Ein “völkisch nationaler Öko-Faschist”

Als  “ethno nationalist eco-fascist”,  also: “völkisch nationaler Öko-Faschist” bezeichnet sich der 28-jährige Australier Brenton Tarrant, der in zwei Moscheen in Christchurch/Neusseland 100 Menschen niedergeschossen und 50 von ihnen getötet hat. “Es ist die Geburtenrate! Es ist die Geburtenrate! Es ist die Geburtenrate! Wenn ihr euch eine Sache in dieser Schrift merken müsst, dann dass sich die Geburtenrate ändern muss.” So heißt es in der Einführung des Manifests, das er zehn Minuten vor der Tat unter dem Titel “Der große Austausch” ins Netz gestellt hat. Ich verzichte darauf, ein Link zu diesem Schriftstück zu legen, ebenso wie auf das Video des Massakers, das er mit seiner Helmkamera aufgenommen und auf Facebook live gestreamt hatte. Die neuseeländischen Behörden haben Besitz und Verbreitung des Videos mittlerweile unter Strafe gestellt – was die rechtsradikalen Fanboys des Massenmörders im Netz als Bestätigung sehen, dass es sich bei  dem Ganzen um einen Fake handelt, um schärfere Waffenkontrollgesetze durchzusetzen. Der rechte Radiomoderator Rush Limbaugh erklärt den Täter gar zu einem “Linken”, der weder konservativ noch christlich sei und mit einer “False Flag”-Operation seine politischen Feinde beschuldigen wollte.

Die Lektüre des 70-seitigen Manifests macht unterdessen die Motive und die Haltung Tarrants sehr deutlich: er will die weiße Rasse vor dem Untergang retten und sieht in der Beseitigung von “Eindringlingen” dazu eine geeignetes Mittel. Er behauptet, keiner Partei oder Gruppierung anzugehören und bezeichnet sich als “Partisan”, der  allein für seine Überzeugungen zur Tat schreitet, die eine Aktion gegen eine “Besatzungsmacht” sei. Er sei ein einfacher weißer Mann der Arbeiterklasse, mit europäischen Wurzeln und auf seinen Reisen in Europa, bei denen er überall “Eindringlinge” wahrnahm, sei der Entschluss gereift, etwas gegen den “weißen Genozid” zu unternehmen, gegen Immigration, gegen anti-ethnische, anti-kulturelle Unterwanderung. In dem im Frage/Antwort-Stil gehaltenen Manifest wird auf die Frage, ob die Motive “islamophob” seien, geantwortet: “Islamische Nationen haben besonders hohe Geburtsraten, unabhängig von Rassen und Völkern, und das war das anti-islamische Motive der Anschläge, sowie ein Wunsch nach Rache am Islam für 1300 Jahre Krieg und Verwüstung, den er dem Westen gebracht hat.”

Auf seinen Waffen sind Namen und Symbole von Kämpfern gegen das Osmanische Reich notiert, wie auch von aktuellen Attentätern und rassistischen Organisationen.  Bei seiner Vorführung am Gericht zeigte der die “OKKK”-Geste – einen Kreis mit drei gespreizten Fingern, der “Okay KuKluxKlan” bedeutet. In seinem Manifest schreibt er, dass er bei seiner Festnahme nicht auf Polizei und Ordnungshüter schießen werde, da er diese respektiere – sofern es sich bei ihnen nicht um “Eindringlinge” handelt – und sich auch nicht selbst umbringen würde, weil er nur lebend seine Ideale weiter verbreiten kann. Er geht davon aus,  27 Jahre im Gefängnis zu sein – “wie der Terrorist Nelson Mandela” – und dann frei zu kommen, weil seine Leute zum Sieg und an die Macht gekommen sind.

