Das dümmste und das klügste Buch zum 50. Jahrestag der Ermordung John F. Kennedys wird heute in einer ausführlichen Rezension in “Neues Deutschland” gekürt. Über letzteres schweige ich mich aus verständlichen Gründen hier aus, ersteres ist zu Recht Bill O’Reillys “Killing Kennedy. Das Ende des amerikanischen Traums”. Der rechts-extreme Moderator O’Reilly, der von seinem Werk in den USA schon über 1 Million Exemplare losschlug, ist ein klassischer Vertreter der Verschwörungsdementierungs-Industrie, die nach fünf Jahrzehnten noch immer das Märchen des Einzelschützen Lee Harvey Oswald verkauft – und die in den nächstenTagen auf Hochtouren läuft. CBS zum Beispiel entblödet sich nicht, die Wiederauffrischung der Legende von der magischen Kugel, die JFK und Gouverneur Conally insgesamt sieben Wunden beibgebracht haben soll, als “Wissenschaft” anzupreisen. Die These vom Einzelschützen Oswald basiert auf dem Glauben an das physikalische Wunder dieser Zauberkugel und ist insofern zutiefst irrational, was die Vertreter dieses Glaubens dazu zwingt, sich selbst als höchst vernünftig, aufgeklärt und wissenschaftskonform zu gerieren – und ihre Kritiker lautstark und mit Schaum vor dem Mund als verrückte, paranoide Verschwörungsspinner abzukanzeln. In dem Buch von O’Reilly ist dieser Mechanismus ebenso gut zu beobachten wie in dem 1.600-Seiten Buch des renommierten Juristen Vicent Bugliosi (“Reclaiming History”), das von der Glaubensgemeinschaft der magischen Kugel als Standardwerk gepriesen wird. Mit einer offenen Diskussion über die Ungereimtheiten und offenen Fragen rund um diesen Mord hat das nichts zu tun – doch diese Bücher werden verfilmt und ihre irre Botschaft massenweise unter das Volk gebracht. Auch 50 Jahre nach dem Tod von JFK läuft “Brainwashington” auf allen Kanälen…
Ich finde es sehr interessant, dass wie bei anderen Großereignissen auch (vgl. 9/11, Mauerfall, Pearl Harbor) am Tag der Ermordung von JFK mal wieder wichtige Personen nicht auf ihrem Posten waren. Die meisten Regierungsmitglieder saßen im Flugzeug nach Japan und Verteidigungsminister McNamara erfuhr so nebenbei, dass sein Chef tot war:
http://hobrad.angelfire.com/tokyo.html
Das kann natürlich totaler Zufall sein. Klar ist aber auch, dass Entscheidungsträger, die nicht da sind, nichts entscheiden können, was einen ablaufenden Plan durcheinander bringen könnte.
Ich habe gerade eine interessante Webseite enteckt mit einer Historie zu den Prozentzahlen zu der Umfrage “Glauben Sie an die Einzeltäter-These im Mordfall Kennedy”:
Clear Majority Of Americans Still Believe JFK Murder Conspiracy
Most Consider Federal Government, CIA Top Suspects
Steve Watson
Infowars.com
Nov 15, 2013
http://www.infowars.com/clear-majority-of-americans-still-believe-jfk-murder-conspiracy/
Ich finde es seltsam, dass z.B. 1975 mehr als 80 Prozent der Amerikaner nicht mehr an die Einzeltätertheorie glaubten und es heute nur noch 61 Prozent sein sollen (eine Gallup-Umfrage mit 1039 willkürlich ausgewählten Erwachsenen aus den USA). Etwas merkwürdig an dieser Grafik ist auch, dass es bei den beiden Umfragen ca. 1992 und 1993 k(!)einen starken Anstieg bei den Befürwortern der Mehrfach-Täter-Theorie gab – im Gegenteil es gab sogar einen Anstieg der Anhänger der Einzeltätertheorie! 1991 kam der Oliver Stone Film “JFK” in die Kinos und führte dazu, dass der Kongress der USA einen neuen Untersuchungsausschuss einrichtete (“Assassination Records Review Board”), der letztendlich alle Zweifel bei der Ermordung Kennedys aufklären sollte.
Auch beim Amoklauf von Erfurt gab es von Anfang an eine Einzeltätertheorie. Dann schreib die ehemalige Leichtathletin einen Roman zu diesem Amoklauf (“Für heute reicht’s”, 2004) und kurze Zeit später richtete das thüringische Parlament einen Untersuchungsausschuss zu diesem Amoklauf ein, um ihn genauer(!) zu untersuchen.
Die vergessene Leichtathletin ist Ines Geipel.
Und hier ist noch eine Umfrage aus den USA aus dem Jahr 2009:
February 11, 2009, 10:29 PM
CBS Poll: JFK Conspiracy Lives
http://www.cbsnews.com/2100-215_162-23166.html
Frage: “Glauben Sie, dass es Oswald allein getan hat?”
Ergebnis: 10% Ja, 79% Nein
Die magische Kugel wurde doch längst erklärt: Kennedy und Connally sassen nicht direkt hintereinander. Dadurch passt es dann doch. Außerdem hat Kennedy erhöht gesessen.
Was für mich für eine Verschwörung spricht ist vor allem die Sache mit Oswald und Tippit. Das ist alles viel hanebücher.
Magische Kugel längst geklärt, aber sicher…
Die haben sich den Mumpitz nur ausgedacht, weil sie so blöd waren. Wer konnte denn damals ahnen, das die versetzt und auf verschiedenen Höhen gesessen haben? Ach, waren die Menschen früher doof.
In 50 Jahren wird auch die Explosion des WTC voll aufgeklärt sein: es waren Meteoriteneinschläge! Und der Locus bringts mit Bildchen auf der Titelseite.
@Marco
Das Wunder der “magischen Kugel” betraf nicht nur Gouverneur Connally, sondern auch Kennedy selber (aus dem Film “JFK”):
“Nachdem aber ein Schuss ganz offensichtlich das Ziel verpasst hatte, musste die Kommission nun eine alternative Erklärung anbieten:
Sie behauptete, die Kugel, die JFK in den Rücken getroffen habe, sei durch den Hals zur “Austritts”-wunde an seiner Kehle gewandert, dann in den Rücken von Gouverneur Connally eingetreten, habe dort seine rechte Rippe verletzt , dann sein rechtes Handgelenk um schließlich in seinem linken Oberschenkel zu enden, ein höchst unwahrscheinliches Szenario, das als “magische Kugel”-Theorie bekannt geworden ist.”
Zum Thema Augenzeugen:
Zum ersten Mal habe ich bei Wikipedia die Liste der Leute gesehen, die außer Zapruder auch Fotos und Filme gemacht hatten:
F. Mark Bell, Charles Bronson (not the actor of the same name), Malcolm Couch, Elsie Dorman, Robert J. E. Hughes, John Martin, Charles Mentesana, Marie Muchmore, Orville Nix, Patsy Paschall, and Tina Towner, along with the “Babushka lady”, who was never identified, though Beverly Oliver, a former dancer with connections to Jack Ruby, later claimed to have been the woman.
http://en.wikipedia.org/wiki/Zapruder_film
Jetzt beim Lesen musste ich stutzen als ich den Namen Patsy Paschall las. Der Name Patsy bedeutet Sündenbock und er ist gleichzeitig der Ausdruck den Oswald für sich selber benutzte während er von der Polizei abgeführt wurde und Fragen von Journalisten beantwortete.
Was ist mit den Namen Charles Bronson, Malcolm Couch, Marie Muchmore, Orville Nix oder Tina Towner (klingt fast wie Tina Turner)?
Mir kommt es fast so vor als hätte sich da jemand einen Scherz erlaubt. Waren das die echten Namen oder wurden hier Fantasie-Namen verwendet, um die Zeugen zu schützen? Oder war das wirklich Zufall?
Auch die Namen F. Mark Bell oder Robert J. E. Hughes könnte man noch dazuzählen: Beide Namen kann man mit Hubschraubern in Verbindung bringen, Bell zudem mit einer großen (damaligen?) Telekommunikationsfirma in den USA.
… wer hat ein Interesse am Tod Kennedys ???
In deinem Buch machst du den MIK aus … i.O. – aber wieso erwähnst du nicht auch das Motiv der FED-Gangster, denen Kennedy ihr betrügerisches Handwerk – sprich wertloses Fiatmoney zu produzieren und damit die ganze Welt zu versklaven – legen wollte?
Kennedy hat eigene Staatsdollar drucken lassen … und sein Nachfolger hat diese Anordnung sofort zurücknehmen lassen.
Wieso gehst du darauf nicht ein ?
Jemand, der 9/11 als staatsterrorist. Akt ansieht,wieso scheut der sich, dieses Motiv wenigstens zu erwähnen ?
