Maidan, Odessa, MH-17 – ein Jahr, nachdem die Scharfschützen auf dem Maidan-Platz den gewaltsamen Machtwechsel herbeiführten, sowie dem folgenden Massaker im Gewerkschaftshaus von Odessa und dem Abschuss der der malaysischen Boeing MH-17, lassen sich diese drei Massenmorde als die Brandbeschleuniger identifizieren, mit denen die Krise zum Krieg eskalierte. Keines dieser Verbrechen ist aufgeklärt, keiner der Täter oder Hintermänner wurde dafür zur Verantwortung gezogen, was nicht zuletzt zeigt, wie wenig es zum Jahrestag der “Revolution” zu feiern gibt. Regierungen, unter denen solche Massaker ungestraft durchgehen, werden normalerweise “Junta” genannt und sind in “Bananenrepubliken” angesiedelt. Dass ihnen nun ihn Kiew von diversen Politikvertretern inkl. des unvermeidlichen Pastors Gauck die Aufwartung gemacht wird, um zum “demokratischen Aufbruch” zu gratulieren, entbehrt also nicht eines gewissen Beigeschmacks. Es sei denn, die Gratulanten faseln nicht nur von den Opfern “für Demokratie und Freiheit”, sondern fordern, dass die Täter zur Rechenschaft gezogen werden. Was aber wohl nicht geht, denn die Indizien, wer für die Schüsse auf dem Maidan verantwortlich war, verweisen sehr deutlich auf den “Rechten Sektor”, dessen Exponenten die zuvor wochenlang friedlichen Maidanproteste im Februar 2014 militarisierten – und jetzt an entscheidenden Stellen in Kiew mitmischen. Beim “Marsch der Würde” im Gedenken an die Opfer marschieren mit dem deutschen Bundespräsidenten insofern wahrscheinlich auch die Täter mit. Denn dass es so war, dass nicht die “Berkut”-Einsatztruppen Janukowitschs wahllos in die Menge feuerten, sondern von den pro-westlichen Nazitruppen angeheuerte Killer – das wird nicht nur aus dem Interview deutlich, dass die BBC unlängst mit einem der Schützen führte, sondern auch aus dazu passenden Darstellungen des damals amtierenden Innenministers, den der “Spiegel” in einem aufschlußreichen Interview dazu befragt hat. Die genaue Rekonstruktion der Ereignisse, wie sie der ukrainisch-kanadische Wissenschaftler Ivan Katchanovski begonnen hat, ist von um so größerer Wichtigkeit je mehr die bananenrepublikanische Justiz der Ukraine den Fall unter den Teppich zu kehren gedenkt. Denn dies war der Auslöser für den gewaltsamen Sturm auf das Regierungsgebäude, die Flucht Janukowitschs und die verfassungswidrige Installation der Jazenuk-Regierung. Diese Reihenfolge – der dann der Aufstand in der Ostukraine und die Abspaltung der Krim folgten – gilt es festzuhalten, wenn über Ursachen und Verantwortlichkeiten für den Krieg geurteilt wird, der sich aus diesen Ereignissen entwickelt hat. Den Opfern der Maidan-Morde zu gedenken ohne die Mörder zur Rechenschaft zu ziehen hat mit Würde wenig zu tun, dafür aber umso mehr mit Zynismus.
Empfehlenswerte Doku zu den Scharfschützen:
Ein gutes Interview zu den offenen Fragen zum Maidan in der “Wiener Zeitung” – wo hierzulande Journalisten und “Experten immer wie Regierungssprecher klingen eine journalistische Wohltat:
http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/europa/europastaaten/736123_Es-gibt-zahlreiche-offene-Fragen-zu-den-Ereignissen-auf-dem-Maidan.html
Noch einen Zacken schärfer:
“Lauffeuer: Film beleuchtet Tragödie im Gewerkschaftshaus Odessa”
“Der Angriff auf das Gewerkschaftshaus in Odessa im Mai 2014 ist bis heute nicht aufgeklärt. Der Journalist Ulrich Heyden, sagt im Sputnik Interview: „die Ereignisse in Odessa passen offensichtlich nicht in das Bild der deutschen Medien von der Kiewer Regierung.” Um dem etwas entgegenzusetzen, entstand sein Film: „Lauffeuer“ der die Ereignisse beleuchtet.”
(Interview, seit 20.02.2015 in YT)
http://www.youtube.com/watch?v=7IRkVItuzNc
MAIDAN, Feb. 2014
Schon bekannt? Tech Camp 2013 und Cyber War
https://www.youtube.com/watch?v=JBL6jMF2NVg
http://ukraine.usembassy.gov/events/techcamp-if-story.html
http://techcampkyiv.org/category/spy-phone/
Passt verblüffend zusammen.
Das die “bananenrepublikanische Justiz der Ukraine den Fall unter den Teppich zu kehren gedenkt” steht analog zur Entwicklung des Maidan und den sich anschließenden Ereignissen in der Westukraine bzw. davon ausgehend im dortigen Osten. In diesem Gesamtensemble ist hinreichend vertreten was konträr zu dem steht, was hier im tieferen Westen als Werte, Freiheit, Demokratie etc. über allem stehen soll, kurzum was zählt um sich zu den “Guten” zu zählen. Entsprechend entlarvt das Geschehen in der Ukraine und die Reaktionen des Westens insbesondere die Substanzlosigkeit all dessen was auch hierzulande vorgegauckelt wird. Das dazu stimmig der Obergauckler Arm in Arm mit Gesinnungs- und Aktivfaschisten marschiert, unterstreicht diesen wirklichen Skandal. Und das er in den MSM kaum bis gar nicht thematisiert wird, rahmt die Misere vollends ein!
Ein guter und wichtiger artikel.
wenn sich hr. gauck, der präsident der größten wirtschaftsmacht europas
händchenhaltend mit leuten ablichten lässt, deren hintermänner zumindest, blut an ihren händen
kleben haben, wird er sich der message dieser symbolik sehr wohl bewusst sein , die heißt
„wir stehen an eurer seite.“ eigentlich ein skandal.
Und hier verstehe ich die haltung russlands auch nicht mehr, denn anstatt sich ständig mit
sanktionen bewerfen zu lassen, könnte die vetomacht den spiess auch mal umdrehen
indem sie z.b. hinterfragt und anprangert, warum finanzhilfen nicht an nachweisbaren friedensbemühungen gekoppelt sind, warum massenmorde nicht aufgeklärt werden usw.
konstruktiven argumenten können sich demokratien eigentlich nicht versperren.
manchmal werden wünsche früher wahr als man hofft.
gestern hat der russ. präsident putin der ukr. regierung völkermord vorgeworfen,
und den vorwurf konkretisiert, bzw. belegt mit dem stop der gaslieferungen
und den schon seit monaten nicht gezahlten sozialleistungen in diese region.
was das gerade für ältere menschen in diesem seit monaten unter bombardement liegendem
gebiet bedeutet, will man sich gar nicht vorstellen…
das ist aber mal ein klar belegbarer, und laut geäußerter vorwurf der russischen seite, der es dann auch in die mainstreampresse schafft. fakten dieser art kann eine sich halbwegs ernstnehmende demokratie nicht unter den tisch kehren.