Warum wir Frieden und Freundschaft mit Russland brauchen

Die Straße von Kerch ist seit der Antike der Seeweg der russischen Flüsse Don und Wolga, die das Schwarze Meer mit dem Baltikum verbinden. Seit der Abspaltung der Halbinsel Krim  2014 hat die etwa 5 Kilometer breite Wasserstraße auf beiden Seiten russische Küsten. Zur Klarstellung  der völkerechtlichen Debatte –  Annexion oder Sezession? –  hat Wolfgang Bittner gerade noch einmal eine kompetente Zusammenfassung geliefert. Da ich in dieser juristischen und politischen dieser Frage stark dazu neige, dass keine gewalttätige “Annexion” Russlands, sondern ein freiwilliger Übertritt der Krim-Bevölkerung stattgefunden hat,   kann ich in dem aktuellen Kerch-Zwischenfall auch keine “russische Aggression” erkennen, sondern die legitime Antwort auf eine unkrainische Provokation.
Dass das  von Präsident Poroschenko geforderte Kriegsrecht von seinem Parlament vorerst auf 30 Tage beschränkt wurde, wird derweil als immerhin sichtbare demokratische Errungenschaft des failed state Ukraine gefeiert. Die Wahlen in vier Monaten sind damit vorerst nicht verschoben und die stillose Tarnkleidung, in die sich der übergewichtige Oligarch bei Fototerminen zwängt, wird sein Umfragetief (7,8%) nicht nachhaltig liften. Und auch die Nato nicht zum “Eingreifen” bringen.  Seit dem Fake-Mord an einem Kreml-Kritiker, den Poroschenkos Geheimdienst im Frühjahr inszenierte, kann den Alarmismus seines Regimes ohnehin kaum jemand mehr wirklich ernst nehmen.

Frieden wird es in der Ukraine nur geben, wenn der status quo der Krim als Teil der russischen Föderation zumindest provisorisch anerkannt wird (wie einst  die DDR von der BRD) und den abtrünnigen Ost-Provinzen der Ukraine ein ebenso provisorischer Autonomie-Status zugesprochen wird. Dies bedeutet freilich, den von USA/Nato/EU betriebenen “regime change” und den geostrategischen Plan der Übernahme des russischen Stützpunkts Sebastopol und damit der Kontrolle über das Schwarze Meer als gescheitert zu akzeptieren. Ebenso wie  den Versuch, durch eine Assoziation mit der EU den zollfreien Handel und Wandel der Ukraine mit Russland abzuschneiden. Wer aus dem Bürgerkrieg in der Ukraine keinen globalen Konflikt machen will, muss meiner bescheidenen Meinung nach an  solchen Lösungen arbeiten, d.h. die Ukraine nicht als nationalistisch-faschistoide Bastion gegen ein “Reich des Bösen” im Osten aufbauen, sondern als prosperienden Brückenstaat zwischen Russland und der EU. 

Erfolgreiche Friedenspolitik, so haben wir von Willy Brandt und Egon Bahr gelernt, ist “Wandel durch Annäherung” – und darum geht es in dem Buch, das die Ehefrau des “Architekten der Ostpolitik”, Adelheid Bahr, im Oktober im Westendverlag herausgebracht hat. Dazu findet heute abend in Frankfurt ein Gespräch mit der Russland-Expertin Gabriele Krone-Schmalz und Willy Brandts ehemaligem Pressechef Albrecht Müller statt:  Warum wir Frieden und Freundschaft mit Russland brauchen

5 Comments

  1. Da bei den Yankees der Colt schon immer etwas locker saß und ihre damalige Strategie und Marschroute auf Berszinskis Fibel “The Great Chessboard” aufgebaut war und wahrscheinlich auch noch ist, haben wir genau diese verfahrene Situation. Eine Ukraine welche von im Westen ausgebildeten und mit entsprechenden Vorgaben ins Amt geputschten Vertretern regiert wird. In der Politik die westliche Sichtweise welche allein Russland die Schuld am Status Quo gibt, eine gleichgeschaltete Presse, welche dieses Mantra regelmäßig wiederholt und medial wird das Ganze auch noch entsprechend aufgekocht. Man muß staunen, dass es trotz dieses Dauerfeuers, noch kritische Stimmen zu dem Thema gibt und auch in Teilen der Bevölkerung, das Ganze als Stimmungsmache gegen Russland gesehen wird. Also dran bleiben und weiter aufklären.

    1. Danke!
      Ganz Ihrer Einschätzung folgend, möchte ich Ihr “dran bleiben und aufklären” mit der Frage fortsetzen, wie können wir diesem Zustand allein durch hinsehen und wahrnehmen zu einer Lösung verhelfen? Wie lange soll es dauern und wohin soll sich die Situation steigern?
      Mein Vorschlag, die Suche nach der Wurzel der Probleme dort wie anderswo aufnehmen. Inwieweit ist die weltweite Finanzkonstruktion Ursache? Können wir mit dem Recht etwas anfangen? In welchem Rechtssystem sind wir und was sind wir darin?
      Ist uns Recht überhaupt ernst?!
      Nehmen wir zunächst was da ist. Das Völkerrecht ist das höchste positive, also von Menschen – als natürlichen Rechtssubjekten – gemachte Recht wie im GG Art. 25 bestätigt. Spüren wir dies im Alltag um uns?
      Seitdem die am 01. November 2014 und am 11. Oktober 2015 in den rechtswirksamen Stand gesetzte völkerrechtliche Verfassunggebende Versammlung der Rechteträger aus den souveränen deutschen Bundesstaaten ausgerufen wurde, wird dieser, rechtlich auf seine Legitimität prüfbare, Tatbestand verschwiegen. Die systemischen Medien schweigen, obwohl das sogenannte Bundesverfassungsgericht laut Schriftwechsel mit der Versammlung des Volkes genau diese Existenz und folglich rechtliche Relevanz bestätigt!

