Zocker unter sich

putin-schachGerade las ich noch in der heutigen Sonntagszeitung, dass Putin verrückt sei, wobei ihm der Autor, ein russischer Theaterwissenschaftler, vor allem ökonomischen Unverstand unterstellte, da kommt eine Meldung, die das Gegenteil zu belegen scheint: er habe den Aktiensturz und den Kursniedergang des Rubel genutzt, und  um günstig Aktien der staatseigenen Monopole aufzukaufen, die von europäischen Investoren panisch auf den Markt geworfen worden seien. Fast 30 %  der Aktien soll Putin so zurückgeholt und Russland in wenigen Tagen um 20 Milliarden Dollar reicher gemacht haben. Während in der Ukraine jetzt die economic hit men des IWF einreiten und vor der Kreditvergabe u.a. verlangen, die Gaspreise drastisch zu erhöhen – auf dass die Bürger, die (neben bezahlten Agenten und Scharfschützen) ja auch auf dem Maidan wirklich protestiert haben, jetzt gefälligstselbst in die Tasche greifen um neben dem maroden Staatshaushalt vor allem die Renditen der  Finanzhaie “internationalen Investoren” zu bedienen. Und natürlich zuläßt, dass die NATO ihre Raketen direkt vor der russischen Haustür aufstellen darf. Das sollten sich die UkrainerInnen aber wirklich drei mal überlegen und sich besinnen, dass ihre Zukunft nicht in der Rolle als Frontlinie und Schlachtfeld einer kommenden Konfrontation liegt, sondern eine neutrale Rolle als Brücke zwischen Russland und dem Westen viel größere Chancen bietet. Um solche Einsichten aber überhaupt zu gewinnen, wäre aber zuallererst eine Mediation der zerstrittenen Volksgruppen und Landesteile notwendig – ohne dass Putin militärisch und die USA mit weiteren Milliarden die Spaltung vorantreiben, mit einem neutralen, unvorbelasteten Vermittler vom Kaliber Kofi Annan, wie es Gregor Gysi letzte Woche im Bundestag anregte.

Während sich im geopolitischen Schach die Zocker nichts schenken und auch vor Gewalt nicht zurückschrecken, endet das Spiel für Deutschlands berühmetsten Zocker im Gefängnis. Weil Uli Hoeneß auf eine Revision verzichtet überschlägt sich ganz Deutschland mit Respektsbekundungen, als ob er noch eine Wahl hätte, das Urteil nicht zu akzeptieren. Der schnelle Prozess, die äußerst lasche Verteidigung und die Akzetanz des Strafmaßes  lassen vielmehr darauf schliessen, dass hier lieber ein Ende mit kleinem Schrecken als der Schrecken weiterer Justizrecherechen gesucht wurde, der möglicherweise noch mehr als “nur” Steuerhinterziehung ans Licht bringen könnte. Der Schweizer “Tagesanzeiger” zitiert Experten im Devisen-Spekulationsgeschäft, die Hoeneß die Kompetenz dazu nicht zutrauen und vermutet: “Die Geschichte mit den Devisengeschäften könnte eine Schutzbehauptung sein, um anderes zu verdecken.”   Dass außer der ebenso manischen wie dilletantischen Order-Flut über diese Zockerkonten auch noch Geldwäsche und Schmiergelder gelaufen sein könnten ist jedenfalls ein naheliegender Verdacht. Vielleicht hat der Patron und Gutmensch Uli Hoeneß seinem FC Bayern noch viel mehr Gutes getan als in den Würdigungen seines Lebenswerks derzeit herausgestellt wird und bewahrt ihn (und den gesamten Profi-Fußball) vor einem noch größeren Skandal.

