Eine meiner Lieblingsblogs – Fefe – hat heute Geburtstag – und da war natürlich eine kleine Laudatio fällig:
Zehn Jahre sind das jetzt schon, dass ich fast jeden Tag bei Fefe vorbei schaue? Kinder wie die Zeit vergeht. Dabei kommts mir wie letzte Woche vor, dass ich 1981 in der Kulturredaktion der taz hockte und einen Kollegen fragte, was denn da nebenan im Plenumsraum für eine Versammlung losginge: “Irgendwelche Computerfreaks die einen Verein gründen.” Als ich mich später dazu setzte, sprach ein Typ mit blauer Latzhose, der nicht nur aussah wie ein Ökogärtner, sondern auch so sprach, doch es ging nicht um Blumen oder Salat, sondern um Daten, Files, Modems und viele andere Dinge die ich nicht verstand. Dafür verstand ich mich auf Anhieb mit dem Redner, Wau Holland, und bezog von Stund an die Vereinsnachrichten des CCC, die “Datenschleuder”. Auch da verstand ich nur die Hälfte, der Ton und die Haltung aber gefielen mir umso besser – und bald darauf unterwanderte ich das Post-Monopol, schraubte die Telefondose auf und klemmte ein sagenhaftes 1200 kb-Modem an.
Und wie gerade erst vorgestern mutet an, dass mein Verleger mich aufforderte, im Vorwort zu dem Buch über 9/11, das aus der telepolis-Serie “WTC-Conspiracy” entstanden war, zu erklären, was “Google” und eine “Suchmaschine” ist. Das war 2002, und es handelte sich um ein Buch für Erwachsene. Um die Fragen und himmelschreienden Unstimmigkeiten der offiziellen 9/11-Version des Buchs zu diskreditieren tönten zahlreiche Kritiker damals, das alles stamme “ja nur aus dem Internet” und sei schon deshalb nicht ernst zu nehmen – wie alle “Verschwörungstheorien”.
Die rasante Karriere, die dieser Begriff seither gemacht hat, ist wenig überraschend – als Kampfbegriff wurde er erstmals 1967 von der Abteilung für psychologische Kriegsführung der CIA lanciert um die laut gewordenden Zweifel an der offiziellen Theorie des Kennedy-Mords zu kontern. Wer nicht an die magische Kugel glaubte, die JFK getötet und dem vor ihm sitzenden Gouverneur fünf verschiedene Wunden beibrachte, war böswillig oder staatsfeindlich oder verrückt oder alles zusammen und keinesfalls tauglich für den öffentlichen Diskurs. Und eben so verhält es sich knapp ein halbes Jahrhundert später mit all jenen, die Zweifel an dem Märchen von Osama und den 19 Teppichmessern äußerten, die ohne weitere Hilfe zwei Hochhäuser trafen und drei Hochhäuser pulverisierten. Zweifel an diesem Wunder sind heute so wenig gestattet wie im Mittelalter Zweifel an der Jungfrauengeburt oder im IS-Kalifat Zweifel am Koran.
Immerhin: die hiesige Inquisition macht die Ungläubigen nicht gleich einen Kopf kürzer, sondern läßt sie noch frei rumbloggen. Logisch, dass ich mir da sofort ein Lesezeichen setzte, als ich Fefes Blog mit “Verschwörungslinks” entdeckte. Dass das jetzt schon zehn Jahre her ist will mir kaum in den Kopf, was vielleicht damit zu tun hat, dass die Fefe-Lektüre eines meiner digitalen Grundnahrungsmittel ist, also so selbstverständlich wie Brötchen und Kaffee zum Frühstück. Dass ich von dem kryptischen Hacker-Zeug, über das er manchmal schreibt, immer noch kaum mehr verstehe als damals bei Wau, macht gar nichts – der Ton und die Haltung gefallen mir immer noch. Und natürlich die widerborstigen Fakten, mit denen hier regelmäßig und lustvoll Sand in das schmierige Getriebe des Mainstreamnarrativs geworfen wird. Als unverzichtbares Gegengift zur unvermeidlichen Gehirnwäsche aus Brainwashington, als Immunisierung gegen die Zumutungen des Pre$$titutionsgewerbes, als stets aktueller Bullshit-Detektor und Inspiration zum Selberdenken.
Besser als mit einer puristischen Seite, ein paar Links und einem knackigen, oft witzigen Kommentar kann man das nicht machen. Und der Erfolg spricht Bände: wer von Fefe verlinkt wird bekommt abertausende Besucher. Als das auf meinem Blog mal passierte dachte ich zuerst, der Zähler sei kaputt. Aber nein, es ist die riesige Gemeinde der Fefe-Fans, die sich hier ihre täglichen SNAFU-Rationen abholen. Zu dieser fröhlichen Herde noch lange zählen zu dürfen wünschen sich mit Sicherheit alle, weshalb die Parole für den Meister, der uns so großzügig die Tränke füllt, für mindestens die nächsten zehn Jahr nur lauten kann: Bitte bitte – heiter weiter! Danke!