In vielerlei Hinsicht fühlt man sich an den Terroranschlag des Anders Breivik erinnert, der 2011 ein Massaker in einem sozialdemokratischen Jugendlager anrichtete und auf den sich Tarrant in seinem Manifest beruft. Auch Breivik hatte seine Motive in einem umfangreichen Skritp dargelegt, aus dem hevorging, dass es er kein bildungsferner, mit ein paar Koransuren aufgehetzter Attentäter war, der sich auf Jungfrauen im Jenseits freut, sondern ein analysierender Kopf, der sich die Rettung Europas auf die Tempelritter-Fahne geschrieben hat. Kein dumpfer, rassistischer Nazi in Knobelbechern und Glatze, sondern ein militanter Hardcore-Zionist, auf dessen Abschussliste liberale Juden ebenso standen wie “Kulturmarxisten” und “Multikulturalisten” jeder Couleur. Mit denen will auch Tarrant keinesfalls etwas zu tun haben: “Ich will euch nicht an meiner Seite, sondern euren Nacken unter meinem Stiefel”, schreibt er.

Wie der Terrorist Breivik, der sich unter anderen auf den hierzulande als “Freigeist” hofierten Hassprediger Henryk M. Broder berief, bastelte auch Tarrant sein Manifest aus Thesen rechtspopulistischer, islamophober Literatur und Blogs zusammen und zimmerte daraus eine Art  “Protokolle der Weisen von Mekka” , eine geburtenstarke Weltverschwörung, deren Ausbreitung nur mit Gewalt gestoppt werden kann. Deshalb ruft er auch dazu auf, gegen  “hochrangige Feinde” vorzugehen, Zitat:  “Merkel, die Mutter aller anti-weissen, anti-germanischen Dinge, ist ganz oben auf der Liste!”

Das klingt in vielen völkischen und identitären Ohren hierzulande sicher wie Musik  – kommt nur leider von der falschen Seite, nämlich von einem Terroristen.  “Der Islamhass , der die rechte Front von dumpfen Neonazis bis zu geföhnten Neokons, von fundamentalistischen Christen bis zu militanten Israelisten als ideologischer Kitt zusammenhielt, ist für’s erste desavouiert”, schrieb ich 2011 nach dem Breivik-Attentat. Das war wohl zu optimistisch – was nicht wundert, da die brandstiftenden Biedermänner mit ihren  Phrasen von “Umvolkung”, von “islamischen Horden” und  “Untergang des Abendlands” ja weiter am Werke sind. Und sich auch dieses Mal wieder in Unschuld die Hände waschen, wenn ihre paranoide Ideologie zur Gebrauchsanleitung für Terroristen wird.

Es können nicht Ängste vor wirklichen “Eindringlingen” sein, die zu solchen Aggressionen führt, nicht in einem dünnbesiedelten Kontinent wie Australien, nicht in einem prosperienden Land wie Norwegen und auch nicht in Deutschland, wo der Hass auf Fremde vor allem in solchen Regionen blüht wo kaum welche leben. Es sind viel mehr die nationalistischen und rassistischen Ideologien, die von älteren Herren im Tweed-Jacket als Heilmittel verkündet und von jungen Menschen angenommen werden – wie Schopenhauer schon vor 200 Jahre wußte:  “Jeder erbärmliche Tropf, der nichts in der Welt hat, darauf er stolz sein könnte, ergreift das letzte Mittel, auf die Nation, der er gerade angehört, stolz zu sein.” Und wie Heinrich Heine im “Wintermärchen” reimte: “Fatal ist mir das Lumpenpack/ das, um die Herzen zu rühren/ den Patriotismus trägt zur Schau/ mit allen seinen Geschwüren.”
Diese Geschwüre bestehen nicht in der Liebe zum Eigenen –  denn gegen einen solchen  Patriotismus ist überhaupt nichts einzuwenden –  sondern in einem  Hass auf Andere, der Heimatliebe und Nationalstolz als Deckmantel für Ressentiments und Herabwürdigung dieser Anderen benutzt. Und wie im Falle des national-völkischen Öko-Faschisten Brenton Tarrant als Begründung für die kaltblütige Hinrichtung betender Väter und Kinder…

Auch als Podcast auf KenFM

21 Comments

  1. Es ist kein schöner Anlass, aber ich muss heute mal schreiben, wie froh ich bin, dass es Sie, Herr Broeckers, und ihre Texte gibt. Man könnte sonst schier verrückt werden an der Welt.

