Wie Obama mit Osama wedelte

11.05.15 20:56-Bildschirmkopie

Sy Hersh hat in der London Review of Books einen Investigativreport zur Tötung von Osama Bin Laden veröffentlicht, der ein wenig Licht in die nach wie vor mysteriöse Aktion bringt, mit der eine Navi-Spezialeinheit vor vier Jahren den vermeintlichen Terroristenchef ermordete. Dass ein Kopfschuss kein Schuldbeweis ist – und gerichtsfeste Beweise, dass es sich bei Bin Laden den Drahtzieher der 9/11-Anschläge handelt nach wie vor nicht bekannt sind – hatten wir seinerzeit hier im Blog schon kommentiert, und angemerkt,  dass die veröffentlichten Bilder von Osama in seinem Schlupfwinkel so gar nicht wie die Zentrale des globalen Terrorfürsten anmuten.

Das bestätigt jetzt der Report, für den Hersh mit amerikanischen und pakistanischen Geheimdienstleuten und Militärs gesprochen hat. Danach war Osama seit 2006 “Gast” des ISI-Geheimdiensts, nachdem ihn die Pakistanis in einem Dorf im Hindukusch ausfindig gemacht und im Ferienort Abbottabad festgesetzt hatten. Die CIA hat laut Hershs Bericht erst 2010 davon erfahren, als ein Informant in der US-Botschaft vorbeigekommen sei und den Aufenthaltsort für die 2001 ausgesetzte Belohung verraten wollte. Über den Arzt, den der ISI für den kranken Gefangenen abgestellt hatte, gelangten die Amerikaner dann an die DNA-Probe und damit an den “harten” Identitäts-Beweis, ohne den Präsident Obama den Zugriff nicht genehmigen wollte. Dieser fand dann mit Wissen des ISI statt, der dafür sorgte, dass die US-Hubschrauber unbehelligt blieben. Dass einer von ihnen abstürtzte führte dazu, dass die USA ihr Versprechen gegenüber den ISI-Generälen brachen, den Tod Bin Ladens ( durch eine Drohne in den Bergen) erst eine Woche später zu verkünden, und eine cover story bastelten, die Hersh nun Stück für Stück zerrupft. So die Behauptung, man sei durch eine Impfaktion des Roten Kreuzes an die DNA-Daten des invaliden Bin Laden gekommen – oder das inoffziell gestreute Gerücht, man hätte den Aufenthaltsort  durch Waterboarding erfahren. Oder die “Seals” hätten in Notwehr gehandelt weil ihre Zielperson bewaffnet gewesen sei.

Dass das Weisse Haus in Sachen Bin Laden Ermordung  gelogen hat – und Obama im Wahlkampf in “Wag The Dog”- Manier  den Skalp eines seit Jahren gefangenen “Top-Terroristen” erobert –  nun ja, diese Überraschung  reißt einen ja nun nicht wirklich vom Hocker. Wie das im Detail gemacht wurde und lief, ist dennoch lesens,-und wissenswert und dass Hersh seine Enthüllungen in England veröffentlicht und nicht zu Hause sagt einiges über die Lage der “Qualitätsmedien” im großen Land der Freiheit.  Was aber die Aufklärung der 9/11-Verbrechen hilft  freilich  auch dieser Bericht nicht wirklich weiter – und so bleibt hier nur, die Schlusspassage des Kapitels über OBL aus unseren Buch zu zitieren:

 

Wir halten daher fest: Osama Bin Laden bestritt bis zu seinem offiziellen Ableben in allen frühen und zweifelsfrei als authentisch anzusehenden Aussagen seine Beteiligung an der Anschlagsplanung, das erste aufgetauchte Beweisvideo ist als zumindest dubios anzusehen, und das FBI hat keine gerichtsfesten Hinweise auf Bin Ladens Beteiligung an 9/11.

Auch die späteren Videos (Bin Laden gibt sich staatsmännisch, Das al-Qaida-Videoband zum Jahrestag) werden von den Fahndern nicht als definitive Beweise für OBLs Täterschaft angesehen. Selbst Vize-Präsident Cheney bekundete 2006 angesichts der seit Jahren äußerst dürftigen Beweislage gegen den angeblichen Haupttäter seinen Unglauben: “We’ve never made the case or argues the case that somehow Osama bin Laden was behind 9/11.”

Natürlich kann man all das für vernachlässigenswert halten. Man kann es auch gleich mit den Worten von Ex-Präsident Bush richtig einordnen, der noch zu Lebzeiten des Meistgesuchten sagte: “Terror ist größer als eine einzelne Person. … Ich weiß nicht, wo er ist. Ich beschäftige mich auch nicht so viel mit ihm, ehrlich gesagt.”[8] Oder besser noch, mit den Worten von Oberbefehlshaber Richard Myers, den Einmarsch in Afghanistan historisch korrekt bewerten: “Es war nie das Ziel, Bin Laden zu kriegen.”[9]

Gut. Aber sofern wir uns diesbezüglich alle einig sind – sowie die Ansicht teilen, dass auch ein Exitus per Kopfschuss keinen Schuldbeweis darstellt – bedeutet das: Uns fehlt ein ganz wesentlicher überführter Täter, nämlich der Kopf der Operation 9/11.

