Schrödingers Datenkatze

catUm die Paradoxa bei der Anwendung der Quantenmechanik auf die makroskopische Welt anschaulich zu machen, benutzte Erwin Schrödinger in den 1930-er Jahren das Beispiel einer Katze, die in einer Kiste mit einem zerfallenden Atomkern eingesperrt ist, dessen Strahlung beim Zerfall von einer Geigerzähler gemessen wird, der im  Falle eines Auschlags ein tödliches Gas frei setzt. Da in der Quantenwelt keine strikten Entweder-Oder-Zustände (also Strahlung oder Nicht-Strahlung), sondern nur Wahrhscheinlichkeiten, sich überlagernde  Sowohl-Als Auch-Zustände herrschen, kann eine Aussage über Leben oder Tod der Katze erst getroffen werden, wenn eine konkrete Messung erfolgt, d.h. wenn die Kiste geöffnet wird. Bis dahin schwebt Schrödingers Katze quantenmechanisch in einem Sowohl-Als Auch-Zustand, d.h. sie ist weder lebendig noch tot bzw. beides zugleich. Etwas, was es in der makroskopischen Welt schlicht nicht geben kann und dieses Paradox wollte Schrödinger mit dem Gedankenexperiment seiner Höllenmaschine verdeutlichen.

Jetzt aber ist diese Höllenmaschine in der materiellen, makroskopischen Welt wieder aufgetaucht: die Daten, die von Geheimdienstprogrammen wie PRISM oder TEMPORA eingefangen werden verhalten sich genauso wie Schrödinger Katze – sie sind weder vorhanden noch nicht vorhanden. Nachdem die massiven Schnüffelporgramme der NSA durch Ed Snowden bekannt geworden waren, stellte Jeff Larson von der Organsisation “Pro Publica – Journalism in the Public Interest”   bei der National Security Agency eine Anfrage im Rahmen dem Freedom Of Information Act, ob sie Daten über ihn gesammelt habe. Das Auskunftsersuchen wurde in einem dreiseitigen Brief abgelehnt – mit der Begründung, das jede Art von Antwort “unseren Feinden” dienen würde und “schweren Schaden für die nationale Sicherheit” verursachen würde. Money Quote:

“Any positive or negative response on a request-by-request basis would allow our adversaries to accumulate information and draw conclusions about the NSA’s technical capabilities, sources, and methods.Our adversaries are likely to evaluate all public responses related to these programs. Were we to provide positive or negative responses to requests such as yours, our adversaries’ compilation of the information provided would reasonably be expected to cause exceptionally grave damage to the national security.”

Konnte man in Schrödingers Experiment wenigstens noch die Kiste öffnen, um Klarheit über den Zustand zu erlangen, ist das bei den NSA-Experimenten nicht mehr möglich: die Datenkatze der Geheimdienste muß  auf ewig im Sowohl-Als Auch-Zustand der Wahrscheinlichkeit verharren, denn  jede konkrete Messung nützt nur dem “Feind” und gefährdet die “Sicherheit”. Sage also niemand mehr, dass “Überlagerung der Wellenfunktion”, “Wahrscheinlichkeitswolken” und “Unschärferelation” nur Phänomene der subatomaren Bereiche und in der makroskopischen Welt unmöglich und paradox sind. Sie sind möglich, und wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass sich die Überwachungstyrannen und Sicherheitsfaschisten zu den uneingeschränkten Herren dieser Welt aufschwingen, mit der oben zitierten Begründung liegt er vor.

3 Comments

  1. Das ist ein richtig guter Artikel. Der ganze Irrsinn ist auf den Punkt gebracht. In welcher Welt leben diese Leute, warum kreist ihr gesamtes Weltbild immer nur um ihre “adversaries”? Wir wissen ja, wie das alles zusammenkonstruiert wurde, aber es ist schon sehr, sehr deprimierend, wie weit es damit kommen konnte.

  2. “Nachdem die massiven Schnüffelporgramme der NSA durch Ed Snowden bekannt geworden waren” besser wohl ist zu sagen & schreiben Nachdem die massiven Schnüffelporgramme … vom Status der “Verschwörungszheorie” auch in den Systemmedien zum nicht mehr geleugnetem Sachverhalt herangereift wurden …

    Snowden CIA-Lockvogel?
    http://www.politaia.org/allgemein/snowden-ein-cia-lockvogel-von-webster-tarpley/

    Im Medienkartell sind “Die drei Tage des Condor” REAL!
    “Turner, der aufgrund seiner Erkenntnisse nach wie vor in Lebensgefahr ist, sucht seinen früheren Vorgesetzten Higgins auf und eröffnet ihm, dass er die ganze Geschichte an die New York Times weitergegeben habe. Allerdings fragt ihn Higgins, ob er sich sicher ist, dass die Zeitung den Artikel auch tatsächlich veröffentlichen wird. Daraufhin verlässt Turner sichtlich besorgt Higgins.” ( http://de.wikipedia.org/wiki/Die_drei_Tage_des_Condor ) Und Punkt!

    Dazu ganz “un-passend” zu real existierenden Realität:

    Michael Hastings … oder Barrett Brown auch gänzlich unbekannt?
    http://blog.fefe.de/?ts=af32969d
    http://blog.fefe.de/?ts=af8e3987

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