Hanf ist die neue Kohle

Es ist jetzt 25 Jahre her,  dass ein Buch  erschien und etwas erreichte, was nur die wenigsten Bücher schaffen: es löste tatsächlich ein, was sein Titel behauptete, nämlich: „Die Wiederentdeckung der Nutzpflanze Hanf“. Die Ur-Fassung des Werks war mir einige Jahre zuvor in einer Fotokopie auf den Schreibtisch geflattert, sie stammte von Jack Herer und hatte den Titel „The Emperor Wears No Clothes – Hemp and the Marihuana Conspiracy“, also „Des Kaisers Neue Kleider – Hanf und die Marihuana-Verschwörung“.  Dass der Kaiser – die Hanf-Prohibition-  nackt war, zeigte das Buch, indem es  sämtliche Argumente widerlegte, die für das Verbot angeführt wurden und werden; und es dokumentiert die politischen und ökonomischen Hintergründe, die überhaupt dazu geführt hatten, dass eine der ältesten und wertvollsten Nutz,-und Heilpflanzen der Menschheit derart in Acht und Bann geschlagen werden konnte. Die deutsche Ausgabe war nicht nur mehr als doppelt so umfangreich wie das US-Original, wir hatten auch noch ein wissenschaftliches Gutachten über die hervorragenden Eigenschaften des Rohstoffs Hanfs hinzugefügt und das Ganze – quod erat demonstrandum – auf Hanfpapier gedruckt. Das Buch wurde aus dem Stand ein Bestseller, mehr als 50.000 Exemplare wurden allein in den ersten sechs Monaten verkauft, mittlerweile liegt es in der 43. Auflage vor.

Aber das ist wohl immer noch nicht genug, um die Folgen der erfolgreichsten Desinformations-Kampagne aller Zeiten, die vom “Mörderkraut” Marihuana, endlich zu beseitigen. Dass 25 Jahre nach diesem Buch letzte Woche im deutschen Bundestag über eine Reform der Cannabisgesetze debattiert wurde und für die Entkriminalisierung allenfalls eine  eine theoretische Mehrheit besteht – sich praktisch also kaum etwas tun wird – ist ein Armutszeugnis schlechthin. Und man fragte sich, wieviele Daten, Fakten, Belege und Beweise dafür, dass die Politik der Hanf-Verbote auf totaler Desinformation beruht, eigentlich noch auf den Tisch kommen müssen bis der Prohibitions-Irrsinn ein Ende hat.

In den USA, wo er einst begann, wehren sich immer mehr Bundesstaaten mit Volksabstimmungen dagegen, mit Kalifornien hat jetzt auch der bevölkerungsreichste  Staat  Cannabis für Erwachsene freigegeben; schon bisher war Hanf dort mit 8,5 Milliarden $ Jahresumsatz die lukrativste Agrarpflanze, mit der Legalisierung dieses Geschäfts erwartet der Staat nun 1,5 Milliarden direkte Steuereinnahmen.
Vor der kalifornischen Abstimmung über “Medical Marihuana” 1996 hatte ich einige Tage mit Jack Herer an seinem Infostand in Los Angeles Flugblätter verteilt, damals hielten viele die Informationen über die einzigartigen medizinischen Qualitäten des Hanfs noch für Unsinn; heute gibt es kaum einen natürlichen Stoff der pharmazeutisch intensiver erforscht wird als Cannabinoide.  In den gesamten USA stellt die neue Hanfbranche mit  170.000 Jobs schon mehr Arbeitsplätze als der alte Kohlebergbau. Kluge Leute wie der Dekan der Düsseldorfer Universität würden einen solchen Aufschwung gern auch in Deutschland initiieren, aber die Politik steht notorisch auf der Bremse.
Nicht einmal die alte “Kumpel”-Partei SPD versteht, dass Hanf die neue Kohle ist – der grüne Universalrohstoff schlechthin. Und letztlich wird selbst die bierselige CSU umlernen müssen: aus Colorado, wo Cannabis seit fünf Jahren legal gehandelt wird, meldet die Skiregion Aspen, dass 2017 der Umsatz mit Marihuana erstmals größer war als der mit Alkohol. Weg vom krank und aggressiv machenden Alkoholismus, hin zum gesundheitlich und sozial weniger gefährlichen Marihuana – der Trend müßte jeden Gesundheitsminister erfreuen, dem es wirklich um schadensminimierenden Drogenkonsum geht.  Bei dem für die kommende GroKo von Merkel gekürten Jens Spahn, einem ehemaligen Pharmalobbyisten, dürfte allerdings das Gegenteil der Fall sein. Als Begründung an der Hanf-Prohibition festzuhalten wiederholte er 2016 ein halbes Dutzend längst widerlegter Argumente und setzte als Höhepunkt hinzu: “Und überhaupt: Jesus hat damals schließlich Wasser in Wein verwandelt und nicht trockenes Gras in schwarzen Afghanen.”
In einem Land, wo man mit derlei Schwachsinn Gesundheitsminister werden kann, ist die Politik auf einem schwer zu unterbietenden Tiefpunkt angelangt….

