Dass ich mit Albert Hofmann befreundet war und mit ihm zusammen arbeiten durfte, zähle ich zu den großen Glücksfällen meines Lebens. Sein letztes Buch, das ich 2006 mit Roger Liggenstorfer herausgab, enthält seine Essays und Vorträge aus den beiden letzten Jahrzehnten seines Lebens, sowie Beiträge von Kollegen und Freunden zu seinem 100. Geburtstag: Albert Hofmann und die Entdeckung des LSD. Einmal während der Arbeit an diesem Buch ging ich mit ihm über die große Wiese vor seinem Haus auf der Rittimatte hinauf zum “Bänkli”, das sein Enkel ihm an der höchsten Stelle des Grundstücks gebaut hatte und von dem man einen traumhaften Ausblick auf die Vogesen auf der einen und die Alpen auf der anderen Seite hatte. Es war ein herrlicher Sommertag und während wir langsam zu der kleinen Bank hinauf spazierten, fragte ich ihn: “Hast du eigentlich Angst vor dem Tod ?” Da blieb er stehen und sah mich etwas verwundert an, als ob ich eine dumme Frage gestellt hätte – auch wenn mir sie für einen fast 100-jährigen ziemlich naheliegend schien – und sagte: “Mathias, schau dich doch mal um, die Wiese, die Büsche, die Blumen, die Bienen, die wunderbare Landschaft – ich bin doch ein Teil von ihr. Und ich werde es immer bleiben. Es gibt doch auf der Erde gar kein Ende. Es gibt nur Transformation.” Das war Albert wie er leibte und lebte – und für mich einmal mehr eine Lektion von diesem großen Weisen unserer Zivilisation, die ich nie vergessen werde. Und es ist keine Frage, dass diese Art seines Denkens, seiner tiefen Verbundenheit mit der Natur und mit allem was lebt, mit seiner Entdeckung des Mutterkorn-Alkaloids und dessen bewußtseinsverändernder Wirkung zu tun hat. “Ein Tropfen verändert alles” – das ist der Untertitel des Dokumentarfilms von Martin Witz, der heute abend um 21.45 Uhr auf 3 Sat gezeigt wird. Und denn ich nur allerwärmstens empfehlen kann. Es gibt wohl kaum eine Substanz, über die soviel Horrorpropaganda verbreitet wird wie LSD – und in aller Regel kommt diese von Leuten, die keinerlei Erfahrung damit haben und nur nachplappern, was ihnen andere Blinde über Farben erzählt haben. In diesem Film aber kommen solche Pseudo-Experten nicht zu Wort – sondern neben Albert Hofmann selbst auch viele andere, die fundiert und sachlich über die Gefahren und über das unglaubliche Wunder der LSD-Erfahrung aufklären. Wer den Film schon im Kino gesehen hat – hier mein Posting zum Filmstart – , sollte ihn ruhig nochmals anschauen, für alle anderen heute abend Pflichtprogramm: The Substance.
Danke für den Hinweis – habe den Film eben gesehen und fand ihn hervorragend; seine Botschaft, dass es kaum etwas heilsameres als einen guten Trip gibt – in richtiger Umgebung und mit guter Begleitung – kann ich nur unterschreiben. Jeder Mensch sollte eine solche Erfahrung einmal im Leben machen !
Eine Super-Doku von 2011! Leider den Anfang verpasst, wird aber sicher mal wiederholt.
Die passt doch als Ergänzung sehr gut zur neuen JFK-Geschichte von Bröckers.
Ich glaube nicht, dass das nur Horrorpropaganda ist. Es gibt in geschlossenen Abteilungen von Psychiatrien defintiv Leute die von LSD ne Psychose bekommen haben und vom Trip nicht mehr runterkommen.
Ebenso hat die CIA unter MK-Ultra mal in einen US-Ort LSD ins Brot gemischt mit der Konsequenz von mehreren Toten da einige Leute offenbar paranoid wurden davon. Auch wenn es sicher diese sehr positiven Erfahrungen damit gibt sollte man sowas auch sehen.
Natürlich muss auch auf die Gefahren hingewiesen werden. Deswegen soll LSD unbedingt nur unter menschlich verantwortungsvoller Führung gegeben werden! Ich denke das hat Albert Hofmann auch deutlich gemacht. urks