  2. “Freigeist” hofierten Hassprediger Henryk M. Broder” ….???
    Broder ist ein “Hassprediger” ( Hier sind die Gänsefüßchen Pflicht )
    gegen die epidemische Dummheit der politischen Kaste
    und gegen die evidente Vollverblödung der Bevölkerung….Deshalb hat er leider auch nicht den “Bomben-Erfolg”….wie etliche Prediger massivster Gegenaufklärung…denen Broder eben ganz genau-und logisch-sowieso…absolut NICHT zuzurechnen ist.
    Ansonsten ist der Bröckers-Text so gut-und so self-understood…dass der Autor
    ihn sich auch hätte komplett schenken können. Nothing new to learn here.

    1. Nein. Weg mit den Gänsefüßchen. Broder IST ein Hassprediger, der zur Vollverblödung seinen Beitrag leistet. Er hat schon genug Übles angerichtet, da muss man den fehlenden “Bombenerfolg” nicht auch noch bedauern. Broder passt hier ganz exakt ins Bild. Er und Gleichgesinnte liefern die geistige Nahrung für solche Massenmörder Und das Schlimmste ist, dass er sich dessen wahrscheinlich sehr bewusst ist.

    2. Herr Fels, neudeutsch roc, mir scheint nur ein Text hier komplett überflüssig, Ihrer.

      Hier folgt ein typisches Beispiel broderscher Hasspredigt gegen jede Vernunft:

      “Man könnte es sich einfach machen und das seltsame Verhalten der Deutschen in der Atomfrage mit dem bekannten Phänomen der “German Angst” erklären, das schon beim Waldsterben und beim Ozonloch, bei der Stammzellenforschung, bei genmanipuliertem Mais und dioxinverseuchten Eiern den Gang der Diskussion bestimmt hat.

      Es gibt freilich genug Beispiele, die klar belegen, dass die Deutschen nicht von Natur aus ängstlich und feige sind. Die Mehrheit lehnt ein allgemeines Tempolimit auf den Autobahnen ab; nur eine Minderheit hat sich gegen die Schweinegrippe impfen lassen, obwohl die Medien, die Pharmaindustrie und die Regierung mit einer “Pandemie” drohten, die ungeahnte Dimensionen erreichen sollte.

      Auch die Angst vor dem Terrorismus ist schwach entwickelt, obwohl der schlimmste Terroranschlag der neueren Geschichte mehr Menschenleben gekostet hat als alle Atom-Unfälle seit Hiroshima zusammen genommen, Tschernobyl und Fukushima eingeschlossen.
      Beispiele haben keine Strahlkraft.
      Was also ist es, das die Deutschen dermaßen umtreibt, dass sogar die Jugendzeitschrift “Bravo” statt eines Starschnitts von Justin Bieber ein Atomkraft-Nein-Danke-Poster anbietet? Es sind Gründe, die ein wenig irrational, aber für die Stimmung im Lande prägend sind. Der Philosoph und Bestsellerautor Richard David Precht hat vor kurzem in einer Talkshow auf die Frage, was denn die Stilllegung der 17 deutschen Kernkraftwerke nutzen würde, wenn alle Nachbarnationen ihre Meiler weiter in Betrieb lassen würden, geantwortet, es wäre wünschenswert, dass Deutschland mit gutem Beispiel vorangeht.

      Ein so gebildeter Mann wie Precht müsste wissen, wie gering die Strahlkraft guter Beispiele ist. Es gibt, von San Marino, Monaco, dem Vatikan und ein paar Südseeinseln abgesehen, nur zwei souveräne Staaten, die mit gutem Beispiel vorangegangen sind und auf Armeen verzichtet haben: Island und Costa Rica.

      Wären gute Beispiele stilprägend, müssten auch Meinungsfreiheit, Gewaltenteilung und Gleichberechtigung von Frauen und Männern weltweit eine Selbstverständlichkeit und nicht die Ausnahme sein. Und auch ein Philosoph sollte wissen, dass es in der Wirtschaft wie in der Natur kein Vakuum gibt. Gibt ein Anbieter auf, übernehmen andere seinen Anteil, vorausgesetzt, die Nachfrage bleibt unverändert.

