Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 65

Für Emmanuel Todd, Anthropologe und einer der bekanntesten Intellektuellen Frankreichs,   hat bereits “der dritte Weltkrieg begonnen”. Hier einige Passagen aus einem Interview im “Figaro” (mit Bezahlschranke), die ich auf MoonOfAlabama entdeckt und mit deepl.com aus dem Englischen gehievt habe :

“Es ist offensichtlich, dass der Konflikt, der als begrenzter Territorialkrieg begann und sich zu einer globalen wirtschaftlichen Konfrontation zwischen dem gesamten Westen auf der einen Seite und Russland und China auf der anderen Seite ausweitet, zu einem Weltkrieg geworden ist.”

Todd stimmt mit John  Mearsheimers Analyse des Konflikts überein:

“Mearsheimer sagt uns, dass die Ukraine, deren Armee seit mindestens 2014 von NATO-Soldaten (Amerikanern, Briten und Polen) übernommen wurde, daher de facto Mitglied der NATO war und dass die Russen angekündigt hatten, dass sie die Ukraine niemals in der NATO dulden würden. Aus ihrer Sicht führen die Russen daher einen defensiven und präventiven Krieg. Mearsheimer fügte hinzu, dass wir keinen Grund hätten, uns über die eventuellen Schwierigkeiten der Russen zu freuen, denn da es sich für sie um eine existenzielle Frage handele, würden sie umso härter zuschlagen, je schwieriger es sei. Diese Analyse scheint zuzutreffen.”
Aber:
“Mearsheimer überschätzt, wie ein guter Amerikaner, sein Land. Er ist der Meinung, dass der Krieg in der Ukraine für die Russen existenziell ist, während er für die Amerikaner im Grunde nur ein ‘Machtspiel’ unter anderen ist. Nach Vietnam, Irak und Afghanistan, was ist da ein weiteres Debakel? Das Grundaxiom der amerikanischen Geopolitik lautet: “Wir können tun, was wir wollen, denn wir sind geschützt, weit weg, zwischen zwei Ozeanen, uns wird nie etwas passieren”. Nichts wäre für Amerika existenziell. Eine unzureichende Analyse, die Biden heute dazu bringt, kopflos vorzugehen. Amerika ist zerbrechlich. Der Widerstand der russischen Wirtschaft bringt das amerikanische imperiale System an den Rand des Abgrunds. Niemand hatte erwartet, dass die russische Wirtschaft der “Wirtschaftsmacht” der NATO standhalten würde. Ich glaube, dass die Russen selbst nicht damit gerechnet haben….
Wenn die russische Wirtschaft den Sanktionen auf unbestimmte Zeit widersteht und es schafft, die europäische Wirtschaft zu erschöpfen, während sie selbst, unterstützt von China, bestehen bleibt, würde die amerikanische Währungs- und Finanzkontrolle über die Welt zusammenbrechen und damit auch die Möglichkeit der Vereinigten Staaten, ihr riesiges Handelsdefizit umsonst zu finanzieren. Dieser Krieg ist also für die Vereinigten Staaten existenziell geworden. Genauso wenig wie Russland können sie sich aus diesem Konflikt zurückziehen, sie können nicht loslassen. Deshalb befinden wir uns jetzt in einem endlosen Krieg, in einer Konfrontation, deren Ergebnis der Zusammenbruch des einen oder des anderen sein muss.”

Todd ist der Überzeugung, dass die USA im Niedergang begriffen sind und sieht dies als schlechte Nachricht für die Autonomie der Vasallenstaaten:

“Ich habe gerade ein Buch von S. Jaishankar, dem indischen Außenminister (The India Way), gelesen, das kurz vor dem Krieg veröffentlicht wurde. Er sieht die amerikanische Schwäche und weiß, dass die Konfrontation zwischen China und den USA keinen Gewinner haben wird, sondern einem Land wie Indien und vielen anderen Raum geben wird. Ich füge hinzu: aber nicht für die Europäer. Überall sehen wir die Schwächung der USA, aber nicht in Europa und Japan, weil eine der Auswirkungen des Rückzugs des imperialen Systems darin besteht, dass die Vereinigten Staaten ihren Einfluss auf ihre ursprünglichen Protektorate verstärken. Während das amerikanische System schrumpft, lastet es immer schwerer auf den lokalen Eliten der Protektorate (und ich schließe hier ganz Europa ein). Die ersten, die ihre nationale Autonomie verlieren, werden die Engländer und die Australier sein (oder sind es bereits).”

Zu den kulturellen, ideologischen und anthropologischen Aspekten sagt Todd:

“Wenn wir sehen, dass die russische Duma ein noch repressiveres Gesetz über ‘LGBT-Propaganda’ verabschiedet, fühlen wir uns überlegen. Ich kann das als gewöhnlicher Westler fühlen. Aber aus geopolitischer Sicht ist es ein Fehler, wenn wir nur an diese Softpower denken. Auf 75 % des Planeten war die verwandtschaftliche Organisation patrilinear, und man spürt ein starkes Verständnis für die russische Haltung. Für den kollektiven Nicht-Westen vertritt Russland einen beruhigenden moralischen Konservatismus.
(..) Die UdSSR hatte eine gewisse Form von Soft Power, [aber] der Kommunismus hat im Grunde die gesamte muslimische Welt durch seinen Atheismus in Schrecken versetzt und in Indien, abgesehen von Westbengalen und Kerala, nichts Besonderes inspiriert. Heute jedoch kann Russland, das sich als Archetyp einer Großmacht neu positioniert hat, die nicht nur antikolonialistisch, sondern auch patrilinear und konservativ in Bezug auf traditionelle Sitten ist, viel mehr verführen. Zum Beispiel ist offensichtlich, dass Putins Russland, nachdem es moralisch konservativ geworden ist, mit den Saudis sympathisiert, die sich mit den amerikanischen Debatten über den Zugang von Transgender-Frauen zur Damentoilette sicher etwas schwer tun.
Die westlichen Medien sind auf tragische Weise komisch, sie sagen immer wieder, ‘Russland ist isoliert, Russland ist isoliert’. Aber wenn wir uns die Abstimmungen in der UNO ansehen, dann sehen wir, dass 75 % der Welt dem Westen nicht folgen, der dann sehr klein erscheint. Betrachtet man diese Kluft aus anthropologischer Sicht, so stellt man fest, dass die Länder des Westens häufig eine Kernfamilienstruktur mit bilateralen Verwandtschaftssystemen haben, d. h., dass männliche und weibliche Verwandtschaft bei der Definition des sozialen Status des Kindes gleichwertig sind. In den übrigen Ländern, dem Großteil der afro-euro-asiatischen Bevölkerung, finden wir gemeinschaftliche und patrilineare Familienorganisationen. Wir sehen also, dass dieser Konflikt, der von unseren Medien als politischer Wertekonflikt beschrieben wird, auf einer tieferen Ebene ein Konflikt anthropologischer Werte ist. Es ist dieser unbewusste Aspekt der Kluft und diese Tiefe, die die Konfrontation gefährlich machen.”

Soweit ein wenig Gedankenfutter für den Sonntag….

*

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Soeben erschienen:
Mathias Bröckers : Vom Ende der unipolaren Welt , ‎ Fifty-Fifty (2022),  288 Seiten, 20 Euro

 

 

 

 

 

 

 

 

35 Comments

  1. Danke für eine weitere , wie immer sehr guten Folge, der Notizen vom Ende der unipolaren Welt. Das ganze Interview mit Emmanuel Todd kann auch auf deutsch in der Weltwoche.ch vom 07.01.23 lesen. Es hat mir sehr gefallen und einige weitere Puzzelstücke zu meinen Ansichten von dieser Welt hinzugefügt.

    1. Das war nicht dasselbe Interview, sondern ein etwas früheres direkt mit der Weltwoche und speziell für das deutschsprachige Publikum. Entsprechend nimmt die tragische deutsche Rolle (als Juniorpartner der neuen NATO-Achse Washington-London-Warschau-Kiew) auch mehr Raum ein.
      Den Text gibt es als PDF u.a. auch hier:
      https://bachheimer.com/images/PDF/In_diesem_Krieg_geht_es_um_Deutschland_Weltwoche_7.1.23_Emmanuel_Todd.pdf
      Ich habe es mit früheren Veröffentlichungen und Äußerungen Todds abgeglichen, die ich auf meinem Blog versammelt habe:
      https://hintermbusch.wordpress.com/2023/01/15/es-geht-um-deutschland/

    2. Dagmar Henn schreibt auf RT Deutsch auch zum Todd-Interview im Figaro.
      Dass es gerade dort veröffentlicht wird, ist für sie der interessanteste Punkt:
      Le Figaro ist eine konservative französische Zeitung, die dem Rüstungsunternehmer Serge Dassault gehört. Zusammen mit Le Monde ist die Zeitung das Herz des französischen Mainstreams.

      Also ähnlich wie in Deutschland die FAZ und die Süddeutsche Zeitung – in keinem dieser beiden Blätter wäre jedoch Vergleichbares derzeit denkbar:
      “Davon zu reden, dass die Vereinigten Staaten ein Interesse daran haben, Europa zu ruinieren, ist hier nicht statthaft. Stattdessen fordert man Panzer und immer mehr Panzer und prügelt immer punktgenau in jenen Momenten auf die Bundesregierung ein, in denen diese zarteste Ansätze von Vernunft zeigt. So weit wie in Frankreich ist man im bundesrepublikanischen Mainstream offenbar noch lange nicht.”

      Dabei hätten die Europäer (Deutschland voran) beste Gründe, aus Eigeninteresse mal ihre Kirchturm-Perspektive zu verlassen für einen globalen Freunde-Feinde-Check:

      “Obwohl augenblicklich nach Sicht von Todd sowohl die USA als auch Russland ein Interesse am wirtschaftlichen Scheitern Europas haben, beruht das russische auf Selbstverteidigung, während das US-amerikanische Interesse darauf beruht, Reste imperialer Macht halten zu wollen.”
      Wir sind sozusagen freiwillig in einem Zwei-Fronten-Krieg, mit der Aussicht auf gleich zwei Niederlagen (nur die Reihenfolge ist noch offen).

      Die sinkende Zahl der Vasallen steigert in God’s Own Land die Neigung, die Strategie der “Gottesanbeterin” (zoologischer Name: Mantis religiosa) zu übernehmen, also die
      verbliebenen Vasallen stärker an sich zu binden, intensiver zu benutzen – und sie letztlich zu kannibalisieren (also zum Wohl der US-Wirtschaft zu deindustrialisieren).

      Normale Ratten sind klug und verlassen das sinkende Schiff, aber Europa schließt sich dem deutschen Leit-Tier und seiner langjährigen Tradition an:
      Bei uns werden ersichtlich verlorene Kriege weitergeführt, bis zum bitteren Ende.

      Weil dem strauchelnde Hegemon USA selber die Zeit davonläuft, könnte der von ihm beabsichtigte Zermürbungskrieg gegen Russland zum Bumerang (mit den europäischen Lemmingen als Kollateralschaden) werden:
      “Wir zählen die Quadratkilometer, die die Ukrainer eingenommen haben, während die Russen auf den Absturz der europäischen Wirtschaften warten. Wir sind ihre Hauptfrontlinie.”

