FAZ not amused: Volksverhetzung

Da der FAZ-Artikel, der unser Buch als “rassistische Esoterik” bezeichnet mittlerweile auch online zugänglich ist, können Leser  die Komikerqualitäten des Rezensenten Reinhold Veser selbst nachvollziehen. Dass hinter der schrillen Aufegregtheit das Bellen eines betroffenen Hundes steckt, wird schon in der rhetorischen Eingangsfrage ziemlich deutlich: “Wie nennt man es, wenn jemand über die Sprache eines anderen Volkes schreibt, diese sei eine „Neuerfindung“, die „als Bauernsprache keine Worte für die Tiere hat, die nicht auf Feld und Flur leben“? Volksverhetzung?”  Die “rassistische Esoterik” in der Überschrift war ja schon stark, aber jetzt gleich zum Einstieg auch noch Volksverhetzung, zwar mit vorsichtigem Fragezeichen aber doch deutlich insinuiert. Das ist schon toll. Und wäre auch ein ernstzunehmeder Vorwurf, wenn wir uns das mit der “Bauernsprache” ausgedacht hätten, um gegen das Volk der Ukraine zu hetzen. Aber das haben wir nicht. Vielmehr haben wir uns in dem kurzen Abschnitt zur Geschichte der Ukraine und in dem noch kürzeren über die ukranische Sprache auf einen der bekanntesten Söhne der Stadt Kiew, den weltberühmten Schriftsteller Michail Bulgakow gestützt. Hier ist die Passage:

Der in Kiew aufgewachsene Arzt und Schriftsteller Michail Bulgakow beschrieb diese schreckensreichen Jahre in seinem autobiografisch geprägten Roman “Die weiße Garde”, in dem er aus seiner tiefen Abneigung gegen die roten Revolutionäre keinen Hehl macht, den entstehenden ukrainischen Nationalismus aber noch viel furchtbarer findet, vor allem weil er »die russische Bevölkerung terrorisiert mit einer scheußlichen Sprache, die es gar nicht gibt«. In dieser Neuerfindung liegt für Bulgakow die Wurzel des Nationalismus, und schon in seinem ersten Roman erweist sich der spätere Autor von “Der Meister und Margarita” als der satirische Großmeister der Weltliteratur, wenn er die neue Sprachverwirrung mit beißendem Spott beschreibt:
»Vorgestern fragte ich diese Kanaille Doktor Kurizki, der kann seit November vorigen Jahrs plötzlich kein russisch mehr. Früher Kurizki, jetzt ukrainisch Kuryzky. Ich frage ihn also, wie Kater (russisch Kot) auf ukrainisch heißt, das wußte er noch (Kit), aber als ich ihn fragte, wie der Wal (russisch Kit) heißt, glotzt er mich an und schweigt.«
Die Etablierung des Ukrainischen, das nichts anderes als Russisch mit ein paar abgeleiteten Vokalen ist und als Bauernsprache keine Worte für die Tiere hat, die nicht auf Feld und Flur leben, die Einführung dieses Dialekts als Nationalsprache war für den Wortkünstler Bulgakow nicht ein neuer, patriotischer Anfang, sondern ein Rückschritt in einen beschränkten, bornierten Nationalismus. Fast ein Jahrhundert später ist der von Bulgakow thematisierte Sprachenstreit immer noch hochaktuell: Bei einer Debatte über das von Präsident Janukowitschs »Partei der Regionen« eingebrachte Gesetz, dass Minderheitssprachen in den Regionen als zweite Amtssprachen genutzt werden können, flogen noch 2012 im Kiewer Parlament nicht nur schlagkräftige Argumente, sondern auch die Fäuste. (Seite 35)

Aus diesen Sätzen abzuleiten, dass sich Bröckers und Schreyer der Volksverhetzung schuldig gemacht haben, ist schon irre – und funktioniert auch nur, weil die Quelle Bulgakow einfach unterschlagen wird. Dies aber – das aus dem Zusammenhang gerissene, irreführende  Zitieren – kann nicht mehr mit komischer Verrücktheit entschuldigt werden. Es verletzt nicht nur – einem selbst erklärten Qualitätsblatt wie der FAZ eigentlich unwürdig – grundlegende journalistische Regeln, sondern erfüllt auch den Tatbestand der Demagogie. Tut also selbst genau das, was es den Autoren zu Unrecht vorwirft. Und ist einmal mehr ein Beispiel für den Niedergang des Journalismus, den wir in unserem Buch beklagen.

PS.: Was den ukrainischen Nationalismus betrifft hat Regierungschef Jazenuk bei seinem Besuch gerade eine Kostprobe abgeliefert, die an rechtsradikaler  Geschichtsklitterung  kaum zu überbieten ist: “Wir können uns alle sehr gut an die sowjetische Invasion der Ukraine und Deutschlands erinnern.” Wir vermuten mal dass es im Erinnerungskastl von Herrn Veser ähnlich tickt…

7 Comments

  1. Ein Großteil der Ukrainer unterhält sich ohnehin in Russisch, selbst ausgewiesene Rußlandhasser. Das liegt daran, daß sich bestimmte Dinge, auch z.B. technische oder wissenschaftliche Sachverhalte, nach wie vor besser in Russisch als in Ukrainisch ausdrücken lassen. 🙂

  2. Nachdem das angesprochene Wortschatz- Niveau des ukrainischen Dialekts offensichtlich kein anderes ist als dasjenige der bereits von vielen Aufmerksamen naserümpfend registrierten, auffallend verstümmelten, entstellten, dann jedoch erstaunlich zielsicher missbrauchten Grammatik Merkelscher Wort- oder besser gesagt Versatzstückmeldungen (siehe etwa Gertrud Höhler, die da in ihrem Buch Die Patin vom “Sprachversteck” spricht), wäre ein Verbot des (ohnehin unzulässig bzw. dümmlich verallgemeinernden) Wortes Lügenpresse kein großer Verlust:

    Es kann fliegend und sogar im europäischen Maßstab zu Merkelpresse übergegangen werden.

  3. ….es wird wohl nicht mehr lange dauern bis die presse, die taeglich durch intensivere verbloedung, mentaler [freiwilliger?] zensur, gleichschaltung und faktenarmut glaenzt und zum klatschblatt-niveau verkommen ist, auch vom lemming-gen angesteckt wird und dann kollektiv die arschbombe [von kopf-sprung kann man ja schon lange nicht mehr reden] vom kliff ins meer versinkt….

  4. Doch, doch Verrücktheit trifft wahrscheinlich zu. Während einerseits der von US-Gnaden bestellte und mit strammrechten Kräften kooperierende “Jaz” in Berlin vom Einmarsch der bösen Sowjets ’45 in die Ukraine und Deutschland schwafelt und die Bundesregierung sich dazu nicht äußern will, entschuldigt sich der Staatsfunk andererseits ernsthaft, wenn ein Moderator ein grünes Hemd trägt, weil das auf manchen Bildschirmen braun aussehen könnte.
    http://meedia.de/2014/10/29/wir-sind-doch-nicht-im-kindergarten-zdf-morgenmagazin-blamiert-sich-mit-braunhemd-entschuldigung/

    Geschichtsklitterung auf höchster diplomatischer Ebene ist also völlig nebensächlich, solange das ZDF in der Hemdenfrage wachsam bleibt.

    Da die selbsternannte Sprachpolizei gerade darauf hinweist, dass die Nutzung des Wortes “Lügen” im Zusammenhang mit öffentlichen Medien zu vermeiden ist, wenn man sich nicht der Missbilligung der Volksgemeinsch … äh Zivilgeselllschaft aussetzen will, bleibt als Erklärung nur noch fortschreitender geistiger Verfall in bestimmten Berufsgruppen. Das dürfte mit deren Tätigkeit zusammenhängen, bei der Beschreibung der Welt wider besseren Wissens maximale Distanz zur Realität halten zu müssen. Auf Dauer ist so etwas sicherlich ungesund.

