eine wahrhaft freie Presse nicht mehr gibt, hat tragische Konsequenzen für uns alle.

Ein Auszug aus Daniel Hopsicker: “Mikroanalyse staatlich sanktionierten Drogen- und Waffenhandels: von Mena über Venus nach Venice” erschienen in: Mathias Bröckers: “Die Drogenlüge – Warum Drogenverbote den Terrorismus fördern und der Gesundheit schaden”, Westendverlag 2010

6 Comments

  1. “Welcome to Terrorland” ist super. Wenn ich allerdings die Foren in den Staaten mir so betrachte, dann wird dort mehrheitlich behauptet, Daniel sei Attas angeblicher Freundin, Amanda Keller, auf den Leim gegangen. Kellers Körpersprache sei eindeutig, sie habe alles erfunden. Nach nochmaliger Ansicht des Gesprächs komm ich — leider — zu demselben Schluss. Wie siehst du den Fall Keller heute, Matze? Es gibt einen grandiosen YouTube-Vortrag von Daniel auf irgendeiner Troofer-Konferenz, aber sonst hat man den Eindruck, er sei von der Szene dort zur persona non grata erklärt worden, will sagen: er findet gar nicht (mehr) statt. Momentan hat ja auch Jon Gold so seine Probleme, ernst genommen zu werden, weil ihn CD überhaupt nicht interessiert. Ich glaube, er denkt ähnlich wie du, gell?

  2. Beim 911Blogger gehts gerade um die zwei koreanischen 747´s, die im kanadischen Whitehorse, einem scheiße aussehenden Plateau-Flughafen landeten. Bei Paul Thompson fand ich das. Irre!
    At 1:24 p.m., the pilots switch the plane’s transponder to “7500”: the universal code that means a plane has been hijacked. This action sets off “a frenzy of activity,” according to USA Today. (…) Korean Airlines officials will say the pilot of Flight 85 believed that controllers at the Anchorage Center were directing him to send out the hijack signal. Korean Airlines administrator Michael Lim will say: “Our captain was following their instruction. They even told the captain to transmit code 7500, hijack code. Our captain, who realized how serious it is, they were just following instructions.” [Anchorage Daily News, 9/29/2001]
    http://www.historycommons.org/context.jsp?item=a1108korean
    “There’s one terrible pilot” (GWB). Wo er recht hatte, hatte er wohl recht.

  3. Super, dass das jetzt ins Deutsche übersetzt vorliegt, das legt die Schwelle tiefer für die hiesige potentielle Leserschaft.
    Nur am Rande: Nächstes mal wenn möglich eine professionellere Übersetzung (z.B. seltsam: “nach seinem Wissen”, besser: “seines Wissens”)

  4. http://solari.com/blog/?p=11063
    “This is essential reading for anyone who wants to understand the real twists and turns in the global economy and master the political and media policy spin used to justify the military and enforcement intervention necessary to promote and manage the narcotics industry and related money laundering”-Enuff said

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