6 Comments

  1. Lieber Herr Bröckers
    Ihre Begeisterung für den Rohstoff Hanf vermag ich noch zu teilen. Als Rauschdroge ist er aber gefährlich. Dass er Psychosen auslösen (wenn auch nicht allein verursachen) kann, hätte ich noch vor einem Jahr als Angstmacherei bezeichnet, nun weiss ich es aus leidvoller Beobachtung. Seither ist für mich bei Cannabiskonsum total out. Ein Familienmitglied durch eine Psychose zu begleiten, ist eine Erfahrung, die ich kein zweites Mal machen möchte.
    Um Sie mache ich mir allerdings keine Angst, ab einem gewissen Alter ist man aus der Gefahrenzone.

    1. Ich habe auch keinen Zweifel, dass die Welt “mit Hanf” in vielleicht jeder Hinsicht wesentlich anders, nämlich viel besser aussähe als “ohne”…
      Was nun das “Auslösen von Psychosen” durch das entsprechende Cannabis anbelangt – also jetzt erst mal im engeren Sinne bei Nutzung geeigneter Sorten als Rauschmittel -, das Sie anzeigen, so mag es sich damit möglicherweise ganz ähnlich verhalten wie bei einem anderen Gewächs aus Mutter Naturs Gemüsegarten, der Ackerbohne (Vicia faba; auch Sau- oder Schweinsbohne, Favabohne, Dicke oder Große Bohne, Pferde-, Vieh-, Faber- oder Puffbohne), die jahrtausendelang eines der wichtigsten Nahrungsmittel des Menschen in Asien und Europa darstellte:
      Nicht alle vertragen den Verzehr bzw., wie das namentlich bei dieser fälschlich als “Bohnen” bezeichneten Wickenart bekannt ist, das Einatmen des Blütenstaubs, was auf eine Erbkrankheit, den G6PD-Mangel, zurückzuführen ist, welcher lt. Wikipedia bei ca. einem Prozent der mitteleuropäischen Bevölkerung vorkommt (und zum sog. Favismus führen kann, aber nicht muss).
      Immerhin ist überliefert, dass schon die sonst so geradlinigen römischen Truppen vorsorglich einen weiten Bogen um jedes Vorkommen blühender Favas schlugen – es hätten Fälle von Favismus vorkommen bzw. sich welche einstellen können, mit denen nicht zu spaßen gewesen wäre; die schwere körperliche Reaktion verläuft bei den entsprechenden Personen mitunter tödlich.

      – Übrigens hat die Anbausaison für Favas gerade begonnen (Blüte in ca. 4 bis 6 Wochen), bei der ich als begeisterter, vom G6PD-Mangel glücklicherweise verschonter Saubohnenschlemmer und -rezeptesammler schon seit vielen Jahren mit von der Partie bin.

      Well, you can’t win ’em all
      -p

  2. Wo kämen wir hin, wenn Cannabis als Rauschmittel offen zur Verfügung stünde und dadurch vielleicht die Nachfrage nach harten Drogen und anderen Giften zurückgehen würde? Schließlich finanzieren sich mit Rauschgiftschmuggel nicht nur das organisierte Verbrechen, sondern auch die Schattenhaushalte gewisser Dienste der Tiefstaatler, die damit ihre schmutzigen manipulativen Projekte bezahlen.

    Wobei es mich inzwischen nicht mehr überraschen würde, wenn zwischen den Spitzen des organisierten Verbrechens und den Tiefstaatlern eine Personalunion bestünde. Ganz offen und ungeniert sendet das Mainstream-TV Dokus über Ronald Reagan, die zeigen, dass er – der “Führer der freien Welt”, der einst das “Reich des Bösen” besiegte – von Anfang an eine Marionette der Mafia war:

    https://programm.ard.de/TV/Programm/Sender/?sendung=2872487787815

    Die ausbleibende Empörung darüber lässt darauf schließen, dass man diesen Umstand offenbar für “völlig normal” hält.

    Meine regelmäßige Beschimpfung des “Wertewestens” als Verbrechergesellschaft ist demnach keine polemische Übertreibung.

    1. Meine Empfehlung zur eventuellen – so nicht aussichtslosen – Sondierung von “Wertewesten” und “gangland“; tatsächlich aus Erster Hand:
      DOUBLE CROSS – The explosive inside story of the mobster who controlled America; Skyhorse Publishing 1992.
      Und wenn es zutrifft, dass Reagan “von Anfang an eine Marionette der Mafia war”, dann kann es Merkel noch weniger ehren, wenn sie, ziemlich früh in ihrer neudeutschen Karriere, eine seiner maßgeschneiderten Nummern für die Blöden – “Reden” wäre zuviel gesagt – plagiiert:
      https://www.youtube.com/watch?v=K3iMHriWeYg
      -p

  3. Da ich Asthmatiker bin, kommt das Rauchen von Marihuana für mich nicht infrage. Aber eine Bekannte, auch in ihrem Alter Herr Broeckers, schwört schon seit Jahrzehnten darauf. Als Alternative bleiben mir da ihre Bücher. Bin leider erst jetzt dazu gekommen “König Donald, die unsichtbaren Meister und der Kampf um den Thron” zu lesen. Einfach nur köstlich! Damit kann man auch die momentanen Stilblüten vergessen.

    1. Interessanter Weise sind Cannabis inhalers die neueste „Geheimwaffe“ gegen Asthma. Mehrere Pharma Firmen arbeiten dran und es gibt auch welche schon zu kaufen in den legalen Staaten. Macht ja auch Sinn wenn man versteht das cannabis die Gefäße erweitert. 😉

      Und übrigens, berauscht zu sein ist schon lange optional, auch diese Mittel machen nicht high.

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