  5. In wessen Händen landen die »tödlichen Waffen«, mit denen die USA die Ukraine versorgen?
    Andrey Polevoy
    Die spannendsten Fragen zur Ukraine-Krise drehen sich um die Legalisierung der amerikanischen Waffenlieferungen an Kiew, die dazu dienen sollen, »die Ukraine vor russischer Aggression zu schützen«. Was könnten das für Waffen sein? Was bräuchte es, damit Kiew einen militärischen VORTEIL erlangt? Im Krieg gegen Neurussland hat Kiew leichte Waffen, gepanzerte Fahrzeuge, Mehrfachraketenwerfer, Artillerie, Streumunition und Phosphormunition, Boden-Boden-Raketen und bis vor Kurzem auch Fluggeräte eingesetzt (bis zum Herbst hatte die Miliz dann aber praktisch alles flugtaugliche Militärgerät der Ukraine vernichtet).
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    http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/europa/andrey-polevoy/in-wessen-haenden-landen-die-toedlichen-waffen-mit-denen-die-usa-die-ukraine-versorgen-.html

    George Soros‘ lächerlicher Auftritt in München
    F. William Engdahl
    Manchmal höre ich Kommentare von Vertretern des öffentlichen Lebens, die so lächerlich sind, dass sie nicht ungehört verhallen sollten. Das gilt für die Bemerkungen eines Mannes, mit dessen juristischer Spitzfindigkeit ich vor einigen Jahren persönlich vor einem Hamburger Gericht konfrontiert war (und sie gut überstanden habe, vielen Dank). Ich spreche von dem in Ungarn geborenen amerikanischen Milliardär, Spekulanten und Geldgeber steuerbefreiter Stiftungen in aller Welt, dessen Pläne für verschiedene Regimewechsel erstaunlich gut mit denen des US State Department einhergehen.
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    http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/geostrategie/f-william-engdahl/george-soros-laecherlicher-auftritt-in-muenchen.html

    Obama: »Manchmal müssen wir massiven Druck ausüben, wenn Länder nicht das tun, was wir von ihnen verlangen.«
    Redaktion
    In einem ausführlichen und weitreichenden Interview mit dem amerikanischen Fernsehsender Fox, den der amerikanische Präsident selbst als »Treffpunkt für kluge Köpfe und Nerds« bezeichnete, erklärte Barack Obama, die Realität der »führenden Position Amerikas« bringe es zuweilen mit sich, dass die USA »massiven Druck« auf Länder ausüben, »die nicht tun, was wir von ihnen verlangen«, und ihre militärische Stärke und andere Hebel einsetzen müssten, um ihre Ziele zu erreichen.
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    http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/geostrategie/redaktion/obama-manchmal-muessen-wir-massiven-druck-ausueben-wenn-laender-nicht-das-tun-was-wir-von-ihnen-.html

    Sicherheitsberater Putins: »Vorgehen der USA führt unvermeidlich zu Konfrontation mit Russland und China«
    Tyler Durden
    Das sehnlich erwartete Treffen der Euro-Gruppe endete mit einer Pleite. Die Griechen haben Deutschlands forschen Finanzminister auflaufen lassen, woraufhin das Chaos komplett war. Vor lauter Panik schafften es die Finanzminister nicht einmal, sich auf eine kurze gemeinsame Presseerklärung zu verständigen. Europas Ruf, was Erfolg bei Verhandlungen anbelangt, leidet derzeit kräftig. Bleibt nur zu hoffen, dass die zweiten wichtigen Verhandlungen, die derzeit stattfinden, erfolgreicher verlaufen werden.
    Frau Merkel, Schluß mit der Unterstützung für Nazis in der Ukraine!
    Wir Bürger akzeptieren nicht, dass die deutsche Regierung mit Nazis in der Ukraine zusammenarbeitet und fordern, dass das unverzüglich aufhört. Weiterhin wird gefordert, dass ein Dossier, welches von E.I.R. verfasst und als Sonderdruck der Neuen Solidarität veröffentlicht wurde, sofort in den Massenmedien veröffentlicht werden muss, um der einseitigen Berichterstattung über die Ukraine entgegenzuwirken. Dieses Dossier faßt die Einmischung westlicher Geheimdienste beim Aufbau der Nazis in der Ukraine zusammen.

    http://www.bueso.de/ukraine

    Kritisches zur deutschen Außenpolitik

    http://www.german-foreign-policy.com

    Geolitico

    http://www.geolitico.de

    Die Rede ist von den Gesprächen in Minsk, bei denen eine Lösung für den Bürgerkrieg in der Ukraine gefunden werden soll.
    mehr …

    http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/europa/tyler-durden/sicherheitsberater-putins-vorgehen-der-usa-fuehrt-unvermeidlich-zu-konfrontation-mit-russland-und-.html

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