R.I.P. Karry Mullis

Am 7. August ist der Biochemiker Karry Mullis im Alter von 74 Jahren gestorben. Er hatte in den 1980er nicht nur das vielleicht wichtigste Verfahren der genetischen Medizin entdeckt und dafür 1993 den den Nobelpreis erhalten, sondern immer auch betont, dass ihm LSD dabei geholfen hat. Auch Francis Crick, der Entdecker der DNA, hatte in den 1950ern mit LSD experimentiert, aber seinem Biographen verboten, darüber zu berichten. Da war Karry Mullis von anderem Kaliber. Hier ein kurzer Auszug aus einem Vortrag, denn ich 2006 bei einem Symposion gehalten hatte:

“Karry Mullis ist mit Sicherheit der einzige Nobelpreisträger, der sich auf einem Buchcover in Badehosen abbilden läßt, was beim Titel seiner Autobiographie “Dancing naked in the mindfield” sogar noch als Zugeständnis gewertet werden kann. Beim Nacktanz im Bewußtseinsfeld entwickelte er in den 80er Jahren die Polymerase Kettenreaktion (PCR), ein Verfahren, mit dem Abschnitte der DNA einfach kopieren kann – und damit das wichtigste Verfahren der modernen genetischen Medizin. Einige Tage bevor er 1993 den Nobelpreis erhielt, rief ihn sein Mentor von der Berkeley Universität, Professor Neilands, an und ermahnte ihn, gegenüber der Presse nicht zu viel zu plaudern. In seinem Buch schreibt Mullis:

“ Joe Neilands sagte es sei schon in Ordnung, wenn ich über meine Liebe zum Surfen und für die Frauen spreche, aber er dachte, das Kommitee wäre schockiert wenn ich ein Bekenntnis zum LSD abgeben würde. Surfen, Frauen und LSD wäre zu viel, meinte er…aber Joe wußte, dass ich nicht den Mund halten würde.”

In der Tat – in seiner Autobiographie schreibt Mullis nicht nur freimütig über seinen seit 1966 währenden LSD-Gebrauch, sondern auch über einen dem seriösen Wissenschaftlerimage noch weniger förderlichen Kontakt, nämlich den mit einem Alien, den er in der Nähe seiner Waldhütte in Mendocino traf – in Form eines großen leuchtenden Kanninchens, das plötzlich am Waldesrand stand und sagte “Guten Abend, Doktor” – danach erinnert er sich an nichts mehr und findet sich erst am frühen Morgen auf dem Weg zu seiner Hütte wieder. Eine Erklärung für das Ereignis und die fehlende Zeit hat Karry Mullis nicht – und er sagt, er wird kein wissenschaftliches Papier dazu präsentieren, weil er keine leuchtenden Kanninchen reproduzieren kann: “Es ist, was die Wissenschaft anekdotisch nennt, weil es in einer Weise geschah die sich nicht reproduzieren läßt. Aber es ist geschehen.”

Zwar schließt sich auch hier wieder ein Kreis von Mythen und Molekülen – und mit dem merkwürdigen intelligenten Tierwesen, von dem der spätere Nobelpreisträger Karry Mullis entführt wird, sind wir wieder bei den Schimären und Tiergestalten der steinzeitlichen Höhlenmalerei und bei den wahren Halluzinationen den Schamanen – und dem Fakt, dass uns “Aliens” , wie immer geartete Wesen aus einer wie immer gearteten Ebene oder Dimension – seit Anbeginn der Menschheit begleiten. Aber das ist wieder eine ganz andere Debatte.”

Albert Hofmann, den Entdecker des LSD, hatte ich bei der Vorbereitung dieses Vortrags gefragt, ob er Karry Mullis einmal kennengelernt hätte. “Ja”, antwortete er und lachte, “aber nur am Telefon”.  Mullis hätte ihn aus Stockholm angerufen, nachdem er dort den Nobelpreis bekommen hatte, und gefragt, ob er ihn besuchen könnte. Am nächsten Tag wäre dann ein weiterer Anruf von ihm gekommen: er hatte sich im Zug nach Basel soviel Champagner gegönnt, dass er betrunken eingeschlafen sei und man ihm die Brieftasche mit Ausweisen und Geld geklaut hätte. Er müsse sich jetzt neue Papiere besorgen und könne nicht vorbei kommen. So lernten sich die beiden zwar nicht kennen, aber der “Nackttänzer im Bewußtseinsfeld” stellte einmal mehr unter Beweis, dass er zu feiern versteht. Und jetzt versteht er vielleicht auch, was es mit diesem leuchtenden Kanninchen auf sich hatte. R.I.P. Karry Mullis….

4 Comments

  1. Die Sache mit dem Kaninchen kennen wir doch spätestens seit Alice im Wunderland.

  2. Werte @Maria T.G. Ungeloggen! Oder wie die Teenies heute sagen; “Ich schwöre!”, mein “Erster Gedanke” beim lesen war auch an “Alice im Wunderland”! Den lieben Herrn Bröckers, sein Gras und all das andere Bewußtseinsfördernde in Ehren. Ich würde ja gerne mal mit auf den berühmten Tripp gehen, aber als ich meiner Nachbarin vor Jahren ihren Joint wegrauchte (Nichtraucher!), hatte ich am nächsten Tag nichts ausser Kopfschmerzen und an dem Abend auch keine großen euphorischen Eingebungen. Was BITTE nicht Abwertend gemeint ist!!! Vielleicht hatte die Schultüte meiner Nachbarin auch zu wenig oder nicht die richtige Mischung, um auf den berühmten Sunset Strip zu landen. Bin aber sonst nicht abgeneigt Herrn Bröckers zu folgen, wenn man nur an A. Einstein und seine Relativitätstheorie denkt. Die ist nicht von dieser Welt!

    1. Ramatze, dem kann ich mich anschliessen. Meine lahmen Grassrauchenversuche (mit etwas in Fachkreisen als der Schwarze Afgane bekannt) haben auch keine halluzinatorische Wirkung gezeigt. Zugegeben, ich bin nicht Raucher und kann nicht allzulange den Rauch in der Lunge halten.
      “Beim Nacktanz im Bewußtseinsfeld entwickelte er in den 80er Jahren die Polymerase Kettenreaktion”: klingt schon sehr nach Back To The Future, wo der werte Doc (Emmet Brown) then Flux Kompensator (flux capacitor) entwickelte, nach dem er sich den Kopf eingeschlagen hat und bewußtlos wurde.

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