      Die Idee, man müsse mit gutem Beispiel vorangehen, damit andere ihr Verhalten ändern, ist nicht nur naiv. Wer sie äußert, meint es gut, vor allem mit sich selbst. Er möchte sich als Vorbild, als moralische Autorität etablieren bzw. seine moralische Autorität wieder herstellen.” Quelle: https://www.welt.de/debatte/henryk-m-broder/article12989446/Anti-Atom-Demos-als-neues-Nie-wieder-Auschwitz.html

      1. Ja, Herr Broder ist ein demagogischer Rhetoriker, was ist so schlimm daran? Man muss nur seine Tricks durchschauen, zum Beispiel von den Meinungen Prechts auf dessen angebliche Dummheit zu schließen, indem er daran erinnert, dass es schlimmeres gibt als Atomkraftwerke. So ist Broder. Ich lese ihn darum nur ganz selten.

  3. @roc: Wer von “islamischen Horden” schreibt wie Broder, hat das Prädikat “Hassprediger” durchaus verdient und wird dann halt auch nicht zufällig zum Stichwortgeber für Terroristen wie Breivik. Wer zur israelischen Apartheid und Bombardements in Gaza meint, dass es eben schöner wäre “Täter zu sein als Opfer”, kann auch wahrlich nicht als Vertreter der Aufklärung gelten, sondern eben genau als Prediger von Hass, Militarismus und Gegenaufklärung. Und natürlich hat er damit “Bombenerfolg” – bei Typen wie Breivik auf Tarrant der einen Seite, und auf der anderen, dass er hier u.a. mit dem “Börne”-Preis dekoriert wird. Für seine billigen Witzchen über die seit je epidemische Dummheit der Politik…

  4. Über 700 Jahren sind seit dem “Vierten Kreuzzug” vergangen. Man sollte doch annehmen, das sich die Menschheit weiter entwickelt hat und so etwas wie Glaubenskriege der Vergangenheit angehören sollten. Aber weit gefehlt, muß man da leider resümieren. Seit Bush jun. den “Krieg gegen den Terror” ausgerufen hat, steht der Muslimische Glaube am Pranker. Als Atheist sollte mir das eigentlich egal sein, kann es aber nicht, wenn solche Stilblüten wie Breivik, der NSU oder aktuell Tarrant das Ergebnis dieser Politik sind. Übeltäter Nummer Eins sind für mich die USA, gefolgt von Israel. Man kann mich für diese persönliche Festlegung gerne tadeln. Die USA und Israel sind Meister darin, sich ihre Feinde selber zu schaffen. Ob diese nun die Mudschahedin in Afghanistan waren, oder die Wahabitischen Wickelmützen, oder sich Islamischer Staat nannten. Bei der Entstehung und Unterstützung hatten die USA im Verbund mit Israel (neben anderen Untertsützern) immer ihre Hände im Spiel. Volker Pispers sprach im Bezug auf die nicht Beseitigung Sadam Husseins im “Ersten Golfkrieg” vom nützlichen “Arschloch im Wandschrank”, welches man bei passender Gelegenheit rausholen könnte, z.b. wenn es Innenpolitisch mal nicht rund läuft. Man kann auch davon reden, das die Bürger im permanenten Stanbymodus gehalten werden. Mit Terror(Angst) lässt sich viel verändern, vor allem Gesetze, welche die Demokratischen Rechte eines jeden Einschränken. Mittels einer willigen Presse, lanciert man die Änderungen und damit einhergehenden Einschränkungen, dann als Konsequenz des Islamistischen Terrors, verschweigt aber bewusst, dass man Diesen erst geschaffen hat! Wenn man dieses perfide Spiel nicht durchschaut und erkennt wer die eigentlichen Nutzniesser dieser Politik sind, nach Schwarz/Weiss Antworten sucht, und evtl. für Demagogien und deren Einflüsterer empfänglich ist, bekommt diese, auch durch unsere Leitmedien, geliefert. “Es ist der Islam, welcher uns unterwandert und kaputt machen will!” Das es unter den Glaubensanhängern des Islam auch durchgeknallte Typen gibt, keine Frage, aber die gibt es auch unter den Anhängern der Christenheit. Wenn man nur den Mittleren Westen der USA nimmt, wo die Evolutionstheorie Darwins als Teufelswerk gebrandmarkt und verboten ist. Dort wird noch nach der Bibel gelehrt, dass Gott die Welt in 7 Tagen erschaffen hat? Bush jun. z.b. ist ein Anhänger dieser eifrigen Glaubensvertreter. Vielleicht hätte er doch weiter zu Jim & Beam oder Southern Comfort beten sollen, der Menschheit wäre Einiges erspart geblieben! Der Islam hat ein großes Problem und das heisst Erdöl und Erdgas! Ein großer Teil von diesem Zeug liegt leider in seinem Siedlungsgebiet und da will der Westen ran. Er braucht es um sein kapitalistisches Wirtschaftssystem am laufen zu halten und Profite zu generieren. Da dieses demokratiefeindliche System immer mehr Verlierer produziert und diese nach Antworten suchen, fällt die plumpe Antwort “Der Islam ist an allen Schuld” auch auf fruchtbaren Boden und man braucht sich nicht zu wundern, wenn immer mehr Sektierer und andere Gottesanbeter wie Pilze aus diesem Boden schiessen! Dabei ist die Wahrheit so simple, wie Warren Buffet, einer der reichsten US-Amerikaner sagte: “Es ist ein Krieg Arm gegen Reich und meine Klasse wird ihn gewinnen”!

