Ein überwältigend freundliches „Ami go home!“

Es gibt sie noch, die Nachrichten und Schlagzeilen, die richtig gute Laune machen. Zumindest mir ging es so, als ich letzte Woche auf „Spiegel Online“ lesen konnte: „US-Botschafter Grenell droht Deutschland mit Truppenabzug“ – und dann auch in der Süddeutschen Zeitung: „USA drohen erneut mit Truppenabzug aus Deutschland“.

Ja was war denn da los? Ich war noch in den Ferien, halbwegs offline, und hatte die Nachrichten nicht regelmäßig verfolgt. War etwas so Entscheidendes passiert, dass der US-Botschafter nicht mehr an sich halten konnte und derart dramatische Drohungen loslassen musste ? Nein, es war gar nichts passiert, es herrschte mehr oder weniger Sommerloch an der Nachrichtenfront. Der Grund für Grenells Drohung war nicht mehr als ein bisschen Agenda-Setting und Stimmungsmache für die anstehende Europareise von Donald Trump:

“Es ist wirklich beleidigend, zu erwarten, dass der US-Steuerzahler weiter mehr als 50 000 Amerikaner in Deutschland bezahlt, aber die Deutschen ihren Handelsüberschuss für heimische Zwecke verwenden” , hatte der Botschafter gegenüber der Deutschen Presse Agentur bekundete. Zuvor hatte seine Kollegin in Polen, Georgette Mosbacher, schon getwittert: “Polen erfüllt seine Zahlungsverpflichtung von zwei Prozent des BIP gegenüber der Nato. Deutschland tut das nicht. Wir würden es begrüßen, wenn die amerikanischen Truppen in Deutschland nach Polen kämen.”

Wieder einmal geht es um die ominösen 2% vom Bruttosozialprodukt, die die Mitgliedsstaaten der Nato für Aufrüstung ihrer Armeen ausgeben sollen – ein „Richtwert“, der bei einer Nato-Tagung im Jahr 2002 aus dem Hut gezaubert wurde, der aber weder rechtlich, noch sonst irgendwie verbindlich ist. Schon gar nicht existiert eine „Zahlungsverpflichtung“ wie die polnische US-Botschafterin behauptet. Auch hat der Bundestag nie einen Beschluss darüber gefällt, 2% des BIP für Aufrüstung auszugeben – und eine politische Debatte darüber, ob nicht auch 0,6 % ausreichen würden, wie in Östereich – oder 0,34 % wie in Irland, wurde nie geführt.

Sind den Schweizer Eidgenossen ihre Landesgrenzen so wenig wert, dass sie nur schlappe 0.7 % ihres Brutto-Inlandprodukts für deren Verteidigung ausgeben ? Sitzen Iren und Östereicher*innen nächtens verängstigt in ihren Kellern, weil sie Angriffe auf ihr Land fürchten müssen ?

Wenn nein, wie kommt es dann, dass sie sich so sicher fühlen auch wenn ihre Sicherheitsausgaben so gering sind ? Sind die Deutschen derart verschreckt, dass sie ein Vielfaches hinlegen müssen, um sich sicher zu fühlen ? Warum sind die aktuell bei 1, 3 % liegenden Rüstungsausgaben nicht schon mehr als genug ? Nur weil Donald Trump gern mehr hätte und ein paar Nato-Fritzen sich mehr Material zum Verballern wünschen ? Reichen die in Deutschland stationierten US-Atombomben noch nicht aus, um eine nukleare Apokalypse in Mitteleuropa zu veranstalten ?

Das wären so die Fragen, die einem in den Kopf kommen, wenn die scheinbar gottgegebenen 2% in den Nachrichten auftauchen, die dem Moloch „Militärisch-industrieller-Komplex“ per anno in den Rachen geworfen werden sollen. Wobei es mit Gold und Geld allein auch noch nicht wirklich getan ist, weil eigentlich erwartet wird, das auch noch junge Männer und Frauen als Opfer dargebracht werden, um als Helden ihr Leben zu lassen – irgendwo am Hindukusch oder wo sonst gerade die gefühlte Sicherheit verteidigt werden muss.

Wird nun diese gefühlte Sicherheit auf ein untragbares Minimum schrumpfen, wenn die USA ihre Drohung wahrmachen und ihre Truppen abziehen ? Natürlich nicht, weshalb das Fachmagazin „Postillon“ die Drohungen aus dem Hause Trump auch entsprechend kommentierte: „USA drohen mit Truppenabzug: Deutsche reagieren mit kollektivem Winken“. Auch wenn die Reaktion des US-Botschafters auf dieses überwältigend freundliche „Ami go home!“ noch nicht bestätigt wurde, triftt sie den Kern der Sache:

“Also, wenn uns alle so nett bitten,“ so wird Grenell zitiert,“dann verschieben wir den Truppenabzug nochmal. Aber die Verteidigungsausgaben müssen hoch. Sonst… sonst bleiben wir für immer!”

Auch als Podcast auf KenFM

5 Comments

  1. Ich denke, wenn die Amis irgend was aus der Geschichte gelernt haben, dann doch wohl das:
    Überall andauernd Krieg führen gibt’s nicht für ömme. Da sind 2% schon das unterste Limit. Es hat schon seinen Grund, dass die BW materialtechnisch auf dem Zahnfleisch geht. All die Auslandseinsätze kosten fordern ihren Tribut. Wenn “wir” da auch noch siegen sollen anstatt nur für Unruhe zu sorgen, wird’s nochmal deutlich teurer.

