König Donald, die unsichtbaren Meister und der Kampf um den Thron

Mit KenFM im Gespräch über “König Donald” und “JFK”:


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Marcus Kloeckner hat für die Nachdenkseiten mit mir über “König Donald” und die Medien gesprochen:

Herr Bröckers, Donald Trump ist seit über drei Monaten Präsident der USA. Wie fett sollte der Punkt hinter diesem Satz sein?

Ich denke das ist egal. Würde Trump amtsenthoben, hätten wir Pence; wäre er nicht Präsident geworden hätten wir Clinton. In einem laut Gore Vidal „Einparteiensystem mit zwei rechten Flügeln“ ist es eigentlich relativ wurscht, wer gerade Präsident ist. Grundsätzlich halte ich es in Sachen USA mit Frank Zappa, der zu den Wahlkämpfen dort schon in den 1970er Jahren feststellte „Politik ist die Unterhaltungsabteilung der Rüstungsindustrie“.

Sie haben ein Buch geschrieben, das die realen Ereignisse in den USA rund um Trump und seine Wahl zum US-Präsidenten ein klein wenig literarisch verfremdet. Warum dieser Blick auf die Entwicklung in den USA?

Als ich den Wahlkampf beobachtete fiel mir der römische Dichter Juvenal ein, der Anfang des 2. Jahrhunderts über die Intrigen am Hofe des kaiserlichen Imperiums notierte, es sei „schwierig keine Satire zu schreiben.“ . Mit einer verbissenen Kandidatin auf der einen Seite, die ihren weitaus populäreren parteiinternen Konkurrenten mit üblen Tricks aus dem Rennen geworfen hatte – und auf der anderen Seite mit einem großmäuligen Baulöwen und Casinobetreiber, der sich zum Spitzenkandidaten aufgeschwungen hatte. Wenn man einen Schritt zurücktrat und dieses Theater dann tatsächlich als Theater betrachtete, war zu sehen: es ist der alte Kampf um die Macht, es sind die immer gleichen Muster von Intrige und Verrat, es ist ein Real Game of Thrones. Ton und Ambiente dieser Fantasy-Serie schienen mir für eine Beschreibung dann angemessen.
Das ganze Interview hier

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Hans Durrer in der Huffington Post: “König Donald, die unsichtbaren Meister und der Kampf um den Thron ist überaus witzige, smarte und ausgesprochen nützliche Aufklärung, die nicht zuletzt klar macht, dass Trumps Gegner sich von diesem und seinen Methoden wenig unterscheiden. Doch wer will schon der Realität ins Auge blicken, wenn man auch benebelt durchs Leben gehen kann? „Mundus vult decipi” nannten das die alten Römer, „Die Welt will betrogen werden.”

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Harry Popow in der “Neuen Rheinischen Zeitung”: “Die Botschaft des Autors ist gelungen: Er zeigt nicht nur den König nackt und nicht ohne Warnung, sondern auch jene, die ihn hassen und bekämpfen. Ihre wahren Absichten, ihre Machtansprüche. Ihre Lügen und Verleumdungen. Ihr Schüren von Angst. Darüber hinaus versetzt er das in diesem Wirrwarr-Theater zuschauende und das Lesepublikum in einen Zustand der nach Brecht genannten Verfremdung. Eine entlarvende Sicht auf eine sich als „Friedensengel“ und „Verteidiger der Menschenrechte“ ausgebende hochstilisierte Elite mit den USA an der Spitze, die alles unternimmt, ihre aggressiven Weltherrschaftspläne zu kaschieren und sowohl von der „Terrorbekämpfung“ als auch von der hochgeschraubten militärischen Rüstung profitiert. Das Buch sei jenen empfohlen, die das Nachdenken nicht verlernt haben, neugierig geblieben sind und mit zum Gegenwind blasen. So hat Nacktheit, das Herunterreißen von Masken, seine herausfordernden Vorteile. Wer nach der Aufführung den Saal verlässt, sollte ein anderer sein…”

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Wolfgang Koch im Wienblog auf auf taz.de über Die geschwätzige Linke und der Trumpismus:
Donald John Trump, 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, Sphinx der politischen Theorie und Gottseibeiuns der demokratischen Linken. Der deutsche Bestseller-Autor Mathias Bröckers gehört keiner besonders nachdenklichen Fraktion dieser Linken an, und doch trifft er mit seiner neuesten Publikation den Nagel viel eher auf den Kopf als die versammelten akademische Bedenkenträger des Suhrkamp-Verlages. (…)
Der satirische Ansatz der König-Donald-Legende will gar keine Totalität aufschliessen, er will keine grossen Antworten auf Weltkrisen geben. Er will die Demokratie nicht neu erfinden und Europa konfliktpolitisch nicht in den Nahen Osten versetzen.
Bröckers betreibt einfach Ideologiekritik. Zu dem Zweck behauptet er das finstere Wirken von unsichtbaren Kräften in der Politik, die die akademischen Analytiker überhaupt nicht in Betracht ziehen. Donalds Familienkonzern treibt ja mit arabischen Ländern Geschäfte, die nicht vom US-Einreiseverbot betroffen sein sollen. Bei Bröckers bekennt sich der »Springteufel« im Weissen Haus offen zur weltpolizeilichen Verantwortung der »grössten Killernation der Welt« und erntet zugleich im Verborgenen wunderbaren Honig.

Reichstagsbrand und Russophilie, Handelskrieg und Teppichmesser – diese ganzen Verranntheiten der Aufklärungsliteratur, die einen leidenschaftlichen Unterhaltungswert haben, versetzt Bröckers in einen apokalyptischen Wirbel, in eine Sage von Schurken und Helden, um zu zeigen, dass die allgemeine Konfusionfähigkeit noch viel zu gering ist, um durch das neue Jahrtausend zu schreiten. Was also ist »die geistige Situation der Zeit«? Ihre Wahrheit liegt sicher jenseits der idealistisch-moralisierenden Analysen der Akademiker, welche die Chancen einer radikaleren Linken herbeiwünschen, und sie liegt sicher diesseits der Verschwörungstheoretiker, die hinter jeder Rückfahrkamera einen US-Geheimdienst wittern. Der Wahrheits-Code der Gegenwart liegt so weit entfernt vom Handeln der neuen Klassen wie vom polemischen Rauch aus der Hanfpfeife.

So lese ich diese kleine Schrift von Bröckers: als Wunsch das gewöhnliche Leben lebenswert zu machen. Dazu gehört es, König Donald und die unsichtbaren Meister im Kampf um den Thron lieber aus den Augenwinkeln zu betrachten, von der Seite, aus der Ferne, und nie zu vergessen, dass die politische Realität eine hochkarätige, brutale, bewegende, düster-witzige und rasante Drama-Serie ist, die unsere Welt für den Durchschnittsmenschen in Sagen-Figuren übersetzt.”