Die Lehre vom Kollaps

Dmitry Orlov, dessen Buch „Die Lehre vom Kollaps“ Mathias Bröckers übersetzt hat, geht von einem fünfstufigen Zusammenbruch aus, dem finanziellen folgt der kommerzielle, dann der politische, der den sozialen Zusammenbruch nach sich zieht und das Ganze endet im kulturellen Kollaps. Die Überlebenden fangen wieder neu an als Bauern und Viehzüchter. Norbert Häring sieht das „Endspiel des Kapitalismus“ — so der Titel seines aktuellen Buches — als Chance bessere Verhältnisse zu stiften, und Max Otte rechnet mit erheblichen Verwerfungen.

Alle drei haben aber auch verstanden, dass die enorme Schieflage des Kapitalismus auch von ihren Urhebern längst erkannt wurde. Vermutlich seit geraumer Zeit arbeiten sie an einer Agenda — The Great Reset —, den Kollaps zu kontrollieren, um sich danach als neue Feudalherren die Welt gänzlich zu Untertanen zu machen.

Wer nach diesem Gespräch noch Fragen hat, dem empfehlen wir folgende Bücher:


5 Comments

  1. Informativ aus der Vogelschau. Und daher einordnungsassistierend fuer eigene Ueberlegungen und daraus resultierende Fragen. Beispiel Island/Assange, Gatesnaturell, Russlandeigenheiten und Stampederisiko.
    Trotz Vogelschau also auch topographische Einzelheiten erkennbar.
    Gut.

  2. Dank zunächst einmal für diese kluge und kundige Gesprächsrunde!
    Ich bin pessimistisch und vermute, daß wir in eine gesellschaftliche Zukunft gehen werden, die historisch weniger dem Feudalismus ähneln wird als den Verhältnissen im alten Rom ab etwa dem 1. Jahrhundert v. Chr.: Als Herrscherkaste hatte man damals die “nobiles” und “equites” (die ganz anders als der “Adel” im späteren Feudalismus waren), und unten war der “plebs” (das ‘platte Volk’). Dieser wurde mit “Brot” (= bedingungsloses Grundeinkommen) und “Spiele” ruhig gehalten. Und diese Verhältnisse blieben fast ein halbes Jahrtausend(!) – bis zum Untergang Roms – stabil!
    Die große Menge des “plebs” hatte man damals geschaffen indem man die Bauern – der damalige ‘Mittelstand’ – mit billigen Getreideimporten aus Nordafrika in die Verschuldung und dann den Ruin (Vermögens- und Einkommenslosigkeit) trieb.

    Wer Lust hat, kann zu dem obigen Thema der Gesprächsrunde noch ein ebenfalls kluges und hellsichtiges Audio (englisch) anhören:
    “CORPORATE SOCIALISM: THE GREAT RESET – DR. MICHAEL RECTENWALD”
    https://soundcloud.com/guns-and-butter-1/corporate-socialism-the-great-reset-dr-michael-rectenwald-434

    Mit dem Begriff “Corporate Socialism” (auf dt. vielleicht “Konzern-Sozialismus”) ohrfeigt Dr. Rectenwald zum einen die Linken, denen er den eklatanten Widerspruch eines “Sozialismus” unter der Herrschaft einer “kapitalistischen” Milliardärs-Nomenklatura vor Augen führt.
    Zum anderen Ohrfeigt er mit dem Begriff “Corporate Socialism” die Neoliberalen (Boris Johnson, Merkel, Sarcozy – und die große Masse derer, die diese und ähnliche Typen immer wieder wählten) indem er ihnen vorhält, daß sie genau solche Verhältnisse (bzw. “Freiheit”, “Eigentum”, usw.) anstreben, die sie früher dem Kommunismus vorwarfen. Zu Adenauers Zeiten gab es noch Wahlplakate mit dem Spruch “FREIHEIT oder KOMMUNISMUS!”).

  3. Wir – Schäfchen – waren und sind das Problem. Wir waren und sind in der Masse infantil, chaotisch, aggressiv, gierig und umweltzerstörend. Die einzig praktizierte Antwort auf dieses Dilemma war stets, dass halbwegs klarsichtige Eliten – etwas intelligenter, verantwortungsvoller, reifer als das einfache Volk – Herrschaftsmodelle ausüben, um uns Schäfchen unter Kontrolle (und davon ab-) zu halten, uns gegenseitig in den Orkus zu befördern.

    Alle heraufbeschworenen oder inszenierten Großereignisse, deren Zeitzeugen wir sind, lassen sich stets auf dieses Urproblem, das notwendige “Systemmanagement der menschlichen Existenz” (Zitat K. Schwab), zurückführen.

    (Der stalinistisch angehauchte Sozialismus war eine Variante, die aber nicht lange gut ging, weil man die Schäfchen zwar disziplinierte, aber ihnen jede Initiative und Eigenverantwortung austrieb. So vergammelte und verfiel allmählich jegliches “Volkseigentum” und schließlich brachte kaum mehr jemand der abgehobenen, realitätsfernen Parteinomenklatur Vertrauen entgegen. Also brach das marode Kartenhaus schließlich im Sturm des Kalten Krieges zusammen.)

    Der neoliberale Kapitalismus schien lange Zeit erfolgreicher und beständiger, weil kreativer, partizipativer und freier. Aber jetzt scheint auch er aufgrund der Menge seiner schädlichen Nebenwirkungen und Widersprüche das Ende seiner Laufzeit erreicht zu haben. Seine bewährten Lösungsmechanismen genügen nicht mehr, auf die Herausforderungen der Zeit glaubwürdige Antworten zu liefern. Der folgerichtig wachsende Vertrauensverlust in Obrigkeit und System kommt einem als deutlicher Indikator des bevorstehenden Zusammenbruchs bekannt vor: Deja-vu.

    Wir Schäfchen unterstellen den Eliten (wenn überhaupt) finstere Absichten wie Unterdrückung, Habgier und eigene Bereicherung, wofür sich in der Tat viele Beweise anführen ließen. Doch um das Grundproblem des gefährlichen Stolperns von Kollaps zu Kollaps zu lösen, müssten wir erkennen, dass die elitäre Herrschaft über uns durchaus nicht nur aus Gründen der Boshaftigkeit geschieht, sondern solange notwendig scheint, wie wir infantil, chaotisch… (s. oben).

    Und die Obrigkeit müsste – anstatt uns zu manipulieren, zu indoktrinieren, zu belügen oder repressiv zu disziplinieren – offen, ehrlich und vertrauenswürdig Ideale der Bildung, Aufklärung und charakterlichen Reife mehren. Dann bräuchte es keine dysfunktionalen, schädlichen und im Systemkollaps endenden Herrschaftstechniken (und auch keine Obrigkeiten) mehr, aber das ist eine Utopie…

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