Schaut Euch mal die Seite von McAdams an. Viele Sachen sind nicht so, wie sie in den Büchern alle stehen. Zum Beispiel die 3 Landstreicher. Deren Namen sind bekannt!
Zur magischen Kugel (aus dem Wiki-Eintrag):
Neue Darstellungen kommen ohne die Theorie einer abgelenkten Kugel aus. Es wurden verschiedene Korrekturen an der Theorie vorgenommen:
Man war davon ausgegangen, dass Connally und Kennedy auf der gleichen Höhe saßen. Doch Connally saß auf einer ausklappbaren Sitzfläche, die sich ca. 5 cm tiefer befand als der Sitz des Präsidenten.
Auch war man der Ansicht, dass Connally genau vor Kennedy saß. Doch der Notsitz, auf dem Connally saß, befand sich ca. 10 cm von der Autotür entfernt.
Zusätzlich sei zu beachten, dass sich Connally genau in diesem Moment, in dem der Schuss fiel, nach rechts hinten gedreht hatte.
So ergibt sich, wenn man alle Verletzungen betrachtet, eine gerade Linie durch die Verletzungen und bis zum Abschussfenster im sechsten Stock. Kleinere Abweichungen sind durch die damalige Rekonstruktion durchaus möglich, diese jedoch werden durch die Möglichkeit kleiner Umlenkungen des Schusses wieder abgedeckt.
Bei dieser Zeichnung wurde jedoch offenbar nicht berücksichtigt, dass Connally deutlich größer war als Kennedy, dass Connally untersetzter (also breiter) war als der schlanke Kennedy, der sich zudem nicht körpernah an die Autotür gesetzt hatte, und dass die Schussbahnen und damit der Ausgangspunkt nicht deckungsgleich sind, so dass diese Reproduktion der Sitzordnung fragwürdig ist. Außerdem liefert sie keine Erklärung für die Unversehrheit der Kugel.
Es gibt viele andere Sachen als die Sache mit den Kugeln. Ich glaube auch an eine Verschwörung, aber diverse Sachen sind quatsch.
Marco, denk einfach mal logisch. Der Schwerpunkt liegt auf “denken”. Wer nicht denkt, dem kann man auch erzählen, Kennedy wurde mit einer Bratwurst erschlagen.
Naja, die kritischen Geister unter den Nichtdenkern werden dennoch an eine “Verschwörung” glauben.
Obwohl das mit der Bratwurst natürlich stimmt!
Ich denke nach und komme zum Schluss: Das was 40 Jahre zur magischen Kugel geschrieben wurde ist falsch. Es kann durchaus zu den Verletzungen gekommen sein (siehe Wiki). Die magische Kugel an sich geht natürlich nicht. Diese Theorie ist Humbug – das meinte ich aber auch nicht. Die Theorie an sich wurde ja inzwischen geändert.
Leider wiederholt Herr Broeckers diverse Sachen, die schon geklärt sind. Viele Sachen sind aber sehr interessant: z.B. Tippit oder dass Oswald 90 Sekunden nach den Schüssen unten eine Cola ausgeruht trinkt….
Bin schon seit dem Film JFK sehr im Thema drin und habe dazu 20 Bücher gelesen. Habe dazu auch ne Webseite veröffentlicht.
@Marco
Die Kugel, die den Rücken traf, trat nicht in den Nacken ein, sondern deutlich tiefer:
http://jfkhistory.com/jfkcoat.png
Diese hatte nur eine geringe Tiefe:
“10.04.1967
DIE WUNDE WAR KAUM FINGERTIEF
Widersprüche in den Obduktionsberichten
…
Die FBI-Berichte teilen jedoch — so Epstein — “diametral entgegengesetzte Ergebnisse der Obduktion mit”. In seinem Buch “Inquest”* zitierte der junge Wissenschaftler (Anm. von mir: der Diplompolitologe Edward Jay Epstein, 32) aus den blauen FBI-Büchern: “Die ärztliche Untersuchung der Leiche des Präsidenten ergab, daß eines der Geschosse direkt unter seiner Schulter … eindrang, daß es keine Ausschußstelle gab und daß sich das Geschoß nicht in der Leiche befand.”
Und: “Die ärztliche Untersuchung der Leiche des Präsidenten ergab, daß das Geschoß, das in seinen Rücken einschlug, weniger als eine Fingerlänge tief eingedrungen war.”
* Deutsch: “Im Kreuzverhör”. S. Fischer Verlag. Frankfurt: 240 Seiten: 12,80 Mark.”
