Same procedure as every year, James!

Mit dem Terror ist es wie beim “Dinner For One”,  zu  dem Miss Sophie an ihrem Geburtstag imaginäre Gäste empfängt, deren sämtliche Gläser dann der Butler leeren muss. Um auf seine Nachfrage vor jeder neuen Runde, ob alles wie im letzten Jahr laufen soll, die ikonisch gewordene Antwort  “Same procedure as every year, James!” zu erhalten. Für das Drehbuch von Terroranschlägen ist die Zeile mittlerweile aber ebenso angebracht: sie laufen immer nach demselben Muster, mit imaginären weil verstorbenen Gästen, die aber namentlich bekannt sind. Seit der unkaputtbare  magische Pass des Satam Al Suqami, eines der vermeintlichen “Hijacker” des 11.Spetember 2001, den Crash in das World Trade Center überlebte, hinterlassen Terroristen regelmäßig ihre Ausweise am Tatort: wie in Nizza und Paris jetzt auch in Berlin. Dort hatte der Amokfahrer Anis Amri nicht nur seine Ausweispapiere, sondern auch eine Geldbörse und sein Handy zurück  gelassen. Über die merkwürdige Verspätung, mit der diese Fundstücke auftauchten, hatte ich im letzten Beitrag schon vermutet, dass es sich dabei um “Nachbesserungen” der Beweislage handeln könnte, weil bis dahin die vorliegenden Informationen über den Verdächtigen nicht gerichtsfest waren und aus Geheimdienstquellen stammten.

Dass der Pegida-Gründer Bachmann schon zwei Stunden nach der Tat am Montagabend von einem tunesischen Verdächtigen twitterte und sich auf Ermittlungen der Berliner Polizei berief   – die zu diesem Zeitpunkt noch einen vom Tatort geflüchteten Pakistani verhörte ( und sehr schnell wieder laufen lies)  –  passt zu dieser Vermutung.  Ebenso wie die mittlerweile bekannt gewordene Fakten aus der jüngsten Vergangenheit des Asin Amri, der nicht nur der Polizei, sondern auch den Geheimdiensten bestens bekannt war und von März  bis September 2016 observiert wurde. Denn der junge Mann war kein Flüchtling des “arabischen Frühlings”, sondern ein gewalttätiger Krimineller, der in Italien schon mehrere Jahre im Gefängnis verbracht hatte. Weil Tunesien nach der Entlassung Amris aus dem italienischen Knast die Annahme des abzuschiebenden Klienten verweigerte und seine Identität anzweifelte – eine auch von Marokko und anderen nordafrikanischen Staaten gern angewandte Methode, um ihre kriminellen Landsleute fern zu halten – konnte er 2015 ungehindert nach Deutschland reisen, obwohl seine Akte in die Schengen-Datenbank eingespeist war.   Auch nachdem er hier gegenüber V-Leuten Interesse an Waffen und gewalttätigen Aktionen geäußert hatte, sahen die Behörden noch keinen Grund zum Eingreifen. In Berlin sei er nicht durch Kontakte zur radikal-islamischen Szene, sondern nur als Kleindealer im Görlitzer Park aufgefallen, heißt es. Im Sommer wurde Amri mit falschen Ausweispapieren in Ravensburg in Abschiebehaft genommen  – und wird tags darauf, obwohl sowohl sein krimineller wie auch sein islamistischer Hintergrund aktenkundig sind, wieder freigelassen. Wirklich verfolgt scheint sich der junge Mann auch nach seiner schrecklichen Tat nicht gefühlt haben, er besuchte laut rbb eine als Islamistenzentrale bekannte Moschee in der Perleberger Straße in Mobait, direkt gegenüber der Polizeidirektion 3.

