Die Wiederkehr der Hasardeure

“Wiederkehr der Hasardeure: Schattenstrategen, Kriegstreiber, stille Profiteure 1914 und heute” heißt das Buch von Wolfgang Effenberger und Willy Wimmer, das ich mit großem Gewinn gerade gelesen habe. Ein Geschichtsbuch, das nicht eine Revision der Kriegsschuldfrage anstrebt, sondern das Augenmerk auf die Hintermänner und Strippenzieher lenkt, die der aufstrebenden Kontinentalmacht Deutschland nicht anders als mit Krieg antworten konnten. Spannend an diesem ebenso weit gespannten wie fundierten historischen Panorama sind die Parallen zur heutigen Zeit, in die Willy Wimmer als ehemaliger Staatssekretär und OSZE-Vertreter von hoher politischer Warte Einblick nehmen konnte. Ken Jebsen hat mit ihm über das Buch gesprochen:

11 Comments

  1. Nein, nein mit einer differenzierten Betrachtung der Hintergründe der Katastrophen des 20. Jahrhunderts und der Erforschung vielleicht mitursächlicher Interessen anderer Staaten würde man die meisten zeitgenössischen Leser nur überfordern und gleichzeitig am Fundament der Weltordnung rühren. Deshalb muss es dabei bleiben: Nur wenn Deutschland uneingeschränkt Alleinverursacher der Kriege und der damit zusammenhängenden Verbrechen war, verzichtet es heute weitgehend auf die Formulierung eigener Interessen und steht stattdessen den (angelsächsischen) Siegermächten unterwürfig als williges Werkzeug zur Verfügung, um neue Verbrechen (in Jugoslawien, Afghanistan, .v.d. Leyens Pläne…) zu begehen.

    Deutschlands historische Bösartigkeit ist Messlatte für die moralische Überlegenheit seiner damaligen Gegner. Das Land muss daher seine Läuterung heute unter Beweis stellen, indem es sich zu seiner historischen Verantwortung bekennt, was im Klartext heißt, den Wünschen der historisch Guten unverzüglich und widerspruchslos nachzukommen. Auch wenn es bspw. darum geht, Nazis in der Ukraine zu unterstützen, das ist ganz egal – nicht denken, nur gehorchen, so funktioniert’s…

  2. @Stefan am 18.02.2015 um 18:57 Uhr

    In Ergänzung des Interviews sind nachstehende Links interessant, die Nazi-Deutschland nichts von seiner Schuld nehmen, die Dinge allerdings
    ins historisch richtige Licht setzen

    Skull & Bones, die Elite des Imperiums
    http://www.voltairenet.org/article183280.html

    America’s Secret Establishment
    https://web.archive.org/web/20061205102356/http://sandiego.indymedia.org/media/2006/10/119639.pdf

    http://de.wikipedia.org/wiki/Antony_C._Sutton

    Wie britisch-amerikanische Finanzeliten dem Dritten Reich den Weg bereiteten.

    http://swg-hamburg.de/Bucher/Wer_Hitler_maechtig_machte.pdf

    Hitlers amerikanische Lehrer Part 1-Part 7
    http://www.youtube.com/watch?v=4GSYnMsA168

  3. dieses interview hinterlässt bei mir ein mulmiges gefühl, und ich kann teilweise nachvollziehen warum manche kenfm & co als “neurechte” bezeichnen.
    mit der selben logik könnten die faschisten
    in der ukraine irgendwann behaupten, sie wären zu ihren taten gezwungen worden sein wegen den bösen russen, obamas drohnenprogramm ist die reaktion auf die weltweite terrorgefahr, deutschland “verteidigt” sich bekanntlich in afghanistan, usw… so erstellt sich jedes land die wirklichkeit in der man sich wohl fühlt, da ein bisschen wahrheit in der eigenen argumentation tatsächlich vorhanden ist, aber im kern doch falsch ist…ich will nur sagen das sich wimmer & jebsen diesmal auf ganz dünnem eis bewegen.

  4. Um nicht missverstanden zu werden: es geht mir nicht etwa um Relativierung, jeder sollte sich zunächst an die eigene Nase fassen, das gilt m.E. auch für Staaten.