13 Comments

  1. > Dass das Weisse Haus in Sachen
    > Bin Laden Ermordung gelogen hat

    wieso? die isi-story klingt plausibel. den typen ist nicht zu trauen. man denke nur an aq khan, dem mann hinter pakistans nuklearprogramm, der nordkorea das knowhow des bombenbaus frei haus lieferte. kein wunder, dass die amis den indern erlaubten, atombomben zu haben. auf diese weise ist das gleichgewicht mittels abschreckung gewahrt. ich kann an der räuberpistole nichts sensationelles finden. dass obl gast des isi war, haben doch damals eh alle vermutet. im pakistanischen wasiristan hängen viele al-kaida-leute ab – und werden vom isi geduldet.

  2. “… der Report, für den Hersh mit amerikanischen und pakistanischen Geheimdienstleuten und Militärs gesprochen hat…”, deren Beruf das Lügen, Täuschen und Morden ist. Mich überzeugt das nicht und kommt mir eher vor wie ein makabrer Witz,der mit “… treffen sich ein Pulitzer- und ein Friedensnobelpreisträger …”, beginnt.
    Alle Indizien für ObLs krankheitsbedingten Tod Mitte 2001 machen auf mich nach wie vor einen glaubwürdigeren Eindruck als das was jetzt durchs Dorf gejagt wird.
    http://antikrieg.com/aktuell/2015_05_11_seymour.htm

  3. Gibt es überhaupt Beweise dafür, dass Osama nach 2001 noch lebte? Damals gelangten Nachrichten über sein Ableben als Folge einer Nierenkrankheit sogar bis in die Fox News.

  4. Dicke Nebelbombe vom Gatekeeper Hersh.

    Bin Laden ist seit 14 Jahren tot! Die Aktion als inszeniert aber den späten Tod als gegeben zu akzeptieren, spielt in die Hände der Propagandisten!

  5. Genau wie es für diese Geschichte(n) keinen handfesten Beweis gibt,
    gibt es einen für 2001/2002, allenfalls Hinweise, die genausogut auch gezielte Desinfo gewesen sein können, und zwar von ganz unterschiedlicher Seite.

    Damals war es außerden praktisch zu vermitteln daß die Gefahr auch ohne diese Person weiter besteht bzw ungreifbar ist, und weiter denkbar daß man die Person eben um sie bei passender Gelegenheit aus dem Hut zaubern zu können unter Arrest hielt.

    Genau so kam mir das auch vor, unabhängig davon wie es lief, nur:
    man weiß nix, und deswegen ist es auch nicht intelligent eine Version der anderen vorzuziehen nach dem Motto es muss das Gegenteil davon sein wie behauptet.

    Interessant ist daß es kein bekanntes größeres Nachspiel gab und interessant ist wie die Medien mit allen Versionen umgegangen sind, und diese Punkte bleiben unabhängig von den wahren Umständen interessant, auch deswegen ist es falsch den Fokus darauf zu legen welche Version richtig ist da dies momentan weder entscheidbar ist ob überhaupt eine, noch irgendeine Erkenntnis bringt.

    Das kann man aber nicht herausarbeiten in dem man sich festlegt: es war so und so, weil Chirac und Bhutto haben’s gesagt.

  6. Bhutto war die Desinfo, lieber required, denn Sie hat NICHTS dergleichen gesagt. Wenn Du das Interview liest, wirst Du feststellen, Sie sprach von Daniel Pearl. Dem CIA Asset der öffentlichkeitswirksam die populärste Enthauptung der Menschheitsgeschichte wurde 🙂

  7. Reden wir vom gleichen?
    Soweit ich mich erinnerte sagte sie “the man who killed” OBL, was ja wohl den Tod OBLs einschließt.
    Aber damit es kein Mißverständnis – ich meine ja daß es keinen Beweis für gar nix gibt, für keine der Versionen.
    Ich sagte nicht sie hat Desinfo gestreut sondern könnte welcher aufgesessesn sein – oder aber korrekte Info gehabt haben – wir wissen es schlicht nicht.
    Ähnliches gilt für Chirac.
    Oder die neuste Version von Hersh.

  8. Und deswegen gilt es, statt sich nach Geschmack blind für eine Variante zu entscheiden und darauf zu pochen, lieber zu beleuchten daß es eben unklar ist und auf die Rolle und das Versagen der Medien dabei, sowie die bestehenden Unklarheiten und Widersprüche hinzuweisen – ohne sich mit “es war so und so” zu disqualizifieren, und ein Teil des Eigentlichen aus den Augen zu verlieren.

    Das der Satz von Bhutto rausgeschnitten wurde ist im Gegensatz zu anderem ein nachprüfbarer und belegter Fakt.
    Usw.

  9. Ein andere Fakt ist das Video von ihrer Ermodung das Bände spricht, wovon der rausgeschnittene Satz ganz gut abgelenkt hat.
    Denn da gibt es nicht nur den Umstand daß sie entgegen der Berichterstattung erschossen wurde, sondern auch das wie und die Umstände an sich, die mehr als eine Frage aufwerfen.

  10. @required.

    Es ist im Zusammenhang des Interviews offensichtlich, dass sie sich versprochen haben MUSS. Wie gesagt, lies das ganze Interview dann ist es klar.

  11. Ja, ist gut möglich.
    Aber keineswegs sicher.

    Hättest Du aber gleich schreiben können, und ändert an meiner Grundaussage eben nichts – daß es eben gerade keinen sicheren Beweis für irgendeine Version gibt, auch nicht für den früheren Tod in welcher Variante auch immer.
    Möglich, denkbar, nicht unwahrscheinlich, unbewiesen.
    Mal von der Aufklärung des Elften Sept. ganz abgesehen.

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