      Mitgefangen ist eben mitgehangen, 9/11 hätte eine Warnung sein können:
      “Nachdem Todd schon in seinem Buch von 2002 den Europäern geraten hatte, auf Abstand zu den Vereinigten Staaten zu gehen, aber genau das Gegenteil erfolgt ist, sieht er die Lage für Europa pessimistisch.”
      Er wagt eine Zeitprognose: fünf Jahre.
      https://test.rtde.tech/europa/159875-emmanuel-todd-dritte-weltkrieg-hat/

      Die Siegespläne von Annalenchen haben einen deutlich kürzeren Zeithorizont:
      Nachdem sie 2022 mit “Russland ruinieren” einen vollen Erfolg erzielte, schlägt sie 2023 in Den Haag als Fortsetzung ein “Sondertribunal” vor, um “den Aggressionskrieg Russlands strafrechtlich zu verfolgen”.

      Selbst der SPIEGEL hat da in einem Anflug von Klarsicht so seine Zweifel:
      “Doch bei der Grundsatzrede werden auch die Schwachstellen der Idee deutlich”,
      https://www.spiegel.de/politik/deutschland/annalena-baerbock-fordert-in-den-haag-sondertribunal-zum-krieg-in-der-ukraine-a-2d881e9f-aa5e-4cfd-9457-27fac6619361

  2. Ebenfalls auf weltwoche.ch, sogar als PDF-Datei, gibt es das Büchlein des US-Atomexperten Benjamin Abelow:
    “Wie der Westen den Krieg in die Ukraine brachte:
    Die Rolle der USA und der NATO im Ukraine-Konflikt”

    Lobesworte für das Buch kommen von Insidern, die ebenfalls schon Wichtiges zum Thema beigetragen haben:
    – Douglas Macgregor, Oberst (a.D.) der US-Arme,
    – Chas Freeman, ehem.Staatssekretär für Internat.Sicherheitsfragen im Pentagon,
    – Jack F. Matlock, Jr., US-Botschafter in der Sowjetunion, 1987–1991,
    – Prof. John J. Mearsheimer,
    – Noam Chomsky

  3. Mittlerweile wird es immer mehr zum Verzweifeln was hier abläuft.
    Der Wahnsinn und die Schizophrenie sind dabei, im “Wertewesten” zur festen Größe zu werden. Wir tanzen um das “Goldene Kalb” in dem Glauben die “Auserwählte Rasse” zu sein. Alles und jeden wollen wir diktieren, wie sie zu leben und was sie zu tun haben um die “Qualität” unserer Lebensweise zu erreichen.
    All das unter der allseits bekannten “Alternativlosigkeit”, welche von unseren Führungspersonen wie ein Mantra herunter gebetet wird. Die tägliche Propaganda hängt einen zum Hals raus. Waffen an die Ukraine, je größer desto besser! Aber immer unter der Prämisse von “Kanzler” Scholz, dass wir keine Kriegspartei sind. Wie sagte seinerzeit Heinz Erhardt: Ein Schelm, wer böses dabei denkt! Ich dagegen Frage mich: Denkt in diesem Land, wie im gesamten NATO dominierten Westen überhaupt noch jemand? Wie naiv oder Gehirn gewaschen muss man sein, dieses Geschwätz unserer Politiker noch Ernst zu nehmen?
    Wir sind seit Jugoslawien Kriegspartei, tun aber so, als wenn es uns nichts anginge. Wir haben in den letzten 25 Jahren an jeder völkerrechtswidrigen Annexion unseres geliebten Hegemons mit Namen USA Teil genommen und die Folgen schön geredet. Statt das angerichtete Chaos und die gefallen teils unregierbaren Staaten zu benennen – von welchen die Flüchtlingsströme Europa überrennen – werden uns von der Politik im Verbund mit den gekauften Medien Ammenmärchen von freien und geretteten Staaten aufgetischt, in denen nun die Demokratie herrscht, welche Russland, unter Jelzin, in den Neunziger Jahren kennen gelernt hat.
    Jetzt ist es die Ukraine die gerettet werden muss. Ein Staat den wir (Der Westen!) erst zu Fall gebracht haben, um ihn nun in die lang ersehnte Freiheit nach unserer Lesart zu bringen.
    Sollte diese gesteuerte Spirale nicht gestoppt werden – und es sieht leider danach aus – wird das Armageddon – Hollywoods schneller zur Realität vieler “Leichtgläubiger”werden, als diese sich vorstellen können.

  4. Werter Blogchef!
    Nach meiner gestrigen Frustabladung, welche auf die nicht mehr nachvollziehbare “Einfältigkeit” unserer “Eliten” und großer Teile des “Souverän” beruhte, möchte ich nun konkreter auf den Inhalt ihres Beitrags eingehen.
    Auch aus meiner Sicht befindet sich der Westen resp. die NATO im Krieg mit Russland und das seit dem gesteuerten Regierungsputsch auf dem Maidan. Dieser hatte nur ein Ziel. Eine dem Westen Ergebene und Russland aggressiv gegenüber stehende Regierung zu installieren. Mit Rückblick auf die letzten neun Jahre muss man konstatieren, dass dieser Coup aus westlicher Sicht gelungen ist. Man hat Russland mit den vorgetäuschten Minsk I und II Verhandlungen Sand in die Augen gestreut, um sich und der Ukraine mehr Zeit zu verschaffen. Nur um diese zu einem Bollwerk und einer Speerspitze gegen Russland hochzurüsten. Jetzt verteidigt diese Ukraine unsere “westlichen Werte” gegen den gefährlichen Aggressor Russland. Zu welchem Russland wurde, weil es nach 8 Jahren untätigen Zuschauens des Abschlachtens der russischsprachigen Bevölkerung im Donbass diesem per Intervention ein rigoroses stop und nicht weiter verordnete.
    Im Westen ist man sich mittlerweile in seinem Handeln und Tun so sicher, dass man sogar über die wahren Intentionen medial berichtet. Siehe Merkel und ihr Interview in der Zeit! Die Masse der Bürger ist durch das mediale Trommelfeuer und dem Coronaterror der letzten drei Jahre so weich in der Birne, dass sie nicht einmal mehr gegen diese Fakten aufbegehrt. Sie wird neben dem Thema “böser” Russe permanent mit anderen bombardiert, welche da Umwelt, Viren, Rechtsextremismus, Islamismus, Gender und LGBT-Propaganda heißen. All diese dienen nur dazu, das wahre Narrativ des Westens zu vertuschen.
    Statt von Werten sollte man besser von einer Gruppe elitärer Personen sprechen, die sich in Hinterzimmern ihren Fantasien zur Installierung einer “Besseren Welten für uns alle!” Hingeben und ihr immenses Machtpotenzial dazu nutzen, um diese Ziele zu erreichen.

  5. Caitlin Johnstone hat ua zum Thema LGBTQxyz einen bissigen Artikel verfasst…

    Daraus ein Auszug:

    “Einer der dümmsten Glaubenssätze der “populistischen Rechten” ist derzeit, dass die herrschenden Eliten sich mit der Förderung des “Wokeismus” und der ‘Sozialen Gerechtigkeit” um etwas kümmern. Unsere Herrscher kümmern sich nicht um die Rechte von Transsexuellen oder was auch immer sie kümmern sich nur darum, das Feuer des Kulturkampfes zu schüren, um einen Klassenkampf zu verhindern. Unsere Herrscher würden noch so gerne jeden Transmenschen auf dem Planeten einäschern, wenn das bedeuten würde, damit die eigene Herrschaft zu zementieren. Sobald das Propagieren von Black Lives Matter aufhören wird, politisch nützlich zu sein, wird es umgehend die Toilette hinuntergespült. Die herrschende Klasse sorgt sich nicht um Randgruppen, sie benutzt sie nur.”

    Quelle: https://www.anti-spiegel.ru/2023/ich-unterstuetze-westliche-werte-mehr-als-der-westen-selbst/

    Ich sage mal so: die westlichen Herrscher haben es immer verstanden ihre Bevölkerungen zu Hass anzustacheln und damit Kriege zu führen. Bei den Römern waren es die barbarischen Wilden jenseits des natürlichen Limes, dem Rhein. Demnach haben sich die Römer selbst als die Zivilisierten gesehen und damit Recht auf der anderen Seite des Rheins zu brandschatzen und übelste Greueltaten zu verüben (sich selber so zu verhalten, wie man es der anderen Seite vorgeworfen hat). Später bei den Kreuzzügen musste die Religion für die eigene Einzigartigkeit und das Untermenschentum auf der anderen Seite herhalten. Es ist immer dieses Spiel sich selbst als moralisch überlegen darzustellen und den anderen somit als minderwertig, dem es die eigenen Werte mit der Axt in den Schädel zu pflanzen gelte, oder heute eben – man ist ja so “zibilisiert” – mit Bomben und Drohnen. Das Prinzip ist immer das Gleiche. Man muss sich nur an den Zeitgeist anpassen und dem Volk was zu futtern geben, womit es sich jeweils aktuell gerade triggern lässt. Und unterm Strich geht es den Mächtigen um etwas ganz Anderes als dem von den Mächtigen manipulierten einfachen Mann. Man könnte es auch so umschreiben: “seht her, sie glauben an etwas Anderes (andere Religion, “demokratische, westliche Werte”, Mädchenschulen, LGBTQetcpp), lasset uns Bomben werfen”.

    Trotzdem sehr interessant wie LGBTQ im Rest der (eher konservativen) Welt wohl wirken mag, also mal die andere Perspektive einzunehmen.

    Was den Krieg der NATO gegen Russland und China angeht – das hatte ich denke ich schon erwähnt – denke ich, dass das Zünglein an der Waage der die Politik im Westen bestimmende militärisch industrielle Komplex ist. Die bekommen jedes Jahr hunderte Mrd Dollar (in den USA 50 % des Staatshaushalts, weitere 300 Mrd fließen in die Refinanzierung der Schulden, also Zinszahlungen an die Banken (im Großen und Ganzen sicher an Blackrock und Co)). Wenn jetzt die Russen in Syrien die Knarre auf den Tisch legen und sagen “ihr verübt keinen Genozid mehr, wie im Irak, kein Krieg mehr”. Und das sagen sie nicht nur in Syrien, sondern auch auf dem afrikanischen Kontinent etc, was ua auch die Franzosen tief empört, die Briten sowieso. Und die Chinesen entreißen dem kolonialfaschistischen Westen ihren Sandkasten (Spielwiese zum Kriege führen) dann auch noch wirtschaftlich. Natürlich flippen sie da buchstäblich aus. Ohne Krieg ist der MIK tot. Ich fürchte die Chance, dass sich der Westen den neuen Gegebenheiten anpasst, wären deutlich größer, wenn es den die westlichen Staaten politisch dominierenden MIK nicht gäbe. Genauer: im Grunde ist es dieser (und einige weitere Profiteure des Kolonialfaschismus), der um sein Überleben kämpft.

    1. Diesen “Eliten” ist auch das Klima scheissegal. Es sind ja die gleichen Leute, die Krieg für Öl geführt haben, Russland wegen ÖL, Gas und anderen Bodenschätzen, klein haben wollen – bestimmt nicht, um das Öl und Gas dann nicht zu benutzen, sondern um es zum Spottpreis zu bekommen, bzw. mit den eigenen Firmen am Verkauf zu verdienen.

      Das Klimaproblem ist wirklich dringlich. Daß die “Eliten” es als ihr Thema erkannt haben liegt nicht an der Ernsthaftigkeit ihrer Interessen, sondern um ihre menschenfeindlichen Vorhaben in ein gutes Gewand zu kleiden. Die wollen ja auch keine Demokratie, obwohl die dauernd davon reden.
      Denen geht’s nur um die Profite. Solange die sich als Klimaretter aufspielen, kleben sich die halbgescheiten Klimakleber auch nur an Gemälde und auf Strassen, und nicht an Parteizentralen… und so lange man die ASrmee des Imperiums bei Klimabetrachtungen ausschliesst, kann man auch mit dem Finger auf Russland und China zeigen. Man muss sich halt als Gutmenschen darstellen… beim LGBTQ sieht es ganz genauso aus. Alles, was dem Feind schadet, und einen selbst als Menschenfreund darstellt, macht man sich zunutze. Und das schöne bei dem woken Wahn ist, daß es dazu dient, die Bevölkerung völlig gaga zu machen. “Kindchen, kümmere Dich nicht um die Politik (und schon garnicht um Geopolitik), wechsle lieber ab und zu mal Dein Geschlecht…. beschäftige Dich also nur noch damit…”

      1. Der Werthofwesten kann die Russen und Chinesen nicht Woke machen. Die sind dagegen immun. Das ist eine Krankheit, die nur bei Gender-Geschädikten auftreten kann. Deswegen haben die schlauen Führer ja das ganze LGBTQ verboten. Die wissen das es Wehrzersetzent ist und als Waffe gegen sie verwendet wird.

        Das der Westen mit ihrer wunderwaffe haufenweise friendly fire macht, kriegen die nicht mit…

        1. Woke is eine Folge des Feminismus, genau genommen des Intersektionalismus. Feminismus gibt es in östlichen Ländern nicht. Ich habe selbst in Thailand gelebt und die brauchen das nicht. Die leben Gleichberechtigung, ohne die Geschlechterrollen zu leugnen.
          Russland verbietet übrigens LGBTQ nicht, sondern nur die Propagandierung davon. Tatsächlich mögen auch bei uns viele LGBTQ Leute das gar nicht.
          https://www.anti-spiegel.ru/2023/anstaendige-vaeter-sind-ebenso-in-ungnade-gefallen-wie-liebende-muetter/

      2. So ist es. Es geht darum die eigene Bevölkerung gaga zu machen. Die soll sich über Dinge empören bzw damit auseinandersetzen, die sie keinen Deut weiterbringen. Sie nicht und die Menschheit sowieso nicht. Der Hunger wird mit LGBTQ (übrigens fehlt der Vollständigkeit halber das H für hetero oder?) ganz sicher nicht bekämpft. Der würde nur bekämpft, wenn die skrupellose Gier bekämpft würde, also der Menschenschlag, der unsere Eliten bildet. Dazu gleich mehr. Genau das wissen diese Leute ja. Was den Raub von Rohstoffen angeht: die breite Bevölkerung hat da ja auch nichts von. Sie bezahlt die Kriege UND den Profit der raubenden Rohstoffkonzerne. Der Kunde zahlt an der Zapfsäule den gleichen Preis, egal ob das Öl aus einem Land kommt, wo es den Staatshaushalt finanzieren hilft (zB Russland) oder ob es vom Shell aus einem afrikanischen Land gestohlen wird. Bedeutend ist WER sich bei dem ganzen Spiel die Taschen voll macht. Und volkswirtschaftlich ist dieses Verhalten sogar schädlich (das ist es sowieso), weil….besser ist es, wenn sich jeweiliges Land zB dann auch unsere Güter leisten kann, ein Geben und Nehmen eben. Es sei denn man heißt Großbritannien und hat kaum mehr eigene Industrie (die USA auch nicht) und dementsprechend nichts, was man jeweiligem Land anbieten kann. Dennoch hat auch da die breite Masse, das Volk nichts von. Schlimmstenfalls zahlt dieses auch noch mit dem Leben. Dass es unseren Eliten nun nicht einmal ein Achselzucken wert ist, wenn die Menschen ein Vielfaches für Strom und Gas ausgeben müssen, passt ins Bild. Auch dafür gibt es ja Kriege, um all die Kritiker mal wieder abzuräumen. Krieg richtet sich nämlich immer auch gegen die eigene Bevölkerung. Denen soll der Stecker gezogen, die alte Herrschaft gerettet und ggf auch ausgeweitet werden. Wenn der Krieg vorüber ist, sind die meisten Menschen froh, dass sie noch leben. Wer sie in das große Unglück gestürzt hat, ist da zweitrangig.

        Zum Thema Verkommenheit der Eliten. Dieses Video hab ich gerade wieder entdeckt:

        https://youtu.be/SGWizajL7tA

        anschauen und sacken lassen. Richtig spannend wird es ab Minute 2:30… Mehr sag ich mal nicht dazu bzw…. es zeigt die ganz ganz frühen Anfänge von George Sorros. Da war er gerade mal 14….

        1. Wie man richtig Industrie macht und vernünftig wirtschaftet, werden und die Russen schon beibringen. Da hab ich keine Sorgen. Wird alles in glühenden Landschaften verwandelt, wie es damals der Dicke den Ossis versprochen hatte. Nur diesmal richtig.

          1. Glühende Landschaften könnten sie aber viel eher von den Amis lernen.

            Haben die selbst ernannten Demokratie-Exporteure den aufmüpfigen Japanern im 2. WK damals auch richtig gut bei gebracht, als sie die Bevölkerungen zweier ihrer Großstädte fast komplett mit einem Schlag ausgerottet haben um noch mal kurz ihre neuen A-Bomben an ihnen zu testen, nachdem die Japse den Krieg längst verloren hatten.

            Beim “glühende Landschaften” produzieren waren die US-Faschisten seit der fast völligen Ausrottung der Ureinwohner ihres Landes auch hernach noch immer weltweit absolut führend (Vietnam- auch schon mal mit Phosphorbomben sogar buchstäblich, Korea, Lybien, Irak, Syrien, Afghanistan etc etc etc). Sind halt ganz Schlaue diese Amis: erfinden immer vorher schnell irgendeinen “Grund” und dann wird los gebombt, bis die Schwarte kracht. Aber es waren ja zu unserem Glück immer alles “Demokratische Bomben”. Da sind die Toten nicht so schlimm, denn sie sind wenigstens von echten “Demokraten” massakriert worden.

            Auch in Belgrad haben sie sich tierisch über die US-Demokratie-Bomben jeden Abend gefreut, da konnte Silvester doch glatt mal ausfallen, die Amis hatten viel bessere Kracher! (demokratische halt mit extra vielen Toten)

            Im “glühende Landschaften produzieren” haben die Russen von deinen US-Freunden noch einiges zu lernen. Wo sind die eigentlich da immer gewesen?

          2. Glühende Landschaften:
            Nicht irgendwelche Feinde von God’s Owon Land haben mal nachgezählt.
            Nein, der Forschungsdienst des Kongresses (CRS) höchstselbst wollte mal im Interesse der Legislative wissen, was die Exekutive so alles abfackelt.

            Ergebnis: Die USA haben seit 1991 weltweit 251 militärische Interventionen durchgeführt – seit 1798 waren es 469.
            Allein von Anfang 1991 bis Anfang 2004 hat das US-Militär nach Angaben vom CRS 100 Interventionen durchgeführt. Somit ein rasanter Anstieg der Schlagzahl schon im ersten Jahrzehnt nach dem Mauerfall, als die einzig verbliebene Weltmacht die in Moskau residierenden “good guys” Gorbatschow und Jelzin als harmlos einstufte.

            Man litt noch nicht unter der Bedrohung durch Putin, eher unter akutem Feindbild-Entzug – ein “massiver Anstieg an US-Militärinterventionen nach Ende des Kalten Krieges” war die Therapie, der man sich verschrieb.

            Die Liste der Länder, die laut der CRS-Zusammenstellung Ziel von US-Militärinterventionen wurden, umfasst fast alle Nationen der Erde. So gibt es beispielsweise kein einziges Land Lateinamerikas und der Karibik ohne US-Militärintervention, Ähnliches gilt für den größten Teil des afrikanischen Kontinents.

            Zudem handelt es sich um sehr konservative Zahlen, da sie keine verdeckten militärischen Sondereinsätze, CIA-Operationen oder Einsatz des US-Militärs im Inland beinhalten. So wird z.B. “die nachgewiesene CIA-Operation zur logistischen und direkten militärischen Unterstützung des Putsches von General Haji Mohamed Suharto ab Oktober 1965 in Indonesien, in dessen Folge mindestens eine halbe Million Kommunisten und Gewerkschaftler systematisch ermordet worden sind, nicht aufgelistet. (…) Ebenfalls nicht erfasst ist der komplett von den USA gesteuerte und finanzierte Contra-Krieg in Nicaragua von 1981 bis 1990, dem bis zu 60.000 Menschen zum Opfer fielen”.

            Dass der großflächige und Langzeit-Genozid an den Indianern fehlt, versteht sich von selbst, denn die wurden seinerzeit ja nicht als Menschen betrachtet (und somit nicht als Kriegsgegner, sondern wie Grizzleys und Wölfe als wilde Tiere).
            Letzteres räumen die Kongress-Wissenschaftler mit eleganten Worten ein:
            den “kontinuierlichen Einsatz von US-Militäreinheiten bei der Erkundung, Besiedlung und Befriedung (sic!) des westlichen Teils der Vereinigten Staaten” habe man ausgelassen.

            https://www.nachdenkseiten.de/?p=89145

            Während unser Mainstream von einem brutalen Angriffskrieg auf die Ukraine spricht, bescheinigt der Ex-Senator und Oberst a.D. Richard Black den Truppen von Putin nicht nur im Umgang mit dem Brudervolk eine Rücksichtnahme (die er selber z.B. im Vietnam-Krieg bei seinen eigenen US-Army-Kollegen vermisste) – er klärt uns über ein weiteres verzerrtes Narrativ auf:

            „Was ich weiß und was ich Ihnen über Aleppo sagen kann, ist, dass Russland äußerst zurückhaltend war, sich an Kampfhandlungen in Syrien zu beteiligen.“

            Die Schuld am Beginn des Krieges in der Ukraine liegt laut dem ehemaligen US-Marine Black (“Die USA führen die Welt in den Atomkrieg”) nicht bei Moskau.
            Die militärisch-taktische Wissenschaft geht von einem Verhältnis von 3:1 zwischen den angreifenden Truppen und den Verteidigern aus – nur in diesem Fall hat der Angreifer eine Chance, auf dem Schlachtfeld zu gewinnen, erklärt der Republikaner.

            Zu Beginn des Krieges verfügten Putins Streitkräfte jedoch nur über 160.000 Mann in diesem Gebiet, während die Ukraine 250.000 Mann für den ihrerseits klar angekündigten Angriff auf den Donbass konzentriert hatte. Wenn Putin seine Truppen nicht irgendwann auf 3 x 250.000 = 750.000 Mann aufstocken wollte, war er also gezwungen, den Donbass zu besetzen, bevor die Ukraine dies tut.
            (Dann wechselt nämlich die Angreifer-Rollle zu den Ukrainern, die somit von 250.000 aufstocken müssten auf 3 x 160.000 = 480.000 Mann).
            Blacks Conclusio: Putin war zum Angriff gezwungen, um die Ukraine daran zu hindern, den Donbass (wie von Kiew klar und grimmig angekündigt) anzugreifen.

            https://exxpress.at/us-politiker-es-ist-uns-egal-wie-viele-ukrainer-sterben-wir-wollen-gewinnen/
            https://schillerinstitute.com/de/blog/2022/05/04/video-oberst-a-d-richard-black-die-usa-fuehren-die-welt-in-den-atomkrieg/

          3. blühende Landschaften hat der Dicke versprochen. blühend. nicht glühend.

            Und klar sind die Amis der Teufel. alleine, was die bei uns alles zerbombt haben, um uns zu “befreien”. Obwohl die Amis selber ja für das Nazitum verantwortlich waren. Das wurde von den damaligen Gates, Soros und Co. finanziert. Weiß man ja.

            Aber diesmal haben sie nicht mit Putinator gerechnet, der wird die Nazifizierung Europas nicht erlauben. Zum Glück.

            Es ist ja völlig klar, wo die wahre wokefreie Zivilisation blüht. Und das sind nun mal die Ruski.

  6. “Mearsheimer überschätzt, wie ein guter Amerikaner, sein Land. Er ist der Meinung, dass der Krieg in der Ukraine für die Russen existenziell ist, während er für die Amerikaner im Grunde nur ein ‘Machtspiel’ unter anderen ist.”

    In dieser Kritik an Mearsheimer (und den Amis generell) erwähnt Todd allerdings nur so ganz nebenbei einen (Plus-)Punkt, den man nicht unterschätzen darf:
    Entgegen der offiziellen (für die Weltöffentlichkeit bestimmten) Propaganda sieht man in den USA durchaus realistisch, dass Putin nicht aus Willkür und Überheblichkeit rote Linien zieht und zu den Waffen greift – sondern es geht um eine existenzielle Gefahr, die fast ganz Russland so sieht wie er, ohne dass es einer großen Propaganda bedarf.

    Die Russen sehen sich von den Amis so stark bedroht, wie diese sich umgkehrt in der Kuba-Krise 1962 von den Russen bedroht fühlten. Kaum jemand in Europa bezweifelt, dass Kennedy damals die Notwendigkeit, das Recht und den ernsthaften Willen hatte, per Drohung mit Atomkrieg die Russen zu zwingen, ihre Raketen von Kuba abzuziehen.

    Die Mehrheit der Europäer (Machthaber, “Experten”, Medien) ist erstaunlicherweise aber nicht in der Lage (oder in ihrer geschürten Wut und Kriegslüsternheit nicht willens?) die Vergleichbarkeit der beiden Gefechtslagen zu erkennen, obwohl dieses Mal der Brandherd auf dem eigenen Kontinent – vor der eigenen Haustüre – liegt und die Lunte schon brennt.

    Vor wenigen Wochen waren es nicht die Europäer, die Selenski auf die Finger klopften, als der die in Polen eingeschlagene ukrainische Rakete allzu lange hartnäckig in eine russische umlog und schon jubilierte, jetzt sei endlich der Nato-Verteidigungsfall gegenüber Russland gegeben. Nein, es waren die Amis, die ihren Kettenhund nicht etwa dezent zurückpfiffen, sondern öffentlich scharf tadelten und an die Leine nahmen.

    Mag sein, dass die Leute des dementen Biden das Motiv hatten, die Eskalation nur deshalb zu vermeiden, weil der Ukraine-Krieg recht lange dauern soll, denn er ist vom Pentagon ja als Abnutzungs- und Zermürbungskrieg konzipiert und soll ein günstiger Stellvertreter-Krieg bleiben. Aber wenigstens gibt es in den USA einen wichtigen FAKTISCHEN Minimal-Konsens von Regierung und Regierungs-Kritikern: Man will keinen großen Krieg und schon gar nicht ein Sterben im eigenen Land. Und damit man nicht versehentlich doch reinstolpert, lässt man diesem Nicht-Wollen konkrete Taten folgen.

    Bei den Europäern ist so ein vernunft-orientierter Konsens dagegen nicht einmal ansatzweise zu erkennen und Leute wie Mearsheimer, Jeffrey Sachs, Michael Hudson können mit ihrem Klartext sich die Finger wund schreiben: Die verbohrten europäischen Lemminge lassen sich nicht davon abhalten, weiter auf die Klippe zuzumarschieren.

    Natürlich will auch in Europa keiner Kriegspartei sein, selbst die größten Kriegstreiber behaupten dies von sich, während sie munter weiter verbal eskalieren und für Eskalation lobbyieren.

    Eine Kuba-Krise 2.0, sprich: eine geopolitische Vorgeschichte des 24.02.2022 wird ausgeblendet oder geleugnet. Der russische Angriff sei eine unprovozierte, boshafte Aggression eines bösen Starken gegen einen guten Schwächeren; eine (psychiatrische) Vorgeschichte gebe es allenfalls im Hirn des aggressiven Kreml-Herrschers.

    Mit dem bösen Putin könne und dürfe man nicht verhandeln – gegen ihn könne und dürfe es nur einen Sieg-Frieden geben. Aber – trotz der unerlässlichen tatkräftigen materiellen und personellen Mit-Herbeiführung des gewünschten Sieges seitens des Westens – wir werden dadurch nicht Kriegspartei und auch der verhandlungs-unwürdige Putin habe kein Recht, uns als Kriegspartei zu sehen.

    Die Scharfmacher gehen noch weiter: Putin traue sich ja gar nicht, uns als Kriegspartei zu sehen bzw. zu behandeln. Er könne dem Westen nicht das Wasser reichen, sondern bluffe nur. Daher sei auch keine Atomkrieg zu befürchten, egal wie wir mit ihm umspringen.
    Mit den Worten der FDP-Vampirette: Man solle nicht nach den roten Linien Putins fragen – sondern umgekehrt: ihm welche setzen.

    Kaum jemand bemerkt die Schizophrenie: Wenn es um Atomkriegs-Gefahren gehe, brauche man Putin (=die Atommacht Russland) nicht ernst nehmen.
    Geht es dagegen um die Option “Verhandeln statt Krieg bis zum Endsieg” (welcher Seite auch immer, manchmal verlieren ja alle!), dann soll Putin eine absolut ernst zu nehmende Gefahr sein – Motto: Verhandlungen bringen nichts; wenn wir ihn jetzt nicht stoppen, wird er weitermarschieren bis Lissabon.

    1. Völlig richtig, was sie da sagen. Aber machen sie sich keine Sorgen. Prigoschin wird den Laden bald übernehmen und den Rest der Ukraine so effizient und schnell einnehmen, wie Solodar. Kaum eigene Verluste oder zivile Opfer. Dafür aber tausend Ukros deaktiviert und so ziemlich alle westlichen Schrott zerbombt.

      Die Russen sind jetzt richtig motiviert und wollen direkt in Bakmut mit der gleichen, erfolgreichen Taktik weitermachen. Werden aber von dee Führung gebremst, damit sie sich etwas ausruhen.
      Ganz anders die Ukro-Orks, die mit vorgehaltener Kanone an die Front geschickt werden. Die wollen ja gar nicht gegen ihre Befreiung kämpfen. Werden aber vom Westen als Kanonenfutter geopfert.

      naja. Bald wird Prigoschin neuer Präsident, wird alle Eliten im Land zur Verantwortung ziehen und ein goldenes Woke-Freies Paradies aufbauen in dem wir richtig Kerle endlich sorgenfrei leben können.

      ich weiß nicht, wen ich besser finde. Kadyrow oder Prigoschin. Ich finde es etwas schade, dass der Blog-Chef sich nicht dazu äußert. Ich denke jedoch, er ist mehr der Kadyrow-Fan, weil wegen Anti-Kapitalismus.

      In dem Sinne. Kopf hoch, der Woke-Westen ist bald Geschichte

      1. Vladis Anti-Wokeness-Strategie ist jedenfalls ein voller Erfolg und wird jetzt zum Exportschlager: Olaf hat soeben das geheiligte Geschlechter-Paritäts-Prinzip außer Kraft gesetzt, damit ins Verteidigungsministerium endlich wieder ein richtiger Mann einzieht.

        Ok, die drei Damen vom Grill waren eigentlich auch sehr erfolgreich, zumindest was das Produzieren von Schlagzeilen angeht: Uschi von der Leyentruppe,
        Annegret Krempelkarren-Bauer und Christine Lahm-Bricht.

        Ursprünglich wollte Olaf ja Kai Pflaume berufen, aber bei dem klingen sowohl Vor- als auch Nachname zu weiblich und der Nachname signalisiert Feigheit vorm Feind.
        Mit der Wahl von Pistolius macht Olaf dagegen klar, dass bei ihm das Produzieren von waffenfähigen Material jetzt wieder einen größeren Stellenwert bekommt (die Ukrainer wird’s freuen, die stehen auch mehr auf Waffen statt auf Wokeness).

        Der kernige russische Vorname (Bumm-Bumm-)Boris wird die Russen überzeugen, dass unter Pistolius die Trans-formation der Bundeswehr nicht zu einer Trans-Gender-Truppe führen wird, sondern der 100-Milliarden-Wumms in der Ukraine als ordentlicher Bumms ankommen wird.

        Bei Pistolius könnte unter Umständen ein Buchstabe gefälscht sein, aber das hat auf der Hardthöhe Tradition: Sein Vor-Vorgänger, der Lügenbaron Karl Theodor auf und davon Guttenberg konnte nicht nur Doktorarbeiten verfälschen, sondern auch die ganze Bundeswehr: Unter Friedhofsnobelpreisträger Obama wollte der Baron nämlich das Wort “Krieg” (=statt wertewestliche “Friedensmisson”) wieder in den amtlichen Sprachgebrauch einführen und alle, die nicht seinem Schwiegersohn-Charme erlagen, hielten ihn für einen transatlantischen Aufrüstungs-Agenten.

        Weit gefehlt: Während Obama Friedenspreise einheimste, obwohl er Kriege intensivierte um schneller zum Frieden zu gelangen (das war damals anrüchig, ist seit 2022 aber gängige Nato-Strategie), machte es der Baron 2011 umgekehrt – er tönte martialisch, schaffte aber die Wehrpflicht ab und verkleinerte die Bundeswehr.
        Davon zehrt die Bundeswehr noch heute bzw. es zehrt noch heute an ihr.

        Waffennarr Toni Hofreiter würde sich im Schützengraben umdrehen, wenn ihn seine langen Haare nicht daran hindern würden. Aber 2011 war der Toni ja noch eingefleischter Kriegsdienst-Verweigerer, also etwas, was der heutige Sascha Lobo als “Lumpenpazifist” katalogisieren würde, wenn der Toni nicht die Kurve gekriegt und die damalige Gesinnung geändert hätte. Aber das hat er ja zum Glück, nur die langen Haare sind ihm geblieben, als Erinnerung an die alten, ganz anderen Zeiten.

        Der Sascha Lobo gilt ja auch irgendwie als links, war aber schon immer ein verkappter Wokeness-Verächter: Seine Verkleidung als Irokese ist pure “kulturelle Aneignung”, wie sie im (Wokeness-)Buche steht. Nur so kriegerisch wie ein echter Irokese war er lange nicht. Dank Putin hat er das nachgeholt und seit Februar 2022 das Kriegsbeil ausgegraben. Howgh!