  5. Frage mich: sind sein (oder Breiviks, der mir auch sofort einfiel) Glaube an den Terror und unsere Reaktion auf islamische Einwanderer wirklich eins (also “identisch”)? Ist das nicht irgendwie eine Umkehrung der Göttinger Mescalero- “klammheimlichen Freude” von 1977, nur, dass diesmal die kryptofaschistischen Anti-Islamisten ihre bösen Gedanken für sich behalten (sollen)?
    Ist das nicht irgendwie eine Umkehrung der Göttinger Mescalero- “klammheimlichen Freude” von 1977? – nicht nur in dem Sinne, dass heute die Anti-Islamisten ihre klammheimlichen Gedanken, zum Beispiel: “naja, jetzt trifft es sie auch mal, können sie mal sehen, wie das ist!” – für sich behalten? Sondern auch in dieser Projektion seiner eigenen Frage auf irgendwelche anderen, z.B. Siegfried Buback, weil er Generalstaatsanwalt und RAF-Jäger war? Vielleicht nicht so dramatisch, wie das hier klingen mag, aber ja. Wir waren schließlich kein Trupp von Blödköppen. Aber sind dieses Australiers Glaube (oder Breiviks) an den Terror und seine Reaktion auf islamische Einwanderer wirklich derart eins (also “identisch”)? Folgt da wirklich das eine aus dem anderen, so wie man es damals dem Mescalero “symptomatisch” unterstellt hat?
    Wirr-aggressiv waren ich und etliche meiner Generation übrigens auch, der terroristischen Gewalt Anfang der 70er Jahre gar nicht so abgeneigt, weil wir Nachpubertären halt eher auf Action standen als auf Flugblättern vor Werkstoren. Aber so Plattitüden wie “abscheuliches Verbrechen” wollen mir auch heute einfach nicht über die Lippen, ebenso wie “rassistisch”, wenn ich von dem Attentat in Peter Jacksons schnuckeliger Kleinstadt aus “Heavenly Creatures”/Himmlische Kreaturen) von 1994 höre. – Der Artikel ist sehr gut, nicht nur, weil er solche Überlegungen auslöst

  6. @all
    Wem der Autor Henryk M. Broder zu viel- oder zu wenig spitzzüngig- oder vernunftgetrieben ist, der kann sich gerne mal auf den Frequenzgang von
    Akif Pirinçci draufschalten.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Akif_Pirin%C3%A7ci
    https://der-kleine-akif.de

    Der “Turbo-Sarrazin” hat es zumindest mal geschafft, die seit Heinrich Böll verwaiste Planstelle ” Gewissen der Nation“ humoristisch NEU zu nuancieren….und dem links-liberalen Leerlauf-Kabarett als quasi „-NPD- High-End -Comedian“ mal die Sporen zu geben…. und das auch noch als Mann „artfremden Blutes“ LoL

    Wem Rechte & Links-Grüne gleichermaßen auf den Sack gehen,
    der kann unten mal überprüfen, wie weit sein aktuelles Vorstellungsleben
    bereits- oder weiterhin an der Realität vorbeigeht.
    Rechte-und Linke müssen sich hier verweigern:

    “Es ist eine verdammte Lüge”

    1. “Nothing new to learn here.” Stimmt, Herr Fels, für antideutsche intellektuelle Schwachköpfe wie Sie gibt es hier nichts Neues zu lernen.