      Sollten wir einfach im wahrsten Sinn nur zusammenstehen, um die Lenkung unserer Geschicke, der wahren Macht unserer Spezies auf einer gemeinsamen Erde, direkt in die eigene Hand zu nehmen? Nehmen wir das Recht ernst, GG Art. 146, der unterstützt durch GG Art 20, in friedlichem Sinn das Neue errichtet, wenn das Alte aus- und -gefallen ist!

      Dank und Gruß
      Gabriel

  2. Kann den Kommentar von Ramatze nur zustimmen.
    Es sollte aber ebenso erwähnt werden, dass die Denkweise „Wandel durch Annäherung“ hoffentlich in der neuen heutigen Situation bedeuten sollte, dass sich diesmal bitte der sogenannte Wertewesten wandeln sollte, nicht jedoch Russland. Die aufgezwungenen „Werte“ des Westens sind nur scheinheilig und dienen ausschließlich neuen Kriegsgründen. Wie wäre es einmal die russische Meinung zu akzeptieren, so wie sie ist. Warum muss sich immer der mit den besseren echten Werten den Dümmeren, Aggressiveren mit den schlechteren „Pseudowerten“ anpassen. Warum sollen diese seltsamen „Werten“ des Westen besser sein, als die normaleren echten Werte der Russen.
    Aber machen wir uns nichts vor. Das sind ohnehin nur Pseudoargumente, um einen Krieg anzuzetteln. Dazu noch Unruhen wegen dieser falschen Pseudowerten, die von den Unruhen zur Schwächung führen sollen, damit der längst geplante Krieg vorbereitet werden soll. Es geht ausschließlich um Rohstoffe und die Weltmacht für den Westen .Und dieser Krieg ist schon sehr sehr lange geplant, wenn auch zunächst versucht wurde und wird, diesen Sieg durch Schwächung und Verarschung zu gewinnen.Ärgerlich für den Westen ist nur, dass sich die neuen Russen sich nicht mehr reinlegen lassen und dies durchschaut haben. Und das ist es, was den Westen wütend macht, nicht irgendein erfundener neuer Westwert.

  3. Sabine
    04/12/2018 at 17:34

    “Wir” brauchen in Zukunft Russland als Schutzmacht, die uns helfen können
    unsere Staatlichkeit genau so zu restaurieren, wie es Putin für Russland nach den Plünderungs-Jelzin-Jahren gelang.
    Motto :
    Endlich ist er da…der Russe am Rhein 🙂
    Nur nimmt er nicht der Oma ihr Klein-Häuschen weg
    ( Angstmache der 50ziger Jahre )
    sondern er heizt dem IS-“Euro-Kalifat” mal ordentlich ein.
    (Eine zwangsläufige Folge aller “Atmenden Obergrenzen´” bei gleichzeitig einsetzendem wirtschaftlichen Rapid-Niedergang in Europa ab
    pi mal Daumen 2020 plus )
    Der Russe am Rhein ist mir eindeutig lieber als der griechische EU-Polizist der auf aufständische “Pack”-Deutsche schießt. Unsere Bundeswehr ist Gott sei Dank viel zu schwul…um auf die eigenen Landsleute zu schießen….und die NATO würde eh NICHTS machen ( “Ähhh…..für muslimische Länder…also da wo früher mal Frankreich-Deutschland etc waren… sind wir nicht zuständig ” …LoL )

    Sieht der russische Analytiker ähnlich, der das Bild
    “Böser Ami”-“Guter Russe” und umgekehrt
    wahrscheinlich zutreffend kontextualisiert:
    “Globaler Prediktor-Landeseliten-Spieler-Helfer”
    In jedem Fall interessante Vorträge :
    https://www.youtube.com/watch?v=lefNp8uyP_Y

  4. Man sollte vielleicht unseren Politischen Geistesgrößen, die ständig ins US-Amerikanische Horn blasen und nach Sanktionen gegen Russland schreien, sobald dem Putin auch nur ein Pups quer sitzt, noch mal ins Gedächtnis brüllen, dass ein Krieg gegen Russland zu aller erst auf Europäischem Boden statt finden würde. Wollen wir das? Der Ami kann sich ganz bequem bei CNN anschauen, wie Europa in den Arsch getreten wird. Glauben unsere Volksvertreter in Berlin, man würde sie rechtzeitig evakuieren und sie dürften sich das ganze Spektakel auf Onkel Donalds Schoss mit anschauen? Da muss man sich schon fragen, was die sich morgens rein pfeifen? Für dem Ami zählt nur eins und das ist er selbst, oder vielmehr das obere 1% von dem größten geilsten Land ever! Tja, die Sache mit dem Gott, die ich vor kurzem in einem anderen Kommentar erwähnte fällt mir da spontan ein, allerdings wird nichts passieren…

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