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Zum heutigen 101. Geburtstag von Wolfgang Neuss, geschrieben zu seinem 80. am 2.Dezember 2003
„Wir müssen Hitler so lange wiederholen, bis er ein Hit ist ….ab 5 Uhr 45 wird zurückgelächelt.“ Heute wäre Wolfgang Neuss 80 Jahre alt geworden – und garantiert kein bißchen leise. Angesichts von „Tätervolk-“ und Mahnmal-Debatte hört man es geradezu brüllen aus der Hochparterre-Wohnung in der Charlottenburger Lohmeyerstraße, wo er bis zum seinem Tod im Mai 1989 wohnte: „Wir leben mit dem Geist derer, die wir erschossen und erschlagen haben, wir wollten es immer werden und sind es nun, die klügeren Juden. Es dürfen wieder Witze gemacht werden, und zwar jüdische“ Natürlich jenseits aller political correctness, die Neuss schon 1955 vermissen ließ, als er als „Mann mit der Pauke“ – „Die von der CDU werden noch so lange machen, bis der liebe Gott aus der Kirche austritt“ – zum ersten Zensurfall des deutschen Fernsehens wurde: während seines Live-Auftritts täuschte der Intendant des „Sender Freies Berlin“ eine technische Störung vor. So frei war man denn doch noch nicht, im Muff der Adenauerjahre. „Das darf man nicht sagen ? Gerade deshalb mußte ich es sagen!“ – das war, und blieb die Neuss’sche Maxime. Mit 14 war er aus Breslau nach Berlin abgehauen und wollte zum Zirkus, seine Mutter sammelte ihn ein und schickte ihn in eine Schlachterlehre. Als Soldat landet er bald im Lazarett und merkt dass er Witze besser erzählen kann als andere, zurück an der Ostfront schießt er sich 1943 den Zeigefinger der linken Hand ab, um wieder ins Lazarett zu kommen: „Die Angst trieb mich zum Fortschritt. Selbstverstümmelung war und ist eine gute Friedensbewegung!“
Mit bunten Abenden meldet sich Humorsoldat Neuss auch 1945 im Internierungslager zur Stelle und tingelt danach, mit einem Geiger und einem Leiterwagen über Land. Man spielt für Übernachtung und Abendessen in Gasthäusern – „Lachkalorien“ heißt das Programm. Wegen eines briten-feindlichen Witzes wird er zu einem halben Jahr Haft verurteilt, kommt aber nach wenigen Tagen frei. Es folgen erste Auftritte auf Profibühnen zusammen mit seinem Partner Wolfgang Müller; 1951 tritt Neuss mit der Pauke vor 20.000 Berlinern in der Waldbühne und erobert die Herzen der Frontstadt im Sturm: „Zwei Nummern Ost, zwei Nummern West –ich war ne Art Doppelagent“ Er spielt Theater unter Piscator, kleine und große Rollen in über 50 Spielfilmen, führt Regie bei den „Stachelschweinen“ und wird im Räuber-Duo mit Wolfgang Müller in „Das Wirtshaus im Spessart“ (1957) zum Filmstar- Liebling der Nation. Bald eröffnet kein Schuhgeschäft mehr ohne die kesse Schnauze von Neuss, die Strumpffirma „nur die“ verklagt ihn wegen eines Werbespots, in dem er einen Fernseher eintritt und bekundet: „Das machen nur die Strümpfe, NUR DIE, anders ist das Ding nicht kaputtzukriegen“. Die Kulturkritik am Fernsehen hinderte den „Doppelagenten“ Neuss freilich nicht, seinen ersten eigenen Film – „Wir Kellerkinder“ (1960) – von der ARD mitfinanzieren zu lassen; die heute selbstverständliche Praxis führte zum Eklat, der „Verband der Filmtheater“ lehnte die Aufführung in den Kinos ab – und so kam es, dass der vielleicht genialste deutsche Film über den Faschismus bei den Berliner Filmfestspielen außer Konkurrenz laufen mußte. Neuss mietete eigene Kinos an und zog für seinen „gesamtdeutschen Heimatfilm“ werbetrommelnd durch die Lande. Um seinem nächsten Film Zuschauer zu verschaffen, legte er sich nicht nur mit dem Fernsehen an, sondern wurde gleich zum „Verräter der Nation“ – in einer Anzeige für „Genosse Münchhausen“ (1962) im Berliner „Abend“ verriet er den Mörder der Durbridge-Serie „Das Halstuch“, des ersten „Blockbusters“ der jungen TV-Nation. Morddrohungen waren die Folge, den Spaß wollte sich das Wirtschaftswunderland von seinem Spaßmacher dann doch nicht verderben lassen.