  7. @roc
    Ausnahmsweise werde ich aus M. Broeckers’ Text diesmal nicht ganz schlau (Christchurch sieht ausnahmsweise mal nicht wie eine False-Flag-Operation aus, und das ist eine beschissene Tragödie, gleichwohl: Islamausbreitung in Europa wirklich gar kein Problem?), aus Ihren Kommentaren allerdings noch viel weniger. Ist Broder nun zu viel oder zu wenig spitzzüngig und/oder vernunftgetrieben? Und wo genau müssen sich Rechte und Linke verweigern?

  8. Doch, Herr Bröckers, es sind Ängste dafür verantwortlich, schließlich sind diese subjektiv und meist irrrational. Von der Angst zum Wahnsinn ist es manchmal nicht mehr weit.

    Ängste (und daraus oft folgende Wut und Hass) entstehen aus Unwissen und Verunsicherung. Diese Ängste ließen sich durch “Konfrontationstherapie” – also Begegnung mit dem, wovor man sich fürchtet – überwinden. Daher treten die xenophoben Übergriffe oft dort auf, wo es kaum “Fremde” gibt.

    Verantwortlich für diese Verunsicherung ist aber auch die westliche Mainstream-Führungselite durch ihre Methode, intransparent und undemokratisch zu handeln, ihre strategischen Motive zu verschleiern, die offene Analyse und Diskussion von tiefen systemischen Problemen zu unterbinden und dem Volk gegenüber per Propaganda und Denunziation zu herrschen.

    Die Menschen sind nämlich nicht völlig blöd und durchschauen – oder ahnen wenigstens – dass sie manipuliert und verar*** werden. Die Folge sind Misstrauen, Angst, Paranoia, Zorn. Dies wiederum bereitet den Boden für extremistische Gewalt gegen erreichbare Sündenböcke, die im zynischen Kalkül der Macht als Bauernopfer hingenommen werden.

    (Auch sei daran erinnert: die gleiche westliche Obrigkeit, die bei solchen Untaten Betroffenheit heuchelt, greift am nächsten Tag selbst wieder zu Bomben und Raketen und zeigt so jedem verrückten Extremisten, dass hemmungslose Gewalt als Mittel zur Problemlösung gilt.)

    Wenn die Elite im offenen und freien Dialog – Information statt Propaganda, Akzeptanz statt Framing, Sachlichkeit statt Emotionalisierung, Argumentation statt Herabwürdigung – auftreten würde, dann wäre der größte Teil der Wutbürger, Empörten, Aufgehetzten dazu bereit, innezuhalten, nachzudenken und Manches anders zu bewerten. Verunsicherung und Misstrauen schwinden, wenn man ernst genommen wird, Einsicht könnte wachsen und der grassierenden extremistischen Gewalt wäre der breite Resonanzboden entzogen.

    Wenn man aber (höhnischer Weise unter dem Label von Meinungsfreiheit und Pluralismus) jeden, der Zweifel an der Mainstreampolitik hat, beunruhigt ist und (von der Elite unerwünschte) Fragen stellt öffentlich verunglimpft, ausgrenzt und denunziert – wahlweise als Verschwörungstheoretiker, Rassist oder Nazi – dann wird man auf diesem Wege tatsächlich Nazis hervorbringen. Ein sehr gefährlicher Pfad…

    Offener und freier Dialog ist aber nichts was die neoliberale Elite zu bieten hat, denn dies würde mehr Demokratie und mehr Teilhabe des Volkes an der Herrschaft bedeuten (Wissen ist schließlich Macht). Ihre Macht mit dem Volk teilen, ihr “Geschäftsmodell” umstoßen – das wäre das Letzte, was diese Elite freiwillig täte.