Unterdessen haben Bewohner der Halbinsel Krim mit großer Mehrheit für den Beitritt zur russischen Föderation gestimmt. Was USA/NATO bei ihren Feldzügen immer versuchen aber selten gelingt – die “hearts and minds” der Bevölkerung zu gewinnen – scheint Putin geschafft zu haben, ohne einen einzigen Schuss abzugeben. Dass die Legalität dieses Referendums völkerrechtlich umstritten ist – wäre die amtierende Regierung in Kiew  illegal ins Amt gekommen (was man nach 72,8 % der Parlamentsstimmen für die Abwahl Janukovichs annehmen kann, denn laut ukrainischer Verfassung wären dazu  75 % notwendig gewesen!), dann wäre das Abspaltungsverlangen der Krim-Bevölkerung keineswegs ein derart eindeutiger Völkerrechtsbruch, wie ihn  die Medien durch die Bank darstellen. Auch hier scheint der Zocker Putin sich durchaus an die Spielregeln gehalten, und sie nicht wie die neue Regierung mit ihrer verfassungswidrigen Selbsternennung gebrochen zu haben. Wenn EU und USA über “verschärfte” Sanktionen beraten sollten sie darauf achten, dass ihnen am Pokertisch alles andere als ein “Verrückter” gegenüber sitzt. Wenn jetzt die ersten Hilfsgelder aus dem Westen an die Ukraine fliessen ist Russland mit ihm Boot – durch einen cleveren Kreditvertrag über 3 Milliarden Dollar der wenige Tage vor dem Putsch geschlossen wurde, fliesst das Geld erstmal nach Moskau. Die “internatonalen Investoren” werden sich mit dem Beutemachen gedulden müssen…

PS: Mein in den letzten Wochen insinuierter Vorwurf einer einseitigen  propagandistischen Berichterstattung der Mainstreammedien in Sachen Ukraine muß ich zurücknehmen: es gibt noch eine Enklave des ausgewogenenen Journalismus: die “Anstalt”:

14 Comments

  1. Gut, die Amerikaner sind stinksauer auf Putin, daß er ihnen die Krim als vorgescobenen Brückenkopf abgejagt hat. Aber die Frau Tolokonikowa von den Pussys hat ja in Moskau angekündigt, daß auch dort bald ein Machtwechsel bevorstünde. Hat denn Frau Nuland frisches Geld an die in Rußland tätigen NGOs überwiesen?
    Was den Wurst-Uli betrifft, so war das natürlich ein guter Schachzug von ihm, die Strafe öffentlichkeitswirksam anzunehmen. Zum einen ist ihm so der “Respekt” der Meinungsbildner sicher, zum anderen hätte er sich wohl bei einer Revision noch länger im Licht der Öffentlichkeit befunden und womöglich eine noch höhere Strafe abbekommen.

  2. 97%

    Muahhahahhahhahhamuahhahahhahhahhauahhahahhahhahhamuahhahahhahhahhamuahhahahhahhahhamuahhahahhahhahha!

    Ein freundliches Prust *prust*
    M.N.

  3. ich bleibe dabei: Putin und Obama sind nur zum Schein Kontrahenten. Der kalte Krieg war auch eine arrangierte Sache. Die Amis haben da unter der Hand stets mit den Russen kooperiert. Aber der globale Terrorismus hat als angstmacher ausgedient und die Spieler versuchen sich heute am kalten Krieg 2.

  4. das passiert, wenn ein Jagdflugzeug in ein normales Wohnhaus fliegt:
    http://www.bild.de/regional/berlin/cottbus/die-geheim-gehaltene-katastrophe-35102992.bild.html

    Der ist da nicht reingeflogen und im Haus verschwunden, wie bei 911. Und es war ein nornales Haus und kein extra gepanzertes Wolkenkratzer mit Meterdicken Stahl-Pfeilern.

    Der Bomber, der seinerzeit in das Empire state Buildung reingefolgen ist, ist ebenfalls an der Fassade abgeprallt.

    Fazit:
    Es gab keine Flugzeuge, die bei 911 in das WTC reingeflogen sind. Alles nur eine durch die Medien erzeugte Illusion. Genauso wie beim Boston-Marathon und noch vielen anderen Pseudoereignissen.

  5. sorry, bröcki, aber doch, putin scheint wirklich etwas meschugge zu sein. folgende meldung kam gerade rein…

    Russland Präsident Putin hat ein Dekret unterzeichnet, in dem er die Krim als unabhängigen Staat anerkennt.