Doch Neuss, nach dem Flugzeugabsturz seines Partners Müller als Komiker nun solo, befand: „In der Blüte meiner blauen Tage/ merkte ich dass Spaß ein Luxus war/ den man mit der Apothekerwaage/ abwog, denn er war entsetzlich rar./Da beschloß ich ungebeten, ein’ge in den Arsch zu treten“. Mit seinem Ein-Mann-Shows im „Domizil“ am Lützowplatz („Das jüngste Gerücht“, „Neuss Testament“ und „Asyl im Domizil“) Mitte der 60er Jahre mutiert der familien-kompatible Komiker von nebenan nicht nur zu „Deutschlands Kabarettisten Nr.1“ (Spiegel), sondern auch zum prominentesten Aushängeschild der außerparlamentarischen Opposition. Die nette Berliner Kodderschnauze wurde der scharfzüngigste Lautsprecher der APO, der komische Knallcharge zur politischen Instanz, der Filmstar und Playboy zum Anmacher und Unruhestifter. Und zum Aussteiger Anfang der 70er Jahre, als er die Bühne mit der Meditationsmatte tauschte, und seine Tablettensucht mit „Hanfmedizin“ kurierte. „Geistige Aufrüstung“ nannte Neuss das und die setzte er der Radikalisierung der 68er Kulturrevolution, dem Abdriften in den bewaffneten Kampf entgegen – das Morden und Brandschatzen hatte er hinter sich.
“Das letzte Mal war´n die späteren RAF-Leute bei mir nach der Baader-Befreiung und sagten: ‘Wolfgang, du mußt uns helfen, wir brauchen dein Auto.’ Ich hab gebrüllt: ‘ Seid ihr wahnsinnig’ und nicht mitgemacht – leider, wie man heute sagen muß. Denn wäre ich Wahnsinniger damals eingestiegen, hätte das ganze Abenteuer keine drei Tage gedauert.” Ein Foto von Ulrike Meinhof und ihren Zwillingen hing dennoch bis zum Schluß in seinem zu einer einzigen Pinwand ausgewachsenen Zimmer. Für Neuss kam als Konsequenz aus der Radikalität der 60er Jahre kam nur das Abenteuer der Selbstfindung in Frage. Und als er wieder auftauchte, aus der inneren Versenkung, bricht er sein Schweigen mit Worten, die den alten Kollegen irre und bizarr vorkommen. “Rauch nicht so viel von dem Zeug” mahnte sein Freund Uwe Johnson, bevor er sich langsam totsoff. Dass kein Biermann oder Enzensberger, kein Hildebrandt, Hüsch oder ein anderer Kabarett-Kollege es ihm nach tat und asketisch auf der Meditationsmatte Platz nahm, um Einblicke in´s Rad der ewigen Wiederkehr zu erhaschen, daß ihm kein Wolfgang Müller nachwuchs, nahm er keifend und zeternd übel. Ganz anders aber die Texte, die Neuss fortan produziert: immer noch der blitzschnelle Assoziations-Artist und Kalauer-König (“Die Nordsee ist umgekippt – hat mal jemand nen Lappen?”), aber er schöpft nicht mehr aus dem “Anti”, der Negation, dem permanenten Protest. Statt wie einst den Gegner mit verbalem Schnellfeuerbeschuß niederzumähen, übt sich der späte Neuss in der Zen-Politik der Umarmung, im “An-die-Wand-lieben” : „…ab 5 Uhr 45 wird zurückgelächelt.”
Als ich diesen “neuen” Neuss erstmal zu hören bekam, richteten wir ihm in der „taz” sofort eine Kolumne ein. Fortan sprach er mir wöchentlich seinen aberwitzigen, “buddhadaistischen” Monologe auf Band, in dem Lokalklatsch und Globalstrategie, Privatclinch und Weltkrieg, Kleinkunst und Großkultur, Tagesaktualität und Ewigkeit auf holographische Art kollidierten. Spritzig, witzig und weise. Klaus Theweleit, Chef-Analytiker deutscher Männerphantasien, hat Neuss’ “genialen Zeilen” zum Faschismus später zitiert – neben Benn, Jünger, Pound, Hamsun, Elvis, im “Buch der Könige”. Da gehört er hin, der Neuss, als Schlachtergeselle zu den Dichterkönigen, als deutscher Trommler neben den Rock`n Roll King. Paradebeispiel für einen, der nicht Faschist geworden ist – und nie vergaß, dass er einer sein könnte.
“Auf deutschem Boden darf nie wieder ein Joint ausgehen” entbot er Richard von Weizsäcker bei seinem legendären Talkshowauftritt 1983 zum Gruße – der Spruch war ihm am Nachmittag auf einer Glückwunschkarte zum 60. Geburtstag zugeflogen, von einem Fan aus dem Knast. Ihn gleich am Abend vor einem Millionen-Publikum als Appell an “Häuptling Silberlocke” zu bringen, war nicht nur typisch für die Neuss’sche Methode, es brachte auch das Phänomen dieser deutschen Biographie auf den Punkt. Nicht den typischen Oberleutnant, mit Oberwasser unter aller Regimen, sondern einen deutschen Schweijk und Torpedokäfer: “Ich hab nie aufgehört von unten anzufangen.”