    Ich sage nur, dass es naiv und falsch – und sehr bequem – ist zu glauben, mit dem alten Deutschland wäre die aggressive, menschenverachtende Ideologie und Politik in der Welt gleichsam ein für allemal mitbesiegt, weil die (Sieger)Mächte ja nur arg- und selbstlose Opfer waren, die selbst keine strategischen Interessen hatten. Ich fürchte, wer das glaubt (und der Mainstream transportiert diese Grundüberzeugung), wird immer wieder ein böses Erwachen erleben und nicht begreifen, weshalb auch heute noch Dinge geschehen, die kaum weniger fürchterlich sind.

    Hätten die Deutschen tatsächlich aus der Geschichte gelernt, würden sie heute Verbrechen auf der Weltbühne auch Verbrechen nennen, egal wer sie begeht und egal welche Folgen das Aussprechen für sie selbst hätte. Stattdessen wird feige gekuscht, wenn der große Bruder irgendwo Leute mordet und die Weltöffentlichkeit verhöhnt indem er seine Untaten “gezielte Tötungen” nennt.

    Schon gar nicht würde man irrsinnigerweise zum Mittäter beim weltweiten Killen oder beim Nazis in der Ukraine fördern, um durch diese Fügsamkeit ggü. den USA beweisen zu wollen, dass man selbst kein Nazi mehr ist (Fischer hat z.B. die völkerrechtswidrige Bombardierung Serbiens mit der Parole “Nie wieder Auschwitz” begründet).

    Dass die Mainstreammedien heute in der Ukrainekrise nur Russland beschuldigen und die stategischen Interessen des Westens in dieser Sache weitgehend ausblenden, ist genauso wie das Beschweigen der Pläne und Strategien der anderen Mächte im Vorfeld der Katastrophen des 20. Jahrhunderts das gleiche Muster des Informationskriegs.

    Versucht man, die Propagandamechanismen heutiger Konflikte zu verstehen, stellt man sich (wenn man kein Mainstreamhistoriker ist) irgendwann zwangsläufig die Frage, ob diese Mechanismen nicht schon bei früheren Konflikten angewendet wurden. Wer solcherart unvoreingenommenem, kritischem Denken böswillige Relativierung unterstellt, fürchtet nur die Offenlegung unbequemer Wahrheiten.

  5. @McLane: dünn ist das Eis aber nur, wenn man sich an die offizielle Geschichtsschreibung hält, die Deutschland die Alleinschuld an beiden Kriegen aufbrummt – und außer acht läßt, wie Hitler aufgebaut und finanziert wurde. Und wie es möglich war, innerhalb kurzer Zeit trotz der Versailler Reparationszahlungen eine Armee aufzubauen, die fast ganz Europa in Schutt und Asche legen konnte. Die Arbeiten des Historikers Anthony Sutton, der die Rolle der Wall Street bei der Finanzierung sowohl der Nazis als auch der Bolschewisten untersucht hat, führen nicht zufällig ein Schattendasein – Geschichte wird von den Siegern geschrieben. Da paßt die Finanzierung durch angloamerikanisches Kapital nicht ins Bild, doch ohne Rockefellers Standard Oil, ohne Dupont. Ford, General Motors usw, hätte Adolf keinen einzigen Opel Blitz gen Osten rollen lassen können. Und keine Autobahn finanzieren – oder einen Kredit für das “Braune Haus”, den Bau des Nazi-Hauptsitzes, bekommen.
    Was den WK1 betrifft, hat das “Schlafwandler”-Buch von Clarke schon einiges richtiggestellt – die Arbeiten von Guido Preparata (“Conjuring Hitler”) und auch das Buch von Effenberger/Wimmer zeigen noch deutlicher, wie auch damals schon angelsächsische Strippenzieher und Banker am Werk waren – und das Bild vom aggressiven “Monster” Kaiser Wilhelmen Propagandatrick war.
    Es geht nicht darum, Deutschland zu exkulpieren, sondern sich klar zu machen, wie die Mechanismen funktionieren, die zu Kriegen führen

  6. @McClane:
    Was die ukrainischen Faschisten und ihre Helferlein betrifft, so tun sie das was sie tun vordergründig nicht weil sie die Russen für böse und bedrohlich halten, sondern weil die NATOnier ihnen Kommandos und Dollars geben.
    Sechs Milliarden davon wollen verteilt sein, auch wenn die Dollars extra zu diesem Zweck gedruckt werden.