    1. Prima Kommentar.
      “(..) das wäre das Letzte, was diese Elite freiwillig täte.”
      Warum auch? Solange solche entsetzlichen Attentate passieren, läuft für diese “Elite” im Allmachtsrausch ja alles nach Plan.
      Da sie den offenen, freien Dialog meiden, gute Ideen argumentlos begraben, KritikerInnen diffamieren oder Schlimmeres, und ihr Tun grundsätzlich mit immer absurderen Lügengebäuden rechtfertigen und absichern, dann bleibt noch die Revolutionsansage mit anschließender Revolution ..
      …oder das vollkommen entspannte Ignorieren aller ihrer Vorgaben, Ideologien, ihrer Lautsprecherorgane, ihrer Logik, ihrer Zahlungsmittel und Gesetze, ihrer Ästhetik und “Kultur”, ihrer Sprache und Errungenschaften und nicht zuletzt ihren ProtagonistInnen. So á la “Stell Dir vor es ist Neoliberalismus und keiner macht mit” oder “Sorry, du VIP Vogel, du kommst hier nicht rein!”.
      Gibt es für so ein Vorgehen historische Präzedenzfälle? Wäre das nicht irgendwie vorstellbar zu organisieren? Die Mächtigen und Herrschenden einfach bedröppelt in der Ecke stehen zu lassen?

      1. @juggernaut

        Wenn Sie den Ansatz des Ignorierens konsequent weiterdenken, landen Sie bei “Reichsbürgern” und “Selbstverwaltern” (die übrigens auch offiziell durchaus nicht alle “rechts” sind). Entscheidend ist, dass diese sich vom Staate abwenden, dessen Gesetze nicht mehr bedingungslos befolgen und sich ihre eigene kleine, unabhängige Welt schaffen wollen. Früher oder später endet dies jedoch in der erfolglosen Konfrontation mit der Staatsgewalt, die solches nicht ohne Konsequenzen duldet.

        In der DDR gab es den passiven Widerstand – Schlamperei und Schlendrian am Rande der Sabotage – aber im Neoliberalismus verlieren Sie dann schnell den Job, denn anders als damals lässt sich williges Ersatzpersonal rasch herbeischaffen. Dann landet man doch wieder beim staatlichen Sozialamt.

        Erfolgreicher sind schon eher gewisse Parallelgesellschaften, deren Mitglieder wenigstens nicht als Einzelkämpfer antreten, sondern die Solidarität ihrer Clans genießen und sich teilweise auf kriminellem Wege über Wasser halten.

        Theoretisch gäbe es noch den Umsturz “von außen” – aber die russische “Einmischung” per “Hybridkrieg” gegen den Westen findet nur in den Redaktionsstuben der MSM statt.

        Die offiziellen Regeln des System sehen ja vor, dass z.B. Leute wie Sie oder Herr Bröckers auf demokratisch-partizipativem Wege an die Hebel der Macht gelangen und den Kurs des Staatstankers ändern. Aber das neoliberale System ist mehr als der Staat, das Zentrum der Macht liegt außerhalb der Reichweite plebiszitärer Einflüsse und was theoretisch denkbar ist, wird dadurch noch lange nicht praktisch realisierbar: Politische Bewegungen lassen sich zersetzen, Akteure kaufen oder einschüchtern – wozu gibt es gewisse Dienste…

        Ich fürchte – revolutionäre Gewalt mal außen vor gelassen – man wird schlicht den sich abzeichnenden Eigenkollaps des Systems abwarten müssen. Was danach kommt? Who knows…

  9. Stefan
    19/03/2019 at 12:28
    Nach Lage der Dinge…lieber Stefan…gibt’s nur einen Weg raus :
    Selber “Elite” werden…möglichst wenig Neo-Liberal…sondern stramm Top-Down
    damit man auch Ernst genommen wird 🙂

    1. @gabor

      Mein Bedarf an Eliten jeglicher Art ist gestillt. Ich erlebe gerade das zweite derartige Gesellschaftssystem, das von seiner Obrigkeit gnadenlos an die Wand gefahren wird. Das erste war die DDR, in welcher die “führende Rolle” von der selbsternannten “Avantgarde des Proletariats” (der SED von Geistesgrößen wie Erich Mielke & Co.) ausgeübt wurde.