    DAS IST DOCH GAGA ZUM QUADRAT! die russen auf der krim haben doch FÜR DEN ANSCHLUSS an die russische föderation gestimmt! sie wollten ausdrücklich NICHT eine staatlich unabhängige krim (wie es z.b. das kosovo heute ist).

  6. stimme tobias zu, die nummer stinkt zum himmel. leute, beim krim-referendum gab es ja nicht mal wählerlisten!

    http://www.n-tv.de/politik/Krim-Regierung-hat-nicht-mal-Waehlerlisten-article12460086.html

    prinzipiell konnte also jeder so oft wählen, wie er wollte. unter den augen russischen militärs. und in gläserne urnen. ohne umschlag. damit sich auch keiner verwählt. heraus kamen lediglich 96,6% /irony off. da muß bei den 3,4% irgendwas mit der regie schiefgelaufen sein.

  7. es wird in der diskussion immer wieder hingewiesen auf den umstand, das das völkerrecht für die souveränität und territoriale integrität von staaten sich einsetze, zum anderen aber auch für das selbstbestimmungsrecht der völker, das dem diametral entgegengesetzt sein kann. ein grundwiderspruch, gewiss. das problem ist aber doch folgendes: putin gewährt den eigenen landsleuten (hier: auf der krim) das recht, sich selbst zu bestimmen — den tschetschenen im nordkaukasus aber nicht! die wollten unter den präsidenten dschochar dudajew und später aslan maschadow mehrheitlich aus der russischen föderation ausscheiden. damals ließ putin bomben vom himmel regnen und machte grosny dem erdboden gleich. russische soldatenmütter wurden daran gehindert, ihre söhne nach hause zu holen. das nennt man dann wohl double standard, kremlin-style.

  8. Sehe Russland ebenfalls nicht als den Gegenpol,
    auch wenn es ein angenehmer Gedanke wäre, wenn Russland unter Putin tatsächlich den Weltherrschaftsgelüsten der kriegsgeilsten Regierung auf der Erde im Wege stehen würde.

    Man kann dank einigen wenigen Historikern darüber erfahren, wie die das “Russische Reich des Bösen” – genau wie auch Hitlers Regime – vorrangig aus den USA aufgebaut wurde, z.B. von Antony C. Sutton : http://tinyurl.com/pjquj9s

    Der deutsche Historiker und Kirchenkritiker K.H. Deschner schreibt in dem Buch “Der Moloch” dazu :

    “Es ist auffallend, daß damals die Sowjetunion nicht auf Offenlegung des Sachverhalts bestand. Sollte dies wirklich darauf zurückzuführen sein, daß Hitlers Förderung durch die westliche Hochfinanz »auch im Interesse des neozaristischen Staatskapitalismus«, das »kommunistische« Moskau nur »ein Zweigbetrieb der Wallstreet« gewesen sei, der Weltöffentlichkeit bloß durch permanente ideologische Scheingefechte verschleiert?”

    Der sogenannte “Kalte Krieg” war auch meiner Meinung nach nichts als Theater, um der Weltöffentlichkeit 2 Gegenpole vorzugaukeln; eine Art Scheinopposition, wie man sie z.B. auch im deutschen Bundestag seit Jahrzehnten bewundern kann.

    Das Feindbild hat es den USA ermöglicht einen astronomischen Rüstungshaushalt, etliche Geheimdienste zu schaffen, sowie zahlreiche Kriege zu führen und zudem half es den Patriotismus im eigenen Land wunderbar gedeihen zu lassen.

    Selbst heute noch, wird auf “RT” zum Reichstagsbrand am 11.09.2001, nahezu die komplette Sprachregelung Washingtons übernommen, inklusive das daraus resultierenden neuen Feindbildes, anstatt diese heuchlerischen Hochverräter mit ihrem Verbrechen gegen das eigene Volk auffliegen zu lassen.

    Unter Garantie verfügt der Geheimdienst Russlands über genügend Informationen dazu.

