Chimes Of Freedom Cracking

Wenn sich verehrte Helden, leuchtende Vorbilder, große Meister blamieren, dann tut das – ach! – einem auch selbst weh.  Vielleicht weil Neuowissenschaftler – um noch mal auf den letzten Eintrag zurück zu kommen  – herausfanden, dass ein Pieckser in eine vor einem  auf dem Tisch liegende Gummihand als unangenehm empfunden wird, obwohl die echte Hand, die bei den Versuchen unter dem Tisch auf dem Knie platziert war,  völlig unberührt bleibt. Auch unsere Imaginationen können also Schmerzen übertragen, auch wenn das reale Leben gar nicht betroffen ist. So ungefähr ging es mit dem Stich, den mir letzte Woche die kurze Nachricht versetzte, dass sich Bob Dylan von Präsident Obama die “Medal of Freedom” umhängen läßt – der Mann, dessen Songs mir einst als Teenie den Weg zur Kriegsdienstverweigerung wiesen, der die  Glocken der Freiheit /Chimes of Freedom läuten und leuchten ließ –  “Flashing for the warriors whose strength is not to fight” – und der für seine Lyrik längst den Nobelpreis verdient hat, läßt sich von einem Kriegspräsidenten mit fälschlich verliehenem Friedensnobelpreis  eine Freiheitsmedaille an die Brust heften ? Das muss doch nicht sein, das hat er doch gar nicht nötig, was soll der Scheiß ? Ist das schon Altersschwachsinn, oder nur Hochgradzynismus ? Wie auch immer, die Chimes of Freedom, von den Byrds tausend Mal gehört, haben einen ziemlichen Riss bekommen….

10 Comments

  1. Die Menschen scheinen sich ab einem bestimmten Alter nur noch in zwei Richtungen zu entwickeln: hin zur Altersweisheit oder … naja, eben in die gegenteilige.

  2. sieht auf dem photo (bzw. in dem entsprechenden doku-video) so wehrlos geworden gegenüber der alten Philipp K. Dick- wechstaben-verbuchslung von wirklichkeit und simulation aus…
    um uns an diese zu erinnern (?!)

  3. ähm – damit meine kommentare oben evtl. auch verstanden werden können, hier noch der passende link…
    (musste erst einmal ein paar stündchen schlafen, um wieder kommunikationsfähig zu werden – der sohn des nachbarn hatte gestern seinen “18.”, und das hieß für ALLE/mit oder ohne ohrenstöpsel/ im umkreis von 250 metern: durchmachen bis zum gehtnichtmehr)

  4. Herr Bröckers, mich bewegten ähnliche Gedanken, als ich die Nachricht las. Verwandt zu solchen Empfindungen ist ja auch das Phänomen “Fremdschämen”.
    Gut, Bob Dylan behielt während der Zeremonie seine Sonnenbrille auf, aber ob das als Zeichen des Protestes reicht?

  5. Im deutschen Staatsfernsehen (ARD oder ZDF, einer von beiden war’s), kam dazu ein Bericht mit Filmchen. Dylan sah nicht mal aus wie eine Karrikatur seiner selbst, eher wie ein Zombie. Der Bericht war natürlich überschwänglich, schließlich war ja auch noch Messias Obama dabei. Das gefällt der Journaille. Für Leute, die Dylan früher bewunderten, war es absolut unerträglich.

  6. “Ist das schon Altersschwachsinn, oder nur Hochgradzynismus?” – fragt der Autor.
    Manchmal ist die Antwort aber vielleicht ganz banal: Dem Promi ist evtl. nur das Geld ausgegangen(was er sich dennoch zweifellos redlich verdient hatte).

  7. So sieht ein Mensch aus der zutiefst Traumatisiert ist.Die Brille Verdeckt die Traurigen Augen nur dürftig.Er hatte es einmal selbst gesagt,nämlich das er mit dem Satan ein Geschäft gemacht hat.Das ist nun der Preis den er dafür bezahlen muss.
    Am Halsband des Satans nun zu dessen Hund geworden,hat sich seine Seele bis in die letzten Winkel des fast schon Toten Körpers zurückgezogen und Vegetiert nur noch in Versteinertem Entsetzen vor sich hin.Pflanzt Bäume anstatt “Berühmt” werden zu wollen.

    Autarkie für alle
    Esst Keimlinge 🙂

  8. Danke Bröckers ! Ich frag mich, warum ein Bob Dylan sowas macht oder mit sich machen lässt!
    Haben sie ihn vor Zimmer 101 geführt ?
    Die Beatles haben sich adeln lassen, das war schon entsetzlich …. für mich ist Bob Dylan – leider, leider – perdu! Wenn jetzt auch noch Joan Baez sowas mit sich machen ließe, …. ?

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