Aus dem Innenleben unseres Finanzsystems


Über Volker Handons Buch “Die Psycho-Trader – Aus dem Innenleben unseres kranken Finanzsystems” schrieb ich im letzen Jahr:

“Dass es auf den „internationalen Finanzmärkten“ um nichts anderes als ums Zocken und Wetten geht und das Ganze mit der Realwirtschaft nichts mehr zu tun hat zeigt schon eine Zahl: 700 Billionen Euro. Das ist der Wert aller Derivate, auf die weltweit an den Börsen Wetten laufen. Das Bruttosozialprodukt von USA und EU zusammen liegt bei etwa 30 Billionen; säßen also diese beiden als einzelne Zocker am Tisch, ginge es bei diesem Spiel um mehr als das 20-fache ihres Jahreseinkommens. Man muss kein Kenner von Poker oder Black Jack sein um zu erkennen, dass es in diesem Casino nicht mit rechten Dingen zugehen kann.

Was, wie und warum es nicht mit rechten Dingen zugeht, darüber habe ich viel in einem neuen Buch gelernt, das ich  mit wachsender Begeisterung gelesen habe: “Die Psycho-Trader – Aus dem Innenleben unseres kranken Finanzsystems” (Westend Verlag). Volker Handon, seit Jahrzehnten selbstständiger Börsenhändler in Frankfurt, plaudert hier – ebenso authentisch und informativ wie unterhaltsam und spannend – aus dem Nähkästchen des Systems, in dem er als kleines Rädchen Tag für Tag operiert. Er wartetet nicht wie in viele andere Börsenbücher mit großen, spektakulären Enthüllungen á la “Wie ich an einem Tag 30 Milliarden versenkte” auf.  Vielmehr beschert er dem Leser mit Einblicken in das Seelenleben und Alltagsgeschäft eines Traders viele kleine, profane Erleuchtungen, die zusammen ein beeindruckendes Bild des Gesamtsystems ergeben.  Und ein Verständnis dafür, dass man es sich zuleicht macht, wenn man einfach nur die “bösen Banker” verabscheut. Sie sind nicht böser als die meisten anderen Menschen auch: Sie sind Spieler, die im Rahmen der vorgegebenen Regeln spielen und diese Regeln zu ihrem Vorteil ausznutzen und auch übertreten. Solange die Vorgaben nicht geändert werden, und wirksame Kontrollen und scharfe Sanktionen für “Fouls” unterbleiben, solange muss sich niemand wundern,  dass sie weiterzocken. (Die ganze Rezension hier )

4 Comments

  1. diese zusammenhänge habe ich früher auch geglaubt. umsonst. sie bringen nur verwirrung. das ist beabsichtigt.
    wenn man .. könnte .. besser .. für alle .. blabla.

    warum?

    was würde ich tun wenn ich macht genug habe und gern noch mehr haette?
    mir mein system weiterbauen und jenes fortwährend optimieren.
    (sicher wird es nicht perfekt sein,
    aber
    es soll mir dienen.)

    wieso soll es dann plötzlich schlecht (für alle) sein? (war meine intervention dahinein doch eher für mich und nicht für alle gedacht…)

    nein, an diesem für uns schlechten system profitieren andere ziemlich clever mit weiteren machtzuwachs. Es ist in dieser weise sehr intelligent. wenn aber nicht mehr so profitabel – wie man bereits sieht -, mehr wird das system umgebaut werden müssen. das wissen sie. Die neu.weiter.gewonnene macht hilft hier. Das ist also klug.

    nein die sprache bröeckers oben ist ungenau und auch eine nebelkerze, da sie den nutzen und die macht nicht thematisiert.

    das system kann schon in der nächsten minute für alle umgebaut werden, potentiell und schrittweise.

  2. das ist doch alles nicht so kompliziert. Ich habe schon einmal erklärt, wie Banken mit Fiat Money echtes Giralgeld in ihre eigenen Kassen umverteilen. Sie tauschen Geld miteinander in Form von Swaps oder auch komplizierteren Derivaten. Dieses Geld muß die Bank gar nicht besitzen, denn wenn ich dir 400 millionen leihe und du mir ebenfalls, dann können wirs bei den Zahlen im Computer belassen. Das ist die wahre Bedeutung von Fiat Money. Für jede solche Transaktion kassiert der Bänker aber eine kleine Provision und diese wird aus dem echten Giralgeld bezahlt, was als Lohn der arbeitenden Menschen laufend eingezahlt wird. Da diese fiktiven Transaktionen aber verbucht werden, müssen sie auch wieder abgebaut werden und dazu werden fiktive Crashes inszeniert. Das hat auch den positiven Effekt, daß dabei der Otto-Normalzocker ebenfalls Verluste macht, die wiederum der auf der anderen Seite des Hebels sitzenden Bank gutgeschrieben werden. Für die Banken ist es immer eine Win-Win Situation.

  3. So ist es (Stefan Miller).
    “Mit Geld passiert es.”
    Geld (und alle seine virtuellen Formen) sind ein Werkzeug.

Leave a Reply to Paule Cancel reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *