Holy Shit (2)

16.10.13 09:16-BildschirmkopieNach der Buchmesse in Frankfurt besuchte ich am Wochenende meine alte Heimatstadt Limburg und pilgerte natürlich auch auf den Domberg, um die weltweit Aufsehen erregende Residenz des “Protz-Bischofs” Tebartz-van Elst anzuschauen. Protzig wirkt diese allerdings gar nicht, sondern von außen betrachtet – mehr ist einem Normalsterblichen derzeit ja nicht möglich – durchaus gelungen. Dass es dennoch absehbar ist, dass TvE, der derzeit in Rom weilt, nicht mehr lange im Amt sein wird, liegt insofern nicht an den Baumaßnahmen und auch nicht an den investierten Millionen, auch ein Erster-Klasse-Flug nach Indien ist für einen kirchlichen Würdenträger im Range eines Staatssekretärs nicht wirklich ein Skandal – dass  Tebartz weltweit als “Skandal-Bischof” zum Thema geworden ist, liegt einzig und allein daran, wie er mit dem Bau und seinem Flug umgegangen ist, nämlich tarnend, tricksend und täuschend. Das – und nicht die Luxusbadewanne – macht ihn als Oberhirten untragbar. Mein kleiner Bericht über den Besuch auf dem Domberg, auf dem ich einen Teil meiner Kindheit verbrachte,  ist heute in der taz erschienen – und weist, wie der letzte Blogbeirtag hier, darauf hin, dass man sich zur Aufklärung dieser Provinzposse nicht weiter auf den offensichtlich an einer narzistischen Persönlichkeitsstörung leidenden TvE konzentrieren muß, sondern auf seinen Verwaltungschef und Generalvikar Kapsar, der nicht nur die Bonusmeilen für den Flug nach Indien spendierte, sondern als Geschäftsführer des “bischöflichen Stuhls” auch für die wunderbare Geldvermehrung beim Bau der Residenz zuständig war.

4 Comments

  1. Als Atheist ist mir der Bischof mit dem komischen Namen zwar egal, aber mit Sarkasmus stelle ich fest, dass diejenigen, die von der katholischen Kirche die Anpassung ihrer Moralvostellungen an den Rest der Welt fordern, sich nun nicht wundern sollten, wenn sie genau das kriegen: Verzocken von fremdem Geld in überteuerten Großprojekten.

    Warum soll das, was die Politik mit dem BER, der Hamburger Elbphilharmonie, Stuttgart 21 usw. in ganz anderen Größenordnungen vormacht, eine “zeitgemäße” Kirche nicht nachmachen? Offensichtlich hilft die jetzt geforderte “demokratische Kontrolle” von Bauprojekten (die es in der Politik formell ja gibt) nicht weiter. Und wenn der Bischof jetzt zurücktritt, frage ich mich, warum die für o.g. Pleiteprojekte verantwortlichen Politiker nicht auch aus diesem Grund abtreten müssen?

    Gegen Gier und Verschwendungssucht hilft nur eine entsprechende Moral und im Moment fällt mir nur Franziskus ein, der freiwillig im Gästehaus statt im Palast wohnt oder Knackis die Füße wäscht. Von dem selbstgerechten, verlogenen Politpack, aus dessen unverschämtem Steuerabpressapparat ich (anders als bei der Kirche) nicht austreten kann, ist mir ähnliches nicht bekannt geworden.

  2. ich war gleich der Meinung, daß es eine Hetze ist und daß es sich dabei um einen Sündenbock handelt. Renovieren von denkmal geschützten Gebäuden ist an strenge Auflagen geknüpft. Sie dürfen nicht verändert und auch nicht abgerissen werden. Mich würde interessieren, wie viel billiger man es alternativ hätte machen können. Ich bin überzeugt, die Differenz wird nicht üppig ausfallen. Der Bischof ist auch sowas wie der Vorstand der Kirche und als solches analog priviligiert. Da er nicht in einer privaten Villa wohnt, hat er halt die alten Gemäuer restauriert. Das bleibt der Kirche auch erhalten, auch wenn er in Pension geht. Ich glaube die ganze künstliche Aufregung soll nur von der billigen Show namens Koalitionsverhandlung ablenken, die wir derzeit nebenbei beobachten können. Und auch vom bizarren Geschehen in den USA, wo der Präsident seine Pflichten einfach mal demonstrativ aussetzt. Was die Koalitionsverhandlung angeht, da bin ich vom Rot-Schwarz überzeugt und vom Steinbrück als Aussenminister. Wir werden sehen. Witzig wäre es allerdings, wenn der Papst vom Bischof den Abriss als Busse fordern würde.

Leave a Comment

Your email address will not be published. Required fields are marked *