        1. Das stimmt natürlich. Und ich denke, man wird bald nur noch mental gesunden Leuten erlauben in die Politik zu gehen. Also nach unserer Befreiung.

          Das hätte uns viel schaden erspart. Aber lieber spät als nie

        2. Rechts und Links gibt es nicht mehr. gut und böse auch nicht. Es gibt nur noch “den richtigen Durchblick haben” so wie wir und halt “keinen Durchblick haben” wie so ziemlich alle anderen im Westen.

          Ich muss ja ehrlich zugeben, dass ich nur noch hier, im Telepopel Forum, bei RT und Telegram noch Leute mit dem richtigen Durchblick erlebe.

          Alle anderen kannst du in der Pfeife rauchen, was wohl auch mit denen passieren wird, wenn Russland endlich durchgreift.

          Bis dahin müssen wir durchhalten. Aber es dauert nicht mehr lange uns die ganzen Woker werden ihr grünes Wunder erleben.

          meiner Meinung nach müsste man mit solchen Gretas anfangen. Der Lobo ist ja ein Idiot. Der kann nichts. Aber solche geistesgestörten wie die Greta sind eine große Gefahr für Deutschland. Die Leute wissen ja gar nicht, dass sie Psyco ist. So weit ist es schon gekommen, dass geistig Behinderte die dummen Massen führen….

          gottlob, wenn endlich Leute wie Prigayschin oder Kadyrow die Entscheidung treffen und nicht irgendwelche TikTak Teenies

    2. Stimmt. Die USA selber wollen nicht in den Krieg persönlich reingezogen werden. Sie setzen den Europäern aber den Floh ins Ohr. Von Baerbock haben sich US-Größen (ich weiß nicht mehr wer es war, Nuland? Albright? ich meine auf jeden Fall eine Frau) ganz begeistert gezeigt “sie wolle etwas verändern in der Welt”. Und dass sich EUropa vor Russland nicht fürchten brauche, weil sie ja – so sagten es EU-Politiker artig auf – die zehnfache Wirtschaftskeistung Russlands aufweisen (angeblich, ist bestimmt schon auf die 8-fache Stärke zudammengeschrumpft), ist ihnen sicher auch aus den USA bzw transatlantischen Think Tanks eingrflüstert worden. Die USA wollen zwar dem Schlachtfeld fern gehalten werden, sie ziehen aber nach wie vor die Strippen, wovon nicht nur unsere transatlantischen Medien zeugen, sondern auch die jüngste defacto-Verschmelzung der EU mit der NATO. Das Einzige, was man den europäischen US-Marionetten vorhalten kann: sind sie wirklich so dämlich oder tun sie nur so. Ich könnte mir vorstellen es ist eine Mischung aus “ich bin ihnen was schuldig, weil ich ohne sie niemals soweit gekommen wäre” und vll noch ein wenig Drohung und Erpressung. Warum sie das so machen? Das haben irgendwie alle US-Marionetten gemein. Erst werden sie von den USA in ihre Position gehoben, worauf sie ganz stolz sind und dann merken sie nicht, dass sie von ihren Herren nur benutzt und bei Bedarf auch wieder vernichtet werden, Bsp Saddam Hussein oder Osama bin Laden. Selenskij steht auch schon auf der Abschussliste. Ich denke er weiß, dass er sein Leben nur dadurch verlängern kann, je länger der Krieg dauert. Und es stimmt. Die Zöglinge sind wirklich so einfach gestrickt, wie man sich das vorstellt. Es sind Persönlichkeitsstrukturen, die sich was darauf einbilden nach der Macht greifen zu können, weil es ihnen jemand ermöglicht. Man muss sich das so vorstellen: du bist erfolgloser Postkartenmaler und auf einmal bietet dir jemand die “Chance” das ganz große Rad zu drehen…. klar muss man auch so geil auf die Macht sein, dass man praktisch blind ist in Bezug auf die größeren Zusammenhänge. Und es ist ja auch nicht immer ersichtlich, wenn man zB zu einer Zeit rekrutiert wird, wo die Hütte noch nicht brennt. Was Dein Job ist, womit du dich erkenntlich zeigen musst, wird dir erst später mitgeteilt. Erst wird dir vermutlich noch gesagt, wenn du fragst “und der Haken an der ganzen Sache” – “gibt keinen”. Aber gut. Man sollte mittlerweile so helle sein und derlei “Angebote” ausschlagen, wenn sie aus gewissen Kreisen kommen. Wenn eine Annalena B. erklärt Madeleine Albright sei ihr ganz großes Vorbild, dann ist da wirklich null Grips vorhanden.

      Dass bzw wie plump es funktioniert, konnte man vor ein paar Jahren in den sog Kerry-Leaks erfahren, die mal bei yt hochgeladen aber wieder gelöscht wurden. Da sagte Kerry zu seinen Zöglingen in Syrien (mutmaßlich IS-Terroristen): “ja eigtl gehört das Land ja Euch”….

      Fazit: man darf sich nicht täuschen (lassen)… natürlich wollen die USA ihr Land aus einer direkten Konfrontation raushalten. Das bedeutet aber nicht, dass sie die Eskalation nicht auf anderer Ebene vorantreiben.

      Ja und eine Strack Zimmermann ist wirklich so dämlich wie sie tut. Die kann nur bis 2 zählen. Dass danach noch weitere Zahlen kommen, interessiert die nicht. Für die bedeutet jeder rollende Panzer vermutlich bare Münze in der Kasse.

      Abschließend: Scholz ist sicher kein Pazifist und er schwimmt rin gutes Stück mit dem Strom. Ok. Zu seiner Ehrenrettung sei gesagt, dass es auch nicht leicht ist eine zu den kriegslüsternen Psychopathen oppositionelle Duftnote zu setzen. Jeder, der da zu offensiv vorgeht, wird sofort gecancelt und mit Schmutz beworfen. Deswegen sage ich es war ein kluger Schachzug zu sagen “wir stimmen uns in der Frage von Panzerlieferungen etc mit unseren amerikanischen Verbündeten ab; wenn diese Panzer liefern, dann liefern wir auch welche”. Das ist das Beste, was man machen kann: die USA. schön mit im Konflikt halten. Sie wollen ihn ja auch so.

      1. Die Strack-Zimmermann hat Schwierigkeiten mit dem Namen des neuen Verteidigungsministers: “Pistolius” wird bei ihr zum “Prätorius”,
        https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/innenpolitik/id_100113628/strack-zimmermann-ueber-verteidigungsminister-pistorius-vielen-nicht-bekannt-.html

        Als untote Vampirette hat man halt schon ein paar Jahrhündertchen auf dem Buckel und früher gab es noch keine Pistolen, dafür aber “Prätorianer”. Bei den römischen Kaisern bildeten diese die nicht immer verlässliche Leibgarde, die manchmal ihren Kaiser abgesetzt bzw. ermordet hat. Eine Rolle, in der die Strack-Zimmermann sich auch schon übt mit den ständigen verbalen Scharfschüssen gegen Kanzler Olaf.

        Vorgestern Abend offenbarte sie bei Lanz den nächsten Schritt zur Machtergreifung:
        >>Strack-Zimmermann als Verteidigungsministerin? „Ich hätte es gemacht“<<,
        titelt der FOCUS zu ihrer Antwort auf die Lanz-Frage:
        „Ist Boris Pistorius die beste Wahl als Nachfolger von Christine Lambrecht?“
        https://www.focus.de/kultur/kino_tv/focus-fernsehclub/tv-kolumne-markus-lanz-strack-zimmermann-als-verteidigungsministerin-ich-haette-es-gemacht_id_183357957.html

  7. Klasse Kommentar von Roger Köppels:
    “WELTWOCHE DAILY: DARF MAN EIGENTLICH NOCH SEINE MEINUNG SAGEN?”

    1. @ Jörg
      Köppel hat das Dilemma unserer Zeit sehr gut seziert. Für mich ist die gesteuert moralisierende und empörte Meinungsmache von Politik und Medien eine Amerikanisierung des Denkens. Will sagen, es kommt weniger auf die Inhalte an. Wichtiger ist, die emotionale Schiene zu bedienen. So wie es im Wahlkampf der USA (Welcher stets als riesige emotionale Showveranstaltung mit wenig Inhalt daher kommt!) der Fall ist. Das Schweigen der großen Masse zu allem bisherigen Ungemach, gibt den Akteuren und ihren Meistern, welche sie leiten, die Bestätigung, dass es klappt mit der Meinungsmache. Fast jeder will zu den Guten gehören, so wie Köppel es hervorragend beschrieb.
      Mit seinem Schlusssatz hat Köppel vollends ins Schwarze getroffen. “Ich, werde heute nach Davos fahren und da meine Eindrücke aus dem Epizentrum der Weltverschwörung direkt zu ihnen ins Haus liefern.” Deutlicher kann man Ross und Reiter der Apokalypse nicht benennen.

  8. Auch die NDS beschäftigen sich mit Todds Interview im Figaro,
    https://www.nachdenkseiten.de/?p=92632

    Interessanter Aspekt: Oft wird triumphierend auf das geringe russische BIP (Bruttoinlands-Produkt) verwiesen – das BIP Russlands und Weißrusslands entspreche 3,3 Prozent des westlichen BIP oder Russland habe gerade mal die Wirtschaftskraft Spaniens. Todd fragt sich, wie ein Land weiterhin Raketen produzieren kann, wenn sein BIP angeblich so unbedeutend sei.

    Das ist in der Tat interessant – schon 2014 meldete der SPIEGEL:
    „Sollte Russland den USA keine Raketentriebwerke mehr liefern, befürchtet das Pentagon Verluste von bis zu fünf Milliarden Dollar. Der US-Senat hat inzwischen den Plan gebilligt, einen eigenen Antrieb zu entwickeln“,
    https://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/antrieb-fuer-traegerraketen-usa-wollen-von-russland-unabhaengig-werden-a-971701.html

    US-Sanktionen gegen Russland gab es bekanntlich schon ab 2014 – dennoch mussten die USA den mehrfach bekräftigten Wunsch, unabhängig von der Lieferung russicher Raketentriebwerke zu werden, peinlicherweise mehrfach verschieben. Nicht nur aus Kostengründen – man bekam die russische Qualitätsarbeit selber einfach nicht hin.
    Am Schluss (März 2022) nahmen die Russen den Amis die schwere Entscheidung ab:

    „Als Reaktion auf die US-Sanktionen stoppt Russland die Lieferungen von Raketentriebwerken an die USA. Zudem will Russland vorerst keine gelieferten Triebwerksmotoren mehr warten“- russischer Kommentar:
    „Lasst sie auf ihren Besen ins All fliegen“,
    https://www.rnd.de/wissen/reaktion-auf-sanktionen-russland-liefert-keine-raketentriebwerke-mehr-an-usa-66A3O6N6JYNFXHANGO5IODC3JA.html

    Für Todd ist das „BIP ein fiktives Maß für die Produktion“, das in den USA aufgebläht werde durch überhöhte Gesundheitsausgaben (=für die Obeschicht, die Unterschicht kurbelt allenfalls den Fentanyl-Absatz an), die Beute der prozesslustigen Anwälte mit ihren astronomischen Klage-Summen, die Wirtschaftsleistung der weltweit am stärksten gefüllten US-Gefängnisse und eines Dschungels von „undefinierten Dienstleistungen“ in einem Land, dessen Konzerne durch Nutzung der billigen asiatischen Werkbank das eigene Land großflächig de-industrialisiert haben.