    Also wenn ich Staatschef von einem souveränen Russland wäre und die US-Regierung militärisch und im Verbund mit Faschisten und islamistischen Halsabschneidern über Leichenberge schreitet, oder sogar wie im Fall Georgien zum Angriff ermuntert, um mein Land immer mehr in die Enge zu drängen, hätte ich kein Problem damit die Karten mal auf den Tisch zu legen – aber Fehlanzeige.

    “RT” scheint stattdessen vor allem der Waffenbesitz der Zivilbevölkerung in den USA ein Dorn im Auge zu sein, denn darüber lässt man sich ständig aus, so das man zeitweise meinen könnte, man wäre aus Versehen auf “CNN” gelandet.

    Während die US-Regierung fleißig destabilisiert, Unruhen und Putsche provoziert und dabei tonnenweise Waffen an alle möglichen gewaltbereiten Verrückten liefert, liefert “RT” Washington Vorschub die eigene Bevölkerung zu entwaffnen, damit wenn sie auch gegenüber der eigenen Bevölkerung endgültig die Maske fallen lässt, mit nicht so viel Widerstand zu rechnen hat – solche “Feinde” wünscht sich wohl jedes Imperium.

    Liebe Grüße @lle

  9. Wäre Putin ein echter Gegner der Amis und der westlichen Weltordnung, dann hätte er sich die Krim geschnappt und den Seezugang blockiert. Da kämen die Amis doch niemals durch. Aber nee, er läßt erstens zu, daß das Gold in die FED ausgeflogen wird, dann erlaubt er den Amis für “Übungen” mit seinen Grenzpartnern vorbeizuschauen und obwohl die Amis praktisch dabei erwischt wurden, wie sie sich in den “Konflikt” einmischen, ignoriert Putin das völlig. Das ist eine abgekartete Sache. Viele Menschen sind schon gestorben und viele werde vermutlich noch sterben. Das war im kalten Krieg auch nicht anders. Das ist ein Spiel der Weltmächte, wo normale Menschen wie Bauern im Gambit geopfert werden. Es gibt ja auch so viele davon. Bei Hoenes hatte ich übrigens auch Recht. Er wird zu Weihnachten 2015 wieder entlassen. Die Staatsanwaltschaft hat keine Revision angelegt, als ob es da nichts weiter aufzuklären gäbe. Bei Wulf gab es nichts aufzuklären und dennoch ließ man nicht ab, bis zu Lächerlichkeit.

  10. Übrigens: Erstaunlich und zugleich bedenklich, wie die Gleichschaltung der deutschen Medienlandschaft funktioniert. Berichte zur Loslösung der Region Veneto von Italien und ihrem gleichzeitigen Austritt aus EU und NATO findet man praktisch nicht in den deutschen Medien, nur in der Schweiz, Österreich oder der BBC:
    http://www.bbc.com/news/world-europe-26604044

  11. Putin wandte sich in seiner heutigen Rede eigens an die Deutschen. Sie sollten sich an 1990 erinnern. Russland habe damals den Wunsch nach Wiedervereinigung unterstützt – anders als viele andere Länder, “die damals Deutschlands Verbündete waren”. Putin weiter: “Ich bin mir sicher, dass Sie das nicht vergessen haben. Ich rechne damit, dass Deutschlands Bürger das Streben der russischen Welt nach Wiederherstellung ihrer Einheit unterstützen.”

    Bröcki, was meinst du? Was ist mit “Wiederherstellung der Einheit” gemeint? Einheit wovon? Der Sowjetunion? Will er nach der Krim weitere Teile der ehemaligen Mitgliedstaaten der Sowjetunion annektieren? Beträfe das nur die GUS-Staaten oder auch Litauen, Lettland und Estland? Ist das noch Vertragsrevisionismus oder schon Revanchismus?

  12. Zu der Geschichte mit den Aktienkäufen war heute übrigens was bei TASS:
    »“As a result of market volatility, linked with the situation in Ukraine, the price of Rosneft shares fell,” he said. “We bought these shares at once and hope that it’s a very good investment«

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