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46461409.html
Damit gehört die Wunde vorne am Hals zu einer zweiten Kugel und die dritte Kugel wäre dann die, die Kennedys Kopf zum großen Teil zerstörte. Welche Kugel traf dann Connally, wenn Oswald nur drei Schüsse abgegeben hat? Und von wem stammt die Kugel, bzw. die abgesprengten Bordsteinsplitter, die den unbeteiligten Passanten James Tague trafen?
Mit Bild stehend an der Stelle an der er am 23.11.1963 stand:
James T. Tague: Wounded bystander now a JFK researcher
http://www.timesdispatch.com/jfk/people/james-t-tague-wounded-bystander-now-a-jfk-researcher/article_867ee47a-21a1-5c8d-8439-2ecbbbdb3bf3.html
Beim Auruf dieser Seite erschien eine extra Seite, auf der ich gefragt wurde, ob ich (von Google aus) weitergeleitet werden will – das habe ich bei Internet-Recherchen so noch nie erlebt.
James Tague ist übrigens überhaupt nicht erwünscht bei den 50-Jahr-Erinnerungs”feiern” in Dallas (Dallas!? J.R.Ewing!?):
Weirdness in Dallas: JFK shooting victim not welcome at 50th anniversary ceremony
http://jfkfacts.org/assassination/upcoming/weirdness-in-dallas-jfk-shooting-victim-not-welcome-at-50th-anniversary-ceremony/
Die fehlenden Schmauchspuren an Oswalds Händen und Wange wurden im Warren-Report überhaupt nicht erwähnt. Wahrscheinlich hatte der Verwalter der Asservaten während der Untersuchungen der Warren-Kommission eine längere Grippe-Phase zu überstehen.
Und der Hinweis von Herrn Bröckers auf die von Blut und Gehirnteilen verschmutzten Windschutzscheiben der beiden Motorrad-Polizisten hinter der Limousine von Kennedy erübrigt aber letztlich alle Diskussionen um den Sündenbock Lee Harvey Oswald.
Hier noch der Link zu den Original-Berichten der Warren-Kommission:
http://www.archives.gov/research/jfk/warren-commission-report/
In der Zeugenliste ( http://www.archives.gov/research/jfk/warren-commission-report/appendix5.html ) tauchen weder die Namen Muchmore, Nix, Bronson noch Patsy Paschall auf (Foto- bzw. Filmmacher an dem Tag der Ermordung).
Ist doch alles klar, was du schreibst. Mir geht es nur darum, dass die magische Kugel schon lange nicht mehr so angenommen wird, wie hier alle schreiben!
Und: Guck mal auf den Seiten von Mcadams nach. Dort wirst du viele Sachen finden, die diverse Verschwörungspunkte locker widerlegen.
Trotzdem glaube ich an eine Verschwörung.
Mensch Marco, du kriegst es nicht auf die Reihe. Überleg dir doch mal, in welcher Erklärungsnot man sein muss, um öffentlich in einem solchen Fall, auf solcher Bühne solchen Quatsch wie den der magischen Kugel zu erzählen. Und überleg dir vor allem das “warum”? Wie kommt man dazu? Wenn doch die “Lösung” so einfach ist.
Auf besagte Lösung kam man aber erst sehr viel später. Und das hatte gewiss nichts mit “neuen” Erkenntnissen zu tun, sondern war eine zwangsläufige Entwicklung. Mit zunehmendem Abstand zum Ereignis betrachten Menschen eine Sache weniger emotional und schon passiert es: eine “magische Kugel” wird plötzlich völlig unhaltbar! Wer soll den Blödsinn noch glauben?
Plötzlich steht also das gesamte Gebilde auf der Kippe. Ohne magische Kugel bricht alles zusammen! Es muss also ganz schnell eine neue Erklärung her. Und siehe da, es ist ganz einfach: “saßen leicht versetzt, auf verschiedenen Höhen, hat sich bewegt etc. pp….”
Und wäre daran auch nur irgendetwas wahr, so hätte es niemals einen Schwachsinn wie die “magische Kugel” gegeben. Wozu denn auch?
Vor lauter Mordkomplottgeschichten wird vergessen, dass Kennedys Senkung des Spitzensteuersatzes die Vorlage der Steuerpolitik Reagans und Thatchers war
http://http://alternativlos.tk/2013/11/john-f-kennedy-groesster-steuersenker-aller-zeiten/