Zum 80. Geburtstag sind seine gesammelten Werke in einer wunderbaren Sonderausgabe bei Zweitausendeins erhältlich – ( „Der totale Neuss“ , herausgegeben von Volker Kühn, 960 Seiten) – und präsentieren nicht nur die einzigartige Geschichte dieses großen kleinen Manns, sondern auch eine einzigartige Geschichte dieser Republik, gesehen von einem ihrer wachsten Zeitgenossen. So wie einst die Bücher Tucholskys den braunen Frontkomiker zum kritischen Volksaufklärer transformierten, könnte auch dieses Buch – sowie die auf CD vorliegenden Originaltöne des Meisters – eine Bildungslücke schließen. Im Zeitalter trostloser Commedy-Inflation sollte für die Akteure mehr denn je die Maxime des großen Vorsitzenden gelten: „Heut mach ich mir kein Abendbrot, heut mach ich mir Gedanken.“
Genau das was ich schon seit Wochen erzähle. Den Hisbongos geht es hervorragend!
Der Jude hat im Nahen Osten nichts mehr zu melden. Die neue, multibongbare Weltordnung schlägt dem Werthonkwesten in die LGBTQ-Eier.
Was für ein grandioser Sieg der Richtig-Guten.
Und jetzt hat Putin auch noch rausgefunden, das die Achsenmächte bald in die Ex-Ulkraine einfallen wollen, zwecks Nazifizierung.
Das wird natürlich genauso scheitern wie die hilflosen versuchen Bibis, seine Haut zu retten
Jeder kann zu Wolfgang Neuss stehen oder ihn sehen, wie er möchte. Für den einen ist er der durchgeknallte Kiffer, der sich von der Realität verabschiedet hat, für den anderen ein genialer Typ, der seinen Weg konsequent zu Ende gegangen ist und sein Ding durchgezogen hat. Dass er mit seinen um verwinkelte Ecken reichenden Gedanken vielen seiner Zeitgenossen weit voraus war – gerade weil er das Unsagbare aussprach – brachte ihn einerseits Bewunderung, andererseits aber auch puren Hass ein. Als Neuss später zum Enfant terrible wurde, welches sich von der Öffentlichkeit zurückgezogen hatte, um in seinem eigenen Kosmos zu überleben, wurde die Diskrepanz zum angepassten “Normalo” der damaligen Zeit immer größer. Für viele wurde er der kiffende Exot, dem man belächelte.
Das Typen wie Hüsch, den ich heut noch verehre oder Hildebrandt seinem Beispiel nicht folgten und wie er stringent auf harter Linie blieben……
Wenn man Neuss zum Schluss betrachtet, kann man es verstehen. Eine Art Genius wie Tucholsky, welcher die Gesellschaft durchschaut hatte und an ihr zerbrochen ist, weil er von ihr nicht mehr gehört wurde. Dass er nicht so wie Tucholsky endete, davor bewahrte ihn das Kiffen.
“Ach, Nijinsky, wo bist Du? Wo bist Du?
…
Das einzige Kriterium für Kunst ist immer noch die Gänsehaut”.
KurtTucholsky in einer Kritik über die Ballets Russes, nachdem Djagilev aus Eifersucht den Tänzer Vaslav Nijinsky aus der Trupp entfernt hatte.
Es wird bereits zurück gelächelt. In China wird Baerbock geschnitten, weil sie – aus der Sicht Chinas und der großen Mehrheit der Weltbevölkerung – manipulative Fakenews und Propaganda im Bezug auf die Ukrainekrise verbreitet. Man sagt ihr das auch offen.
Also ich finde das lustig. Der Westen versucht die Welt mit manipulativen Lügen und enormem Aufwand (einigen wie Alina Lipp wird sogar mit Gefängnis gedroht bzw ihren Eltern) für dumm zu verkaufen und das wird nun nicht mehr nur diplomatisch weggelächelt (sorry, soll jetzt keine Anspielung auf diesen Artikel hier sein), sondern klipp und klar zurück gewiesen, zumal Baerbock ja auch versucht hat China mit auf die Anklagebank zu setzen.
Der andere Witz ist wirklich lustig:
Da hat der deep state der USA versucht einen Widersacher fertig zu machen, doch dieser Widersacher gewinnt leider die Wahl und scheint die Anfeindungen aus dem deep state doch sehr persönlich zu nehmen…. Das ist Trumps Vorschlag für den Direktoriumsposten eines gewichtigen Zweigs des deep state:
https://t.me/Juri_Jurovic/777
Da scheinen einige wirklich angepisst von den antidemokratischen Demokratieunterwanderern bzw Demokratieokkupierern….
Das nenne ich mal Ironie der Geschichte…. Wenn sie das wirklich durchziehen und diesem Apparat ordentlich einen einschenken, dann könnte das durchaus unterhaltsam werden… Dann besorge ich mir Popcorn.
Die Deep State Typen haben auch grade die Bayern aus dem Pokal gehauen. Eindeutig Schiebung. Dortmund auch schon raus…. das kann alles nicht mit rechten Dingen zugehen. Denen ist gar nichts mehr heilig.
Ironie ist, dass keiner sich mehr den Kram angucken wird bis zum Finale. Naja morgen Leipzig Frankfurt vielleicht. Und Stuttgart Leverkusen evtl.
Aber sonst? Alles kreisliga. Kann man auch HSV gucken