  2. Irgendwie ist doch was merkwürdig!Einerseits werden alle Privatpersonen gezwungen,irgendwie CO2 einzusparen und müssen daher auf alles möglich verzichten von der Plastiktüte über die Heizungen und den Fahrzeugen.
    Seltsamerweise scheint die NATO so umweltfreundlich zu sein, dass sie bei ihren vielen Manövern nie deswegen angeprangert wird.
    Jeder Normalbürger wird angeprangert, sollte er/sie ein Diesel Fahrzeug verwenden oder eine Plastiktüte! Mit gesenktem Kopf und Schuldgefühlen getraut sich kaum noch ein normaler Mensch irgendetwas nicht umweltfreundliches zu machen z.B. ein Dieselauto zu benutztn. FRAGE: Wenn die Erhöhung der Militärausgaben zu einer Zunahme sämtlicher Manöver führt GILT DANN DAS NICHT MEHR MIT DER VERMEIDUNG DES HÖHEREN CO 2 AUSSTIEGS ODER SOLLEN DIESE 2% DAZU FÜHREN,DASS NUN ALLE MILITÄRFAHRZEUGE UND FLUGZEUGE JETZT UMWELTFREUNDLICH CO2 FREI UMGERÜSTET WERDEN? Da dies sehr unwahrscheinlich ist, würde ich schon deshalb auf die Erhöhung des Militäretats verzichten, da dies sich nicht mit dem Umweltschutz und den Plänen des Senkungs des CO2 verträgt.
    Mir kommt es merkwürdig vor, dass das normale Volk immer drangsaliert wird , auf CO2 Rücksicht nehmen zu sollen, während die Erhöhung der Militärausgaben zu weiteren Manövern etc. und damit Erhöhung des CO2 Ausstiegs führen.
    Also was denn nun? Entweder jeder hält sich an die Vermeidung CO2 Werte zu erzeugen,also dann eben auch das Militär .
    Nun hätten wir doch schon deshalb gute Gründe, dies zu verweigern.

  3. “Also, wenn uns alle so nett bitten,“ so wird Grenell zitiert,“dann verschieben wir den Truppenabzug nochmal. Aber die Verteidigungsausgaben müssen hoch. Sonst… sonst bleiben wir für immer!”
    Genau so sieht das dann aus, Herr Broeckers. Und eine passende Regierung(Falls die (Oliv) Grünen noch nicht an der Macht sein sollten!?)`putschen wir (Amis) in altgewohnter Manier an die Macht. Damit der Laden hier wieder rund läuft und wir es richtig krachen lassen können. Das wird dann bestimmt genauso lustig, wie in all den anderen von den Amis und der NATO angezettelten Regimechange Kriegen. Aber wir wollen nicht sarkastisch sein, ging und geht es hier doch immer um die Verteidigung unserer “Westlichen Werte!?” Da sollte man doch bereit sein, ein bißchen mehr Kohle rüber zu schieben, oder? Es kann doch nicht sein das der Pole mit Gewehr am Fuß bereit steht, seine Slawischen Brüder in Russland auf Befehl der Amis platt zu machen, und wir Skrupel wegen unserer Vergangenheit haben. Also, Helm ab zum Gebet und Flintenuschi sei mit UNS!

  4. Und Tschüss Ami kann ich da nur sagen. Am besten gehen unsere Speichellecker in Berlin gleich mit, die meinen dem grössten Kriegstreiber auf unserem Planeten die unverbrüchliche Treue halten zu müssen. Alle die für Auslandseinsätze unserer, laut Grundgesetz, Verteidigungsarmee sind, oder von einer Europäischen Armee träumen, werden an vorderster Front eingesetzt, sind sie zu Alt, ersatzweise ihre Kinder und Enkel. Die Wirtschaftsbosse, welche eine Verteidigung unserer unter “Deutscher Flagge” fahrenden Schiffe fordern, stellen wir ganz vorne an den Bug. Wetten das Thema wäre ganz schnell vom Tisch? Erich Maria Remarque: ” Ich dachte immer alle Menschen seien gegen den Krieg, bis ich heraus fand, dass welche dafür sind, nämlich die, die nicht hin müssen.” Sind es die Kinder und Enkel unserer Eliten aus Politik und Wirtschaft, die in Frieden stiftenden Missionen verheizt werden, oder sind es doch eher die Kinder und Enkel der ” normalen ” Leute? Ich kann gar nicht soviel essen, wie ich kotzen möchte, wenn ich diese Dummschwätzer von ” unseren ” Werten labern höre. Welche Werte sollen das denn sein? Geht es vielleicht doch eher um seltene Erden? Klingt ähnlich, wird nur etwas anders geschrieben. Vielleicht haben sie das ja nur verwechselt? Blöd genug dafür wären sie allemal. Allerdings denke ich, dass sich das mit Blödheit allein nicht erklären lässt. Skrupellos trifft es wohl eher!

Leave a Comment

Your email address will not be published. Required fields are marked *