    Todd sieht die immer noch „sehr große Rolle des Staates“ in der russischen Wirtschaft als langfristigen Vorteil gegenüber dem radikal neoliberalen Modell der USA:
    Trotz (oder wegen?) der Sanktionen ab 2014 hat Russland seine „Weizenproduktion von 40 auf 90 Millionen Tonnen im Jahr 2020 gesteigert. Währenddessen ist die amerikanische Weizenproduktion dank des Neoliberalismus zwischen 1980 und 2020 von 80 auf 40 Millionen Tonnen gesunken“.

    Er bescheinigt Russland – im Gegensatz zu den USA also
    „eine echte Anpassungsfähigkeit. Wenn wir uns über zentralisierte Volkswirtschaften lustig machen wollen, betonen wir ihre Starrheit, und wenn wir den Kapitalismus verherrlichen, loben wir seine Flexibilität“.

    Auch der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Michael Hudson sieht (obwohl ihre Wirtschaft nicht mehr sozialistisch ist wie in der Sowjetunion) die Russen im Vorteil, auch oder gerade weil „der staatlich geführte Industriekapitalismus der Russischen Föderation mit dem finanzialisierten Modell des neoliberalen Kapitalismus kollidiert, das die
    Vereinigten Staaten versucht haben, der Welt aufzuerlegen“.

  9. „Stammen die gelieferten Waffen aus Bundeswehr-Beständen, muss die Ukraine dafür nicht bezahlen. (…)
    Wenn die Ukraine Waffen direkt bei deutschen Rüstungsunternehmen bestellt und die Ausfuhr genehmigt wird, kann die Bundesregierung die Kosten dafür übernehmen. Dafür muss die Ukraine Gelder der sogenannten ‘Ertüchtigungshilfe’ beantragen. Dieser deutsche Finanztopf, den es schon seit 2016 gibt, soll Partnerländer in Krisen dabei unterstützen, selbst für Sicherheit zu sorgen.“

    So viel Geld hat unsere die Regierung an „Ertüchtigungsmitteln“ bereitgestellt:
    – 2022: 1,7 Milliarden Euro für die Ukraine
    – 2023: 2,2 Milliarden Euro – das Geld ist vor allem für die Ukraine gedacht
    Laut einer Sprecherin hat die Bundesregierung bislang keine Anträge der Ukraine auf deutsche Ertüchtigungshilfen abgelehnt.

    Der dritte Topf mit über 3 Milliarden hört auf den schönen Namen „Europäische Friedensfazilität“ und gehört der EU, wobei Deutschland als größter Zahler rund 713 Millionen Euro beisteuert.
    EU-Staaten, die Waffen an das Nicht-EU-Mitglied Ukraine geliefert haben, können sich hieraus Geld erstatten lassen.
    Also auch Deutschland – ein Herr Sauer von der Bundeswehr-Uni betont: „Die Fazilität ist nicht zwangsläufig ein One-Way-Konstrukt, in dem Deutschland nur Geld einzahlt. Wir können aus der Fazilität auch Geld erstattet bekommen, etwa für gelieferte Panzer.“

    Wir KÖNNEN aus Topf 3 was zurückbekommen; ob und in welcher Höhe wir es tatsächlich beanspruchen oder ob wir den vielen kleinen quengelnden Waffenschieber-Staaten den Vortritt lassen, wird nicht erwähnt.

    Denn Topf 4 – die zum „Ringtausch“ verniedlichte Waffenschieber-Kette in einseitiger West-Ost-Richtung – ermöglicht es jenen Nato-Partnerländern, ihre Alt-Waffen an die Ukraine zu verschenken und sich (gratis) von Deutschland mit neuerer Ware die Lücke wieder auffüllen zu lassen.
    Für die Ukrainer ist es ebenfalls gratis, entspricht also Topf 1. Der Wert der deutschen Schenkerei aus Topf 1 und 4 wird nicht erwähnt.

    Fall 5 ist kein deutscher Topf: Die Ukraine bestellt direkt bei deutschen Firmen und bezahlt auch selber. Das soll in Einzelfällen vorgekommen sein, aber das ZDF kommt zum (Gesamt-)
    „Fazit: Für die meisten deutschen Waffen – sei es aus Bundeswehr- oder Industrie-Beständen – dürfte die Ukraine nichts bezahlen müssen.“
    https://www.zdf.de/nachrichten/politik/waffenlieferung-bezahlung-deutschland-ukraine-krieg-100.html

    Angesichts dieser Schenk-Freude wird verständlich, warum die aggressive Waffen-Bettelei nicht endet und sich vornehmlich auf Deutschland konzentriert.

    Der als Zögerer beschimpfte Olaf Scholz hat einen taktisch klugen Schachzug gemacht, indem er sich gegen deutsche Alleingänge aussprach:
    Er sei bereit, „der Ukraine deutsche Kampfpanzer des Typs Leopard 2 zu liefern. Nach Informationen der «Süddeutschen Zeitung» soll der Kanzler die Lieferung allerdings an die Bedingung knüpfen, dass die USA ihrerseits Abrams-Kampfpanzer liefern. Das habe Scholz dem amerikanischen Präsidenten Joe Biden am Dienstag in einem Telefonat verdeutlicht.“

    Da müssen die Amis einmal Farbe bekennen – und schon winden sie sich:

    „Das amerikanische Verteidigungsministerium hat derweil einer Lieferung der von der Ukraine ebenfalls gewünschten Abrams-Panzer eine Absage erteilt. Die Ausbildung an dem Waffensystem und seine Wartung seien kompliziert und nicht das, was die Ukraine jetzt brauche, so der Staatssekretär im Pentagon Colin Kahl am Mittwoch. Damit sei eine künftige Lieferung aber nicht grundsätzlich ausgeschlossen. Befürchtungen, die Lieferung amerikanischer schwerer Panzer könne von Russland als Eskalation aufgefasst werden, spielten laut Kahl keine Rolle für die aktuelle Entscheidung.“
    https://www.nzz.ch/international/leopard-kampfpanzer-fuer-die-ukraine-scholz-stellt-bedingungen-ld.1722025

    Das mit den fehlenden Eskalations-Ängsten der Amis könnte sogar stimmen:
    Eher fürchten sie, dass die Ukraine nicht bezahlen kann und aus US-Sicht auch nicht mehr kreditwürdig ist, weil die westeuropäische Alimente an die Ukraine nicht üppig genug ausfällt bzw. in Zukunft als nicht verlässlich betrachtet wird – und die Amis nichts zu verschenken haben.

    So meldete schon im September 2022 die Berliner Zeitung:
    „USA fordern EU auf, der Ukraine endlich Geld zu überweisen –
    Die US-Regierung fordert von der EU raschere Zahlungen. Teuer sind unter anderem die von den USA geleasten Waffen“,
    https://www.berliner-zeitung.de/wirtschaft-verantwortung/ukraine-braucht-dringend-geld-li.271538

    Mit mehreren Monaten Verspätung tritt der MDR jetzt dieser Sichtweise entgegen, aber ohne die angesehene Berliner Zeitung zu erwähnen – Anlass für den MDR war ein entsetzter Hörer und laut MDR kommen die vermeintlichen Falschnachrichten aus „kremlnahen Quellen im Internet, wie beispielsweise dem sogenannten ,Anti-Spiegel’-Blog“.
    https://www.mdr.de/nachrichten/welt/politik/leih-und-pacht-gesetz-usa-waffen-ukraine100.html

    Der MDR will von Ex-Botschafter John Herbst erfahren haben:
    Grund für das „Missverständnis“ könne ein Gesetz aus dem Zweiten Weltkrieg sein.
    Denn das am 9. Mai 2022 von Joe Biden unterschriebene neue
    „Ukraine-Demokratie-Verteidigungs-Leih-und-Pacht-Gesetz“
    (Ukraine Democracy Defense Lend-Lease Act)
    lehne sich quasi nur aus nostalgisch-symbolischen Gründen an den Namen des alten Gesetzes zur Bekämpfung NS-Deutschlands an und John Herbst versichert treuherzig:
    Auch der 9. Mai für Bidens Unterschrift sei mit Bedacht gewählt, unmittelbar nach dem Gedenktag zum Sieg über Hitler-Deutschland.

    Gerührt von so viel Symbolik wollen wir natürlich gerne glauben, dass ein „Leih-und-Pacht-Gesetz“ der Friedensmacht USA in Wirklichkeit ein Verschenkungs-Gesetz einer selbstlos wohltätigen Nation ist.

    Zur Klärung der historischen Zusammenhänge fährt der MDR einen Transatlantik-Experten namens Martin auf:
    „Die Idee war: Du lieferst Equipment und bekommst es irgendwann zurück. Aber es war auch schon damals sehr großzügig, weil auch damals schon galt, was zerstört auf dem Schlachtfeld wird, musst Du auch nicht zurückzahlen. Und die Zahlungen für das, was behalten wurde, wurden über einen sehr langen Zeitraum gestreckt.“

    Fakt ist, der sehr lange Zeitraum endete erst nach der Jahrtausendwende – so lange mussten selbst die britischen Pudel an die Amis blechen. Aber warum eigentlich?
    Wenn sie nur für den nicht auf dem Schlachtfeld zerstörten Krempel zahlen mussten – diesen aber wahlweise dem „Verleiher“ zurückgeben durften, warum haben sie das nicht einfach getan und stattdessen ihr Geld behalten, sprich: in den viel dringlicheren Nachkriegs-Wiederaufbau gesteckt?

    Hinter dem verschleiernden Geflecht von Klauseln steckte halt doch eine knallharte Zahlpflicht und die Amis kassierten jahrzehntelang ungerührt.

    Das wird im Fall der Ukraine nicht viel anders laufen:
    „In der jetzigen Fassung des Leih-Lease-Gesetzes wird beispielsweise auf die Rückgabe-Verpflichtung binnen fünf Jahren ausdrücklich verzichtet. Oder darauf, dass die Ukraine oder andere Nutznießer des Gesetzes für das Leasing bezahlen müssen.“

    Schön zu erfahren, auf was die Amis alles verzichten – lieber wollte ich von denjenigen versteckten Klauseln erfahren wo steht, auf was sie alles NICHT verzichten. Wird vielleicht im Falle eines großzügigen Verzichts auf Leasinggebühren stattdessen ein verzinslicher Kaufpreis fällig? Anderer Name, gleiche Zahllast?

    Ein Schelm wer glaubt, nach dem verschleiernden (bzw. „missverständlichen“) Gesetzes-Titel sei nicht mit ebenfalls verschleiernden Paragraphen der geschäftstüchtigen Amis zu rechnen. Ein Verschenke-Gesetz würden die erfahrenen US-Marketing-Profi zwecks Eigenlob schon im Titel so anpreisen und nicht in bescheidener Nostalgie bescheiden ihr Licht unter den Scheffel stellen.