  7. @mcclane
    Ihre Beispiel passen als Vergleich nicht so recht, passender wäre eben darauf hinzuweisen, daß auch in der Ukraine ausländische Interessen an den Strippen ziehen, oder daß in Afghanistan es eben gerade *nicht* um Verteidung gegen Agressoren geht, oder daß der IS eben auch von westlichen Mächten unterstützt, bewaffnet (man erinnere sich, auch mit Giftgas) und überhuapt mit aufgebaut wurde.
    Das macht deren genuine Verbrechen ja nicht weniger verbrecherisch.
    Aufzuzeigen, auf welche Weise und mit wessen Hilfe und in wessen ausländischem Interesse Saddam Hussein an Giftgas kam, relativiert dessen Verbrechen auch in keiner Weise.
    Es ist aber notwendig für ein vollständiges Geschichtsbild und Verständnis globaler Vorgänge, und notwendig um überhaupt solchen Verbrechen etwas entgegen stellen zu können.

  8. @ berndchen:
    das ist aber nur ein ausschnitt der gesamtgeschichte, und dann immer einer der das eigene weltbild am besten stützt.
    die ukrainischen faschisten sind am ende die die hauptverantwortung übernehmen müssen für ihre taten, egal wer sie, mit wieviel geld auch immer, geschmiert hat.
    die usa versuchen jetzt das “beste” für sich aus der situation zu machen, genau wie es deutschland, russland, polen und andere machen (jeder auf seinem level)
    der fisch stinkt aber bekanntlich immer vom kopfe her,und ohne ein in sich krankes land wie die ukraine leider ist, wäre die ganze situation so nie entstanden. erst wenn die ukrainer zusammenhalten, sich als ein multikulturelles volk begreifen würden, werden sich diese geier alle in ihre löcher zurückziehen aus denen sie gekommen sind…
    …aber back to topic:
    Leute denen jebsen & wimmer eh schon schräg vorkommen , werden sich mit diesem interview bestätigt sehen, deshalb meine sorgen,…da ich die beiden sonst sehr schätze.

  9. @mcclane:
    Soso, die “Situation” ist also so wie sie ist – sprich gottgegeben oder kam zufällig um die Ecke oder vom Mars, und alle versuchen jetzt Honig draus zu saugen?
    Die Ukraine ist ein krankes Land und deshalb ist es so wie es ist??
    So lese ich Ihre Einlassung.
    Sie machen es sich aber sehr einfach.
    Ihre Geschichtsschreibung scheint auf dem Maidan zu beginnen. Dort war Stunde Null??
    Na Prost Mahlzeit.
    Und bitte verraten Sie mir, wieso Sie ausgerechnet Russland zu den “Geiern” zählen.
    Und noch was: Klar stützt meine Geschichtsbetrachtung incl. Ursachen und Vorgeschichte – also eben gerade NICHT eine selektive! – mein Weltbild. So sollte es ja auch sein.
    Wem übrigens Ken Jebsen jetzt nach seinen ungezählten Interviews, Gesprächen und Statements noch “schräg” vorkommt, der sollte sein Hirn nach der scharfen Wäsche endlich klarspülen.

  10. @ berndchen
    ich glaub da hab ich mich nicht deutlich ausgedrückt.
    meine geschichtsschreibung beginnt noch viel früher als der maidan. die ukraine war in ihrer gesamten geschichte eigentlich nie ein geeinigtes land(ähnlich wie in ex-jugoslawien,) die einen fühlen sich dem westen, die anderen dem osten hingezogen. ein ganz tiefer kultureller riss, den man in der ukraine nicht verstanden hat zu einigen. das ist der beginn des übels.
    die neue regierung stellt das trauriger weise nochmals deutlich unter beweis, indem sie keine maßnahmen ergreift das land zu einigen, sodern lieber einen teil der eigenen bevölkerung monate lang bombadiert, beleidigt , zahlungen einstellt, usw…
    …nicht ich finde jebsen schräg, aber diese dummen vorurteile haben mich, wie wahrscheinlich auch andere abgehalten, sich seine teilweise bemekentswert guten interviews & kommentare überhaupt anzuschauen, was sehr schade wäre.

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