“Es ist Aufgabe des Fussballs, den Nationalismus in Folklore zu verwandeln” – dieses Diktum des Fussballexperten und Großmeisters Wolfgang Neuss fällt mir immer ein, wenn in den Nachrichten oder vor den Übertragungen an die “Fanmeilen” geschaltet wird, wo sich die Massen in Schwarz-Rot-Gold zum gemeinsamen Johlen und Gröhlen versammeln. Man könnte diese Live-Bilder aus der Konserve nehmen, weil sie das immer Gleiche zeigen – sie sind überflüssig und nerven, aber sie zeigen, dass es einen kleinen Fortschritt gibt. Denn wenn sich früher Massen von gröhlenden Deutschen mit Fahnen in der Hauptstadt versammelten, gab es immer Krieg – jetzt gibt es Party und es droht allenfalls ein Kater.
Dass es die deutsche Mannschaft ins Finale geschafft hat, ist einerseits kein Wunder, weil sie schon seit Jahrzehnten unter die letzten vier kommt, doch wie sie das schaffte, 7:1 gegen Brasilien, das war eines. Ein Geschehen, das sich so plötzlich und unerwartet entfaltete, dass gleichsam die Zeit stehen blieb und die Zuschauer das Gefühl hatten, aus der Realität gefallen zu sein. Hinter einen Ereignishorizont, der in „Belo Horizonte“ eine irreale Welt eröffnet hatte, die es eigentlich gar nicht geben konnte. Eine Supermacht des Fussballs wird mit fünf Toren in 20 Minuten einfach an die Wand gespielt ? ?? Der TV-Sender BBC blendete am Ende hinter die Zahl 7 „seven“ ein um sein Publikum zu vergewissern, dass sie ihren Augen und dem kaum glaublichen Ergebnis wirklich trauen können. Ein episches Spiel, ohne Frage, und ein kleines Wunder – doch eines, das keineswegs aus heiterem Himmel geschah, wie der rasende Reporter der “Asian Times” Pepe Escobar in “The Fall of a Superpower” aufzeigt.
Heute abend nun großes Finale, wo MaFIFA-Boss Blatter neben Putin und anderer Prominenz auf der VIP-Tribüne auch Angela Merkel und unseren Super-GAUck begrüßen wird. Dass die anwesenden Honorationen dem Paten des korrupten FIFA-Ladens die Pistole auf die Brust setzen und Transparenz fordern – ansonsten müsse man die Ausrichtung solcher Turniere künftig der UNESCO übertragen – ist leider nicht zu erwarten. Dafür aber ein spannendes Spiel, in dem Deutschland nicht nur auf den hiesigen Fanmeilen, sondern auch bei den internationalen Buchmachern Favorit ist. Auch ich tippe darauf, dass Jogis Buben gewinnen, denn sie haben die Neuer-ung eingeführt, mit zwölf Mann anzutreten: der Torwart spielt gleichzeitig Libero – die falsche Fünf. Da sollte eigentlich nichts schiefgehn – aber man weiß ja nie, was der Fussballgott sich wieder so ausdenkt….
Apropos MaFIFA:
Was kostet ein WM-Tor?
Anders, also politisch korrekt gefragt:
Was ist dagegen einzuwenden, wenn ein allseitig hoch entwickelte freiheitl.-demokr. Führernation einem anderen aus der Dritten Welt (sprich “Dritten Wahl”) ein paar, sagen wir 7, Tore abkauft und so Entwicklungshilfe leistet?
Obwohl doch die südamerikanischen Ureinwohner glaube ich als Erfinder des Fußballspiels und mithin als DIE Favoriten gelten?
Also: es ist jetzt kurz vor dem Endspiel und ich drücke beide Daumen für…
(Motto: Humor immer! Iro nie! Sarkas muss!)
MaFIFA 2.0
Also ehrlich Leute: Das Tor gestern in der 113. Minute hat doch keiner wirklich gewollt, oder!?
Vor allem die Argentinier nicht.
Naja. Jetzt sind wir Deutschen halt alle Fußballa.
Es ist traurig, dass die Deutschen nur bei Fussball Flagge zeigen können, gehen Sie doch mal bei einen Nationalfeíertag in ein X-beliebiges anders Land. Da hängt auch JEDEM Fenster ne entsprechnde Nationalfahne, aber nicht hierzu Lande. Ich habe ja auch riesen Probleme mit der FIFA-Korruption, habe die WM bis zum Achtelfinale boykottiert, aber dass Deutsche sicher wieder ( genaugenommen seit der WM 2006 ) wieder trauen Flagge zu zu zeigen finde ich positiv, wir deutschen sollten mal genauso patriotisch sein beim NSA-Skandal!
stimmt, das Tor in der 113 Minuta kam viel zu früh. Es sollte doch noch ein langes 11m Schießen geben. Aber nee, die machen versehentlich ein Tor und verderben der Fifa das Spiel. Diese Teuchtonen. Diese WM hat deutlicher wie je zuvor gezeigt, daß das alles nichts mit Sport und Wettbewerb zu tun hat. Und der Mutti mußte ich noch einen zweiten Flug nach Brasilien bezahlen.
Stefan Miller am 14.07.2014 um 16:05 Uhr:
So isses. Der Spielverlauf wurde ja u.a. dadurch zu ungunsten der Zuschauer beeinflusst, dass ein gewisser Herr mit Schüttelfrisur wie ein Löwe am Spielfeldrand auf und ab tigerte, wobei seine Onanierzangen in den Hosentaschen arretiert waren, so dass er nicht popeln konnte.
Bleibt die Frage: War das von der MaFIFA so angeordnet oder handelte es sich um eine Art Selbstkasteiung des noblen Herrn nach dem Motto: Wenn ich mir das schon antue, warum soll es den Zuschauern besser ergehen…
Da lob’ ich mir den Kapitän zur See Brasiliens, der selbst nach dem 0:7 immer noch stolz blickte wie das Model einer bajuwarischen Herrgottsschnitzerei.