    Der MDR setzt andere Schwerpunkte und preist mehrfach die US-Geber-Freude:
    „Seit Kriegsbeginn über 100 Milliarden Dollar Hilfen“
    Ganz weit hinten versteckt man einen Satz zur tatsächlichen Umsetzung:
    „Aber nur ein Bruchteil ist bislang auch schon geflossen.“

    Aber der MDR stellt sich nicht nur gegen die nicht genannte Berliner Zeitung und ihren alten Artikel und nicht nur gegen vermeintliche Fake-News von Thomas Röpers vermeintlich kreml-nahen Blog.

    Auch ein Gabor Steingart sagt heute im FOCUS, warum nach seiner Meinung die USA den Ukraine-Krieg (finanziell / gegenüber Europa) gewinnen werden:
    >>Die USA unterstützen die Ukraine wie kein anderes Land der Erde. Doch ganz selbstlos ist diese Hilfe nicht. Denn zu verschenken hat auch Joe Biden nichts. Der US-Präsident setzt auf eine „Bewaffnung auf Kredit“. Deutschland dagegen kann nur hoffen, dass der Krieg unweit seiner Haustür bald endet.<<
    https://www.focus.de/finanzen/news/gastbeitrag-von-gabor-steingart-bewaffnung-auf-kredit-warum-die-usa-den-ukraine-krieg-gewinnen-werden_id_183364187.html

    1. Eigentlich war Olafs Schachzug gut: Kein deutsches Vorpreschen – wir liefern Leopard-Panzer erst an die Ukraine, wenn auch die Amis ihre Abrams-Panzer dorthin liefern.

      Das gehe nicht, meinten die Amis schon im Vorfeld des Ramstein-Treffens und spielten den Ball zurück:
      Logistik- und Transportwege seien ebenso zu lang wie die Ausbildungszeit. Ihr Panzer sei wartungsanfällig und brauche Kerosin. Dies sei kein endgültiges Nein, aber die Deutschen könnten ja schon mal eigenständig über die Lieferung ihrer Leoparden entscheiden – wohl wissend, dass die Vampirette und ihre deutschen Komplizen die heiligen Worte des Hegemon nicht hinterfragen, sondern kriegslüstern und kampagenartig auf den Kanzler einprügeln werden, was sie auch taten und noch tun.

      Die Webseite „Europäische Sicherheit & Technik“ meldete allerdings schon im Juli 2021, dass (ab Ende 2022 – d.h. seit „vorgestern“) Polen von den USA sage und schreibe 250 Panzer M1A2SEPv3 Abrams erhält,
      https://esut.de/2021/07/meldungen/28500/polen-erhaelt-panzer-abrams/

      So schlecht und unverfügbar scheinen die Dinger also wohl nicht zu sein, Polen grenzt immerhin direkt an die Ukraine!
      Zudem: Als „relativ gleich“ bezeichnet Ralf Raths, Direktor des Deutschen Panzermuseums in Munster, beide Kampfpanzer laut FOCUS. Ein Grund hierfür: Sie gingen aus einem gemeinsamen Projekt hervor,
      https://www.focus.de/politik/ausland/ukraine-krise/kampfpanzer-im-vergleich-leopard-2-vs-m1-abrams-der-unterschied-steckt-im-detail_id_183487159.html

      „Gravierende“ Unterschiede zwischen Leopard und Abrams liegen laut FOCUS im Antrieb und bei der Höchstgeschwindigkeit: Während der Leo auf 100 km bis zu 530 Liter Diesel verbraucht, braucht der M1 Abrams 700 Liter Kerosin auf 100 km.
      Und während Leo 63 km/h kommt, schafft Abrams 68 km/h – wirklich „gravierend“ ist das wohl nicht.

      Andere Quellen loben sogar den Gasturbinen-Antrieb des Abrams-Panzers:
      „Der Vorteil dieses Antriebskonzeps besteht darin, das eine Gasturbine im Vergleich zu einem Dieselmotor gleicher Leistung wesentlich kleiner und leichter ist … Zudem benötigt die Turbine keine Kühlflüssigkeit und es kann (sic!) fast jede brennbare Flüssigkeit in beliebigen Mischungsverhältnissen verwendet werden. Aus praktischen Gründen kommen hierfür Benzin, Diesel und Kerosin zum Einsatz . Bis Anfang der 1990iger Diesel als Treibstoff, danach wurde aus logistischen Gründen auf JP-8 umgestellt.”

      Laut FOCUS besitzen die USA mehr als 6000 Kampfpanzer, Deutschland hat knapp 300. Zum Vergleich: Die Ukrainer quengeln, für ihren Endsieg über die Russen bräuchten sie schnell Kampfpanzer – nicht Dutzende, sondern Hunderte.
      Wenn die USA also Deutschland nicht nahezu panzerlos machen wollen, müssten sie die Lieferung eigener Panzer an die Ukraine ernsthaft in Erwägung ziehen.

      Oder wollen die Amis einfach nur uns Deutsche zügig „leoparden-los“ machen, auf dass wir ihnen auf die Schnelle ihre reichlich vorhandene Abrams-Panzer abkaufen müssen? Was nämlich garantieren würde, dass die Nach-Produktion zur Auffüllung der so in der US-Army entstehenden (mittelfristig dort problemlosen) Lücke den US-Produzenten zu Gute käme – zu bezahlen von der Hardthöhe, nicht vom Pentagon!

      Vom polnischen Markt haben die Ami-Panzer die deutschen ja offensichtlich schon verdrängt – die Polen brauchen jetzt nur noch die „alten“ Leos aus dem Lager räumen und der Ukraine zur „Verschrottung“ übergeben. Lautstark fordern sie von Deutschland die dafür notwendige Genehmigung und drohen, es ggf. auch ungenehmigt zu machen.

      Merkwürdig nur: Im „ntv Frühstart“ erklärte Grünen-Politiker Trittin gestern, dass Polen zwar öffentlich „auf eine Freigabe dränge, jedoch bis heute keinen entsprechenden Antrag gestellt habe“,
      http://www.n-tv.de/mediathek/videos/politik/Polen-hat-keinen-Antrag-zum-Panzerexport-gestellt-article23863221.html

      Verlässt die Polen etwa der demonstrativ gezeigte Mut, wenn sie sich nicht verstecken können hinter einem größeren Nato-Mitglied, das die heikle Rolle des „Kampfpanzer-Erstlieferers“ übernimmt?

      Oder pokern sie hinter den Kulissen einfach noch aus rein finanziellen Gründen?
      Beim sogenannten „Ringtausch“ (der in Wirklichkeit eine Schenkungs-Kette in einseitiger West-Ost-Richtung ist), werden ihre „Geschenke“ an die Ukraine bekanntlich eins zu eins (also kostenneutral für die Polen) von deutschen Geschenken ersetzt.

      Allerdings ging es da bisher darum, alte Sowjetware der osteuropäischen Nato-Länder in der Ukraine loszuwerden, nicht edle Nato-Produkte wie den deutschen Leopard.

      Vielleicht war das irrsinnige Weihnachts-Geschrei wegen deutscher Reparationen an Polen für 80 Jahre zurück liegende Weltkriegs-Schäden nur Teil dieser Poker-Bemühungen, das sogenannte „Ringtausch“-Konzept nicht nur auf die Entsorgung von Sowjetwaffen anzuwenden, sondern jetzt auch auf die Entsorgung von Leoparden?

      Kommt es dazu, dann finanziert Deutschland auf dem polnischen Markt das Verdrängen der eigenen, deutschen Ware durch die Ware des US-Konkurrenten – Amis und Polen wird es bestimmt warm ums Herz bei diesem Gedanken!

      1. „Offenbar sind die USA sauer auf die deutsche Bundesregierung: Die vertagte Entscheidung über die Lieferung von Leopard-2-Kampfpanzern an die Ukraine hat einem Medienbericht zufolge zu wütenden Reaktionen bei der amerikanischen Regierung geführt.“

        US-Verteidigungsminister Lloyd Austin blieb vergangenen Donnerstag offensichtlich länger als geplant im Kanzleramt und geriet dabei mit Kanzleramtschef Wolfgang Schmidt „in ein heftiges Wortgefecht“. Die Bundesregierung dementiert, wie in solchen Fällen üblich.

        Austin sei insbesondere darüber verärgert gewesen, dass die Bundesregierung vor dem Ramstein-Treffen mit ihren Forderungen an die USA an die Öffentlichkeit gegangen war. Auch der US-Sicherheitsberater habe gegenüber dem außenpolitischen Berater von Scholz am Telefon heftig und schroff protestiert.
        https://www.berliner-zeitung.de/news/streit-um-leopard-2-kampfpanzer-lieferung-fuer-die-ukraine-heftiger-streit-zwischen-deutschland-und-usa-li.309597

        Tja, wer 20-mal so viele Panzer hat, sieht vor der Welt schlecht aus, wenn er vom viel kleineren Deutschland verlangt, seine 300 Panzer ganz oder zum großen Teil den gierigen Kiewer Kriegern in den Rachen zu schmeißen – gratis.
        Und wer soll den Amis noch glauben, ihre Abrams-Panzer seien nichts für die Ukraine, während sie gerade selber 250 dieser angeblichen Taugenichts-Geräte an den Ukraine-Nachbarn Polen liefern – für gutes Geld.

        n-tv wiederholt monoton die längst widerlegten Ami-Ausreden (Verlegung und der Betrieb des Abrams wäre zu kostspielig und langwierig). Wirtschaftliche Motive für die Ami-Wut und das Scholz-Zögern auch nur zu erwähnen, ist tabu,
        https://www.n-tv.de/politik/Bericht-Washington-ist-aeusserst-zornig-auf-Scholz-article23862452.html

        Für so viel kritischen Tiefgang muss man die Schweizer Presse lesen:
        „Doch mit Waffenlieferungen sind auch rüstungspolitische Interessen verbunden. Hier gehen deutsche und amerikanische Sichtweisen auseinander“,
        https://www.nzz.ch/international/kampfpanzer-leopard-2-us-ruestungsinteressen-lassen-scholz-zoegern-ld.1722377

  10. Für General a.D. HARALD KUJAT …
    …wäre jetzt «der richtige Zeitpunkt, die abgebrochenen Verhandlungen wieder aufzunehmen», denn «Waffenlieferungen bedeuten, dass der Krieg sinnlos verlängert wird».
    “Nach Ansicht des US-amerikanischen Generalstabschefs, General Mark Milley, hat die Ukraine das, was sie militärisch erreichen konnte, erreicht. Mehr ist nicht möglich. Deshalb sollten jetzt diplomatische Bemühungen aufgenommen werden, um einen Verhandlungsfrieden zu erreichen. Ich teile diese Auffassung”,
    https://zeitgeschehen-im-fokus.ch/de/newspaper-ausgabe/nr-1-vom-18-januar-2023.html#article_1460

    Neben den militärischen Auseinandersetzungen sieht er im Ukraine-Krieg auch einen Wirtschafts- und Informationskrieg, was in Deutschland besonders problematisch sei, weil in den Medien überwiegend «Experten» zu Wort kommen, die über keine sicherheitspolitischen und strategischen Kenntnisse und Erfahrungen verfügen und deshalb Meinungen äußern, die sie aus Veröffentlichungen anderer «Experten» mit vergleichbarer Sachkenntnis beziehen. Offensichtlich werde damit auch politischer Druck auf die Bundesregierung aufgebaut. Die Debatte über die Lieferung bestimmter Waffensysteme zeige deutlich die Absicht vieler Medien, selbst Politik zu machen.