      Obgleich DDR und BRD in vielen Dingen sehr unterschiedlich funktionierten, hatten bzw. haben sie als gemeinsames Merkmal eine hierarchische Herrschafts- und Machtstruktur mit sehr ungleich verteilten Einflussmöglichkeiten (in der DDR-Diktatur offen und repressiv ausgelegt, in der bundesdeutschen Demokratiesimulation subtiler verschleiert und dadurch umso effektiver gesichert).

      Ich bin damals wie heute (durch Beobachtung und persönliche Erfahrung) zur Erkenntnis gelangt, dass solche Eliten-Systeme regelmäßig kollabieren, weil – einfach gesagt – stets “die falschen Leute” die Machtleiter emporklettern: Hüben wie drüben setz(t)en sich zwangsläufig gerade diejenigen beim Kampf um den hierarchischen Aufstieg durch, bei denen Eigenschaften wie Skrupellosigkeit, Charakterlosigkeit, Rücksichtslosigkeit und Egoismus am stärksten ausgeprägt sind. (Egal, ob es sich um “Funktionseliten” oder “Geldeliten” handelt.)

      Dies führt offensichtlich gesetzmäßig dazu, dass die Obrigkeit solcher Herrschaftssysteme früher oder später überwiegend von egozentrischen und korrupten Hohlköpfen gebildet wird, denen die Fähigkeit oder Kompetenz, eine komplexe Gesellschaft zusammenzuhalten und zum allgemeinen Nutzen anzuleiten, völlig abgeht. Der Zusammenbruch solcher Strukturen ist folglich (mit den Worten unserer famosen FDJ-Sekretärin) “alternativlos”…

  10. @Josef Gabriel Twickel
    19/03/2019 at 11:08

    Nehme mal an ihr Name “Josef Gabriel” allein bürgt bereits für eine gut-katholische Aufzuchtsart-und Grundbildung. Fels heißt im Englischen “Rock”…nicht roc. “Antideutsch” zu sein, ist mir eine intellekuelle Überlebensfrage, angesichts Ihres mutmaßlichen “Deutsch seins”, und Ihr Inder-Nett-Netiquette-Verstoß: “Schwachkopf”…der geht logisch Volley Return an Sie, Amigo mio

    Merke :
    Warum sollte ich mich im” Google-NSA-Putin-Troll-China-Mann-Internet” aus dem Off zu Wort melden, wenn ich Kritik an mir überhaupt erlauben würde ?…LoL

    @Martin MS
    19/03/2019 at 09:51

    “Ist Broder nun zu viel oder zu wenig spitzzüngig und/oder vernunftgetrieben?
    Und wo genau müssen sich Rechte und Linke verweigern ? ”

    Das muss Jeder…auch bezugnehmend auf das gelinkte Video… für sich entscheiden.
    Die Zeiten des Lagerdenkens sind eigentlich längst vorbei, bzw. ein Kadaverleuchten des letzten blutigen Jahrhunderts.

    1. “Warum sollte ich mich im” Google-NSA-Putin-Troll-China-Mann-Internet” aus dem Off zu Wort melden, wenn ich Kritik an mir überhaupt erlauben würde ?…LoL”
      Hatten Sie bereits geschrieben, dass es für Sie hier nichts zu lernen gibt !

  11. Ein Massenmörder ist ein Massenmörder. Ein Mörder ist ein Mensch, der andere Menschen tötet. Dafür gibt es in meinen Augen – neben dem Entsetzen, das ich persönlich bei solchen Nachrichten empfinde, nie eine Rechtfertigung, nie eine Entschuldigung. Ich denke, das ist einfach so unmenschlich und falsch. Warum jemand mordet: Weil er einen Menschen nicht mag? Weil er etwas haben will, was der andere hat? Weil er eifersüchtig ist? Weil er glaubt, irgendeine Welt zu retten? Weil er glaubt im Namen einer Religion das tun zu dürfen? Weil er die Bodenschätze seines Nachbarn vereinnahmen will? Weil er etwas Falsches gefrühstückt hat? Ach, ich finde es gibt dafür gar keinen Grund. Mein Beileid gilt den Angehörigen der Toten.

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