Bundesrichter Thomas Fischer war ja ohnehin schon mein “Kolumnist des Jahres” – und dass er sich zum Jahresabschluss – brillant wie üblich – auch noch meine Lieblingspflanze vorgenommen hat, ist einfach wunderbar. Weshalb hiermit ein strenger Lesebefehl für seine Kolumne “Legalize it” ergeht. Besonders interessant finde ich die Passage über Wolfgang Neskovic, der 1994 dem Bundesverfassungsgericht die Frage der Grundgesetzwidrigkeit des Hanfverbots (“Recht aus Rausch”) vorgelegt hatte – und noch zwei Jahrzhente später, als er als Richter zum BGH kam, dortselbst wie der Leibhaftige persönlich empfangen wurde. Das weist auf die Crux, warum kontraproduktive und gemeinwohlschädliche Absurditäten wie die Cannabisprohibition sich nicht nur politisch, sondern auch juristisch so lange halten können: Vernunft,- und Geistesmenschen wie Neskovic oder Fischer sind an den höchsten deutschen Gerichten Mangelware, Dumpfbacken die nach Schema F denken und entscheiden, nach wie vor in der Überzahl. Aber:
“Es ist also nur eine Frage der Zeit und der Fantasie und der Vernunft: Das Bundeskabinett wird sich ein Tässchen Haschisch-Tee gönnen am Mittwoch, und in den Talkshows darf wieder geraucht werden – und gelacht. Die deutschen Strafrichter werden sagen: “Das habe ich immer schon gemeint. Aber ich werd’ ja nicht fürs Nachdenken bezahlt”; oder “Es ist ja auch nicht alles schlecht gewesen”. So wie beim Ehebruch, oder bei der Strafbarkeit homosexueller Handlungen, oder der Gotteslästerung. Ein paar von ihnen werden sich schämen: für ihre Unterwürfigkeit unter den puren Blödsinn. Und ihre Feigheit, sich dem zu fügen. Aber das ist eine andere Geschichte.”
ich habe neulich den Film Midnight Run mit Robert De Niro geschaut. Der ist dort mit einer Knarre in der Hand im Flughafen rumgelaufen und niemand regte sich deswegen auf. Dann hat er sich im Flugzeug hingesetzt und eine Zigarette angezündet und das war völlig normal. So sehr hat sich die Welt verändert. Wenn heute jemand in den USA mit einer Pistole in der Hand gesichtet wird, dann wird er vermutlich erschossen, und wer in der Öffentlichkeit raucht, der wird eingesperrt. Dafür sollen jetzt “weiche” Drogen freigegeben werden. zumindest an manchen Orten. Vermutlich, weil so leichter die gegenwärtigen Unfreiheiten zu ertragen sein sollten. Mir wäre die frühere Freiheit jedoch lieber, auch wenn ich nicht Raucher bin und an Drogen und Waffen kein Interesse habe. So oder so, werden wir stets mehr Freiheiten beraubt.