    “Besonders ärgerlich finde ich, dass die deutschen Sicherheitsinteressen und die Gefahren für unser Land durch eine Ausweitung und Eskalation des Krieges so wenig beachtet werden.”

    Je länger der Krieg also dauert:
    – desto größer werde das Risiko einer Ausweitung oder Eskalation; die Kuba-Krise (1962) ist für Kujat eine vergleichbare Situation;
    – desto schwieriger werde es, einen Verhandlungsfrieden zu erzielen – die russische Annexion von vier ukrainischen Gebieten am 30.09.2022 könne z.B. nur schwer rückgängig gemacht werden.

    Er bedauert, dass Boris Johnson die spruchreifen Friedens-Verhandlungen von Ukrainern und Russen (ukrainische Neutralität gegen Rückzug russischer – und westlicher! – Truppen) von Boris Johnson im Frühjahr 2022 torpediert worden waren:

    “Es ist ungeheuerlich, was da gespielt wird, von dem der gutgläubige Bürger keine Ahnung hat. Die Verhandlungen in Istanbul waren bekannt, auch dass man kurz vor einer Einigung stand, aber von einem Tag auf den anderen hat man nichts mehr gehört.

    Mitte März hatte beispielsweise die britische «Financial Times» über Fortschritte berichtet. Auch in einigen deutschen Zeitungen erschienen entsprechende Meldungen. Weshalb die Verhandlungen scheiterten, ist allerdings nicht berichtet worden. Als Putin am 21. September die Teilmobilmachung verkündete, erwähnte er zum ersten Mal öffentlich, dass die Ukraine in den Istanbul-Verhandlungen im März 2022 positiv auf russische Vorschläge reagiert habe. «Aber», sagte er wörtlich, «eine friedliche Lösung passte dem Westen nicht, deshalb hat er Kiew tatsächlich befohlen, alle Vereinbarungen zunichte zu machen.»
    Darüber schweigt tatsächlich unsere Presse.”

    Merkels (und Frankreichs Hollandes) Eingeständnis anschließendes Geständnis im Herbst, nach dem Maidan-Putsch von 2014 über Minsk I und II nur zum Schein verhandelt zu haben, damit die Ukraine Zeit zur Aufrüstung für ihre kommenden Angriffspläne gewinne:
    “Russland bezeichnet das verständlicherweise als Betrug. Und Merkel bestätigt, dass Russland ganz bewusst getäuscht wurde. Das kann man bewerten, wie man will, aber es ist ein eklatanter Vertrauensbruch und eine Frage der politischen Berechenbarkeit.”

    Und Kujat bestätigt auf Nachfrage, es sei auch ein eindeutig ein Völkerrechtsbruch:
    “Der Schaden ist immens. Man muss sich die heutige Situation einmal vorstellen. Die Leute, die von Anfang an Krieg führen wollten und immer noch wollen, haben den Standpunkt vertreten, mit Putin kann man nicht verhandeln. Der hält die Vereinbarungen so oder so nicht ein. Jetzt stellt sich heraus, wir sind diejenigen, die internationale Vereinbarungen nicht einhalten.
    Nach meinen Kenntnissen halten die Russen ihre Verträge ein, sogar während des aktuellen Krieges hat Russland weiterhin Gas geliefert.”

    Wilfried Scharnagl zeige in seinem Buch «Am Abgrund» bereits 2015 ganz deutlich auf, dass die Politik des Westens eine unglaubliche Provokation sei, und wenn EU und Nato ihren Kurs nicht ändern, es zu einer Katastrophe kommen könnte.

    Die Bundeswehr sei immer noch auf ihrem seit 2011 verfolgten Kurs eines Umbaus (d.h. Verkleinerung) von Landesverteidigungstruppen zu Auslandseinsatztruppen:
    “Obwohl durch den Ukrainekrieg das Risiko einer Konfrontation Russlands und der Nato für jedermann offensichtlich ist, wird die Bundeswehr weiter entwaffnet, ja, geradezu kannibalisiert, um Waffen und militärisches Gerät für die Ukraine freizusetzen. Einige Politiker rechtfertigen dies sogar mit dem unsinnigen Argument, dass unsere Freiheit in der Ukraine verteidigt würde.”

    Unsinng sei dieses Argument, weil die Ukraine für die eigenen Interessen kämpfe und daneben nicht für deutsche, sondern für amerikanische geopolitische Interessen:
    “Denn deren erklärtes Ziel ist es, Russland politisch, wirtschaftlich und militärisch so weit zu schwächen, dass sie sich dem geopolitischen Rivalen zuwenden können, der als einziger in der Lage ist, ihre Vormachtstellung als Weltmacht zu gefährden: China”

    Ex-Brigade-General ERICH VAD …
    … war von 2006 bis 2013 militärpolitischer Berater Merkels. Er bezeichnet sich selber als überzeugten Transatlantiker und möchte im Zweifelsfall lieber unter einer amerikanischen Hegemonie als unter einer russischen oder chinesischen leben.
    Aber auch mit dem Ziel einer unabhängigen Ukraine müsse man sich Gedanken machen, “wie eine europäische [Nachkriegs-]Ordnung unter Einbeziehung Russlands aussehen soll. Russland wird ja nicht einfach von der Landkarte verschwinden. Wir müssen vermeiden, die Russen in die Arme der Chinesen zu treiben, und damit die multipolare Ordnung zu unseren Ungunsten zu verschieben.”

    Also fast transatlantischer Mainstream. Er gehört aber zu den raren Stimmen, die sich früh öffentlich dagegen ausgesprochen haben, Waffen an diie Ukraine zu liefern, ohne zugleich an eine politische Strategie und diplomatische Bemühungen zu denken.

    Und anders als für die westlichen Betroffenheits-Heuchler nach dem 24. Februar 2022 erkennt und benennt er eine Vorgeschichte: den innerukrainischen Bürgerkrieg ab 2014, der sich inzwischen zu einem Stellvertreterkrieg zwischen Washington und Moskau entwickelt hat.
    Weil der bellizistische Lemming-Mainstream solche Ein-bisschen-weiter-Denker wie ihn inzwischen eisern totschweigt, ist Vad auf Blätter wie EMMA angewiesen,
    https://www.emma.de/artikel/erich-vad-was-sind-die-kriegsziele-340045

    Die zum Interview-Zeitpunkt (12. Januar 2023) gerade von Kanzler Scholz verkündete Lieferung der 40 Marder betrachtet er als “militärische Eskalation, auch in der Wahrnehmung der Russen – auch wenn der über 40 Jahre alte Marder keine Wunderwaffe ist. Wir begeben uns auf eine Rutschbahn. Das könnte eine Eigendynamik entwickeln, die wir nicht mehr steuern können.”

    Zur ganz aktuellen und noch heißeren Frage der Leoparden-Lieferung:

    “Dann stellt sich erneut die Frage, was mit den Lieferungen der Panzer überhaupt passieren soll. Um die Krim oder den Donbass zu übernehmen, reichen die Marder und Leoparden nicht aus. In der Ostkukraine, im Raum Bachmut, sind die Russen eindeutig auf dem Vormarsch. Sie werden wahrscheinlich den Donbass in Kürze vollständig erobert haben. Man muss sich nur allein die numerische Überlegenheit der Russen gegenüber der Ukraine vor Augen führen. Russland kann bis zu zwei Millionen Reservisten mobil machen. Da kann der Westen 100 Marder und 100 Leoparden hinschicken, sie ändern an der militärischen Gesamtlage nichts. Und die alles entscheidende Frage ist doch, wie man einen derartigen Konflikt mit einer kriegerischen Nuklearmacht – wohlbemerkt der stärksten Nuklearmacht der Welt! – durchstehen will, ohne in einen Dritten Weltkrieg zu gehen. Und genau das geht hier in Deutschland in die Köpfe der Politiker und der Journalisten nicht hinein!”

    Die Schwarzmeerregion sei für die Russen und ihre Schwarzmeerflotte so wichtig wie die Karibik oder die Region um Panama für die USA und man könne die da nicht so einfach vertreiben:
    “Wenn die Russen durch massive westliche Intervention dazu gezwungen würden, sich aus der Schwarzmeerregion zurückzuziehen, dann würden sie, bevor sie von der Weltbühne abtreten, mit Sicherheit zu den Nuklearwaffen greifen. Ich finde den Glauben naiv, ein Atomschlag Russlands würde niemals passieren. Nach dem Motto, ‚Die bluffen doch nur‘.”

    Vad schließt sich wie sein Kollege Kujat der Sichtweise des (kritischen aber noch amtierenden!) obersten US-Soldaten an:
    “Wir haben eine militärisch operative Patt-Situation, die wir aber militärisch nicht lösen können. Das ist übrigens auch die Meinung des amerikanischen Generalstabschefs Mark Milley. Er hat gesagt, dass ein militärischer Sieg der Ukraine nicht zu erwarten sei und dass Verhandlungen der einzig mögliche Weg seien. Alles andere bedeutet den sinnlosen Verschleiß von Menschenleben.”

    Für die Ukraine, die so korrupt und von Oligarchen beherrscht sei wie Russland, sieht Vad sowieso keine Zukunft in der Nato. (Viele Wertewestler betrachten inzwischen allerdings den Nato-Beitritt immer selbstverständlicher als “verdienten Lohn” für die vermeintliche Verteidigung des Westens durch Kiew. Auch Selenski trommelt immer lauter dafür – vermutlich hat Boris Johnson ihm fürs Weiterkämpfen den Beitritt versprochen?)

    Sie blenden aus: Keine Nato-Mitgliedschaft für die Ukraine – “Seit dem Gipfel von Bukarest von 2008 ist klar, dass das die rote Linie der Russen ist”, d.h. ihre Sicherheitsgarantie, auf deren Herstellung umgekehrt in der Kuba-Krise 1962 auch ein Kennedy keinesfalls verzichten wollte und dies mit einer Atomkriegs-Androhung untermauerte.

    Vads Wunsch für 2023 sollten insbesondere deutsche Sofa-Bellizisten zuhören
    (“Keiner von denen, die 1914 mit großer Begeisterung in den Krieg gezogen sind, war hinterher noch der Meinung, dass das richtig war.”):

    “Es muss sich in Washington eine breitere Front für Frieden aufbauen. Und dieser sinnfreie Aktionismus in der deutschen Politik, der muss endlich ein Ende finden. Sonst wachen wir eines Morgens auf und sind mittendrin im Dritten Weltkrieg.”

    Nicht in Kiew (“Es ist doch lächerlich zu sagen, die Ukraine müsse das entscheiden”) – in Washington spielt nämlich die Musik und dort werden (wenn überhaupt) die relevanten Pläne gemacht. Die deutschen Zündler hingegen bedrängen den Kanzler und fordern “Führung”, meinen aber Gehorsam gegenüber ihren eigenen, unausgegorenen Plänen:

    “Will man mit den Lieferungen der Panzer Verhandlungsbereitschaft erreichen? Will man damit den Donbass oder die Krim zurückerobern? Oder will man Russland gar ganz besiegen? Es gibt keine realistische End-State-Definition. Und ohne ein politisch strategisches Gesamtkonzept sind Waffenlieferungen Militarismus pur.”

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