Angesichts dieser “Karierre”  stellt sich die Frage:   ist dies alles ein grandioses Behördenversagen mit tragischem Ausgang – oder haben wir es mit  einem gewaltbereiten, an der langen Leine geführten inoffizieller Mitarbeiter der Geheimdienste zu tun, den man  im geeigneten Moment von der Kette läßt.  Ich weiß, dass man über so etwas nicht laut nachdenken soll, weil unsere Dienste ja die Verfassung und die Demokratie schützen und niemals solche Mordtaten begehen lassen würden. Doch in kalter machiavellistischer Perspektive macht es aus staatlicher Sicht durchaus Sinn, den Terror selbst zu veranstalten und dann  durch seine Bekämpfung und Beseitigung die eigene Macht,- und Kontrollposition weiter auszubauen – alles nach der Methode: “Bereite die Lösung vor und schaffe dann das Problem”, die  schon seit Marcus Crassus (70 v.Chr.) erfolgreich praktiziert wird. Nicht zufällig sprach Altkanzler Helmut Schmidt noch 2007  von Staatsterrorismus. Ob es sich bei der Operation Weihnachtsmarkt um einen solchen handelte, wird sich nicht wirklich klären lassen. Denn der  nach der vorhersagbaren “same procedure” auf der Flucht getötete Verdächtige sorgt jetzt nach wiederum derselben Prozedur dafür, dass eine wirkliche Aufklärung des Falles nicht mehr stattfinden wird. Täter tot, Klappe zu. Ausweise als Beweise müssen reichen

Wenn es aber nun keine Geheimdienstoperation war, um die Bevölkerung in Schrecken zu versetzen und weiter auf den “war on terror” einzuschwören, sondern es sich bei Asin Amri um einen authentischen Terroristen handelte, der infiltriert mit islamistischer Ideologie  diese Wahnsinnstat aus freien Stück begangen hat, dann wäre angesichts des institutionellen Großversagens der Rücktritt  der Verantwortlichen vom Minister abwärts eigentlich überfällig. Denn die Behörden kannten die Anschlagpläne dieses Herrn und liesen ihn weiter machen… womit wir dann schon wieder mittendrin wären, in der Schlapphut-Community a la NSU… Hach… ich kann nur sagen: I’m sick of this shit. Frohes Fest!

5 Comments

  1. Kurz und knapp, sehr guter Artikel.

    Schöne Tage mit Familie.

    Grüße aus Hamburg

  2. vielen Dank Herr Bröckers für die Zusammenfassung.
    Die Berichte der Journalisten bestehen bestimmt aus Textbausteinen. Nur Ort und Name werden ausgetauscht.
    Das beleidigt die Intelligenz vieler Menschen.

    Schöne Weihnachtstage für sie und ihre Lieben.

  3. “in kalter machiavellistischer Perspektive macht es aus staatlicher Sicht durchaus Sinn, den Terror selbst zu veranstalten”

    ja, aber in diesem fall schaden sich doch bundesregierung und behörden selbst. noch mal: ich tippe auf rogue elements im bka. polizisten sind per se law-and-order-people. in sachsen sympathisieren viele beamte mit den pegidioten. klar, dass diese “latenz-nazis” (lobo) merkel weg haben wollen – vermutlich dieselben leute, die weiland die zwei uwes als patsies anwarben. merkel hat mit dem lkw-anschlag nichts zu tun. so wie der grenzdebile g.w.bush imo nichts zu tun hatte mit 9/11 (es waren cheney und rumsfelds pentagon office of special plans). rückblickend halte ich g.w.bush zugute, dass er nach 9/11 eine new yorker moschee aufsuchte. das würde ich mir auch von merkel wünschen – schon allein deshalb, um die montagsspaziergänger zur weißglut zu bringen. das problem: merkel hat angst vor der eigenen courage. ähnlich wie hillary. ihr von michelle obama geborgtes wahlkampf-mantra “when they go low, we go high” klingt zwar großartig, ist aber unbrauchbar, wenn es gegen hater wie trump (oder pretzell) geht.

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